Wäre mein Standort exakt in der Linie Mond-Sonne, sähe ich eine exakte totale Sonnenfinsternis mit einem gleichmäßigen hellen Rand.
Fast richtig, kleine Komplikation: Wenn der Mond genau zwischen dir und der Sonne steht, siehst du eine zentrale Finsternis.
Ob die total ist, hängt davon ab, ob der Mond auch groß genug ist: Er muss der Erde nahe genug sein, um die Sonne ganz zu bedecken. Das schafft er nicht immer, und wenn er zu weit weg ist, reicht es nur für eine ringförmige Sonnenfinsternis.
Jedenfalls: Dieses Mal hättest du für eine zentrale SoFi nördlich der Erde im All schweben müssen. Bei einer totalen SoFi würdest du dann die Sonnenkorona sehen. Ein Ereignis, dass man nie mehr vergisst. Fotografisch übrigens sehr schwer bis gar nicht so zu erfassen, wie es das bloße Auge kann.
Dieses Bild kommt der Sache aber recht nahe.
Stehe ich weiter 'unten', aber nicht seitlich versetzt, sähe ich eine partielle SF mit Sonnensichel unten.
Richtig. Je weiter "unten" (besser gesagt: südlich), umso größer war die verbleibende Sonnensichel. Zu weit südlich schaute man am Mondschatten vorbei und sah gar keine Finsternis mehr.
Stehe ich zusätzlich nach 'links' versetzt, liegt die Sichel schräg links unten.
Richtig?
Wenn du in Richtung Sonne schaust, ja - dann "links". Was in dem Fall gleichbedeutend mit "östlich" ist.
Nehmen wir lieber östlich und westlich (auf der Erdoberfläche), das ist eindeutig.
Die Sonne geht bekanntlich im Osten auf. Daher:
Stehe ich zu weit östlich, ist die Sonne schon wieder untergegangen, bevor die Finsternis beginnt.
Stehe ich zu weit westlich, ist die Finsternis schon vorbei, bevor die Sonne überhaupt aufgegangen ist.
Andererseits: Der Mondschatten kam von Westen (von "rechts", wenn ich zur Sonne schaue). Das ist übrigens bei totalen SoFi leichter nachzuvollziehen - dort streicht der Kernschatten von Westen kommend über die Erdoberfläche. Bei der SoFi 1999 z. B. kam er von England über Frankreich nach Deutschland und zog dann weiter gen Osten.
Das heißt, dass bei Orten, die denselben Bedeckungsgrad erreichen, die Finsternis am weiter westlich gelegenenen Ort weiter vorangeschritten ist als an dem weiter östlich gelegenen.
Siehe diese beiden Grafiken für Köln und Wien für den Zeitpunkt der maximalen Bedeckung (beide Orte erreichen ziemlich genau denselben Bedeckungsgrad, aber in Wien erst ein paar Minuten später als in Köln).
2011-01-04_Wien.jpg
2011-01-04_Koeln.jpgUnd zum Vergleich Wien um 9:22, also zu dem Zeitpunkt, an dem in Köln das Maximum erreicht ist.
Wien 9:22(Screenshots von Berechnungen und Darstellungen des Programms "Skyplot Pro, Version 2.66j, von F. Thielen. Siehe
www.skyplot.de)