Kossi,
ich stimme Dir zu, dass abgehärtete Pflanzen bestimmte unwirtliche Bedingungen besser vertragen als nicht abgehärtete. Damit meine ich, dass es für Clivia miniata Hybriden, die schattiert im Haus gehalten werden, ungünstig ist, wenn man sie sofort in die Sonne stellt. Bei mir haben schon einige Tage Sonne von 7.00 Uhr bis 8.00 Uhr morgens ausgereicht, Sonnenbrandschäden auf den Blättern zu erzeugen.
Mein Nachbar hat es mit einer nicht abgehärteten Klivie vorgemacht, er hat nämlich sein stattliches Exemplar Clivia x cyrtantiflora (ich vermute, dass es eine ist; ich habe nur noch verwelkte Blütenreste gesehen) am 20. April 2014 vom schattigen Teil seines Gewächshauses sofort auf die Terrasse in die Sonne gestellt, weil er nicht daran gedacht hat, das dieses die einzige Pflanze in seinem Gewächshaus war, die in den Schatten gehört. Nur ein einziger Tag hat ausgereicht, um fast alle Blätter extrem stark zu schädigen, wie man
hier auf dem Foto sehen kann. Auf dem Foto sieht die Pflanze noch relativ gut aus. Nach ca. 14 Tagen sahen die Sonnenschäden wie braunes Packpapier aus.
Vielleicht ist es von mir eine irrige Annahme. Bis jetzt hat sich noch keine Pflanze beschwert.
In vielen Fällen wäre es günstiger, wenn Pflanzen nicht so stumm leiden würden, sondern wie junge Vögel oder Säugetiere heftig protestierten, falls ihnen die zugewiesenen Bedingungen nicht behagten. Ich habe häufig den Eindruck, dass einige Klivienbesitzer gar nicht erkennen, wenn ihre Pflanzen beginnende oder sogar einen ausgeprägte Schäden durch die Sonne oder andere Bedingungen haben.
Gerade die Clivia ist ja eine sehr anpassungsfähige Pflanze. Der Habitus richtet sich nach den örtlichen Gegebenheiten. Ein gutes Beispiel ist die C.nobilis die in der Provinz Eastern Cape vorkommt. Man findet sie in den Dünen in der Dünenvegetation. Auf diesem Standort haben sie sehr lange Blätter und ein ausgedehntes Wurzelsystem.
Diese interessanten Anmerkungen von Dir möchte ich noch etwas ergänzen, weil hier ja ganz viele Klivien-Fans mitlesen, die sich erst in die Materie einarbeiten möchten. Bei den Begriffen „Dünen“ und „Dünenvegetation“ stellt man sich in unseren Breitengraden eine eher kärgliche Vegetation aus relativ niedrigen Gräsern und Stauden vor. Die Clivia nobilis mit den langen Blättern wächst jedoch in Dünengebieten unter einem hohen, geschlossenen Baumkronendach. Die Pflanzen mit den kürzeren Blättern und dem kleineren Wurzelsystem leben unter dem Baumkronendach von Bäumen, die nur 2 bis 3 m hoch sind. Die Pflanzen bekommen schon etwas Sonne, aber nicht so extrem wie man sich das bei unseren Dünen der Nord- und Ostsee vorstellt.
Es gibt ja inzwischen die kürzlich entdeckte C.mirabilis die in der Wüstenregion der Provinz Northern Cape (bis in Grenznähe zu Namibia) zu finden ist und sehr wenig Schatten findet und auch überlebt.
Die Clivia mirabilis wächst meistens unter immergrünen Bäumen. Manchmal findet man sie auch in der Sonne. Dann haben diese Exemplare Sonnen- und Trockenheitsschäden, wie der Südafrikaner Gideon auf seiner Homepage schreibt.
Sicherlich sind "Shima fu" und "Mandarin ducks" wesentlich empfindlicher gegen Sonnenbrand. Wir sprechen ja aber von unseren "Standardklivien".
Die „Standardklivien“ sind in der Regel Clivia miniata Hybriden. Die ursprüngliche Art Clivia miniata lebt auf dem Boden oder epiphytisch unter immergrünen Bäumen in humusreichem und durchlässigem Waldboden. Die über ca. 150 Jahre gezüchteten Hybriden, die wir hier in Deutschland bekommen, kann man fast nur durch Vergießen oder längere Frosteinwirkung zum Absterben bringen.
Die "Standardklivien" können selbst starke Vernachlässigung ertragen, wie zum Beispiel zu viel Sonneneinstrahlung, zu geringe Wassergaben über längere Zeit, kaum Dünger usw.. Sie werden überleben, aber nur vor sich hin vegetieren. Wenn man als Klivienbesitzer damit zufrieden ist, ist alles in Ordnung.
Möchte man aber möglichst jedes Jahr ein üppig blühendes Exemplar ohne Blattschäden haben, wird man auch bei dieser Pflanze um eine regelmäßig und gut durchgeführte Pflege nicht herumkommen, worauf sie sehr gut ansprechen. Schaut Euch doch einmal bei Bildern im Internet die Blätter bei den gezeigten Klivien an (Blattränder, die Spitzen und die Blattfläche).
Selbst, wenn man sich regelmäßig um die Pflanzen kümmert, können einem noch Pflegefehler unterlaufen, wie mir das jetzt passiert ist. Meine alte gelb blühende Klivie steht als einzige noch in einem feinen Kokossubstrat, mit dem ich nicht gut klar komme, andere Klivien-Fans können das ganz hervorragend.
Meine Pflanze befindet sich noch auf dem kalten Dachboden und sah im Herbst beim Einräumen tadellos aus. Mit Schrecken habe ich vor einigen Tagen gesehen, dass viele ältere Blätter gelbliche Blattspitzen haben. Ich vermute, dass die Pflanze einen Wurzelschaden hat. Ich werde demnächst einmal nachschauen.
Das Gute bei Klivien ist, dass man sich nicht jeden Tag um diese Pflanzen kümmern muss wie bei einigen anderen Zimmerpflanzen (z. B. bei einem Hibiskus bei sonnigem Wetter). Man kann selbst in der Wachstumsphase zwei oder drei Wochen verreisen, wenn man dafür sorgt, dass die Pflanzen nicht in der Sonne oder im starken Regen stehen.
Kossi,
wie lange hast Du schon Deine schöne gelb blühende Klivie? Könntest Du bitte einmal ein Bild von der gesamten Pflanze zeigen, so wie Du es bei Deiner alten Pflanze gemacht hast?
Viele Grüße
Elke