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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: Gänselieschen am 04. Juli 2019, 09:43:16

Titel: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Gänselieschen am 04. Juli 2019, 09:43:16
Wie schneidet ihr eure Sauerkirschen.

Ich habe es nie wirklich regelmäßig gemacht und die Kirschen haben auch nie richtig getragen. Sehr häufig bekam die eine Sorte gelbe Blätter und war schon im August fast kahl....

In diesem Jahr war das alles anders - die Kirschen haben getragen - alle drei Bäume. Den besten Baum haben wir gleich bei der Ernte beschnitten - also die tragenden Äste und Zweige runtergesetzt.

Es gab fast 8 kg Kirschen und der Bauch ist schön runtergesetzt und wird hoffentlich auch wieder gut nachlegen.

Ich bin nicht sicher, aber ich denke, dass ich schon im letzten Jahr angefangen hatte, einiges abzuschneiden, aber nicht so radikal - das würde ggf. erklären, warum der Baum jetzt getragen hat. Leider hatte ich es nicht mehr auf dem Schirm, dass Sauerkirschen jährlich geschnitten werden sollten und am einjährigen Holz am besten fruchten.

Der 2. Baum ist eine uralte Schattenmorelle, viel Monilia, den lasse ich einfach wachsen. Der Aufwand wäre zu hoch.
Der 3. Baum ist eine Ungarische Traubige. Der hatte sehr kleine Kirschen und schießt jetzt unheimlich in die Länge....Den werde ich wohl auch schon runtersetzen. Oben haben alles die Vögel gefressen...

Ich stelle die Tage noch ein Foto ein. Mich würden auch Fotos nach der Ernte von euch interessieren.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Gänselieschen am 04. Juli 2019, 11:56:23
Das wundert mich jetzt aber - gibt es ein Thema für diesen Sommerschnitt bei der Sauerkirsche, wo es rangehängt werden kann - ich habe nichts gefunden ???
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: durone am 04. Juli 2019, 16:40:19
Ich schneide die Schattenmorelle jedes Jahr, sie braucht kräftigen Rückschnitt. Ich lichte sie so aus, dass sie luftig-löchrig ist und bis auf ein Jahr mit viel Bakterienbrand ist sie ziemlich gesund.
Stark hängende Äste kommen weg, ebenso die verkahlten. Ich versuche, ausgehend von den Leitästen neue Äste heranzuziehen. Oben nehm ich hin und wieder einen etwas  stärkeren Ast raus und lass dafür den einen oder anderen jüngeren Ast stehen. Wasserschosse kommen natürlich weg und was zu hoch oder zu breit wächst ebenfalls.
So hält der Baum seit Jahren seine Größe. Dieses Jahr trägt er allerdings kaum, davor aber immer regelmäßig.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 04. Juli 2019, 16:49:56
Ich habe meine auch jedes Jahr geschnitten. Da viele einjährige Triebe erwünscht sind, ist für mich der Schnittzeitpunkt klar im Winter vor dem Austrieb.
Experimente mit Sommerschnitt und nach der Ernte gingen eigentlich immer nach hinten los. Da würde ich heute nur noch hängendes wegschneiden, was vom Baum so gut wie abgestoßen wird, also diesjähriger Zuwachs kleiner 5cm.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Tester32 am 04. Juli 2019, 17:35:53
Experimente mit Sommerschnitt und nach der Ernte gingen eigentlich immer nach hinten los.

Inwieweit, bitte?
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 05. Juli 2019, 00:34:27
Weniger Neutriebe, weniger Ertrag, nachlassende Wuchskraft, anfälliger für Krankheiten (Holzbefallende Pilze), schlechtere Qualität der Kirschen, schnelleres vergreissen, mehr Trauerwuchs.
Ich habe wirklich keinen einzigen Vorteil durch den Sommerschnitt entdecken können, habe es aber auch nur 3 Jahre an 2-3 Bäumen probiert.
Mein eigener ist dann nach ordentlich Holzpilz (kam erst nach Umstellung von Winterschnitt auf Sommerschnitt, kann aber Zufall sein) und 4 Jahren ohne Ernte wegen Kirschessigfliege im Grill bzw als Insektenhotel gelandet.

Jetzt schneide ich sämtliche Sauerkirschen ausschließlich im Winter, und da hat sich noch kein Besitzer drüber beschwert. Vergreiste Bäume liefern 2 Jahre nach dem ersten `Reaktivierungsschnitt´ Massen an Früchten, und auf dem Niveau kann man sie halten, wenn man möchte. Ich mache in solchen Fällen notfalls auch Schnitte in Oberschenkeldickes Holz wenn es notwendig ist. Sauerkirsche kann man von unten verjüngen, die treibt willig aus dem alten Holz und solche Äste sind weniger Schlitzast als bei anderen Obstarten. Die kann man für den weiteren Kronenaufbau benutzen. Eine Sauerkirsche muss jedenfalls nicht höher als 4m sein, wenn man 50 Kilo ernten will. Auch im Alter mit 30-40cm Stamm nicht. Ertragreiche Bäume für kleine Gärten, wenn Monilia und Viecher nicht wären.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 05. Juli 2019, 00:37:51
Dieser Baum ist innen komplett hohl, Stammdurchmesser etwa 25, ab rund 60cm verzweigt sich der Stamm, das Stützholz ist aber noch gut.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 05. Juli 2019, 00:39:00
Luft rein, Wuchs rein, damit das Stützholz auch vital bleibt und die Fäulnis überwächst. Das bedeutet bei Sauerkirsche Früchte satt.

Ich muss mal aktuelle Bilder Jahre danach und im Sommer machen.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: durone am 05. Juli 2019, 05:55:20
Nach meinen Sommerschnitten ist die Schattenmorelle im selben Sommer außer dem trockenen letzten Jahr stets  wieder kräftig ausgetrieben. Schnittzeitpunkte waren  Juli und August.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Flora1957 am 05. Juli 2019, 06:27:05
Im belaubten ZUstand hat man einen besseren Überblick darüber, welche Äste entfernt werden können, um einen gleichartigen Kronenaufbau zu erreichen.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Gänselieschen am 05. Juli 2019, 09:27:27
@ Thuja - ich vertraue deiner Expertise sehr - und nun bin ich wirklich etwas verwundert. Gerade bei Kirschen wird Sommerschnitt ja dringend angeraten. Der Baum habe dann weniger Gummifluss und vertrage den Schnitt besser....totes Holz ist auch besser zu erkennen.

Vielleicht kommt ja auch eine Mischung hin, wenn der Baum erst einmal wieder besser in Form ist. Dass man im Winter noch zu dichte Äste rausnimmt.

Mein Baum ist jetzt doch erstmal recht radikal geschnitten. Mal sehen, wie er nun austreibt und was ich dann damit anfange.

Ne Art Hohlkrone ist also auch bei der Sauerkirsche angezeigt? Ich habe auch so einen etwas größeren Buschbaum. Die Verzweigung beginnt wohl auch so in ca. 60 cm. Die Leitäste sind gut verteilt und ich habe sie auf ca. 3m runtergenommen.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Bruno3120 am 05. Juli 2019, 11:46:48
Wenn im Sommer früh genug geschnitten wird und die abgetragenen Äste entfernt werden, wird das Wachstum der verbliebenen Äste gefördert und sie setzen auch gut Blütenknospen an.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 05. Juli 2019, 12:17:40
Das stimmt, dann muss der Baum aber auch noch im Wachstum stehen und der Triebzuwachs noch nicht abgeschlossen sein. Also Triebspitzen auf junge Blätter kontrollieren.
Wenn nach dem Schnitt im Sommer frische Triebe nachwachsen, reifen die nicht mehr vernünftig aus, im Winter Frostanfällig, wenn sie es überleben, im Folgejahr fast nur Blätter und keine Frucht, da die zeit fürs Blütenknospen anlegen nicht reicht.

Brutalauslichtungsschnitte im Sommer zu Hitzeperioden hat oft Sonnenbrand zur Folge, nicht nur an den Blättern, sondern auch die Rinde überhitzt mal schnell, das kann Jahre später ganze Astausfälle geben.

@ Gänselieschen, das mit dem Sommerschnitt bei Kirschen kam so: Süßkirschen werden im Plantagenanbau auf Fruchtgröße getrimmt, die größten Kirschen sind dort an der Basis des einjährigen Triebes. Diese sollen gut belichtet sein und der Baum soll vom Wuchs ruhig sein. Die Versuche zum Schnitt haben in diesem engen Produktionssystem der Süßkirschenspindelplantagen auf schwachen Unterlagen Vorteiole beim sommerschnitt ergeben. Das wars, mehr nicht.
Gummifluss hat andere Ursachen, siehe die arbeiten von zahn über stärkenbezogene Baumbehandlung, Wundheilung ist auch ein anderes Thema, siehe Zahnsche Regel.
Wie das nun so ist, wenn ´revolutionäre´ Methoden in die Praxis Einzug erhalten, muss darüber berichtet werden. Viele bekommen es mit, und einige schreiben einfach ab und übertragen die Erkenntnisse aus einer engen Produktionsmethode auf andere Baumformen, mit der Sauerkirsche sogar auf andere Baumarten. Dann wird wieder abgeschrieben und schon ist was völlig falsches im Umlauf und jeder glaubt das es stimmt was da geschrieben wird.
Fast so ähnlich, hier schon öfters gesehen, Süßkirsche Hochstamm kräftig ausgeputzt und Äste oben flachgestellt, weil das bei den Apfelspindeln auf M9 ja so viele Früchte bringt und den Wuchs beruhigt. Den Besen an Kirschbaum kannst du dir vorstellen. Dilletantisch ist sowas.

Hohlkrone, ich lasse einen Mitteltrieb drin, alte Sauerkirschbäume wieder in Form bringen, ich suche heute abend mal Fotos raus.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Ayamo am 05. Juli 2019, 12:49:10
@ Gänselieschen, gut, dass du dieses Thema eröffnet hast.
Vielleicht kommt ja auch eine Mischung hin, wenn der Baum erst einmal wieder besser in Form ist. Dass man im Winter noch zu dichte Äste rausnimmt.
Genau. Du meinst aber "zu dicke" Äste, oder? wegen der notwendigen besseren Wundüberwallung im Verlaufe der gesamten Vegetationsperiode. Siehe Thujas Hinweise zu F. Zahn. Strittig ist wohl nur, wann 1 bis ~ 3jährige Zweige (Fruchtholz und Fruchtäste) zurückgeschnitten werden. Überwallt werden die kleinen Wunden auch bei Schnitt direkt nach der Ernte, aber was ist für den Baum, seine Wuchsstärke, Gesundheit und Ertrag optimal?
Sonnenbrand oder Erfrierungen habe ich noch nicht festgestellt, Erfrierungen dünner Zweige kenne ich aber von meinen Verwandten hier im Berliner Raum. Die schneiden eigentlich auch nur, wenn sie mit dem Rasenmäher irgendwo nicht durchkommen.

…, dann muss der Baum aber auch noch im Wachstum stehen und der Triebzuwachs noch nicht abgeschlossen sein. Also Triebspitzen auf junge Blätter kontrollieren.“
Genau! möglicherweise auch sortenabhängig? Ungarische Traubige wächst eher schwach, Karneol eher stark (auf gleichen Unterlagen). Danach könnte Karneol den Sommerschnitt gut vertragen.
 
Die Versuche zum Schnitt haben in diesem engen Produktionssystem der Süßkirschenspindelplantagen … Vorteile beim Sommerschnitt ergeben. Das wars, mehr nicht.
… einige schreiben einfach ab und übertragen die Erkenntnisse aus einer engen Produktionsmethode auf andere Baumformen, mit der Sauerkirsche sogar auf andere Baumarten. Dann wird wieder abgeschrieben, und schon ist was völlig falsches im Umlauf, und jeder glaubt, dass es stimmt, was da geschrieben wird.
Bei der Flut von Gartenbüchern und privaten Websites vielleicht. Aber ich will eigentlich nicht glauben, dass das auch bei den Landesanstalten so ist… :-\
Habe mal ein paar Angaben solcher Publikationen herausgesucht:

(Sauerkirschen, Freistaat Sachsen 2001)
"Die besten Zeiträume für alle Schnittmaßnahmen sind entweder sofort nach der Ernte oder ab  Anfang  März.  Auf  keinen  Fall  sind  Sauerkirschen,  wie  auch  andere  Steinobstarten,  im Spätherbst oder in den Wintermonaten zu schneiden, denn in dieser Zeit bilden die Schnittwunden keinen Wundkallus und können somit nicht verschließen.

(Schnitt der Sauerkirsche, LWG/Gartenakademie Bayern 2014)
"Schnittzeitpunkt: Sauerkirschen werden am besten im Sommer nach der Ernte geschnitten. Vorteilhaft ist dabei, dass zu dieser Zeit der Wundverschluss noch im gleichen Jahr beginnt und in der ausgelichteten Krone noch Blütenknospen angelegt werden können. 
Jährlicher  Schnitt  ist  unerlässlich,  um  eine  Neutriebbildung  anzuregen.  Dadurch  wird  ständig junges Fruchtholz gebildet."

Sauerkirschsorten unter ökologischer Bewirtschaftung, Standort Dresden-Pillnitz, 2012:
Allgemeine Pflegemaßnahmen:
(...) Baumschnitt im Februar/März (...)

Vielleicht ergänzt noch jemand aus... (Meine Bücher liegen im entfernten Garten...)

So ein richtig eindeutiges Bild zum Fruchtholzschnitt ergibt sich nicht... Ich habe bislang Kirschen wie Johannisbeeren bei der Ernte geschnitten, ich geb´s zu  8) 
Ertrag war nie viel, ein paar Kilo, obwohl ich für meine neugepflanzten auch starkwachsende Unterlagen gewählt habe. Da wir hier aber schlechten Boden, viele Vögel und kaum Sauerkirschbäume in der Kolonie haben (nur ein paar alte ungepflegte augenscheinlich Schattenmorellen), habe ich auch keinen Vergleich, was hier möglich wäre. Deutlich mehr als 20 kg pro erwachsenen Baum wäre gut…

Bin daher sehr gespannt, was sich hier weiter ergibt, bin aber nachher erst mal das WE weg…


Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Gänselieschen am 05. Juli 2019, 13:17:13
Der Baum, den ich jetzt so radikal geschnitten habe, ist schon ein moderner Baum. Eine Sorte ohne Monilia - leider habe ich den Namen nicht aufgehoben. Es war ein Wort - für mich fremd - in Frage kämen z.B.:

Topas, Karneol, Safir oder Morina - kämen in Frage.

Ich habe ein Riesenkontor alter Pflanzenanhänger - vielleicht forste ich das doch nochmal durch....

Der Baum dürfte jetzt so ca. 15 Jahre alt sein. Er hatte besonders in den ersten Jahren jeden Sommer diese Blattfallkrankheit und in den Folgejahren trotz guter Blüte kaum Früchte. Ich kann mich nur an ca. 3 magere Ernten erinnern. Aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt. Bissel Saft, bissel Likör, mal ne Kirschsuppe, mehr war nicht drin. Und häufig habe ich überlegt, den Baum wegzumachen....

Vor drei Jahren habe ich eine Ungarische Traubige in die unmittelbare Nähe gesetzt. Die entwickelt sich gut und hat wirklich starken Zuwachs. sie ist auch auf einer stark wachsenden Unterlage - darauf habe ich geachtet. Einen Pflanzschnitt hatte ich gemacht und seither nichts mehr. Die wäre jetzt auch dran mit Schnitt, wächst derzeit sehr schlank aufrecht. Der Baum hat seit dem 2. Jahr paar Kirschen dran, jährlich mehr. In diesem Jahr waren die Kirschen sehr klein, aber ich habe auch verdammt spät dran gedacht mal bissel Wasser zu geben. Die Stelle bekommt beim Sprengen nichts ab.

In diesem Jahr haben beide Bäume gut getragen - die alte Kirsche hatte im Spätsommer auf die Baumscheibe eine dicke Schicht Pferdemist bekommen... Gut im Sinne von vorher kaum etwas - es waren ca. 8 kg. Auch hier sind die Vögel gut unterwegs, der Baum trägt für Sauerkirschen schon zeitig. Vielleicht macht es ja auch etwas aus, dass da jetzt eine zweite Sorte steht. Vorn im Garten, ca. 30 m steht noch eine alte, moniliaverseuchte Schattenmorelle - sie hat Gnadenbrot, weil sie so wunderschön blüht, immer noch nachwächst und hatte 1,5 kg Kirschen in diesem Jahr  :D :D

Einen Mitteltrieb hatte der namenlose Buschbaum nie. In den ca. 15 Jahren habe ich ihn ein- oder zweimal radikal runtergesetzt, sonst nur ausgelichtet - jetzt also wohl das 3. Mal. Die Form von dem oben gezeigten Baum ist sehr schön. So schön nach außen gebogen habe ich die Äste nicht erzogen. Das war doch eher Zufall. Sonst geht der Baum in die Richtung.

Da ich ja nun geschnitten habe, ist der Schuss ob Sommer oder Winter erstmal raus.

Ich könnte also den Schnitt der Ungarischen Traubigen auf Anfang März vertagen - wenn das hier votiert wird  ;D

Aber schon im Beitrag oben, stehen ja auch genau andere Infos,
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Azubi am 14. Juli 2019, 12:56:48
@thuja
Wenn man eine Sauerkirsche als Hohlkrone erzieht, dann werden die Triebe schon angeschnitten, oder? Also nicht wie bei der Spindel nur ableiten?
Bzw. Kannst du kurz erläutern, wie man aus einem frisch gepflanzen Sauerkischbäumchen eine Hohlkrone macht? Oder macht man das einfach wie bei Apfelbäumen (ohne Mitteltrieb)?

Ich habe gesehen, dass 1-jährige und 2-jährige angeboten werden. Was ist der Unterschied und welche Variante empfiehlst du für eine Hohlkrone, deren Äste eher höher beginnen sollen (60cm ist für mich bißchen wenig, lieber 80-100cm)?
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 14. Juli 2019, 16:52:49
Naja, ich bin kein Freund der Hohlkrone, ich ziehe auch 15 Jahre später noch einen Mitteltrieb rein. Wegen Sonnenbrand (Rinde), besserem Wuchs usw.
Ableiten macht man nirgends, bei der Spindel niemals nicht und bei stärker wüchsigem ists nur grundverkehrt, wird aber noch oft gemacht.
Sauerkirsche anschneiden, wenn du eine alte Sorte hast die nicht gut verzeigt ist der Ast damit nackig und tot. Also Sauerkirsche eher so gut wie nie anschneiden, wenn dann nur bei neuen Sorten wenn man die Blattknospen erkennt. Prinzipiell eher ein Jahr warten und zurücksetzen auf den mehr oder weniger stammnächsten Seitentrieb. Das bedingt dann auch den kräftigen Schnitt und den kräftigen Neuaustrieb daraufhin und so funktioniert sie eben am besten.

Nunja, 1jährige Bäume im Netz können gerade mal bleistiftdicke, 50cm hohe Witznummern sein. 2jährige dagegen sind oft von dem einzigen Schnitt der dran gemacht wurde verhunzt.
Es gibt aber auch gutes und so junge Bäume kann man immer reparieren. Ich würde wegen der kritischen Masse und weil das schlechteste schon aussortiert wurde zum 2jährigen Baum greifen. Wurzelnackt, nicht im Container. Mit 15€ ist man dabei. Wenn er übers Netz kommt, angucken wie er angeschnitten wurde bzw wie die Äste aussehen. 3 Äste an der Spitze sind doof und 2 zuviel, wenn noch einer darunter ist, hat man immerhin 2 Äste. Den dritten Ast für die Hohlkrone ziehst du im Jahr drauf wenn der oberste Ast unten verzweigt. Die Höhe von Anfang taugt also umso weniger, je schlechter das gekaufte Material ist. Die meisten Bäume sind mit ihren Ästen höher als sie ursprünglich in der Baumschule geplant waren. Vielleicht ist auch so die Vorliebe zur Hohlkrone in der Praxis entstanden, mit den Bäumen war einfach nichts anderes auf die Schnelle machbar.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Azubi am 14. Juli 2019, 18:35:15
Vielen Dank, thuja.
Da muss ich jetzt erst mal drüber nachdenken.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 14. Juli 2019, 18:51:40
Man könnte vielleicht auch sagen, eine Sauerkirsche ist eine Aneinanderreihung von Pflanzschnitten bis ins hohe Alter. Nur nicht anschneiden, sondern absetzen Richtung Stamm zum verjüngen.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 14. Juli 2019, 18:58:36
Die beiden Fotos auf der ersten seite im Starng sind von januar 2013.
Damals war der Stamm innen hohl, dick Pilz drin und schon lange am rausfaulen.
Foto von Januar 2019 nach dem Schnitt, 6 Jahre später.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 14. Juli 2019, 19:01:35
Das Loch im Stamm hatte dieses Jahr deutlich mehr Stützholz als vor 6 Jahren und ist dieses Jahr ohne Beanstandung durch die städtische Baumkontrolle auf standsicherheit gekommen.
Das meine ich mit kräftiger Schnitt für kräftiges Wachstum. Deswegen trugen Gänselieschens Bäume nach jahrelang ohne Schnitt immer weniger bis nichts.

Wenn der Baum auf den 4 Fotos innen einen Jungast für einen neuen Mitteltrieb bieten würde, würde ich den definitiv stehen lassen. 
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Azubi am 15. Juli 2019, 09:37:58
städtische Baumkontrolle
:o

Das Thema Baumqualität macht mich noch irre. Nachdem ich bereits Morina weg gepflanzt habe, möchte ich jetzt eine Ungarische Traubige ersetzen (falsche Unterlage, und so von der Baumschule geschnitten, dass unten nur ein kräftiger Trieb war und die nächsten erst bei 150cm anfingen).
Die Ungarische Traubige möchte ich durch eine neue auf Gisela 5 ersetzen. Gisela 5 war die fruchtbarste Unterlage beim Unterlagenvergleich von der LVG Erfurt, was an ihrer Teilfertiltät liegen soll.

Kannst du mir eine Baumschule empfehlen? Der Preis ist mir mittlerweile völlig egal.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Azubi am 15. Juli 2019, 11:42:45
Das JKI empfiehlt für Sauerkirschen folgende Erziehung:
"Man sollte versuchen die Sauerkirsche als Spindelbaum zu erziehen. So hat man immer eine gute Belichtung und auch gute Bedingungen zur Ernte. Unter einer Spindel ist folgendes zu verstehen. Der Stamm, die Mittelachse, ist dominierend. Von ihm gehen die Fruchtäste ab. Der Durchmesser dieser abgehenden Äste sollte max. 50% des Durchmessers des Stammes an dieser Stelle sein, besser 2/3. Der Bäum sollte einen pyramidalen Aufbau zeigen, so dass die oberen Äste entsprechend kürzer werden. Somit ist eine gute Belichtung für die Blütenbildung und die Fruchtentwicklung gewährleistet. Da Sauerkirschen in der Regel nur am einjährigem Holz fruchten (Neutriebe vom letzten Jahr), müssen die Seitenäste entsprechend verjüngt, zurück geschnitten werden. An der Basis sollten 3-4 Gerüstäste die Struktur des Baumes sichern."

Das entspricht deinem Schnitt, oder? Du erziehst nur die Gerüstäste dominanter.

Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 15. Juli 2019, 22:01:41
Nein, Spindel ist was völlig anderes. Habe ich bei Sauerkirschen noch nicht gesehen, aber wenns das JKI empfiehlt hängt das wohl damit zusammen, dass die Ökobauern die Erwerbsplantagen besser einnetzen können als die alten Bäume auf irgendeiner Wiese. Ich würde sie nie als Spindel ziehen, weil die Verjüngung aus dem alten Holz unsicher.

Städtische Baumkontrolle kommt daher, dass die hier in der Vergangenheit auf Wunsch große Bäume in den Gartenanlagen mit Wurzel gezogen haben. Das Geld wollten sie sparen und kamen nach über 60 Jahren erstmals auf die Idee, dass die Standsicherheit ja noch dem Verpächter und nicht dem Gartenpächter obliegt. Seitdem haben die Bäume hier Marken und sind im baumkataster aufgenommen. Nach Protest werden jetzt wenigstens bei Gartenübergabe Härtefallbäume gezogen. Kontrolliert auf Standsicherheit wird wohl nie wieder.

Unterlage bei Sauerkirschen: gehen die nicht auch Wurzelecht? Auf gisela5 wäre sie mir zu schwach als Baum, die verhockt doch nach 4 Jahren. Auch wenn die gut wachsen, mit über 1m Trieb pro Jahr, kann man sie kleinhalten. Siehe die 4 Bilder vom Baum.

Gute Baumschule? Ich kenne keine mehr, Ritthaler ist gut, in dem Zusammenhang hört man auch mal Lebensraum Müller bei Bammenthal. Da habe ich aber noch nie was von gesehen oder bestellt. Den Shop von denen finde ich allerdings, sagen wir mal, erschreckend. Haben auch schon direkt aus Holland bestellt, waren soweit zufrieden weil die Baumqualität (oder auch Unterlagenqualität) kam was bestellt wurde. http://www.obstbaeume-online.de/
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Azubi am 26. Juli 2019, 16:11:04
Ich würde Gisela5 bevorzugen, weil der Ertrag der Ungarischen Traubigen darauf größer ist als wurzelecht. Siehe

https://docplayer.org/51494371-Ergebnisse-des-bundes-unterlagenversuch-sauerkirsche-2015-8-standjahr.html
oder
https://www.google.com/url?sa=i&rct=j&q=&esrc=s&source=images&cd=&ved=2ahUKEwi5wuS54dLjAhVH16QKHdINDGIQ5TV6BAgBEAg&url=https%3A%2F%2Fwww.thueringen.de%2Fmam%2Fth8%2Flvg%2Fvw-obstcont%2Fergebnisse_bundesunterlagenversuch_sauerkirsche_pillnitz_2016.pdf&psig=AOvVaw3tbZFfx5_INdTP5gsSIgSz&ust=1564235584745779
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 26. Juli 2019, 16:25:03
Die Ergebnisse im ersten Link sind aus einem einzigen Jahr, Erfurt kommt zum umgedrehten Ergebnis wie Dresden-Pillnitz.
13,2 zu 13,7kg, manchmal können 500g Unterschied im Hausgarten nicht relevant sein.
Langlebigkeit einer Baumkombi und nötiger Pflegeaufwand bzw nötige Bodenverbesserung vorher sind auch mögliche Kriterien bei der Auswahl.

PS: Schnittzeitpunkt: wer jetzt seine Sauerkirschen schneidet, bitte auch an Pfirsisch denken. Die tragen bekanntlich auch am einjährigen Holz. Nur liest man bei Pfirsisch eher selten, dass man die jetzt schneiden sollte.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Azubi am 26. Juli 2019, 16:30:48
Im zweiten Link sind alle Standorte enthalten (große Datei !). Nur an einem Standort schnitt wurzelecht besser ab.

Generell möchte ich eher kleinere Bäume pflanzen, damit ich sie ggf. mit Netzen vor KEF o.Ä. schützen kann.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Aromasüß am 01. August 2019, 11:20:29
weil der Ertrag darauf größer ist ...

Die Vorteile der Wurzelechten liegen in ihrer ökologischen Anpassungsfähigkeit an ein breites Spektrum von Standorten und in ihrer Gesundheit.

Ich habe noch nie gehört, dass Wurzelechte Rekorde bei den Erntemengen oder der Schnellwüchsigkeit aufstellen. - Haben Hausgärten die Bedingungen, unter denen die Rekorde der Obstbau-Versuchsanstalten gewonnen werden? Soll es diese Bedingungen im Hausgarten überhaupt geben? Welche Bedeutung hat ein Kilo Ertragsunterschied im Zieleinlauf?

Z. B. für meinen stark sommertrockenen und nährstoffärmeren Garten ist Gisela5 (der ewige Gewinner) möglich, aber nicht empfohlen.

Mir reicht es, dass die Wurzelechten im vorderen Feld mithalten, und zwar auch wegen ihrer beachtlichen Erträge. Dieses Ergebnis hat der Bundes-Unterlagenversuch Sauerkirsche unter Leitung der Thüringer Versuchsanstalt erbracht. (Siehe den Docplayer-Link von 'Azubi' oben.) Sehr schön, dass die Thüringer die - zeitweise fast vergessenen - Wurzelechten berücksichtigen! Sie setzen damit Maßstäbe im Steinobst.

... Und bevor ich über eigene Ertrags-Erfahrungen berichten kann, braucht mein junges Bäumchen noch einige Jahre,
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 02. Januar 2022, 07:34:06
Update zur Sauerkirsche von den Fotos auf der ersten Seite aus 2013 und auf Seite 2 aus 2019

So war die Situation im Frühjahr 2021. Der Neupächter des Gartens konnte überzeugt werden, das ein Obstbaum, auch wenn er seit über 10 Jahren innen hohl ist, nicht alt und kaputt sein muss. 
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 02. Januar 2022, 07:36:01
Letztens nach dem Schnitt.
Überall wo altes, abgetragenes und verkahltes Holz weg konnte war junges Holz untendrunter das stehen bleiben konnte.
Luftig ja, macht aber nix, wächst wieder und soll so sein.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 02. Januar 2022, 07:37:14
Faulen an der Stammbasis tuts immernoch.
Kräftiger Schnitt und gutes Wachstum sorgen aber für ausreichend Stützholz.

Der Baum kann noch ein paar Jahre.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: Starking007 am 02. Januar 2022, 07:43:19
Man sollte den Bäumen eine Behandlung angedeihen lassen,
wie man sie sich von seinem eigenen Chirurgen wünscht.

Das scheint mir bei diesem Baum zu sein.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: ringelnatz am 02. Januar 2022, 10:46:19
komisch, das Ding sieht komplett anders als meine Sauerkirsche aus. Trägt der denn überhaupt nennenswerte Mengen? Die Blüten sitzen doch nur an den einhährigen Trieben, davon ist ja nicht viel dran.. und warum "stehen" die Triebe so steil?

Mein Baum ist vielleicht eher zu buschig. Habe massenhaft recht eng stehende lange, hängende Ruten. Ich schneide im Sommer zur Ernte (Anfang Juli) immer soviel es geht raus, insbesondere die langen "Peitschen"-Ruten und zwar nach Möglichkeit so, dass ich auf einen kurzen basisnahen vegetativen Seitentrieb der Ruten absetze. Versuche dabei auch die Zahl der (zukünftigen) Ruten zu verringern.

Problem ist nur, dass das Ding immer noch viel zu buschig bleibt. Wobei das eher ein Optik-Problem ist. Blattgesundheit ist nach meinem Dafürhalten gut, Fruchtansatz überreich, Fruchtqualität gut, das einzige was stört sind die KEF, aber da gibt es glaub ich keinen Schnitt dagegen ;)

An der Stammbasis fault es auch munter vor sich hin, es gibt nicht mal mehr einen richtigen Stamm, es sind eher dicke Leitäste, die direkt über dem Boden entspringen. Gelegentlich muss man dann mal einen dieser dicken Äste rausnehmen/-brecen, bzw. würde sie selbst abbrechen, wenn man gar nichts täte.

Ich mach nachher mal ein paar Fotos.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: ringelnatz am 02. Januar 2022, 15:57:25
Habitus
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: ringelnatz am 02. Januar 2022, 15:57:46
"Stamm"
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: thuja thujon am 02. Januar 2022, 22:37:52
Was bedeutet trägt nennenswerte Mengen?
Klar, es hängt viel drauf, es wird rot, die KEF kommt, dann fault es bevor man ernten kann. Wie Sauerkirschen in der modernen Welt halt so sind.

Also einjährige Triebe, der Baum hat nach dem Schnitt jetzt eigentlich nix anderes mehr. Fast keine Triebabschnitte die 2 jährig sind und deshalb verkahlt. Also das was noch übrig ist ist einjährig, steht steil, ja, darf es aber, da dort die Blüten draufhängen, nicht wie beim Apfel, sondern starker Trieb bedeutet hier starke Blüte.
Deshalb auch Schnitt im Winter. Im Sommer würde ich den Wuchs bremsen bzw der Baum würde noch Triebe nachtreiben, wir haben hier bis 300 Vegetationstage im Jahr, etwas wärmer eben, und da treibt nach Schnitt im August noch ein 20cm Trieb raus und verholzt nicht mehr, polt aber die Anpassung vom Baum an die Jahreszeiten um. Also im Dezember noch Laub drauf und grün und Baum noch lange nicht beim Triebabschlusss den er für den Winter braucht. Also Ziel ist starker Wuchs im Frühjahr, aber nicht mehr im Spätjahr, sondern da ist schneller Triebabschluss und Holzreife gefragt.

Ich hätte noch mehr vom 2 und 3 jährigen Holz drauflassen können. Ja, hätte noch eine handvoll mehr Kirschen geben können (und mehr Schatten). So denken Erwerbsobstler. Ich tausche bei einem solchen Baum aber die handvoll mögliche Kirschen gerne gegen eine handvoll Jahre mehr Lebensdauer ein, also Kirschen gegen Holz. Damit der Pilz im Stamm eben nicht gewinnt sondern der Baum schneller ist. Pragmatisch betrachtet: man erntet eine gute Schüssel, und dann kommt Mr. KEF und dann ists egal ob man 3 oder 5 Schüsseln entsorgt.

Die dicken Äste bei dir an der Basis sehen noch gut aus, da hätte ich noch keine Bedenken. Evtl ist schon Pilz drin, interessiert aber nicht da noch Wuchs da ist. Es gibt weitaus schlimmere und ältere, deutlich mehr zugrunde gerichtete Bäume. Wenn ich mehr solcher Bäume wie von deinem Foto hier sehen würde, wäre ich glücklich. Einfach mal weitermachen. Denk dir halt auf was du verjüngen wilst in 5 oder 10 Jahren. Da darf das junge Holz noch nicht so weit nach oben gewandert sein. Sauerkirsche treibt zwar mal aus dem alten Holz aus, aber dazu muss man sie zwingen, und das ist brutal. Also lieber etwas früher zurücknehmen als später. Dann muss man nicht irgendwann in 6 oder 7m Höhe ernten.
Titel: Re: Sauerkirsche - Schnitt
Beitrag von: solosunny am 10. Juni 2022, 22:31:55
Hallo, meine Sauerkirsche unbekannter Sorte trägt kaum noch nachdem der Nachbar den Befruchterbaum gerodet hat, ich würde gern eine zweiten Baum pflanzen, am liebsten mit gelben Kirschen, wegen der KEF , aber ich habe nichts gefunden außer der Aussage, dass es auch gelbfrüchtige Sauerkirschen gäbe. Weiß einer von euch Rat?

LG  Susanne
Titel: Re: Sauerkirsche - Befruchtersorte
Beitrag von: Berat am 12. Juni 2022, 22:38:05
meine Sauerkirsche unbekannter Sorte trägt kaum noch nachdem der Nachbar den Befruchterbaum gerodet hat, ich würde gern eine zweiten Baum pflanzen, am liebsten mit gelben Kirschen, wegen der KEF
Die Sauerkirsche ist eigentlich, so wie die Süßkirsche auch, selbststeril. Es hat sich allerdings gezeigt, dass die große Mehrheit der geläufigen Sauerkirschensorten selbstfertil oder zumindest partiell selbstfertil ist, durch Mutation von mindestens zwei S-Allelen. Du scheinst eine aus der ursprünglichen Gruppe zu haben. Nun befruchten sich Süß- und Sauerkirschen jedoch gegenseitig, allerdings sortenabhängig. Du könntest also auch eine Süßkirsche als Befruchtersorte pflanzen. Wenn du wüsstest, welche Sorte du hast, könnte man gezielt auf eine besonders gute Befruchtersorte setzen. Ohne dieses Wissen bleibt dir nichts anderes übrig, als irgendwas zu pflanzen. Das funktioniert schon. Sortenspezifische Angaben zu den S-Allelen von Sauerkirschen gibt es sowieso, von wenigen Ausnahmen abgesehen, (noch) nicht. Alternativ kannst du auch einen oder mehrere Zweige einer anderen Sorte einveredeln, theoretisch sogar eine Süßkirsche (allerdings gibt es da häufig Unverträglichkeiten).

Hier findest du eine Übersicht zur Fertilität von Sauerkirschen:
Fragen zur Fertilität bei Sauerkirschen
Ebenso im entsprechenden Sortenwerk des Bundessortenamtes.

Gelbe Sauerkirschen gibt es meines Wissens nicht. Die hellsten Sauerkirschen sind die hellroten Amarellen. Du könntest auf eine frühe Sorte setzen, weil da der Befallsdruck durch die Kirschessigfliege (und eventuell sogar noch von der Kirschfruchtfliege) niedriger ist; z.B. Diemitzer Amarelle (=Ludwigs Frühe) oder Königliche Amarelle, beide ab 3. KW und recht robust. Das typische Sauerkirschenaroma hast du mehr bei den Morellen, z.B. der Ostheimer Weichsel als einer der frühesten Sorten, ab 4. KW und ebenfalls sehr robust.

Du könntest auch eine der wenigen (echt) gelben Süßkirsche pflanzen, z.B. den Klassiker Dönissens gelbe Knorpelkirsche (allerdings erst 5. KW). Frühe gelbe Kirschen kenne ich bei uns nicht, in Russland scheint es ein paar entsprechende Sorten zu geben. Doch an Reiser oder gar Bäume zu kommen, dürfte erst recht zurzeit unmöglich sein. Im Übrigen halte es jedoch für eine Mär, dass die Kirschessigfliege nicht auch auf gelbe Früchte gehen würde. Die Situation mag etwas besser sein, wie auch bei der Kirschfruchtfliege und Vogelfraß, aus dem Schneider ist man dennoch nicht. Es hängt auch viel von örtlichen Faktoren ab. Eine frühe Sorte scheint mir ziefführender zu sein als die Fruchtfarbe, sofern der Blühzeitraum noch zu deiner Sauerkirsche passt.

Mit dem Schnitt der Sauerkirsche hat das alles allerdings nichts mehr zu tun.