garten-pur

Pflanzenwelt => Gemüsebeet => Thema gestartet von: Pjoter am 23. April 2013, 14:14:15

Titel: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Pjoter am 23. April 2013, 14:14:15
Aus aktuellem Anlass, eine Erinnerung an die noch bestehende Möglichkeit
der drohenden Sortenvernichtung bei vielen Nutzpflanzen entgegenzuwirken:

http://mamforever.wordpress.com/2013/02/21/unterschreiben-aktiv-werden-saatgutrecht-saatgutpolitik-arche-noah-at/

Gruß
Pjoter
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Jayfox am 23. April 2013, 14:17:07
Ja. ::)

Siehe z.B. auch hier:
"EU will uniformes Saatgut "

http://orf.at/stories/2177429/2177431/

"„Wir haben etwa 6.500 Sorten in der Genbank, davon sind wohl 5.000 bis 6.000 nicht zugelassen“, sagte Iga Niznik, bei Arche Noah für Saatgutpolitik zuständig"

Oder hier:
http://forum.garten-pur.de/index.php?board=58;action=display;threadid=48661;start=0

Und hier:
http://forum.garten-pur.de/Quer-durch-den-Garten-35/EuGH-hebt-Verbot-alter-Saatgut-45926_0A.htm

Und hier:
http://forum.garten-pur.de/Gemuesebeet--20/Sortenschutz-_-Patent-auf-Gemue-7897_0A.htm

Mit etwas Suchen findet man noch weitere Beiträge.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Lem am 23. April 2013, 15:30:10
Das ist eine derartige Schweinerei, dass sich noch viel mehr Threads rechtfertigten!
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Orchidee am 23. April 2013, 16:42:18
Das ganze ist doch eine Schweinerei. Da wollen sich nur wieder ein paar goldene Nasen verdienen.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: zwerggarten am 24. April 2013, 07:15:52
eu will konsumierbare pflanzen monopolisieren
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Tapete am 24. April 2013, 23:27:16
Schöne Neue Welt. Roman geschrieben 1932 von Aldous Huxley.

Geht ja mit großen Schritten voran die EU-Diktatur.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Staudo am 24. April 2013, 23:29:50
 ::)
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: zwerggarten am 25. April 2013, 06:50:01
das problem besteht darin, mehr als überschriften zu lesen und stattdessen ein thema möglichst umfassend und ganz geistig zu durchdringen - oder wenigstens so tief und in wesentlichen aspekten, dass eine begründete meinung überhaupt möglich ist. allein panische oder grelle schlagzeilen zur meinungsbildung zu nutzen, führt zu unzulässigen verkürzungen und verzerrten realitäten.

wer kennt den entwurfsstand der eu-saatgutverordnung wirklich und kann realistisch abschätzen, welche absichten die zuständigen bearbeitenden (und letztlich die beschlussfassenden) verfolgen?
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: sarastro am 25. April 2013, 06:52:23
Schöne Neue Welt. Roman geschrieben 1932 von Aldous Huxley.

Geht ja mit großen Schritten voran die EU-Diktatur.

Nein, dies würde ich nicht so bezeichnen. Aber einen Kniefall einiger Schlappschwanz-Politiker vor den Lobbyisten.

Ich glaube kaum, dass dies durchgeht. Zertifizierung vielleicht, aber Anbauverbot von Lokalsorten? Niemals. Schon aus Gründen einer in ferner Zukunft bevorstehenden Dezantralisierung der Landwirtschaft müssen wir an den bewährten Lokalsorten festhalten. Weil dieser Wahnsinn, der sich industrielle Landwirtschaft nennt, keine Zukunft hat. Ich empfehle jedem das Buch hierzu: "Friss oder stirb".

Der nächste Schritt wäre dann logischerweise eine Zertifizierung und Patentierung sämtlicher Zierpflanzen, was einen kleinen Gärtner in die Abhängigkeit von Jungpflanzenfirmen treibt, die wiederum Konzernen angehören. Vielfalt und Individualismus ade!
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Staudo am 25. April 2013, 07:43:13
Für eine Zertifizierung von in großem Maßstab angebauten Gemüsearten gibt es durchaus auch fachliche Gründe, bei Zierpflanzen und dem ganzen Liebhabersortiment wäre das wirtschaftlich selbst für die Großen der Branche vollkommen uninteressant. Das wird also kaum kommen.

Die Landwirtschaft wird auf absehbare Zeit nicht mehr dezentralisiert werden. Großbetriebe ab 1000 Hektar arbeiten einfach viel effizienter. Den mit EU-Geldern am Leben gehaltenen Kleinbauern gehört die Zukunft jedenfalls nicht. Hoffentlich halten sich wenigstens ein Teil der gärtnerischen Familienbetriebe. ;)
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: partisanengärtner am 25. April 2013, 08:27:45
Die arbeiten viel effizienter in Bezug auf eingesetztes Kapital/Arbeitszeit. Aber die Erträge sind bei Kleinbauern oft deutlich höher, wenn man die ganze Ernte betrachtet. Siehe Maisanbau in USA und kleinbäuerlicher Anbau in Mexiko. Da ist eine Mehrfachernte von gleichzeitig Bohnen Mais und Kürbis und Obst im Kleinanbau möglich.

Das ist aber nur mit viel Handarbeit zu leisten.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Ayamo am 25. April 2013, 10:32:21
Das ist aber nur mit viel Handarbeit zu leisten.

Und daher wird diese Form der Landwirtschaft in jedem Land, wo die Bevölkerung der Armut entrinnt, fast verschwinden.
Zum Vergleich Venezuela: Dort liegt die Hälfte des Ackerlandes brach, weil Chavez´ Sozialhilfe aus Öleinnahmen einfacher zu erreichen war als das Einkommen auf dem Land. Mexiko bietet eine nur vergleichsweise niedrige Sozialhilfe (reicht nicht für die Miete dort einer Wohnung, die hier Substandard wäre). Was ist das Ergebnis? Man arbeitet, und zwar auch in der Landwirtschaft. Aber nicht aus Begeisterung für die Sortenvielfalt.

Abgesehen davon hat Mexiko in Teilen ein Klima, das 2 Ernten im Jahr ermöglicht. Nicht unbedingt mit Europa zu vergleichen.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Gartenplaner am 25. April 2013, 11:41:28
Bristlecone hat an anderer Stelle dieses Szenarien-Papier gepostet.
Soweit ich es verstanden habe wird darin erst mal die bestehende Situation diskutiert - dass manche Mitgliedsstaaten die Kosten der Kontrolle und Zertifizierung komplett an die Saatgutindustrie übertragen, andere nicht oder nur teilweise, wodurch Wettbewerbsnachteile entstehen, dass die Kriterien der Saatgut-Zulassung von nur "hochproduktiv" mehr in Richtung "nachhaltig" im Sinne von anpassungsfähiger an sich verändernde Bedingungen entwickelt werden sollten z. B. - und daraus überlegt, was man wie verändern sollte/müsste/könnte.

So wurden 5 Szenarien entwickelt, in den meisten geht es darum, die Kosten und den bürokratischen Aufwand von der EU/den Mitgliedsstaaten auf die Produzenten umzulegen, so dass die Industrie die Nachweise gegenüber den Behörden liefern muss und nicht mehr die Behörden selber testen und evaluieren.

Ab Seite 27 werden die einzelnen Szenarien mit ihren möglichen Auswirkungen tabellarisch verglichen.
Einzelne Szenarien haben natürlich wirklich negative Auswirkungen auf "Nischenprodukte" wie alte Saatgutsorten - allerdings im Widerspruch zum grundsätzlichen Bestreben, die Zertifizierung mehr auf Nachhaltigkeit auszurichten.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Tapete am 25. April 2013, 22:55:05
Doch! EU-Diktatur:

Die EU will, so steht es heute in der Zeitung, dass das Wasser (nun auch) in Deutschland privatisiert wird. Gärtner, ihr dürft dann tiefer in die Tasche greifen, Beispiel Frankreich. Vielleicht wird auch noch verboten, eigene Brunnen zu bohren, ohne bürokratischen Aufwand.
Es wäre dann möglich, dass die Reichsten der Reichen über den Aktienmarkt die Preise kontrollieren, um sich noch mehr zu bereichern.

In Neuseeland muss man für jedes pupsende Schaf eine CO2-Steuer bezahlen. Es kriegt aber keiner eine Steuerrückzahlung für einen selbst gepflanzten Baum, der CO2 "einatmet".

Das ist jetzt nicht die EU, aber dahin führt der Weg.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: oile am 25. April 2013, 23:03:32
Doch! EU-Diktatur:

Du hast keine Ahnung, was eine Diktatur ist.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Darena am 25. April 2013, 23:39:04
leichtes OT
die Problematik mit der geplanten Wasser-Privatisierung ist in Ö etwas anders gelagert:
Nestle ist schon lange drauf aus, das Recht am österreichischen Wasser aufzukaufen. geschähe das, würden die Leitungen nicht mehr so gewartet wie bisher, folglich wäre das Leitungswasser in Zukunft kein Trink- sondern nur noch Brauchwasser. Trinkwasser müßten wir dann in Flaschen kaufen. von Nestle. (weiß ich von jemandem, der jahrzehntelang in der Wasserwirtschaft tätig war)
ich hoffe mal, daß die verantwortlichen Politiker nicht wirklich so blöd (oder geldgeil) sind, ein lebenswichtiges Allgemeingut zu verschachern und somit die Bürger/Wähler ans Messer zu liefern ::)
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: zwerggarten am 25. April 2013, 23:45:29
... Vielleicht wird auch noch verboten, eigene Brunnen zu bohren ...

ahnungsloses, glückseeliges mannheim! das ist hier und da längst verboten.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Tapete am 27. April 2013, 16:52:27
Ich versuche gerade an den Fingern einer Hand abzuzählen, was hierzulande nicht verboten ist.

Übrigens habe ich letztes Jahr in Irinas Tomaten-Shop Tomatensamen bestellt.

Bei der Bestellung wurde ich darauf hingewiesen, dass ich diese sich daraus entwickelnden Früchte nicht zu Genusszwecken verwenden darf. Die Pflanzen dürften nur als Zierpflanzen oder Sammlerobjekte verwendet werden, wegen dieser EU-Verordnung.

Ich habe mich natürlich daran gehalten.
Die vielfarbigen Früchte waren eine Augenweide und jeder hat sie bewundert.

Vielleicht will sich Irina dazu äußern?

HIER der link zum Shop, ganz nach unten skrollen und das Kleingedruckte lesen.



Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Jayfox am 27. April 2013, 16:56:14
Bei der Bestellung wurde ich darauf hingewiesen, dass ich diese sich daraus entwickelnden Früchte nicht zu Genusszwecken verwenden darf. Die Pflanzen dürften nur als Zierpflanzen oder Sammlerobjekte verwendet werden, wegen dieser EU-Verordnung.

Das steht an jedem Blumentopf mit Kräuter- und Gewürzpflanzen, den man im Blumenladen oder auf dem Markt kauft.
So what?
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Staudo am 27. April 2013, 17:22:18
Verkaufe ich Lebensmittel, habe ich mich an das Lebensmittelrecht zu halten und alle Auflagen, Kontrollen etc. zu erfüllen. Ein Hinweis, dass die Pflanze nicht zum Verzehr geeignet sei, erspart mir möglichen Ärger (und ist manchmal auch vorauseilender Gehorsam).

Den Hinweis im Tomatenshop halte ich für unnötig.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Tapete am 27. April 2013, 18:02:29


Das steht an jedem Blumentopf mit Kräuter- und Gewürzpflanzen, den man im Blumenladen oder auf dem Markt kauft.
So what?

Es ist doch rein theoretisch denkbar, dass ein gewisser Gewöhnungseffekt auf die Zettelchen am Blumentopf eintritt.
So what?
Dann erfolgt eine Verschärfung der Auflagen.
In langsamen Schritten.

Wie ich Blauäugige gerade von Zwerggarten erfahren habe, sind teilweise Brunnenbohrungen in meiner Wohngegend verboten worden. Wasser ist aber Menschengut und nicht der Besitz von einigen wenigen.

Sowie Pflanzen eben auch.



Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: marygold am 27. April 2013, 18:04:45
Eben weil Wasser Allgemeingut ist, sind Brunnenbohrungen nicht überall und nicht ohne Genehmigung erlaubt. Das Abpumpen aus Bächen und anderen Gewässern auch nicht.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Zwiebeltom am 27. April 2013, 18:05:15
Vielleicht hat gerade die Tatsache, dass Wasser Menschengut ist, dafür gesorgt, dass nicht jeder unkontrolliert Brunnen bohren und damit Grundwasser abzapfen soll? Ein vorhandener Brunnen erhöht im Übrigen auch das Risiko, das Grundwasser zu verschmutzen, da der Zugang durch den Brunnen direkt gegeben ist.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Tapete am 27. April 2013, 18:16:56
Ein Hinweis, dass die Pflanze nicht zum Verzehr geeignet sei, erspart mir möglichen Ärger (und ist manchmal auch vorauseilender Gehorsam).

Hm, es handelt sich hier aber um zum Verzehr sehr wohl geeignete Pflanzen. Tomaten sind dazu noch total gesund.
Das weiß doch jeder, warum sollte es da Ärger geben?
Das Ganze geht halt in eine Richtug, die mir garnicht gefällt.
 

Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Tapete am 27. April 2013, 18:20:29
Eben weil Wasser Allgemeingut ist, sind Brunnenbohrungen nicht überall und nicht ohne Genehmigung erlaubt. Das Abpumpen aus Bächen und anderen Gewässern auch nicht.

Es gibt genug Wasser auf der ganzen Welt. Es gibt mehr Wasser als Land. Schwimmbäder, (aktuell hier unseres), werden nicht geschlossen wegen Wassermangel, sondern weil den Kommunen das Geld ausgeht.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Zwiebeltom am 27. April 2013, 18:22:40
Das glaubst du aber nicht wirklich, oder? Was hat denn ein geschlossenes Schwimmbad mit der Wasserversorgung zu tun?

Der Mangel an (sauberem) Wasser wird in weiten Teilen der Welt wesentlich schneller für Probleme sorgen, als zur Neige gehende Rohstoffe wie Erdöl.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Staudo am 27. April 2013, 18:24:38
Hm, es handelt sich hier aber um zum Verzehr sehr wohl geeignete Pflanzen. Tomaten sind dazu noch total gesund.

Die Anforderungen an Gemüse sind deutlich strenger als die an Zierpflanzen, was durchaus nachvollziehbar ist. Insofern spielt es schon eine Rolle, ob ich einen Thymian als Gewürzkraut oder Steingartenpflanze verkaufe.
Ich schrieb es oben schon, die Warnung im Tomatenshop kann ich nicht recht verstehen.
Titel: Re: Vernichtung von Kulturgütern durch EU-Saatgutrecht?
Beitrag von: Tapete am 27. April 2013, 18:31:46
Apropo Verunreinigung:
In anderen Ländern wird soviel Chlor ins Wasser geschüttet, dass man es pur nicht mehr geniessen kann.
Ob das an zu häufigen Brunnenbohrungen liegt?
 
Ich denke aktuell an meinen letzten Schottland Urlaub.
Übrigens wurden dort vor langer Zeit das Wasser privatisiert mit dem Versprechen, alle Leitungen zu modernisieren. Beim Versprechen ist es geblieben.