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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: Aromasüß am 16. Mai 2018, 08:36:41

Titel: Wer hat Erfahrung mit der Birne Jeanne d'Arc?
Beitrag von: Aromasüß am 16. Mai 2018, 08:36:41
Wie wuchs- und ertragsstark ist Jeanne d'Arc wirklich?
Habt Ihr sie auf Quitte (Quitte A) oder Sämling, und auf welchem Boden? Vielleicht sogar am Spalier?

Bei mir kommt sie an der Südwand nicht vom Fleck. Ich möchte wissen, ob das vor allem an der - bei mir - falschen Unterlage (Quitte A) liegt. Ob sie auf Sämling deutlich besser wächst?



Gustav Schaal - 1930 ("Wertvolle Apfel- u. Birnensorten", Stuttgart, S. 63):"Nach der Arbeit" - 1935-1956 (Gartenzeitschrift, Österreich / Obstsortendatenbank.de) empfiehlt die Sorte für "Edelobstzüchter":Herbert Petzold - 1982 ("Birnensorten", Leipzig, S. 122) empfiehlt die Sorte
(Nachdruck in: "Handbuch Obstsorten" von Friedrich/Petzold 2005, S. 206):
Alle genannten empfehlen die Sorte für das Wandspalier an einer Sonnenseite (Süd, Südost).
Titel: Re: Wer hat Erfahrung mit der Birne Jeanne d'Arc?
Beitrag von: b-hoernchen am 16. Mai 2018, 16:34:11
Habe keine Jeanne d'Arc (es ein denn, die falsche "Harrow Sweet" - Edelreis vom Bauern - wäre eine).

Was mir bei der von dir zitierten Literatur ("Schaal" und "Nach der Arbeit" in den Sinn kommt - reden die von Jeanne d'Arc auf Quitte mit Zwischenveredelung oder ohne?
Warum sollte es mit Zwischenveredelung noch Probleme geben?*
Bei mir, auf kalkhaltigem, dichtem ("Plastilin") Ziegeleiton wachsen Birnen auf Quitte passabel, seitdem ich die Bodenvorbereitung entsprechend gestalte, d. h. bei mir ca. 1/3 Maurersand, gut 1/3 Holzmulch (Sägespäne, Holzspäne, Rindengrusch aus der Brennholzherstellung) vom Bauern und ca. 1/3 Mutterboden - ca. 1 Kubikmeter davon 2 Spatenstich tief in eine entsprechend voluminöse Pflanzgrube gefüllt. Ein paar Wochen Karenzzeit nach der Pflanzung bzw. ab Frühjahr wird dann auf gute Stickstoffversorgung geachtet (wiederholtes Gießen mit Harnstoff/Ammoniumsulfatlösung, ca. 20g/10 Liter). An hohen Feiertagen gibt's dann noch einen Teelöffel Eisen(II)sulfat pro Gießkanne... .

Du hast, wenn ich mich nicht irre, Sandboden... . Die Holzspäne und die Stickstoffdüngung würde ich dir trotzdem empfehlen, da ich sehe, wie Quitten überhaupt (z. B. meine selbstveredelte cydora robusta auf Quitte A) oder meine Maibeeren darin abgehen. Die lieben dieses lockere, leicht saure und feuchte Milieu - man kann richtig sehen, wie die sich wohlfühlen.

Hast du nicht auch Probleme mit dieser Pest Birnenpockenmilbe? Die kann Birnen regelrecht fertigmachen. Ich habe im Herbst (so im oder gegen Ende Blattfall) und dann noch 2 x im Winter mit 0,3  -0,4% Netzschwefel gespritzt  - wirkt sehr gut. Nicht zu spät spritzen! Wenn die Blätter am Austreiben sind, kann's Verbrennungen geben und die Sache wirkt dann nicht mehr richtig. Hier wird genausoviel Mist geschrieben wie bei der Kräuselkrankheitsbekämpfung bei Pfirsichen - einer schreibt "kurz vor Austrieb" oder "bei Knospenschwellen" und alle schreiben das ab. Kokolores - eher ist besser!

*Edit: Es stimmt aber schon, auf Quitte wachsen Birnen viel, viel schwächer als auf Pyrodwarf oder Birnensämling...  wenn ich da an meine Gellerts denke, die hat immer noch keine 2 Meter (geringer Rückschnitt), die auf Pyrodwarf wäre ohne wiederholten, kräftigen Rückschnitt bereits deutlich über 4 oder 5 Meter... .
Titel: Re: Wer hat Erfahrung mit der Birne Jeanne d'Arc?
Beitrag von: JörgHSK am 16. Mai 2018, 17:48:44
Ich habe Jeanne d'Arc am Spalier, allerdings eine junge Veredelung. Desweiteren kenne ich auch einen Altbaum, auf Hochstamm. Der ist allerdings nicht so groß wie andere Sorten.

Ich hatte auch die letzten 2 Jahre Probleme mit der Birnenpockenmilbe, habe im Frühjahr während und kurz nach dem Knospenschwellen 2x mit Netzschwefel gespritzt. Hat gut gewirkt, kein Befall.
Titel: Re: Wer hat Erfahrung mit der Birne Jeanne d'Arc?
Beitrag von: mybee am 16. Mai 2018, 18:56:01
Auf meiner Obstwiese habe ich eine über 30jährige 'Jeanne d'Arc' auf Sämling. Der Baum ist recht klein, vielleicht 3,5m hoch. Der Wuchs ist m.E. also eher schwach, nicht wie in der Literatur angegeben mittelstark. Allerdings ist der Standort für Birnen eher suboptimal. Diese verlangen oft eine warme, sonnige Süd- oder Südostlage, Wandanbau ist auch sehr gut.
Regelmäßiger Schnitt, Verjüngung ist bei der 'Jeanne d'Arc' wichtig, um das Triebwachstum zu erhalten.

Daneben steht eine gleichaltrige 'Josephine von Mecheln', die ein noch schwächeres Wachstum hat. Die Erträge bei den beiden sind bei mir eher bescheiden.

Birnenpockenmilben habe ich auch im Garten beobachtet, auf einer 'Vereinsdechantsbirne' (einem Elternteil der J. d'Arc) auf Quitte. Daneben bisher völlig unbeeindruckt 'Uta'. Wenn nur einzelne Blätter befallen sind, kann man diese genau jetzt entfernen, um die Weiterverbreitung zu unterbrechen. Falls schon Schwarzfärbung der Befallsstellen sichtbar wird, sind die Milben schon "weitergezogen". Aber die nächsten Gäste in Form von Birnengitterrost sind schon in  Lauerstellung.
Titel: Re: Wer hat Erfahrung mit der Birne Jeanne d'Arc?
Beitrag von: pistachio am 16. Mai 2018, 20:56:23
Hallo ,

vom Bundesso.amt in meiner Nähe, habe ich Reiser erworben. Jeanne d Arc auf Vereinsdechantbirne zusammen mit Concord. Alles Abkömmlinge der VdB. Befruchtung ist gut. Jedoch ziehe ich mir die Concord vor- leider zeitiger. Als späte Birne schmecken die Früchte der JdA und der Josefine von Mecheln fade, auf meinen schweren Boden. Eigentlich bin ich enttäuscht, weil ich späte Sorten suche. Die David ist meine beste Späte. Da kommt die Superior, wenn dies mal befruchtet ist, nicht mit. Also für mich der Entschluß, Josef. v Mecheln nur als Notast bis er mal im Wege ist, für eine Kopie meiner Sämlinge.
Die JdA lasse ich noch. Wir haben ja auch nicht immer gute Laune.

p. grüßt
Titel: Re: Wer hat Erfahrung mit der Birne Jeanne d'Arc?
Beitrag von: Aromasüß am 28. Mai 2018, 06:48:38
Für die wertvollen Antworten bedanke ich mich bei Euch!

Mein Resümee: Am Wandspalier gehört Jeanne d'Arc auf Sämlingsunterlage. Wenn sie auf Sämling freistehend (bei mybee) nur 3,5 Meter hoch wächst, dann passt diese Unterlage für ein Wandspalier (bei mir 2,5 Meter, bis zur Giebelspitze höher), ohne ständig schneidend gegen zu viel Wuchs ankämpfen zu müssen. Für einige andere wuchsschwache Birnen-Edelsorten gilt ja dasselbe.

Entsprechende Liebhaberpreise für sämlingsveredelte Jungbäume bei spezialisierten Baumschulen zahlen sich eben doch aus. Oder man geht mit Reisern zu einer Baumschule seines Vertrauens (was durch die Schließung der Reisergärten immer schwieriger wird..).



Für die Birnenpockenmilbe könnte diese Sorte empfindlicher sein, denn zwei andere Birnensorten gleich daneben haben sie nicht (jetzt schon im 2. Jahr). Nächstes Jahr zum Knospenschwellen muss ich etwas unternehmen! Den Zeitpunkt habe ich dieses Jahr verpasst. Mit Niem mache ich gerade gute Erfahrungen (bei meinem Rost&Mehl-Sorgenapfelbaum und gegen diverse Insekten auf Johannisbeeren hilft es bisher). Sollte es es sich aber als Placebo herausstellen, werde ich ebenfalls schwefeln. Netzschwefel scheint mit Kindern und Lebewesen im Garten halbwegs verträglich zu sein?
Titel: Re: Wer hat Erfahrung mit der Birne Jeanne d'Arc?
Beitrag von: Mediterraneus am 04. Juni 2018, 12:38:28
Ich hab die Jeanne d`Arc seit 3 Jahren (auf Quitte A). Sie steht im Nutzgarten und wird als "Säulenbirne" erzogen. Sie soll ja sehr schmal wachsen. Mich wundert, dass sie noch nicht als Säulenbirne breit vermarktet wird.
Obwohl sie nur knapp 2 m hoch ist, habe ich schon jedes Jahr eine Kostprobe ernten können. Auch dieses Jahr hat sie 3 Früchte angesetzt.
Im ersten Jahr (der Lieferung) hatte sie Pockenmilbe.

Ich finde sie nicht schlecht, auch der Gitterrost ist überschaubar.