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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: martina 2 am 11. Oktober 2022, 21:43:10
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Die Frage stellt sich mir jedes Jahr, die einen sagen so, die anderen so. Ich habe einen Echten Lederer, der reichlich trägt und, gut gelagert, bis ins Frühjahr halten kann, und einen Gewölbe-Erdkeller, in dem ich Kartoffeln lagere. Die bleiben dort bis Mai, Juni frisch. Bisher hatte ich die Äpfel in einem anderen Raum gelagert (hell, trocken). Was spricht dagegen, beide zusammen im Keller zu lagern?
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Reife Äpfel und andere Früchte geben Ethylen an die Luft ab, das ist ein Phytohormon. Bei Kartoffeln bewirkt es, dass sie austreiben.
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Ich habe auch öfters gehört und/oder gelesen, soll man nicht machen. Wir haben nur einen Keller zum Lagern der anfallenden Mengen. Da sind jedes Jahr Kartoffeln drin. Und wenn es Äpfel, Birnen, Quitten gibt auch diese. Ebenso Rote Rüben, Sellerie, gelbe Rüben, Pastinaken usw. haben dort ihren Platz. Mir fehlt natürlich der Vergleich zur Einzellagerung aber ich persönlich hab noch keine Nachteile feststellen können. Austreiben tun die Kartoffeln immer irgendwann im Frühjahr/Sommer. Wir essen sie bis zur jeweils neuen Ernte.
Natürlich liegt nicht alles aufeinander, schon etwas separiert aber im gleichen Raum.
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Ich lagere auch seit Jahren Äpfel und Kartoffeln, sowie Zwiebeln und weiteres Obst und Gemüse zusammen in einem ungeheizten nordseitigen Raum. Hält sich alles problemlos bis weit ins Frühjahr und teilweise den Sommer. Die Äpfel und Birnen bleiben allerdings so lange wie möglich bis zu den stärkeren Frösten im Schuppen draußen. vielleicht haben sie dadurch bereits den größten Teil Ethylen "abgegast".
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Hm. Danke euch! Theoretisch spricht das Ethylen dagegen, praktisch eure Erfahrungen dafür. Im Schuppen sind Mäuse, das kommt nicht in Frage, aber ein nur auf Frostschutz geheizter, heller und trockener Raum. Dort haben die Lederer aber nicht so lange gehalten, wie sie angeblich sollten. Für die Kartoffeln ist der Keller optimal, manche Sorten essen wir meist auch bis zur neuen Ernte, aber ich weiß nicht, ob das auch für Äpfel die besten Vorraussetzungen sind. Meine Bäume tragen erst seit ein paar Jahren so viel, daß sich diese Frage stellt.
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Meine Äpfel lagern größtenteils draußen (Terrasse) in einer luftigen Kiste, von oben abgedeckt. Das geht gut bis zu den ersten stärkeren Frösten, die meistens im Januar auftreten.
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Auch die Äpfel lagern bei mir mit den Kartoffeln sehr gut, meist so lange wie in der Literatur angegeben, oft auch länger. Natürlich dann nicht mehr knackig frisch sondern meist mürbe. Für die Verarbeitung allemal gut.
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Das ist eine gute Nachricht, Monti, so werde ich es auch machen.
Apfelbäuerin, hast du denn kein professionelles Lager :o ;)
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Öh, gerade nochmal gegoogelt...
Also wenn die Äpfel bei den Karoffeln gut halten, sollte es für die Kartoffeln kein Problem geben, zumindest wegen des Ethylens der Äpfel. Im Gegenteil:
http://www.vsd-dethlingen.de/newsletter/Newsletter0807.pdf
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Reife Äpfel und andere Früchte geben Ethylen an die Luft ab, das ist ein Phytohormon. Bei Kartoffeln bewirkt es, dass sie austreiben.
Das Gegenteil ist der Fall. Ethylen wird tatsächlich zur Keimhemmung eingesetzt.
Ah, sorry. Steht ja schon obendrüber. :-X
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Apfelbäuerin, hast du denn kein professionelles Lager :o ;)
Nein :D, ich bin ja keine "richtige" Apfelbäuerin.
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Reife Äpfel und andere Früchte geben Ethylen an die Luft ab, das ist ein Phytohormon. Bei Kartoffeln bewirkt es, dass sie austreiben.
Das Gegenteil ist der Fall. Ethylen wird tatsächlich zur Keimhemmung eingesetzt.
Warum soll man dann zum Nachreifen von Tomaten einen Apfel dazulegen? Ist das Blödsinn?
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Das funktioniert.
Aus dem Link über Ethylen:
Seit langem bekannt ist
seine Wirkung zur Reifeförderung von
Früchten, die beispielsweise bei Bananen und
Tomaten intensiv genutzt wird. In deutlich
geringeren Konzentrationen bewirkt es aber
auch eine temporäre Keimhemmung von z. B.
Kartoffeln und Zwiebeln. Dabei unterdrückt es
die Zellstreckung und somit das Wachstum der
Keime.
Interessant. Man könnte also auch Zwiebeln zusammen mit Äpfeln lagern.
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Jetzt ist es mir klarer. Danke, Hyla.
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Warum soll man dann zum Nachreifen von Tomaten einen Apfel dazulegen? Ist das Blödsinn?
Das Keimen von Wurzelknollen und die Reifung von Früchten sind ganz unterschiedliche biologische Prozesse. Darum kann beides richtig sein, Keimhemmung und Reifungsbeschleunigung, und ist es meines Wissens nach auch.
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Ich habe auch mal Ontario-Äpfel draußen auf dem Balkon übern Winter vergessen und die waren im Frühjahr noch eßbar aber sehr schrumpelig. Daraus habe ich ein sehr leckeres Apfelmus gekocht.
Müssen die Äpfel bei leichtem Frost ins Lager?
Glaube nicht, daß es damals auf meinem Balkon den ganzen Winter frostfrei war.
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Bei nur leichtem Frost würde ich mir keine Sorgen machen. Durch die hohe Konzentration an Zuckermolekülen und anderen niedermolekularen Stoffen in den Zellen des Apfels wird der Gefrierpunkt gesenkt ("erniedrigt" sagt der Naturwissenschaftler). Das verhindert auch bei Temperaturen deutlich unter Null die Eisbildung in den Zellen und deren Platzen/Zerstörung.
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Stimmt.
Aber man sollte diese Gefrierpunktserniedrigung auch nicht überschätzen: Selbst eine Traubenzuckerlösung von 180 g/l gefriert bei knapp -2 °C. Und solche Zuckergehalte dürften die wenigsten Äpfel erreichen. Natürlich sind im Zellsaft noch andere Stoffe, vor allem Fruchtsäuren, gelöst, die den Gefrierpunkt erniedrigen, aber ich würde bei der genannten Temperatur etwa die Grenze setzen.
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Danke für die Erklärung. Dann muß das damals ein sehr warmer Winter gewesen sein.
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Auf dem Balkon in Kisten an die Hauswand gerückt und mit einer Decke überworfen hält Frost und austrocknende Luft durchaus eine Weile fern.
Der Effekt von Ethylen ist Dosisabhängig, wie im Link von Monti erklärt.
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So lagere ich die Äpfel auf dem Balkon in der Stadt, die Grenze hab ich bei -3°C gesetzt, und das ist immer gut gegangen.
Sehr interessante Vertiefung des Themas, danke euch nochmal :)
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Die Frostverträglichkeit ist auch stark sortenabhängig. Den Horneburger Pfannkuchenapfel haben wir früher bis ins Frühjahr im alten Stall gelagert. Dabei ist der immer mal wieder eingefroren und aufgetaut. Er war aber sehr gut mit Decken und Kartonagen isoliert. Wenn die Temperaturänderung nur sehr langsam erfolgt kommt es zu wenig Eiskristallbildung und Zellschäden während des Frierens/Auftauens. Dennoch vertragen das andere Sorten wie z.B. Boskop oder Odenwälder nicht in dem Maß.
Extrem robust ist dagegen der Rheinische Bohnapfel, da stand auch mal eine Schubkarre mit Fallobst vom Nachbarn den ganzen Winter völlig ungeschützt im kalten Schafstall und hatte bis ins Frühjahr keine Frostschäden.