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Garten- und Umwelt => Naturpark => Thema gestartet von: tiarello am 05. Januar 2014, 13:19:29

Titel: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 05. Januar 2014, 13:19:29
Schon seit langer Zeit geistert bei mir im Hirn die Idee zu diesem Thread herum.

Meinen Fund von Gaultheria (s. u.) habe ich zum Anlass genommen, sie endlich umzusetzen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn wir in diesem Thread unsere Beobachtungen von verwilderten Gartenpflanzen zusammentragen würden.

Damit meine ich natürlich nicht gerade die Vorkommen allseits bekannter und seit langem voll etablierter Neophyten, wie Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) oder Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), sondern eher Funde und Beobachtungen von bislang weniger beachteten Gartenpflanzen außerhalb von Gärten, die sich vor Ort als genügend konkurrenzstark erweisen, um wenigstens vorrübergehend Bestände aufzubauen. Natürlich wären auch starker Konkurrenz ausgesetzte Vorkommen in naturnahen, eher extensiv gepflegten Gärten oder Gartenbereichen von Interesse. Kurzum alle Hinweise auf neue neophytische Gartenpflanzen oder solche, die es möglicherweise mal werden.

Ich stelle mir diesen Thread hauptsächlich als Sammlung von Informationen und Beobachtungen vor. Nicht aber als Ort für die ellenlangen und emotional geführten Diskussionen zur Bewertung neophytischer Arten in unserer Landschaft. Wenn auf diese hier verzichtet werden könnten, fände ich das sehr gelungen.

Wäre schön, wenn ihr mitmachen würdet. Denn User, die sich gewissermaßen in Garten und in der Natur zu Hause fühlen gibt es hier ja doch ziemlich viele.
Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 05. Januar 2014, 13:22:33
Beginnen möchte ich mit meinem Gaultheria-Fund in Südheide nicht weit von Celle.

Im Herbst beim Pilze suchen fielen mir in einem Kiefernforst „Preiselbeeren“ mit unüblich geformten Blättern auf, die sich dort ausgebreitet hatten. Die Fläche betrug insgesamt sicher mehr als 20 m². Interessant war, dass sich die Fundstelle nicht am Waldrand und nicht in unmittelbarer Nähe irgendwelcher Gartenabfallabkippplätze befand. Stattdessen schienen sich die Pflanzen in der ganz durchschnittlichen entwickelten, von der Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa) dominierten Kiefernforstkrautschicht ausgebreitet zu haben.
 
Glücklicherweise hatte ich die Kamera dabei, denn erst beim Betrachten der Bilder ging bei mir der Vorhang auf: Gaultheria procumbens, die Niedere Scheinbeere. Obwohl ich sie mir im Garten schon seit Jahren geläufig ist, hatte ich sie in diesem naturnahen Zusammenhang nicht sofort erkannt.
 

Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 05. Januar 2014, 13:24:11
In naher Umgebung des Fundortes befindet sich ein von der eigentlichen Ortslage entfernter Friedhof, der als Ursprungsorts des Vorkommens in Frage kommt.

Ich muss demnächst unbedingt nochmal dort hin, um mir die genauen Gegebenheiten anzuschauen. Insbesondere interessiert mich die gesamte Ausdehnung des Vorkommens und ob die Gaultherien eher über Ausläufer oder über Samen den Bestand aufgebaut haben.
Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 05. Januar 2014, 13:35:55
Das Vorkommen halte ich schon für recht ungewöhnlich.
Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 05. Januar 2014, 13:45:06
Ich auch. Hier ist allerdings ein weiterer Fundort angegeben. Ein paar Kilometer weiter, jedoch hier mit Gartenmüll vergesellschaftet.
Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Zwiebeltom am 05. Januar 2014, 13:47:56
Hier wird auch ein verwildertes Vorkommen in Norddeutschland erwähnt.
Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Kenobi † am 05. Januar 2014, 13:48:58
Ich hab bei einem Spaziergang durch den Wald letztes Jahr Lysimachia punctata entdeckt. Der Fundort lag recht unzugänglich an einer dunklen Stelle unter Fichten. Die Leute nehmen einiges auf sich, um ihre Abfälle los zu werden...
Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Isatis blau am 05. Januar 2014, 13:50:12
Am Rand meiner Baumwiese wuchs wild eine ziemlich große Cotoneaster. Die Baumwiese befindet sich südlich von Stuttgart, außerhalb. Der Strauch hatte sich in Waldrandnähe angesiedelt, ist mir aber am Waldrand selbst noch nie aufgefallen.
Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Gartenplaner am 05. Januar 2014, 14:04:55
Ich habe an schattigen Stellen Mahonia aquifolium-Sämlinge, Prunus laurocerasus-Sämlinge hatte ich auch schon und wie bei Isatis blau hat sich ein Cotoneaster (horizontalis wohl) unter einer Gruppe alter Fichten angesät.
Allerdings bei mir im Garten.
Der aber wiederum ganz und gar nicht "geleckt" ist :)
Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Aku.Ankka am 05. Januar 2014, 14:08:44
Beginnen möchte ich mit meinem Gaultheria-Fund in Südheide nicht weit von Celle.
Interessant war, dass sich die Fundstelle nicht am Waldrand und nicht in unmittelbarer Nähe irgendwelcher Gartenabfallabkippplätze befand.

Besteht nicht auch die Möglichkeit (Wahrscheinlichkeit), dass sich Neophyten mit Hilfe des angebotenen Winterfutters für die Vögel verbreiten. Wer schaut denn schon genau hin wenn er Futter für die Vogelwinterfütterung kauft und den Vögeln anbietet.
Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enaira am 05. Januar 2014, 15:29:45
Ich habe an schattigen Stellen Mahonia aquifolium-Sämlinge, Prunus laurocerasus-Sämlinge hatte ich auch schon und wie bei Isatis blau hat sich ein Cotoneaster (horizontalis wohl) unter einer Gruppe alter Fichten angesät.
Allerdings bei mir im Garten.
Der aber wiederum ganz und gar nicht "geleckt" ist :)

Sieht bei mir genau so aus. Ich denke, dass die Vögel die Samen mit ihrer Sch... verteilen. ;D
Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: sonnenschein am 05. Januar 2014, 15:48:10
Rosa multiflora und Sämlinge ihrer Hybriden - sogenannter Rambler.
Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lonicera 66 am 05. Januar 2014, 16:51:12
Letztes Jahr berichtete ich über ausgebüxte Dicentra und ganz in der Nähe wuchs munter ein Rhododendron.

Standort: Kreis Harburg, Lüneburger Heide in einem schwer zugänglichen Waldstück bei Hanstedt/Nordheide.
Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: wallu am 05. Januar 2014, 17:04:02
Ich habe an schattigen Stellen Mahonia aquifolium-Sämlinge, ...
Allerdings bei mir im Garten.
Der aber wiederum ganz und gar nicht "geleckt" ist :)

Sieht bei mir genau so aus. Ich denke, dass die Vögel die Samen mit ihrer Sch... verteilen. ;D

Einige Exemplare ausgewachsene und blühende Mahonias stehen bei uns im Wald (an einem Waldweg), ca 1 km von der nächsten Ansiedlung entfernt. Die scheinen sich da wohl zu fühlen ::) .
Titel: Re:ausgebüxst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 05. Januar 2014, 17:10:22
Der Duden spricht tatsächlich kompromisslos von ausbüxen :o
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Pewe am 05. Januar 2014, 17:23:05
Im hiesigen Wald fand ich schon so einiges. Vinca major, z.B., von dem ich mir leider was mitnahm. Iris Neglecta (forumsidentifiziert), die ich GsD mitnahm, Dicentras, Salomonsiegel, Hasenglöckchen (die ich noch mitnehmen werde), irgendwelche Mahonien und diese Normalo-Lilien, deren Namen mir grad nicht einfällt, felderweise Maiglöckchen, letztes Jahr sah ich einige Schneeglöckchen und sicher etliches mehr, was mir aber grad nicht einfällt. Hier wird halt sehr viel im Wald entsorgt.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 05. Januar 2014, 17:31:00
Heute nachmittag beim Spaziergang an der Kieskuhle:

Mahonia aquifolium. Sie gilt inzwischen als (wenigstens lokal) vollständig eingebürgerter Neophyt.

Umfangreiche und großflächige Bestände, die sich über Samen selbst erhalten und weiter ausbreiten habe ich erst einmal gesehen. Dort wuchsen sie sozusagen als Zwergstrauchschicht im Kiefernforst. Das war beeindruckend.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 05. Januar 2014, 17:39:15
Bei Mahonia aquifolium kann ich mir das Überleben und die Weiterverbreitung in der Wildnis gut vorstellen.

Umso erstaunlicher ist deine Fundstelle von Gaultheria procumbens, die in Gartenkultur eigentlich fast nie sehr langlebig ist. :o
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 05. Januar 2014, 17:57:40
Im hiesigen Wald fand ich schon so einiges. Vinca major, z.B. ...

Genau ;D Ebenfalls beim heutigen Spaziergang entdeckt: Vinca major. Vielleicht ist es ja auch V. difformis . Ich kann die nicht unterscheiden. Ein großer Bestand von 20 m², etwas weiter nochmal 5 m²
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 05. Januar 2014, 18:06:19
Umso erstaunlicher ist deine Fundstelle von Gaultheria procumbens, die in Gartenkultur eigentlich fast nie sehr langlebig ist. :o

Tja, was hat ein Kiefernforst was ein Garten (meist) nicht hat?

Ausgeglichene Feuchtebedingungen, wie sie auch andere Ericaceae , wie Vaccinium, vielleicht? Weiß nicht so recht.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Gartenplaner am 05. Januar 2014, 18:15:32
Der Lebensraum Kiefernforst, vor allem die Bodenzusammensetzung, scheint dem natürlichen Lebensraum wohl sehr nahe zu kommen.
Und wenn Vögel die Beeren vom dem nicht so weit entfernten Friedhof klauen und woanders - verdaut oder auch nicht - wieder fallen lassen, wo es so gut passt...
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 05. Januar 2014, 18:15:42
Im hiesigen Wald fand ich schon so einiges. Vinca major, z.B. ...

Genau ;D Ebenfalls beim heutigen Spaziergang entdeckt: Vinca major. Vielleicht ist es ja auch V. difformis . Ich kann die nicht unterscheiden. Ein großer Bestand von 20 m², etwas weiter nochmal 5 m²

Müsste vinca major nicht ein rundlicheres, nicht so zugespitztes Blatt haben?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 05. Januar 2014, 18:58:51
Ich bin da sehr unsicher. Sowohl die abgebildete Form, als auch die, die von unseren Vormietern in unseren Garten eingebrachte unterscheiden sich von der, die ich ursprünglich als V. major kennengelernt habe.

Hier noch mal nah.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 05. Januar 2014, 19:02:17
Das könnte auch V. balcanica sein. Diese ist weitverbreitet und deutlich robuster als V. major.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 05. Januar 2014, 19:14:36
So kenne ich Vinca major. als den Typ, den wir in der Baumschule vermehren.

Unter Google Bilder findet man jedoch sehr unterschiedliche Abbildungen. ???
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 05. Januar 2014, 19:18:26
ich habe Vinca balearica im Garten. Sehr dunkel blaue Blüten. Dann gibt es noch Vinca difformis, sie kommt wild im westlichen Mittelmeerraum vor.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 05. Januar 2014, 19:27:25
Hier eine andere Variante von Vinca major, aufgenommen in USA. ???
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Eva am 05. Januar 2014, 19:37:53
Zitat
Im hiesigen Wald fand ich schon so einiges. ... Salomonsiegel, irgendwelche Mahonien, felderweise Maiglöckchen, Schneeglöckchen ....   

Salomonsiegel ist doch einheimisch, genauso wie Maiglöckchen? Auch Lysimachia punktata (weiter oben) hätte ich jetzt nicht zu den Neophyten?
Und Mahonien sieht man auch so häufig, dass ich da nicht auf einen Neophyten gekommen wäre.

Hier in den Donauauen gibt es häufig Sämlinge von Sommerflieder. (und natürlich tonnenweise den jap. Knöterich).
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 05. Januar 2014, 19:39:20
Das könnte auch V. balcanica sein. Diese ist weitverbreitet und deutlich robuster als V. major.

Das könnte gut hinkommen, staudo. Aber sicher bin ich mir auch da nicht. Sagen wir halt erstmal "Vinca major i. w. S.", denn V. balcanica scheint ja nah verwandt zu sein. Und V. difformis wird es wohl nach etwas rechersurfen doch nicht sein.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: we-went-to-goe am 05. Januar 2014, 19:47:35
Tiarello, das ist ein wunderbarer Faden.

Mir dient er doppelt, weil ich durch meine Beweidungen aufpassen muss, was sich so ausbreitet. Manches davon ist weidegiftig und es ist ratsam es rechtzeitig zu erkennen. Dazu gehören z.B. solche Arten:

gehört nicht hierher

Leider musste ich feststellen, dass solche Kräuter teilweise gar nicht erkannt werden. Gerade hörte ich erst von einem Fall, bei dem Schafe verendet sind - der jetzige Pächter aber nun von der Fläche Heu gewinnt. Das ist schon haarsträubend.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 05. Januar 2014, 19:53:40
Mahonia aquifolium ist hier (Mittelbrandenburg) meist aus alten Pflanzungen in Parks und an Ortsrändern aus der "Landschaftsverschönerungszeit" übrig, beginnt sich aber aus Sämlingen inmitten von Forsten anzusiedeln. Weitere "Vogelsch..."-Pflanzen in den hiesigen Forsten sind Ilex aquifolium (wenig) und die Eibe, die sich geradezu neu anzusiedeln scheint. Am stärksten im Waldumfeld der damit bepflanzten Parks.

Lysimachia punctata habe ich bisher einige Male an Weg- und Straßenrändern gefunden. Von dort scheint er sich auszubreiten und wirkt sehr durchsetzungsfähig.

Während Scilla siberica vielerorts seit Jahrzehnten fest eingebürgert ist, gehören Scilla siehei und S. luciliae zu den erst in den letzten Jahren punktuell "ausgebüxten" Pflanzen, die sich aber gut zu halten scheinen. Hier macht sich wahrscheinlich das reiche Baumarkt-Angebot bemerkbar, das dann zum "Verklappen" bepflanzter Kästen führt. S. sardensis ist mir bisher nur aus Parks bekannt. Von Puschkinia scilloides kenne ich eine aus einer Park-Bepflanzung ausgehende Verwilderung mit tausenden von Pflanzen.

Zu den großen Vinca: eine "balearica" kennt die Flora of Europe nicht, wohl aber die von staudo genannte V. balcanica, aktuell als Unterart von V. major. Gibt es für "Vinca balearica" irgend eine Referenz?



Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tomir am 05. Januar 2014, 19:56:28
ich habe Vinca balearica im Garten. Sehr dunkel blaue Blüten. Dann gibt es noch Vinca difformis, sie kommt wild im westlichen Mittelmeerraum vor.
Wo kommt die denn her? Von den Balearen ist mir als heimische Art nur die V. difformis bekannt, die blassblaue Blueten hat, dunkeblaue habe ich bisher nur bei der eingeschleppten V.major gesehen.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 05. Januar 2014, 20:08:38
ja, ihr habt Recht, die Pflanze ist von einem Pflanzentausch der Staudenfreunde in Frankfurt.

Im Netz finde ich unter dem Namen Vinca balcanica Pflanzen mit ähnlichem Laub, Wuchs und ähnlichen Blüten. Sehr schön dunkel blaue Blüten.

Übrigens habe ich dieses Vinca auf meinen Balkanhügel zwischen Hepatica transsilvanica und Helleborus odorus neben Ruscus aculeatus [tiarello] gepflanzt.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 05. Januar 2014, 20:13:35
Na, dann hast Du es ja trotz falschen Namens richtig gepflanzt ;)
(Von balearica zu balcanica ist es auf verwaschenen Schildern nicht sehr weit.)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 05. Januar 2014, 21:30:50
Mahonia aquifolium ist hier (Mittelbrandenburg) meist aus alten Pflanzungen in Parks und an Ortsrändern aus der "Landschaftsverschönerungszeit" übrig, beginnt sich aber aus Sämlingen inmitten von Forsten anzusiedeln. Weitere "Vogelsch..."-Pflanzen in den hiesigen Forsten sind Ilex aquifolium (wenig) und die Eibe, die sich geradezu neu anzusiedeln scheint. Am stärksten im Waldumfeld der damit bepflanzten Parks.

Lysimachia punctata habe ich bisher einige Male an Weg- und Straßenrändern gefunden. Von dort scheint er sich auszubreiten und wirkt sehr durchsetzungsfähig.

Hierzu die sehr interessanten aktuellen Verbreitungskarten dieser Arten:

Lysimachia punctata, in D eingebürgerter Neophyt
Mahonia aquifolium, in D eingebürgerter Neophyt
Ilex aquifolium, in D heimisch
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 05. Januar 2014, 21:44:29
Bei den Stechpalmen ist hier noch interessant, ob es tatsächlich noch "reine" Ilex aquifolium handelt?

Manche Sämlinge hier im Garten sehen vom Laub her eher nach I. x meservae aus.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: we-went-to-goe am 05. Januar 2014, 22:19:25
die Lysimachia pu. schmeckt Weidetieren sehr gut... ;D die hat es sogar auf "meiner" NSG Fläche.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 05. Januar 2014, 23:27:24
Ob "reine" Ilex aquifolium, weiß ich natürlich nicht. Es dürfte wohl schon das Erbgut aus nicht allzu weit entfernten Anpflanzungen in Parks und Gärten sein. Die Blattgestalt der wenigen Pflanzen hier ist aber ganz typisch. Die neue Atlas-Karte zeigt in dem Fall ja mal sehr gut, dass die östlichen Vorkommen neophytisch sind.
Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 06. Januar 2014, 16:33:05
Letztes Jahr berichtete ich über ausgebüxte Dicentra und ganz in der Nähe wuchs munter ein Rhododendron.

Dicentra habe ich auch schon mal verwildert beobachtet.
Dicentra spectabilis blühend direkt neben einem Bestand der heimischen Heidelbeere, die gerade hellgrün austrieb. Wunderschön.

Oder war es bei dir eine andere Dicentra-Art?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: maculatum am 06. Januar 2014, 18:25:08
[...]Natürlich wären auch starker Konkurrenz ausgesetzte Vorkommen in naturnahen, eher extensiv gepflegten Gärten oder Gartenbereichen von Interesse. [...]

Sehr robust und ausbreitungsfreudig zeigt sich bei mir im Park Geranium endressii. Er besiedelt wiesenartige absonnige Waldränder, wo einmalige Mahd die einzige Pflege darstellt. Dort behauptet er sich zwischen Ranunculus repens, Rumex obtusifolius und Gräsern.

Woanders hat er es wohl auch schon in die freie Landschaft geschafft. Scheint Mittelgebirge zu mögen.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 06. Januar 2014, 19:00:13
Für das Ausmaß der Samenproduktion bei G. endressi und auch bei G. x oxonianum und ihren Ausbreitungsdrang im Garten sind das aber eigentlich erstaunlich wenige Fundstellen.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 06. Januar 2014, 19:06:21
Die brauchen offenen Boden, um sich zu etablieren.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 06. Januar 2014, 20:09:27
Ankunft und Ausbreitung des Glänzenden Strochschnabels im Potsdamer Raum hat Richard Büttner 1883 in der Flora advena marchica festgehalten:
"G. lucidum L.
... zunächst im Harz und in Thüringen
an Felsen und in schattigen Gebirgswäldern wild.
Völlig eingebürgert (Potsdam) Brauhausberg ...
Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das
Vorkommen der Pflanze bei P. auf im Jahre 1859 aus dem Harz mit-
gebrachte und ausgestreute Samen zurückzuführen. Vom Zaun des
Blell'schen Gartens am Brauhausberg ausgehend, hat die Pflanze jetzt
ein ausgedehntes Gebiet inne, und es ist ihrem Vorschreiten vorläufig
noch keine Grenze gesteckt. Die Wanderung erfolgte besonders den
Chausseen nach Caputh und Michendorf entlang im Walde."

Heute ist die Pflanze hier ein gemeines Kraut der stickstoffreichen Waldwegränder und in großen Teilen der Forste verbreitet. Sie fügt sich manierlich ein 8)




Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 06. Januar 2014, 21:06:57
Die brauchen offenen Boden, um sich zu etablieren.

Ja, aber genau den brauchen ja viele heimische Arten auch.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 06. Januar 2014, 21:38:43
Beginnen möchte ich mit meinem Gaultheria-Fund in Südheide nicht weit von Celle.

Im Herbst beim Pilze suchen fielen mir in einem Kiefernforst „Preiselbeeren“ mit unüblich geformten Blättern auf, die sich dort ausgebreitet hatten. Die Fläche betrug insgesamt sicher mehr als 20 m². Interessant war, dass sich die Fundstelle nicht am Waldrand und nicht in unmittelbarer Nähe irgendwelcher Gartenabfallabkippplätze befand. Stattdessen schienen sich die Pflanzen in der ganz durchschnittlichen entwickelten, von der Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa) dominierten Kiefernforstkrautschicht ausgebreitet zu haben.
 
Glücklicherweise hatte ich die Kamera dabei, denn erst beim Betrachten der Bilder ging bei mir der Vorhang auf: Gaultheria procumbens, die Niedere Scheinbeere. Obwohl ich sie mir im Garten schon seit Jahren geläufig ist, hatte ich sie in diesem naturnahen Zusammenhang nicht sofort erkannt.

In naher Umgebung des Fundortes befindet sich ein von der eigentlichen Ortslage entfernter Friedhof, der als Ursprungsorts des Vorkommens in Frage kommt.

Ich muss demnächst unbedingt nochmal dort hin, um mir die genauen Gegebenheiten anzuschauen. Insbesondere interessiert mich die gesamte Ausdehnung des Vorkommens und ob die Gaultherien eher über Ausläufer oder über Samen den Bestand aufgebaut haben.

Heute war ich noch mal draußen zur genauen Begutachtung des Fundortes incl. Umgebung.

Ich konnte noch ein paar weitere Verwilderungen von Gaultheria procumbens feststellen.

Insgesamt fand ich 5 "Kolonien".

1. die schon beschriebene: ca. 25 m² im Kiefernforst, 200 m vom Friedhof entfernt
2. eine weitere am Kiefernforstrand: 5 m², 50 m vom Friedhof entfernt
3., 4., 5. auf dem ungenutzen, waldartigen Erweiterungsgelände des Friedhofs, ca. 5 m², 20 m² und 35 m², wobei bei letzterer "Kolonie" ca 5 m² in den angrenzenden Kiefernforst hineinwuchsen.

Jeder Bestand war in sich relativ geschlossen, so dass "intern" reine Ausläuferverbreitung sehr wahrscheinlich erscheint.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 06. Januar 2014, 21:48:43
Ich finde das immer noch höchst erstaunlich. :o

Habe es im Garten (ohne Kiefernforst!) mit reichlich Torf versucht. Nach zwei Jahren waren die Pflanzen spätestens verschwunden. ???
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 06. Januar 2014, 22:08:36
Zu dem Thema selbst kann ich nur ein Astervorkommen beisteuern, das mit reichlicher Wahrscheinlichkeit durch Gartenentsorgung entstanden ist.

Der Standort ist ein bodensaurer Eichenwald in Straßennähe. Die Pflanze nimmt inzwischen eine Fläche von mehr als 2 qm ein und teilt sich den Platz erstaunlicherweise mit Galium odoratum.als Unterwuchs.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 06. Januar 2014, 23:31:22
Beginnen möchte ich mit meinem Gaultheria-Fund in Südheide nicht weit von Celle.
Interessant war, dass sich die Fundstelle nicht am Waldrand und nicht in unmittelbarer Nähe irgendwelcher Gartenabfallabkippplätze befand.

Besteht nicht auch die Möglichkeit (Wahrscheinlichkeit), dass sich Neophyten mit Hilfe des angebotenen Winterfutters für die Vögel verbreiten. Wer schaut denn schon genau hin wenn er Futter für die Vogelwinterfütterung kauft und den Vögeln anbietet.

Die Einführung und Weiterverbreitung von Neophyten (und auch von heimischen Arten) über Vogelfutter ist nur eine unter vielen anderen Möglichkeiten. Das gilt natürlich nur für Arten die auch als Futterpflanzen eine Rolle spielen. Hinzu kommen solche, die als Begleitarten (Unkräuter) im Futterpflanzenanbau vorkommen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia).

Für die Gaultherie kommt dieser Weg der ungewollten Ansiedelung nicht in Frage. Sie ist ja weder Vogelfutterpflanze noch Unkraut in Futterkulturen



Ich finde das immer noch höchst erstaunlich. :o

Habe es im Garten (ohne Kiefernforst!) mit reichlich Torf versucht. Nach zwei Jahren waren die Pflanzen spätestens verschwunden. ???

Mal sehen. Ich habe heute einige Teilstücke entnommen und bei mir ins saure Beet gepflanzt.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: maculatum am 07. Januar 2014, 12:05:37
[Geranium endressii]

Die brauchen offenen Boden, um sich zu etablieren.
Sie hatten höchstens Maulwurfshügel und durch Wildschweine umgebrochene Flächen zur Verfügung.
Titel: Re:ausgebüchst und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 07. Januar 2014, 22:26:04
Am Rand meiner Baumwiese wuchs wild eine ziemlich große Cotoneaster. Die Baumwiese befindet sich südlich von Stuttgart, außerhalb. Der Strauch hatte sich in Waldrandnähe angesiedelt, ist mir aber am Waldrand selbst noch nie aufgefallen.
Als ich gestern den besagten Waldfriedhof besuchte, um nach den Gaultheria -Beständen zu sehen, habe ich natürlich auch nach anderen Verwilderungen Ausschau gehalten. Zwischen Friedhof und Kiefernforst befand sich eine schmale Schneise mit etwas ruderal geprägter Vegetation und zahlreichen Ausbüxern.
Natürlich die üblichen Verdächtigen: Ilex, Lorbeerkirsche und Eibe.

Daneben auch Bergenie, Immergrün, und Unmengen an Cotoneaster , mindestens 4 Arten. Leider kenn' ich Cotoneaster-Arten schlecht, aber C. dammeri und horizontalis waren dabei.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 08. Januar 2014, 15:55:30
Brauchbare Schlüssel für die in D verwilderten Cotoneaster-Arten sind zum Beispiel diese:
offene-naturfuehrer.de
blumeninschwaben.de

Auch in Brandenburg verwildern mittlerweile verschiedene Zwergmispel-Arten recht häufig.
Kirschlorbeer ist mir noch nie aufgefallen. Sind es bei Dir Versamungen oder rausgeworfene Strünke?

Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: sarastro am 08. Januar 2014, 16:09:57
Lorbeerkirsche hat sich in Südwestdeutschland, aber auch an milden Ecken im Salzkammergut als "Neustrauch" eingebürgert. Dies nimmt man ja auch teilweise von Taxus an und Vinca minor scheint es in natürlichen Beständen nördlich der Alpen nie gegeben zu haben.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Gartenplaner am 08. Januar 2014, 18:17:55
Bei mir in Luxemburg waren es definitiv Sämlinge von Kirschlorbeer.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 08. Januar 2014, 18:23:33
In Brandenburg ist er wahrscheinlich noch empfindlicher als Ilex, soweit sich das nach den jahrweise fantastisch gebräunten Hecken beurteilen lässt. ;D
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 08. Januar 2014, 18:27:24
Im benachbarten Park standen sehr große P. laurocerasus. Trotzdem gab es kaum mal einen Sämling. Ich vermute auch, die wurden abwechselnd gefrostet und gedörrt. Sämlinge von Ilex dagegen tauchten überall mal auf, auch bei mir im Garten.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 08. Januar 2014, 18:46:08
Von Prunus laurocerasus tauchen hier im Südwesten immer wieder Sämlinge in Gärten auf, selten auch an wenig bewirtschafteten Stellen im Siedlungsbereich.
Insgesamt aber recht selten, was wohl auch damit zu tun hat, dass bei der üblichen Verwendung als Hecke kaum Früchte angesetzt werden.

Echte Verwilderungstendenzen außerhalb des unmittelbaren Siedlungsbereichs zeigt die Lorbeerkirsche hier aber nicht.

Eiben findet man immer mal wieder in den Wäldern der Vorbergzone in Richtung Schwarzwald. Damit "rückbesiedelt" die Art ihr einstiges Verbreitungsgebiet.

Die Verbreitung von Ilex deckt sich recht genau mit dem Verlauf der Null-Grad-Januar-Isotherme, siehe z.B. hier.

In letzter Zeit haben sich beide in nordöstliche Richtung verschoben.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 08. Januar 2014, 18:50:12
ist es möglich, dass die Sämlinge sehr viel frostempfindlicher sind als die ausgewachsenen Pflanzen? Ich habe im alten Garten eine Unmenge an Sämlingen gehabt, aber überlebt hat eigentlich keiner länger.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Crambe am 08. Januar 2014, 18:50:52
Kirschlorbeer im Wald ist mir noch nicht aufgefallen, aber hier bei uns im Garten finden sich (winterharte) Kirschlorbeersämlinge.
Im nahen Wald, ca 50 m von der letzten Häuserreihe weg, gibt es zwei Mahonienbüsche. Mitten im Wald, weit weg von jeglicher heutiger Siedlung, habe ich beim Pilzesuchen einen größeren Platz mit Vinca minor entdeckt, und an einem Waldrandweg, Luftlinie ca 2 km zu einem Aussiedlerhof, sah ich dieses Jahr eine gefüllt blühende, rosafarbene Akelei.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 08. Januar 2014, 18:54:38
ist es möglich, dass die Sämlinge sehr viel frostempfindlicher sind als die ausgewachsenen Pflanzen? Ich habe im alten Garten eine Unmenge an Sämlingen gehabt, aber überlebt hat eigentlich keiner länger.

Das dürfte ziemlich sicher so sein.

Entsprechende Untersuchungen kenn ich von Quercus ilex an Naturstandorten, an denen immer mal wieder stärkere Fröste auftreten.
Junge Sämlinge halten nur maximal um -10 °C aus, während Altbäume selbst bei Temperaturen von kurzfristig um -20 °C keinen nennenswerten Schaden erleiden.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 08. Januar 2014, 18:56:45
eine interessante Strategie.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 08. Januar 2014, 19:06:38
Vor ca. 100 Jahren wurde im hiesigen Forst ein kleiner Esskastanienwald angelegt, der bis auf Einzelexemplare um 1980 abgeholzt wurde. Seit einigen Jahren tauchen im Wald und auch in einigen hundert Meter Entfernung Esskastaniensämlinge auf. Ein zweijähriger Winzling, der besonders schön steht, bekam dieser Tage von mir ein Drahtkorsett gegen Nager und Rehe. 8)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 08. Januar 2014, 19:29:29
Für mich sind Sämlinge von Lorbeerkirsche in Gärten ein ganz alltägliches Phänomen. Durchaus auch in Größen über 50 cm. Fernab von Gartenflächen kann man sie hier nur sehr viel seltener beobachten.

Allerdings beziehen sich meine Erfahrungen besonders auf das hannoversche Stadtgebiet, sind also vielleicht gegenüber dem Umland klimatisch etwas geschönt.

Man muss natürlich bedenken dass auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Ich habe zum Beispiel den Eindruck, dass die ausgeglichneren Feuchteverhältnisse in Rindenmulchdecken die Keimung von Prunus laurocerasus , und anderen Gehölzen ziemlich begünstigen.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Katrin am 08. Januar 2014, 19:32:15
Alle Kirschlorbeerpflanzen, die in unserem Garten wachsen (das waren mal mehr als 10, gegenwärtig sind es noch ca. 5), sind Sämlinge aus den hiesigen Wäldern. Allerdings aus einer Höhe von ca. 900m, locker bewachsen mit Fichten. Dort gibts keine Wintersonne, deshalb auch kein Problem mit braunen Blättern. Es wachsen nach wie vor viele dort, die Vögel scheinen sie zu verbreiten, ausgehend von einem Garten am Waldrand.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 08. Januar 2014, 19:53:43
Mir ist aufgefallen, dass ich gerade den den letzten beiden Wintern ungewöhnlich viele Gehölzsämlinge verschiedenster Arten (neben Cotoneaster, Ilex, Efeu auch Euonymus alatus, Hamamelis und sogar Hydrangea serrata) gefunden habe.

Das sollte der These der vom Klimawandel erleichteten Verbreitung von Gartenflüchtlingen eigentlich wiedersprechen. Eine plausible Erklärung habe ich dafür jedoch nicht.

Aber das Beispiel von Hydrangeasämlingen, die das erste Jahr nur unter einer Laubdecke überlebt haben, zeigt für mich, dass Natur hier sicher Auslese betreibt. Die überlebenden Sämlinge von Gartenpflanzen in der freien Natur werden sicher oft härter als ihre Eltern sein.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 08. Januar 2014, 20:21:21
Hier taucht der Götterbaum in großen Teilen der Kiefernforste als Sämling auf, weit abseits der Städte. Winzige Keimlinge, die schnell wieder absterben - bis einmal ein paar die Anpassung geschafft haben?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Katrin am 08. Januar 2014, 21:10:36
Die Kirschlorbeersämlinge hier gibts aber schon seit ca. 22 Jahren ;) .
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 08. Januar 2014, 21:13:07
Die Kirschlorbeersämlinge hier gibts aber schon seit ca. 22 Jahren ;) .

Als eingebürgert gilt eine Pflanze erst dann, wenn sie ohne weitere gezielte Einwirkung mindestens in zweiter Generation vorkommt, die Sämlinge also ihrerseits fertile Samen hervorgebracht haben, die gekeimt und herangewachsen sind.

Das dürfte bei Kirschlorbeer nicht der Fall sein, oder?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Katrin am 08. Januar 2014, 21:14:31
Ich bezog es auf die letzten beiden Winter, die Troll als besonders gehölzsämlingsträchtig erlebt hat, hätte wohl besser ein Zitat dazugestellt.

Als heimisch würde ich den Kirschlorbeer nicht betrachten, nein.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 08. Januar 2014, 21:23:27
Die Kirschlorbeersämlinge hier gibts aber schon seit ca. 22 Jahren ;) .

Als eingebürgert gilt eine Pflanze erst dann, wenn sie ohne weitere gezielte Einwirkung mindestens in zweiter Generation vorkommt, die Sämlinge also ihrerseits fertile Samen hervorgebracht haben, die gekeimt und herangewachsen sind.

Das dürfte bei Kirschlorbeer nicht der Fall sein, oder?

So unwahrscheinlich dürfte dies in Zukunft jedoch nicht sein. Wir haben hier in einem nahegelegenen Waldstück Thuja occidentalis, die vermutlich um das Jahr 1900 herum angepflanzt sein dürften und die regelmäßig Nachkommen produzieren.

Ein Kirschlorbeer, der sich nach Extremwintern einmal etabliert hat, wird irgendwann auch fruchten.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 08. Januar 2014, 21:27:05
Vermehren sich die Thuja durch Saat oder machen die Schleppen?

Bei Thuja occidentalis fände ich eine Einbürgerung nicht so verwunderlich: Die Art ist erst in einer der letzten (oder der letzten) Eiszeit ausgestorben und kommt heute in Nordamerika in Gebieten vor, die klimatisch nicht so verschieden von manchen Gebieten Mitteleuropas sind.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 08. Januar 2014, 21:29:06
Sind wirklich Sämlinge. Habe selbst schon welche ausgebuddelt
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 08. Januar 2014, 21:32:30
Brauchbare Schlüssel für die in D verwilderten Cotoneaster-Arten sind zum Beispiel diese:
offene-naturfuehrer.de

Toll, lerchenzorn. Danke :)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 08. Januar 2014, 21:39:14
Obwohl ich mich gerade bei Cotoneaster frage, wie groß die Variationen im Erscheinungsbild von Sämlingen sind oder ob sie nicht doch gerne hybridisieren. ::)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 08. Januar 2014, 21:52:16
Gut zusammengefasst sind die Kriterien für die Etablierung von Neophyten z.B. hier, einschließlich besonderer Fälle.

(Deshalb finden es Freiland-Botaniker immer so wichtig, das erste Auftauchen einer Pflanze gut festzuhalten. ;) )
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: agarökonom am 08. Januar 2014, 22:07:10
Vor ca. 100 Jahren wurde im hiesigen Forst ein kleiner Esskastanienwald angelegt, der bis auf Einzelexemplare um 1980 abgeholzt wurde. Seit einigen Jahren tauchen im Wald und auch in einigen hundert Meter Entfernung Esskastaniensämlinge auf. Ein zweijähriger Winzling, der besonders schön steht, bekam dieser Tage von mir ein Drahtkorsett gegen Nager und Rehe. 8)
Auf dem Berliner Mauerstreifen standen auch fruchtende Bäume , die Sämlinge stehen jetzt hier ;D
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 08. Januar 2014, 22:27:13
Castanea sativa?

In besagtem Forst mit den Thujas habe ich neulich am Waldrand auch ein etwa 2 Meter hohes Exemplar gefunden und weiter im Wald eine deutlich jüngere Pflanze entdeckt. Einen "Mutterbaum" ist mir dort jedoch bisher nicht aufgefallen.

Ein sicheres Ziel für den nächsten Sonntagsspaziergang. :D
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 08. Januar 2014, 22:43:15
Bei den hiesigen Esskastanien habe ich übrigens Vögel (Eichelhäher?) in Verdacht, die Kastanien zu verfrachten.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 08. Januar 2014, 22:44:14
Hatten du und Danilo (und andere?) nicht mal vor einiger Zeit erwähnt, dass Tilia x euchlora in Ostdeutschland des Öfteren mal als Sämling auftaucht?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 08. Januar 2014, 22:45:59
Ich war es nicht. Mir ist diese Linde sogar unbekannt.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 08. Januar 2014, 22:46:37
Ich war es nicht. Mir ist diese Linde sogar unbekannt.

Das ist die Krimlinde.

P.S. Ich glaub, Danilo wars.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 08. Januar 2014, 22:58:52
hattet ihr den schon? Hier gibt es 99 Seiten Neophyten.

Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Mediterraneus am 09. Januar 2014, 14:40:15
Die Kirschlorbeersämlinge hier gibts aber schon seit ca. 22 Jahren ;) .

Als eingebürgert gilt eine Pflanze erst dann, wenn sie ohne weitere gezielte Einwirkung mindestens in zweiter Generation vorkommt, die Sämlinge also ihrerseits fertile Samen hervorgebracht haben, die gekeimt und herangewachsen sind.

Das dürfte bei Kirschlorbeer nicht der Fall sein, oder?

Meinst du jetzt wegen Bestäubungsproblemen?

Lorbeerkirsche ist hier in Mainfranken ein gängiges Gartenunkraut, die gehen überall dort auf, wo viele Gartenvögel rumhocken (und kacken). Allerdings auch hier nur in Siedlungsnähe und nicht im Hochwald, also eher in Hecken und Gehölzstreifen.

Ich selbst hab im Garten ein alleinaufgegangenes Exemplar stehen lassen, ist jetzt nach einigen Jahren etwa 3 m hoch und breit. Weiß aber nicht, ob da Beeren dransind.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 09. Januar 2014, 14:45:38
Ja, sag ich doch. Sofern es fruchtende Lorbeerkirschen in Gärten gibt, gehen aus den Samen oft Pflanzen hervor.

Aber ob aus diesen Sämlingen eine Population hervorgeht, die sich des weiteren durch neue Sämlinge selbst erhält, das ist eine andere Frage. Eine solche Population könnte als eingebürgert betrachtet werden. Zumindest in der hiesigen Gegend wüsste ich von keiner solchen.

Bei Katrin könnte das anders sein. Wobei 22 Jahre zu kurz sind - solange hält sich eine Lorbeerkirschpflanze auch so, und sie kann sich durch Absenker langsam ausbreiten.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Mediterraneus am 09. Januar 2014, 14:49:14
Aber Kirschlorbeer ist ja auch irgendwo heimisch (Balkan?) und vermehrt sich dort auch durch Samen weiter.

Wenn das kältere Klima hier für Befruchtungsprobleme sorgen würde, würden sich die Gartensorten doch auch nicht aussamen. Oder versteh ich jetzt was falsch?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 09. Januar 2014, 14:59:28
Eine ursprünglich vor Ort nicht heimische Pflanze wird nicht dadurch zum Neophyten, dass sie im Garten selbst oder in einem eng daran angrenzenden Gebiet mal als Sämling auftaucht, sondern dadurch, dass sie in der Lage ist, sich über längere Zeit stabil in einer Umgebung zu halten, ohne dass dauernd Nachschub von Sämlingen aus dem Garten geliefert wird.
 
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Gartenplaner am 09. Januar 2014, 15:00:22
Es geht eher darum, ob Sämlinge so konkurrenzstark sind, dass sie

a. die Winter hier überstehen
und
b. sich gegen einheimische Vegetation halten können

so daß sie das vermehrungsfähige Alter erreichen und sich selber wieder weiter aussäen können

Edit: bin heut zu langsam ;D
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: altrosa am 09. Januar 2014, 15:10:14
Der Kirschlorbeer ist in den Tobeln (Bacheinschnitten) am Zürichsee zum Problem geworden, weil er einheimische Pflanzen verdrängt. Da er leider immer noch eine beliebte Heckenpflanze ist, ist für Nachschub gesorgt.

Einen schöneren Gartenflüchtling habe ich an einem steilen Hang bei Meiringen im Berner Oberland gesehen. Viele Helleborus orientalis, die zusammen mit den einheimischen Leberblümchen ein wunderschönes Bild ergaben.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 09. Januar 2014, 15:27:32
ich hatte oben die Datenbank zu Neophyten in Deutschland von floraweb verlinkt. Die sind auf dem aktuellen Stand. Zu Prunus laurecerasus gibt es hier ein Datenblatt aber keine Verbreitungskarte. Status: unbeständiger Neophyt.

Im Bodenseegebiet gibt es offenbar größere Vorkommen. Eine Seite über Prunus laurocerasus in Vorarlberg hier. Daraus Zitat: "Vor allem im Bodenseeraum besiedelt der Kirschlorbeer - begünstigt durch die milden Winter - inzwischen viele Wälder. Lokal ist er bereits der häufigste Strauch im Unterwuchs."

Mir ist die Lorbeerkirsche auf diesen Standorten hier noch nicht aufgefallen. Nur der in die oben verlinkten Liste aufgeführte Späte Trauben-Kirsche, Prunus serotina. Von der finde ich hier und da Sämlinge.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 05. Februar 2014, 08:01:59
Wie sieht 's eigentlich mit Pyracantha aus. Gibt es da Verwilderungen? Über Samenverbreitung.

Ich habe im Garten noch nie Sämlinge gefunden. Oder sind die Sorten etwa hybridogen und deshalb steril?

Oder brauchen die zu Keimung besonders viel Wärme?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 05. Februar 2014, 08:48:25
Ich habe noch nie Sämlinge von Feuerdorn gefunden.
Die Landesflora von Baden-Württemberg, in der sonst alle möglichen Pflanzen aufgelistet sind, die irgendwo mal in Einzelexemplaren verwildern, führt den Feuerdorn nicht auf.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 05. Februar 2014, 09:36:11
Feuerdorn: In Berlin als nicht etablierter Neophyt (S. 43 unten) gelistet, bundesweit als "in Einbürgerung befindlicher Neophyt". In Bayern bereits eingebürgert, wenn auch sehr selten.

Bisher habe ich nichts näheres gefunden, z.B. ob aus Samen oder klonal. Kenne selbst keine Verwilderung.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Mediterraneus am 05. Februar 2014, 13:13:38
Wow. Erigeron karvinskianus steht auf der Vorwarnliste für Neophyten in Bayern.
Ich musst ihn ganz schön lange hätscheln, bis er bei mir mal die Winter zuverlässig überstand.

Helleborus orientalis hab ich jetzt nicht gefunden. Ich hab bei den Stauden schon mal gefragt. Ich hoffe, die breitet sich nicht aggressiv aus.
Edith: Hab H.orientalis gefunden, ist aber in Bayern nur im Grabfeld eingebürgert (stimmt nicht, bei Nürnberg gibts auch welche) und gilt als äußerst seltener Neophyt der durch Bundes Artenschutz besonders geschützt ist.

Helleborus viridis und H. foetidus kommen auch vor. Sehr selten. H viridis bei uns war mir völlig neu :o

Danke für die super Seite :-*: www.bayernflora.de
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 05. Februar 2014, 14:45:47
Ja, die Bayern :P

Den zur Zeit besten Überblick über die recht wenigen, wirklich bedenklichen (38 Arten) oder eventuell künftig bedenklichen Neophyten (22 Arten) in Deutschland gibt die vom Bundesamt für Naturschutz gehaltene Seite neobiota.de.

Das Projekt zur Invasivitätsbewertung der TU Berlin ist abgeschlossen. Die Ergebnisse sind auf den neobiota.de-Seiten (Liste unten) oder in den gedruckten BfN-Skripten 352 (pdf-Datei) zugänglich.

Ein Projekt der TU Dresden zur Erarbeitung eines Management-Handbuches läuft noch.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Mediterraneus am 05. Februar 2014, 15:04:49
Ja, unter den Bayern haben wir Unterfranken auch zu leiden ;)

(mich interessierte die bayernflora-Seite weniger wegen den Neophyten, sondern eher wegen den gefährdeten Pflanzen, das kann man da ja alles einstellen und Verbreitungskarten anschauen. Bei mir ums Eck ist ja ein Hotspot mediterraner Arten: Acer monspessulanum, Helianthemum canum, H. apenninum, Helleborus foetidus, Tulipa sylvestris...das wäre ja schon eine Gestaltungsidee an sich für ein nettes Beetchen :D)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: zwerggarten am 05. Februar 2014, 17:25:40
dann achte aber auch auf gebietseigene herkünfte, sonst verschlimmbesserst du die ganze sache nur! :-\
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 05. Februar 2014, 18:20:06
wieso sind Helleborus foetidus mediterran?

Hotspot mediterraner Arten? Sind eher die Sanddünen der Nordwestlichen Oberrheinebene von denen es erhaltene in Lorsch und dann den geschützten Mainzer Sand gibt.

Arbeitest du mit an der Kartierung der Flora von Marktheidenfeld?


Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Mediterraneus am 06. Februar 2014, 08:09:59
Hauptverbreitung nach Oberdorfer:
westsubmediterran (Südwesteuropäische Trockenwälder)

Nein, ich kartiere nicht.
Aber sowas wie Trinia glauca, Helianthemum apenninum, Acer monspessulanum ist in Bayern schon sehr mediterran, finde ich ;)

Kennst du die Höhfeldplatte bei Karlstadt?

www.ivl-web.de/docs/karlstadt_trockenrasen.pdf (das wäre allein mal ein interessantes Thema für sich)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Mediterraneus am 06. Februar 2014, 08:11:51
dann achte aber auch auf gebietseigene herkünfte, sonst verschlimmbesserst du die ganze sache nur! :-\
Keine Angst, in Naturschutzgebiete greife ich gar überhaupt nicht ein.

Das war nur ein Anreiz, die Kombi im Garten auszuprobieren (mit nachgezogenen Pflanzen aus einem Fachbetrieb)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 09. Februar 2014, 19:42:27
Ich habe noch nie Sämlinge von Feuerdorn gefunden.
Die Landesflora von Baden-Württemberg, in der sonst alle möglichen Pflanzen aufgelistet sind, die irgendwo mal in Einzelexemplaren verwildern, führt den Feuerdorn nicht auf.

Feuerdorn: In Berlin als nicht etablierter Neophyt (S. 43 unten) gelistet, bundesweit als "in Einbürgerung befindlicher Neophyt". In Bayern bereits eingebürgert, wenn auch sehr selten.

Bisher habe ich nichts näheres gefunden, z.B. ob aus Samen oder klonal. Kenne selbst keine Verwilderung.


Interessant ist für mich, dass beim Feuerdorn und vielen anderen sehr häufig kultivierten Zierpflanzen Samenvermehrung gar nicht oder offenbar nur sehr selten stattfindet.

Die Beobachtungen über die Versamungsneigung im Garten scheinen wohl kaum eine Prognose zuzulassen, ob sich eine Art zum Neophyten oder eben auch nicht entwickeln wird.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 09. Februar 2014, 20:13:07
Die ausschließlich vegetative Vermehrung von Pyracantha hat den Hintergrund, die Sorteneigenschaften zu erhalten. Bei generativer Vermehrung bekommst du vermutlich eine Wundertüte, was Wuchseigenschaften und vor allem Beerensatz und -farbe betrifft.

Im Gegensatz zu Ilex, für baumschulttechnisch dasselbe gilt, versamt sich Feuerdorn jedoch offenbar selten. Ich habe beim Krauten jedenfalls in meiner beruflichen Laufbahn nur wenige Sämlinge gefunden.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 09. Februar 2014, 21:05:14
Feuerdorn ist, mit seinen wilden Vorkommen, eine rein mediterrane Pflanze. Selbst in der Schweiz gibt es am Alpen-Südrand noch keine indigenen Vorkommen. Vielleicht sind die Sämlinge sehr klein? Wenn sie dann im ersten Winter sofort absterben, würden sie nicht auffallen.
(So etwas würde ich vermutlich sehr schnell als indifferentes Rosengewächs jäten, falls ich es überhaupt einordnen würde ;D )

Die Fitschen-Gehölzflora stellt ihn in die Gruppe der kälteempfindlichen Gehölze, also ernsthafte Schäden ab -18°C. Sämlinge werden wohl wesentlich weniger Frost vertragen.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 09. Februar 2014, 21:18:37
Der Link funzt nicht!

In Pflanzentöpfen, die wie die Feuerdorne in der Baumschule in Folientunneln überwintert werden, findet man jedoch ab und an tatsächlich Sämlinge.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 09. Februar 2014, 21:23:07
Hier knapp unterhalb der Mitte. (Aber Du kennst ja die Sämlinge.)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 09. Februar 2014, 21:38:39
In diesem Stadium würde ich sie auch nicht erkennen.

Wenn man einmal einen findet, hat er sicher schon einen Winter mehr auf dem Buckel.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Mediterraneus am 12. Februar 2014, 10:38:42
Monsanto und Co haben es geschafft, der Gen-Mais kommt. Offensichtlich haben die Beziehungen bis in unsere Regierung gereicht.
Ich bin fassungslos. :o

Selbst ist Mais mangels Frosthärte wohl kein Neophyt. Hoffentlich auch keine Teile von ihm :-\
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 12. Februar 2014, 11:06:01
Bitte, mediterraneus, dikutiere dieses Thema in einem anderen thread. Zum einen bat ich eingangs darum:

Ich stelle mir diesen Thread hauptsächlich als Sammlung von Informationen und Beobachtungen vor. Nicht aber als Ort für die ellenlangen und emotional geführten Diskussionen zur Bewertung neophytischer Arten in unserer Landschaft. Wenn auf diese hier verzichtet werden könnten, fände ich das sehr gelungen.

Zum anderen ist das Thema selbst bei großzügiger Auslegung in diesem thread nur noch als ot zu bezeichnen ::)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 12. Februar 2014, 11:37:45
Hallo,
ist den Hypericum auch ein Einwanderer?
Wir fanden es hier (ganz nödliches NRW) auf einer Weide die über 10 Jahre Stilllegungsfläche war.

LG
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 12. Februar 2014, 11:44:50
Na ja, das kommt ganz darauf an, um welche Art es sich handelt. Hypericum perforatum , das Echte Johanniskraut ist heimisch. Und ich vermute, dass du diese Art meinst. Sie ist recht häufig und typisch für magere Brachen.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 12. Februar 2014, 13:07:17
Danke für Deine Antwort.
Ich denke nicht, daß ich es zuverlässig unterscheiden kann.
In unserer Situation ist dieses wohl auch nicht zwingend nötig.
OT:
Es wächst hier auf unserem Hektar Pferdeweide und verursacht leider heftigen Sonnenbrand bei einem unserer Tiere (teilweise weißes Fell). Also müssen wir versuchen, das Johanniskraut zu entfernen, da sonst die Weide nicht nutzbar ist. Will dann hier im Thema nicht weiter stören, wo ich nun weiß, daß Johanniskraut heimisch ist.


LG
sendet
Nemesia
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: RosaRot am 12. Februar 2014, 13:30:27
Wenn das Pferd Sonnenbrand bekommt ist es auf jeden Fall das einheimische Johanniskraut Hypericum perforatum.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 12. Februar 2014, 14:50:40
Ja Danke für die genauere Eingrenzung!
Leider hat sich das Johaniskraut diese Weide zum Ansiedeln ausgesucht - wie kann ich es wieder entfernen? Hier kann es nicht bleiben ::) - klassische Konflikt zwischen Natur und Mensch ???
Wo kann ich denn dieses Thema eröffnen? ich möchte hier nicht weiter stören!

LG
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 12. Februar 2014, 15:44:14
Ich kann Dir keinen erschöpfenden Rat geben. Nur so viel: ich würde mich nicht auf die Bekämpfung der einzelnen Pflanze konzentrieren. Das kann sehr ermüden und vergeblich sein. Dass die Art sich auf der Weidefläche ausbreitet, kann zeigen, dass die Pferde sich im Normalfall "klug" verhalten und die Pflanze meiden. So gibt es auch vom Jakobs-Kreuzkraut übersäte Weideflächen, in denen ausgerechnet diese Pflanze sauber umweidet wird und die Tiere sich nicht vergiften.

Der Schlüssel zur Lösung liegt oft in einer angemessenen Weidepflege, zu der auch zwischengeschaltete Mähgänge zu geeigneten Zeitpunkten gehören sowie eine sachgerechte Führung der Tiere, die sie davon abhält, sich ausgehungert auf alles zu stürzen, was vor´s Maul kommt. Soll keine Besserwisserei sein und schon gar nicht heißen, dass ich Dir irgendwelche Fehler unterstelle. Ich halte es für gut, wenn Du zum Thema "Weidepflege bei Pferden" und zu Haltungsfragen beim Weidegang recherchierst (etwa in dieser Richtung), die auch das Problem zu kleiner, dauerhaft einseitig belasteter Weide- oder besser "Abstell"-Flächen anreißt - hier im Großstadtraum ein leidiges Thema. Und dass Du Dich nicht nur auf die giftigen Pflanzen festlegst. Viel Glück
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: oile am 12. Februar 2014, 18:11:48

Bisher habe ich nichts näheres gefunden, z.B. ob aus Samen oder klonal. Kenne selbst keine Verwilderung.

Möglicherweise wächst ein Sämling bei mir. Ich habe den schon mal gezeigt:
Hier ist noch ein Ausschnitt.
Allerdings ist er kaum größer geworden.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 12. Februar 2014, 18:36:29
Sieht interessant aus :), nur an Feuerdorn hätte ich da nicht gedacht.
Eher an Spiraea oder Potentilla gedacht, wegen der Zierlichkeit. Malus würde ich auch nicht ausschließen. (Hat Spiraea überhaupt Nebenblätter?)
Auf Crataegus wäre ich nicht gekommen, kenne aber die Sämlinge kaum.

Steckt das Pflänzchen noch im Topf? Oder warum will es nicht vorwärts?

Im Garten habe ich dicht am Zaun gerade etwas entdeckt, das eigentlich nur Eriobotrya japonica sein kann. Wir essen so etwas nicht, muss jemand über die Grenze gesp... haben. Auch sonst keimen hier merkwürdige Dinge. In den Pflasterfugen kam was mit Hibiskus-ähnlichen Blättern, aber doch nicht Hibiscus. Paulownia? - und wenn, woher und wie dahin??

Wenn das alles mal in die Landschaft raus wandert, wird es hier bunt :-X
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: oile am 12. Februar 2014, 18:42:05
Sieht interessant aus :), nur an Feuerdorn hätte ich da nicht gedacht.
Eher an Spiraea oder Potentilla gedacht, wegen der Zierlichkeit. Malus würde ich auch nicht ausschließen. (Hat Spiraea überhaupt Nebenblätter?)
Auf Crataegus wäre ich nicht gekommen, kenne aber die Sämlinge kaum.

Steckt das Pflänzchen noch im Topf? Oder warum will es nicht vorwärts?


Ich hatte es im Topf, jetzt aber in die Sämlingsabteilung meines Hochbeets gepflanzt. Warum es nicht will? Keine Ahnung. Wahrscheinlich war ich nicht nett genug. Es behält die Blätter den ganzen Winter über. Das machen doch Spiraea und Crataegus nicht, oder? Aber noch weiß ich ja nicht, was es ist. Gefunden habe ich es in der Nähe eines Pyracanthus.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 12. Februar 2014, 18:52:51
... nicht nett genug. ...

Das kannst Du ausschließen 8)

Pyracantha hat, glaube ich, keine Nebenblätter. Weiß troll13 sicher besser.
Schon mal bei Chaenomeles (Scheinquitte) nachgesehen? Ob die auch wintergrün sein kann, weiß ich nicht.

Auf den ersten Blick erinnert mich das stark an die Spiraea-japonica-Sämlinge, die bei mir zahlreich auftauchen - aber die dürften keine Nebenblätter haben und sind auch nicht wintergrün. Auf die Nebenblätter habe ich bei der noch nicht geachtet.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Mediterraneus am 13. Februar 2014, 15:54:49

Im Garten habe ich dicht am Zaun gerade etwas entdeckt, das eigentlich nur Eriobotrya japonica sein kann. Wir essen so etwas nicht, muss jemand über die Grenze gesp... haben. Auch sonst keimen hier merkwürdige Dinge. In den Pflasterfugen kam was mit Hibiskus-ähnlichen Blättern, aber doch nicht Hibiscus. Paulownia? - und wenn, woher und wie dahin??

Wenn das alles mal in die Landschaft raus wandert, wird es hier bunt :-X

Paulownia geht hier im Maintal auch von allein auf, bevorzugt in Pflasterfugen oder direkt am Haus.

Eriobotrya sollte an den allermeisten Standorten eher einjährig sein ;)
Aber vielleicht hast du ja eine besonders harte Selektion hingespuckt bekommen.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 28. Februar 2014, 21:46:43
Und es gibt ihn doch, den verwildernden Feuerdorn. Lässt sich im Winter perfekt kartieren 8)

Am Ortsrand, zwischen Neubau-Grundstücken auf einem unbewirtschafteten Zwischenstreifen.
Ob er nun aus Samen gekeimt ist oder einem Steckling entstammt - keine Ahnung. Macht einen ersten Ausläufer. In den Gärten rundherum war keiner zu sehen. Er hat schön deutlich ausgebildete Nebenblätter - vielleicht ist Oiles Rätselpflanze wirklich ein Feuerdorn?

Aus dem Auto hab ich heute erst einen weiteren Strauch gesehen, der auch Feuerdorn sein könnte, am Kanalufer. Da muss ich noch hin.










Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 08. April 2014, 08:29:09
Brauchbare Schlüssel für die in D verwilderten Cotoneaster-Arten ...[/url]

Hier geht es zum derzeit ultimativen Werk über die in Mitteleuropa heimischen, verwildernden und häufig gepflanzten Cotoneaster-Arten. Für die, die es genau wissen möchten ;) .
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Mediterraneus am 08. April 2014, 13:50:52
Im Tessin ist Trachycarpus fortunei ein Neophyt.

Ts, das Problem möchte ich haben 8)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Danilo am 08. April 2014, 17:45:50
Hier geht es zum derzeit ultimativen Werk über die in Mitteleuropa heimischen, verwildernden und häufig gepflanzten Cotoneaster-Arten. Für die, die es genau wissen möchten ;) .

Ich bin einmal mehr beeindruckt, wie Du all die Links zu den verschiedensten Bestimmungsschlüsseln mal eben so locker flockig aus dem Ärmel schüttelst. ;) Ich hab mich schon öfter dumm und dämlich danach gesucht, und dann auch noch vergeblich. ::)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 09. April 2014, 21:35:17
 ;)

Ich habe geschlagene 3 Monate geschüttelt, sehe ich gerade :-X. ;D
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Sursulapitschi am 27. April 2014, 12:12:16
Hallo,

ich hab dieses interessante Thema gerade erst entdeckt.

Hier in den Wäldern sieht man ab und zu mal Arum italicum, vermutlich von Vögeln verbreitet. Zählt der auch zu den Neophyten?

Viele Grüßee,
Sursula
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 01. Mai 2014, 18:54:48
Schau mal hier: Floraweb - Arum italicum. In Einbürgerung befindlich bedeutet, dass es bereits Verwilderungen gibt, die ein eigenständiges Überdauern außerhalb der Gartenkultur erkennen lassen, dass sie aber noch nicht sehr lange bestehen und/oder sich noch nicht stärker ausgebreitet haben.

(Verbreitungskarte)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 01. Mai 2014, 18:57:31
müsste man den nicht als Archäophyt einordnen?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 01. Mai 2014, 19:08:42
Dann hätte er sich schon vor 1492 in D einbürgern müssen und dafür gibt es keine Hinweise.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 01. Mai 2014, 19:21:17
die Logik solcher Kategorisierungen erschließt sich mir nicht, obwohl mir die Definition bekannt ist. ::)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 01. Mai 2014, 19:28:51
Das hatten wir schon 8). Definitionen sind von begrenzter Logik.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Sursulapitschi am 05. Mai 2014, 23:50:37
Schau mal hier: Floraweb - Arum italicum. In Einbürgerung befindlich bedeutet, dass es bereits Verwilderungen gibt, die ein eigenständiges Überdauern außerhalb der Gartenkultur erkennen lassen, dass sie aber noch nicht sehr lange bestehen und/oder sich noch nicht stärker ausgebreitet haben.

(Verbreitungskarte)

Danke!
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 29. Mai 2014, 18:59:54
Ob ich hier richtig bin?

Heute nachmittag habe ich auf einem Waldstandort einen wunderschönen Bestand von Matteuccia struphiopteris gefunden.

Der Standort könnte schon passen. Übergang zu einem heute stark eutrophierten Niedermoor. Floraweb verzeichnet in der weiteren Umgebung offenbar auch Naturvorkommen.

Verdächtig ist jedoch, dass ich neben anderen untypischen Pflanzen wie Walnusssämlingen und Kastanien auch Carex grayi gefunden habe, das sich dort offenbar fröhlich verbreitet.

Original oder durch Gartenabfälle angesiedelt?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 29. Mai 2014, 19:01:31
Nicht weit davon stand mitten auf einem mit Asphaltsplitt befestigtem Weg diese Pflanze. Ist das wirklich ein Veratrum?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: partisanengärtner am 29. Mai 2014, 19:06:24
Epipactis?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 29. Mai 2014, 19:14:34
Die Pflanze ist gut 40 cm hoch, Stängel sind rund und die Blätter stängelumfassend, ca 15 bis 20 cm lang.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Gartenplaner am 29. Mai 2014, 19:17:15
Ich würde partisanengärtner zustimmen, dieser überhängende Blütenstand ist typisch und Veratrum macht das doch nicht, oder?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 29. Mai 2014, 19:17:17
Epipactis helleborine

(Straußfarn wird im gesamten deutschen Tiefland, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, als aus Kultur verwildert und zum Teil eingebürgert eingeschätzt.)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 29. Mai 2014, 20:36:29
Vielen Dank für die Bestimmung. :D Mit Orchideen kenne ich mich leider überhaupt nicht aus.

Die Karte im Landschaftrahmenplan zur potenziellen natürlichen Vegetation weist diesen Standort übrigens als "Birken- Eichenwald im Übergang zu Bruch- und Auwäldern der Niedermoore" aus. Könnte das passen?

Es ist übrigens eine Schande, dass solche Standorte hier derart verkommen. Auf der einen Seite des Weges, der einen Wiesenbach quert, ein Maisacker, auf der anderen, brach liegenden Seite werden die Brennnesseln dieses Jahr wohl noch mannshoch werden. Und wenn die Fallopia, die nicht weit davon entdeckt habe, sich hier auch ausbreiten, ist wohl alles zu spät.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 30. Mai 2014, 21:32:12
Epipactis helleborine hat zwar kleine, aber zum Teil sehr schön geformte und gefärbte Blüten. Es kann sich lohnen, die Pflanze im Auge zu behalten.




Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: michaelbasso am 30. Mai 2014, 21:44:11
in den letzten Jahren sind mir viele Walnußsämlinge in stadtnahen Wäldern aufgefallen, bestimmt kann ich das von Göttingen und Lüneburg sagen. Interessanterweise erreichen die Sämlinge rund 1 m, größere habe ich noch nicht gesehen...
Ich vermute, dass sie letztlich doch von den großen bäumen ausgedunkelt werden, aber immerhin ist die Verbreitung, auch ohne Elternbäume in der direkten Nähe erstaunlich.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 30. Mai 2014, 21:55:13
Das ist hier ähnlich. Annahme vieler Geobotaniker ist, dass junge Walnuss-Bäume eher durch strenge Winter als durch Konkurrenz ausgeschaltet werden. Dazu passt, dass im Stadtgebiet einige Sämlinge an stark befahrenen Straßen (erwärmte Umgebung?) es doch schon bis zum fruchtenden Baum geschafft haben.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: michaelbasso am 30. Mai 2014, 22:03:22
das erstaunliche ist aber, das sie es bis zu einer gewissen Höhe schaffen, meist eben knapp 1 m und dann ist scheinbar Schluß, wäre es die Kälte, wäre es doch wahrscheinlicher, daß die Sämlinge in noch kleinerem Stadium absterben.
Wenn sie es an Straßen schaffen, spräche das doch auch für vorhandenes Licht...
Beim Überlegen, fiel mir gerade ein, daß ich letzte Woche einige Jungpflanzen in einer Feldhecke hier in der Heide gesehen habe, mal sehen, wie die sich so machen... Licht haben sie da genug.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 30. Mai 2014, 22:11:11
Untersuchungen dazu kenne ich leider nicht. Ob die Walnüsse in Berlin în der Stadtökologie der 80er und 90er Jahre ein Thema waren? Da wurde die stärker erwärmte Innenstadt-Zone anhand der erfolgreichen Samenausbreitung des Götterbaumes abgegrenzt.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: partisanengärtner am 30. Mai 2014, 22:11:11
Wo ich vorher wohnte am Bahndammhang in Bayreuth standen ganze Altersklassen von Walnußbäumen rum. Die stärksten hatten übe 30 cm Durchmesser und hatten schon mehrere Jahre gefruchtet.
Alle sind jetzt abgesägt und geschreddert oder abtransportiert.
Solche Eingriffe sind auch nicht zu vergessen wenn es um die dauerhafte Ansiedliung geht. Hier in Bayreuth ist etwa 6b und auswintern habe ich bei Walnuß noch nicht bemerken können.
Die jugendlichen die ich kenne schaffen es trotzdem selten bis zu großen Höhen.
Was da ist ein Walnuß der macht doch Flecken auf die Hauswand. 8)
Das wars dann.
Die zweite Möglichkeit :Ach den könnte ich mir ausgraben....
Ergebnis meist wie oben.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 30. Mai 2014, 22:16:30
Bei den gestern von mir entdeckten Pflanzen handelt es sich mit Ausnahme der Epipactis mit größter Wahrscheinlichkeit um die Folgen einer Entsorgung von Gartenabfällen.

Neben der Entwicklung der Walnüsse werde ich jedoch auch die weitere Entwicklung von Carex grayi beobachten.

Eigentlich müsste man jedoch eine Initiative starten, um dieses eher kleine Waldstück (Staatsforst!) und landwirtschaftlich eher unwirtschaftliche angrenzende Flächen wieder in einen "naturnahen" Zustand zu entwickeln.

Aber auf eine Auseinandersetzung mit den Dummbatzen der hiesigen Forstverwaltung und der örtlichen Naturschutzverbände habe ich eher keine große Lust. :P
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: michaelbasso am 30. Mai 2014, 22:35:22
Wo ich vorher wohnte am Bahndammhang in Bayreuth standen ganze Altersklassen von Walnußbäumen rum.
stimmt in Bayern, besonders in Richtung Bodensee sind mir auch schon mal die Walnussbäume an den Zugstrecken aufgefallen dort waren sie auch größer.
Der Götterbaum ist auch so ein Kandidat auf den ich achte. Kenne ihn aus meiner Kindheit aus Halle/Saale ein allgegenwärtiger und bei meinem Opa nichtgeliebter Baum. In jeder Ecke und jeder Brache gab es Sämlinge und auch größere Jungbäume. Ich fands toll. Zu Hause, an der Ostsee gab es ein paar gepflanzte Bäume im Arboretum und im Stadtpark, aber keine Sämlinge. In letzter Zeit fallen sie mir auch in anderen auch kleineren Städten, wie z.B. Lüneburg auf. Kann aber auch eine Wahrnehmungsfrage sein, das weiß man ja nie so genau, wenn man keine dauerhafte Beobachtung macht.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: RosaRot am 30. Mai 2014, 22:53:47
Ich kenne einen Garten in dem die Götterbäume wucherten, ein sehr übles Unkraut, treibt aus jeder Ritze und jedem gerodeten Stück.
Die jetzigen Besitzer haben große Mühe das Zeug zu roden, damit auch noch mal etwas anderes wachsen kann.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 15. November 2014, 21:57:51
Heute beim Pilze einsammeln stand ich im Stangenholz vor einem Strauch von Ilex crenata (vermutlich). Hat den schon mal jemand verwildert gesehen?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tiarello am 15. November 2014, 22:09:45
... stand ich im Stangenholz vor einem Strauch von Ilex crenata. Hat den schon mal jemand verwildert gesehen?

Nö, noch nie draußen beobachtet.





Zitat
Heute beim Pilze einsammeln

Klingt ja fast danach, als brauchtest du nur den Korb auf den Boden zu stellen, damit die Scharen reinhüpfen konnten ;D
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 15. November 2014, 23:37:44
So etwa ;D
Wir hatten sie selten so schnell und nah im Korb.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 15. November 2014, 23:40:00
Heute beim Pilze einsammeln stand ich im Stangenholz vor einem Strauch von Ilex crenata. Hat den schon mal jemand verwildert gesehen?

Ich weiß, deine Pflanzenkenntnis ist ausgezeichnet.

Trotzdem: Bist du wirklich sicher, dass das Ilex crenata war?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 16. November 2014, 00:01:05
Nein. Ich bin nicht sicher. Das Ding erinnerte sowohl an Buxus - im Blatt - als auch an diverse Cotoneaster -im Wuchs. Die Blätter waren sehr schwach vorwärts gerichtet gezähnt. Mir fällt nichts anderes dazu ein.
Habe aber jetzt oben "vermutlich" dazu geschrieben.

Gerade gesehen: Floraweb führt ihn als unbeständigen Neophyten. Im Online-Florenatlas ist er aber noch nicht enthalten.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 17. November 2014, 20:54:15
Inzwischen bin ich ziemlich sicher. Habe heute einen Trieb abgemacht und bei Küchenlicht geknipst. Es kann an der Stelle nur ein Sämling sein. Drum herum wird der Kiefernforst von heimischen und unheimlichen Neophyten unterwandert: Buche, Spitz-Ahorn, Eibe, Späte Traubenkirsche, Lonicera periclymenum s.l. usw.

Kann das noch etwas anderes sein als Ilex crenata? (Ich muss gestehen, dass ich die Art noch nie bewusst leibhaftig vor Augen hatte. :-X )

(http://s25.postimg.cc/duv1fp0xr/cfilexcren_st.jpg)

(http://s25.postimg.cc/rd1xrzd33/cfilexcren_lf.jpg)

(http://s25.postimg.cc/adszcq1vj/cfilexcren_bd.jpg)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 17. November 2014, 21:21:53
Passt meiner Meinung nach schon.

Ich kenne solche Plätze in den Wäldern hier auch. Untypische Standorte mit Matteucia struphiopteris und in der Nähe findet sich Carex grayi. ;)

Typische Gartenabfallentsorgungsplätze?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 17. November 2014, 21:35:19
Nein, ganz sicher kein Kompostplatz. Die liegen 100 m weiter.
Der Ilex steht in einem dunklen Stangenholz, gut geschützt vor Wintersonne und Winterwind, leicht nordhängig. Der Standort passt schon. ich staune nur, dass die Art schon als Verwilderung auftaucht, obwohl sie hier in den Gärten noch nicht einmal auffällig in Erscheinung tritt. Ich muss mal stärker darauf achten, wo sie hier gepflanzt ist.

Aber Vögel fliegen manchmal weit bis zum nächsten Schiss.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 17. November 2014, 21:54:12
Wie groß bzw. wie alt ist/sind die Pflanze/n?.

Floraweb führt Ilex crenata als "unbeständigen Neophyten". Vielleicht erledigt sich das Vorkommen von selbst, wenn es mal wieder einen richtigen Winter gibt.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 17. November 2014, 22:03:30
Das denke ich auch. Es ist nur die eine Pflanze, die gerade einmal 30 cm hoch und vielleicht 40 cm breit ist. Sieht recht wüchsig aus. Bleibt es bei einem Neutrieb pro Jahr? Dann könnte die Pflanze mindestens 3 bis 4 Jahre alt sein.

Die Meldung als unbeständiger Neophyt bezieht sich auf Hamburg. So steht es in der Ländersynopse der Buttler-Liste. Es ist offenbar das einzige "Bundesland", aus dem bisher Verwilderungen bekannt geworden sind. Näheres weiß ich nicht.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 17. November 2014, 22:16:28
Ich kenne mich nur mit stecklingsvermehrten Pflanzen aus. Drei bis vier Jahre könnten vielleicht hinkommen.

Dieser Ilex ist übrigens auch zweihäusig, was die Verbreitung schon etwas bremsen könnte.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 19. November 2014, 09:35:37
Ich war gestern im Baumarkt, wo Restposten verschiedener Sorten von Ilex crenata verscherbelt wurden. Hab keinen mitgenommen, weil die mit dem hiesigen Boden nicht so zurechtkommen.

Was mir auffiel: Praktisch alle Pflanzen trugen Früchte. Wenn das in Gärten auch so sein sollte, mag ja schon mal der eine oder andere Sämling auftauchen.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 26. November 2014, 21:24:02
Das isser. Im Stangenholz.

(http://s25.postimg.cc/zfwhlsupr/ilexcren_pth.jpg)

(http://s25.postimg.cc/dfg556c1r/ilexcren_habh.jpg)

(http://s25.postimg.cc/x7ib4gnlr/ilexcren_dt.jpg)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 26. November 2014, 21:50:52
Der sieht von der Laubform so aus, als könnte es ein Kind von 'Stokes' sein.

Aber das Laub von den Ilex crenata Sorten ist fast so variabel wie bei Ilex aquifolium.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: zwerggarten am 27. November 2014, 06:16:34
und von dem armen winzding hast du so einen riesen-ast nur zur bestimmung abgerissen?! *aua* :-\

oder war das eigentlich schon eine florenschutzmaßnahme? oder steckholzgewinnung? ;)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: oile am 27. November 2014, 07:59:12
Oh Zwerggarten, Du Wächter über unser aller gärtnerische Moral! :-X
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: zwerggarten am 27. November 2014, 08:00:59
tja, einer muss ja! ;D
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 27. November 2014, 19:32:21
Ich habe ganz sachte den Anfängen gewehrt und meiner Neugier Raum gelassen. 8)
Das Ding ist spannend, aber ansonsten bedeutungslos.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Phyllo am 27. November 2014, 22:02:06
  Sieht so aus als wäre es Ilex mutchagara
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 28. November 2014, 07:10:47
Irgendwo war ich schon einmal auf den Namen mutchagara gestoßen, weiß aber nicht mehr, wo. Oder ob Du den Tipp schon einmal gegeben hattest? Danke jedenfalls.
Ob die verwilderte Pflanze wirklich dazu gehört, lass ich mal offen. Ich bleibe vorläufig bei I. crenata im weiteren Sinne.

Nach ThePlantList wird die Pflanze heute unter Ilex triflora geführt und gehört offenbar in die nächste Verwandtschaft von Ilex crenata, wird verschiedentlich auch als Form von dieser betrachtet (bzw. als I. maximowicziana var. kanehirae, wie in Checklist of cultivated Ilex, Teil 2 - S. 43/44).

Weißt Du, ob die Ilex-Sortimente in den hiesigen Baumschulen die Pflanze verbreitet als I. mutchagara führen oder ob das nur einzelne Betriebe so halten und die Form sonst als I. crenata läuft?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: zwerggarten am 28. November 2014, 08:25:32
und wie käme nun ein ilex mutchagara in den brandenburger kiefernforst? das scheint mir ja noch abstruser? wohnt da vielleicht ein ilex-sammli um die ecke?! ??? ;)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 28. November 2014, 08:31:34
Bin zwar nicht Phyllo aber ich kenne aus 15 Jahren Baumschulpraxis nur Ilex crenata und Sorten, die hier ausschließlich vegetativ durch Stecklinge vermehrt werden.

Neben Pflanzen unter Artnamen sind vor allem 'Convexa', 'Stokes' und 'Golden Gem' und eventuell noch 'Hetzii' alteingeführte Klone. In jüngerer Zeit sind weitere Sorten wie 'Fastigiata', 'Green Lustre' oder 'Glorie Gem' häufiger angebotene Sorten.

Ich muss jedoch gestehen, dass ich mir bei diesen "Funktionspflanzen" nie Gedanken gemacht habe, wer Männlein und Weiblein ist.

Auffälligen Fruchtbehang kenne ich zumindestens von 'Convexa', 'Stokes' und 'Fastigiata'. Bei 'Golden Gem' und dem Klon unter Artnamen, den wir hier in der Baumschule vermehren, ist mir das nicht so aufgefallen.

Nun mag es allerdings so sein, dass die Sorten in gärtnerischer Kultur gar keine reinerbigen Ilex crenata sind und nur der Einfachheit halber unter diesem Namen so verbreitet werden. Dafür stecke ich jedoch zu wenig in der Materie, um dies zu beurteilen.

Beispiele für "gärtnische" Artbezeichnungen gibt es allerdings ja genug.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 28. November 2014, 09:24:27
So sehe ich das auch. Es ist ja durchaus gerechtfertigt, eine Pflanze, die von einigen Taxonomen anhand schwach ausgeprägter Merkmale abgetrennt wird, von anderen zu Ilex crenata gezählt wird, im Handel im breiten crenata -Sortiment "mitschwimmen" zu lassen. Die Vielfalt von I. crenata ist schon in den wilden Herkünften enorm und Hybriden sind offenbar ebenfalls möglich.
Auch muss, was hier in offenbar manchen Baumschulen als mutchagara gezogen wird, noch lange nicht tatsächlich ein solches bzw. ein triflora sein. Deshalb meine Frage, ob der Name "mutchagara" in den Baumschulen verbreitet ist.

@zwerggarten: Vögel fliegen weit und Ilex-Beeren werden von ihnen angeblich sehr gern gefressen.
Anhand des Vogelzugs lassen sich z.B. auch einige Vorkommen von skandinavischen Brombeer-Arten in Norddeutschland erklären.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: zwerggarten am 28. November 2014, 09:40:05
na klar, die gefiederten flugsaurier wieder. mutchagara klang mir übrigens irgendwie so japanisch, nicht skandinavisch, aber letztlich egal. hör mir nur auf mit brombeeren in norddeutschland, seit jahren wächst die rubale belastung im waldgarten, ätzend. :P
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 28. November 2014, 10:23:15
Mir ist jedenfalls noch kein Ilex mutchagara bzw. I. triflorum in den 08/15 Vorratslisten der Baumschulen untergekommen, mit denen wir handeln.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Gartenplaner am 28. November 2014, 10:53:40
In Holland in einem Pflanzencenter stand massenweise Ilex maximowicziana var. kanehirae, als niedrige Heckenpflanzenqualitäten.
Da er so buchs-ähnlich aussah und mir der Name gegenüber Ilex crenata gänzlich ungeläufig war, hatte ich den als Kandidat in meinem Thread für einen immergrünen Strauch an schwierigem Standort in die Runde geworfen - steht da vielleicht eine Umbenennung an, die noch nicht so richtig durch ist?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 28. November 2014, 11:12:43
Diese Pflanzen scheinen wohl unter dem Namen Ilex crenata 'Blondie' schon länger im Handel zu sein.

Eine kräftig aufrecht wachsende Pflanze mit relativ hellem, länglichen Blatt. Bei diesem Typ ist die Mittelrippe des Laubs jedoch nicht so stark ausgeprägt und nicht so rundlich, wie bei Lerchenzorns Wildfund.

Edit: Jetzt funzt der Link hoffentlich. Bitte nach unten scrollen.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 28. November 2014, 12:33:32
In Holland in einem Pflanzencenter stand massenweise Ilex maximowicziana var. kanehirae, als niedrige Heckenpflanzenqualitäten.
Da er so buchs-ähnlich aussah und mir der Name gegenüber Ilex crenata gänzlich ungeläufig war, hatte ich den als Kandidat in meinem Thread für einen immergrünen Strauch an schwierigem Standort in die Runde geworfen - steht da vielleicht eine Umbenennung an, die noch nicht so richtig durch ist?

Ilex triflora
Zitat
gehört offenbar in die nächste Verwandtschaft von Ilex crenata, wird verschiedentlich auch als Form von dieser betrachtet (bzw. als I. maximowicziana var. kanehirae, wie in Checklist of cultivated Ilex, Teil 2 - S. 43/44).
;)

Diese Checkliste führt auf mehr als 60 ! Seiten Sortennamen und deren Synonyme nur für die zu Ilex crenata gezählten Kultivare auf. Sie ist von 1992 und kennt noch keine 'Blondie'. Was mag da heute erst weltweit in den Sortimenten stecken? ;D
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 28. November 2014, 12:59:59
 ;D mit steigendem Interesse und zunehmender Amüsiertheit verfolge ich diese Fülle von überschäumenden Ideen zu einem eher banalen Fund. ;D

Interesse führt bei mir immer zum Verlangen nach Fakten.

Eine realistische und nüchterne Betrachtung ist natürlich im November schlecht. Gedankenspiele sind viel lustvoller. Mit eingestreuten bedeutungsvollen Termini und möglichst vielen fremd klingenden Namen gespickt sind wie ein mentaler Kuchen voller Rosinen.

Gleich werde ich zur Tat schreiten um Stollen zu backen. ;D

Aber vorher schmeiße ich hier noch schnell eine nüchterne Bemerkung rein.

Von allen weltweit verbreiteten Ilex Spezies ist nur Ilex crenata in Deutschland ein Neophyt. Ein unbeständiger.

Hier im Odenwald tauchen immer wieder die häufig in Gärten kultivierten Cotoneaster im Unterholz auf. Im November auffällig durch ihre wintergrüne Belaubung. Cotoneaster horizontalis ist am häufigsten verwildert.

Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Eva am 28. November 2014, 13:35:06
Ja, Cotoneaster mit ihrer hübschen Herbstfärbung sind mir diese Woche auch einige am Waldrand in Siedlungsnähe aufgefallen.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Phyllo am 28. November 2014, 15:42:02
@troll13

Diese verwende ich des öfteren .Kommt auch aus der Baumschule aber den Namen wussten sie nicht.

Ilex mutchagara ? Fastigiata könnte auch sein. Jedenfalls hat dieser Ilex schwarze Beeren und zwar reichlich.

(http://i54.photobucket.com/albums/g91/juanes57/HornfertigundschoumlneBilde038-Kopie_zps028a894a.jpg)

(http://i54.photobucket.com/albums/g91/juanes57/FamilieHorn147_zpsad865be2.jpg)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Frühling am 28. November 2014, 16:55:39
Bin gerade auf diesen thread gestossen. Wollte Euch nur sagen, dass hier in unserem Garten auf 900 Metern Hoehe in Haute Savoie seit kuerzerem massenhaft arum italicum und Saemlinge von Ilex aquifolium auftreten. Die Saemlinge des Ilex habe ich vor 2 Jahren versetzt (will eine kleine Hecke daraus machen.. hoffentlich mit vielen Beeren...) und sie wachsen kraeftig und haben Frost von -15 muehelos ueberstanden. Auch Farn Matteuccia ist aufgetaucht und hat Glueck, dass ich Farne mag.

Haette noch eine Frage an Euch Experten. Vor ein paar Jahren habe ich Geranium im Garten gepflanzt (den Namen weiss ich nicht) und sie verbreiten sich wie Unkraut. Was mir Sorgen macht ist, dass sie sich auf der benachbarten Wiese, auf der Kuehe weiden, ausbreiten koennten. Sollte ich sie in diesem Falle ausreissen??
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Sandfrauchen am 28. November 2014, 17:38:00
...... Vor ein paar Jahren habe ich Geranium im Garten gepflanzt (den Namen weiss ich nicht) und sie verbreiten sich wie Unkraut. Was mir Sorgen macht ist, dass sie sich auf der benachbarten Wiese, auf der Kuehe weiden, ausbreiten koennten. Sollte ich sie in diesem Falle ausreissen??

Bei "Verbreitung wie Unkraut" fällt mir als erstes Geranium phaeum ein. Sät sich stark aus.
Um Versamung zu unterbinden könntest Du die Blütentriebe rechtzeitig vor Samenreife abschneiden. (die ersten Samen sind meist schon reif, bevor alle Blüten aufgeblüht sind! )
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: oile am 28. November 2014, 18:27:28
Aber giftig sind die doch nicht?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: sarastro am 28. November 2014, 18:41:00
...... Vor ein paar Jahren habe ich Geranium im Garten gepflanzt (den Namen weiss ich nicht) und sie verbreiten sich wie Unkraut. Was mir Sorgen macht ist, dass sie sich auf der benachbarten Wiese, auf der Kuehe weiden, ausbreiten koennten. Sollte ich sie in diesem Falle ausreissen??

Bei "Verbreitung wie Unkraut" fällt mir als erstes Geranium phaeum ein. Sät sich stark aus.
Um Versamung zu unterbinden könntest Du die Blütentriebe rechtzeitig vor Samenreife abschneiden. (die ersten Samen sind meist schon reif, bevor alle Blüten aufgeblüht sind! )

Siehst du, genau dieses Geranium verhält sich bei uns so, dass man nicht von wilder Aussaat sprechen kann, sondern von "kultiviertem" Einnischen.

Vor vielen Jahren wurde uns die Hölle heiß gemacht, wegen der Miscanthus-Sämlinge. Auch diese sind bei uns nicht so dramatisch. Heuer haben wir ungefähr 30 unerlaubt aufgetretener Horste eliminiert. Viel schlimmer sind die Molinia, auch hier wurden etwa 50 Horste ausgehackt. Alles halb so schlimm, wenn dies alle 5-7 Jahre passiert.

So zumindest bei uns. Auf Sandboden schaut die Sache offenbar ganz anders aus.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 28. November 2014, 20:18:24
@troll13

Diese verwende ich des öfteren .Kommt auch aus der Baumschule aber den Namen wussten sie nicht.

Ilex mutchagara ? Fastigiata könnte auch sein. Jedenfalls hat dieser Ilex schwarze Beeren und zwar reichlich.


Vom Laub her könnte das dieser ominöse Ilex 'Blondie' sein. Ilex crenata 'Fastigiata' hat eher rundliches, leicht löffelförmiges Laub und wächst straff säulenförmig.

Da das Ilexthema hier jedoch langsam abdriftet, mache ich in den nächsten Tagen einen neuen Thread auf, wo ich auch Vergleichsfotos von unterschiedlichen Ilex crenata Sorten zeigen werde.

Vielleicht schauen dann ja auch einmal Gehölzfexe rein, für die der Naturpark nicht so interessant ist.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 30. November 2014, 16:13:40
Inzwischen bin ich ziemlich sicher. Habe heute einen Trieb abgemacht und bei Küchenlicht geknipst. Es kann an der Stelle nur ein Sämling sein. Drum herum wird der Kiefernforst von heimischen und unheimlichen Neophyten unterwandert: Buche, Spitz-Ahorn, Eibe, Späte Traubenkirsche, Lonicera periclymenum s.l. usw.

Kann das noch etwas anderes sein als Ilex crenata? (Ich muss gestehen, dass ich die Art noch nie bewusst leibhaftig vor Augen hatte. :-X )

(http://s25.postimg.cc/duv1fp0xr/cfilexcren_st.jpg)

(http://s25.postimg.cc/rd1xrzd33/cfilexcren_lf.jpg)

(http://s25.postimg.cc/adszcq1vj/cfilexcren_bd.jpg)

das ist Euonymus fortunei. Die vergrünenden Triebe der panaschierten Kultivare Emerald Gaiety und Emerald'n Gold werden häufig entsorgt.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Eva am 30. November 2014, 16:42:38
Das glaub ich nicht ;) , Brissel hatte doch den Ilex crenata schon abgenickt, oder?
Die Euonymus, die ich kenne haben alle deutlichere Adern am Blatt, nicht nur die Mittelachse erkennbar. (?)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 30. November 2014, 16:53:44
Euonymus fortunei hat gegenständige Blätter. Die hier sind wechselständig. Ilex crenata oder eine ähnliche verwandte Art haut schon hin.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 30. November 2014, 16:54:49
bei diesen Bildern dachte ich zuerst und spontan an Euonymus fortunei. Nach näherer Prüfung bin ich mir jetzt sicher. ;-)

Das isser. Im Stangenholz.

(http://s25.postimg.cc/zfwhlsupr/ilexcren_pth.jpg)

(http://s25.postimg.cc/dfg556c1r/ilexcren_habh.jpg)

(http://s25.postimg.cc/x7ib4gnlr/ilexcren_dt.jpg)

aber Eva, ganz sicher glaube ich dir, dass du eher den Fach"männern" im forum glaubst. ;) ;D

Ist in dem Falle egal, weil die Herren sich ja einig sind, dass dieses Ding vermutlich unbeständig ist und eher wieder verschwindet. Man könnte dem ja auch nachhelfen. Den Anfang hat lerchenzorn ja auch schon gemacht. ;D
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 30. November 2014, 16:58:26
Wie gesagt, die Blattstellung.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 30. November 2014, 17:28:24
hast du beide Gehölze im Garten? Ich habe diverse Euonymus fortunei Sorten und Ilex crenata Sorten im Garten. Seit vielen Jahren. Das Gesamtbild finde ich entscheiden. Habitus, Rinde, look im November ...
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 30. November 2014, 17:35:02
Ich kenne Ilex und Euonymus. Die Blattstellung ist ein unveränderliches Merkmal.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Mediterraneus am 30. November 2014, 17:40:30
Euonymus wurde nicht abgenickt. Basta ;) ;D

ich finde, der schülferige Zweig passt nicht zu Euonymus
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 30. November 2014, 17:44:33
Schaut mal in irgendeinen halbwegs brauchbaren Bestimmungsschlüssel. ::)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 30. November 2014, 17:55:14
Wie gesagt, die Blattstellung.

Baumkunde.de Euonymus fortunei

Baumkunde.de Ilex crenata - man ist ratlos. ;) ;D

Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Eva am 30. November 2014, 17:55:33
aber Eva, ganz sicher glaube ich dir, dass du eher den Fach"männern" im forum glaubst. ;)

 ;D ich denke nicht, dass ich in dem Falle Brissels Autorität als Mann heranzog, sondern die Erfahrung dass er im Arboretum in der Regel in Windeseile auch die abgefahrensten Gehölz-Namenssuchen beantwortet. Aber fühl dich frei, eine feministische Taxonomie-Gruppe zu gründen.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Mediterraneus am 30. November 2014, 18:00:24
Vielleicht ist das Teil auch etwas untypisch (vergeilt). Sieht ja ziemlich trostlos finster aus, der Wald.
Ich wär wahrscheinlich dran vorbeigestapft und hätt es aus den Augenwinkeln stümperhaft für eine Lonicera gehalten.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 30. November 2014, 18:01:09
da fehlen ja dann die adäquaten Sozialpartner. ;) ;D

Aber egal, wie ich schon sagte, ich würde das inzwischen von allen Seiten vieldiskutierte Objekt einfach ausreißen.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 30. November 2014, 18:09:38
;D mit steigendem Interesse und zunehmender Amüsiertheit ...
;D
pearl, was macht der Stollen?

Im Anmarsch, am Hang, dachte ich: "Buxus, ist ja komisch, noch nie im Wald gesehen". Lonicera nitida, Euonymus fortunei, Cotoneasters und Buxus hatte ich im Hinterkopf durchgespielt und alle schnell verwerfen können. Für ein Töpfchen Ilex 'Stokes' habe ich vor ein paar Tagen extra Geld ausgegeben, weil ich Ilex crenata noch nie bewusst gesehen hatte. Das Teil ist der verwilderten Pflanze in allen Gestalt-Merkmalen dermaßen ähnlich, dass ich bei der an der Gattung Ilex keinen Zweifel habe und auch nicht daran, dass sie zur weiteren Verwandtschaft von Ilex crenata gehört. Von Belang ist daran nur, dass eine in den hiesigen Gärten noch kaum verbreitete Pflanze schon ohne menschliche Nachhilfe in der Landschaft auftaucht.

Sie passt an der Stelle wie ein klitzekleines i-Tüpfelchen auf das, was da sonst passiert. Am Wegrand gegenüber verabschieden sich die Trockenheit und Wärme liebenden Blumen - Heide- und Kartäuser-Nelke, Fingerkraut, Kreuzblümchen, Grasnelken, Sand-Veilchen, Schwielen-Kuhblumen, Wein-Rose und viele andere - auf Nimmerwiedersehen. Im Holz um den kleinen Ilex herum schießen zwischen den gepflanzten Kiefern die mit kühler Feuchte und wenig Licht zufriedenen Arten in Menge auf: Buche, Spitz-Ahorn, Eibe. Von den sich häufenden Nährstoffen der ewig stockenden Streu profitieren Hasel, Geranium lucidum und immer dichter schließende Gräserdecken. Jelängerjelieber passt auch ins Bild. Der Klimawandel zeigt hier, was er kann, Hand in Hand mit der deutschen Forstwirtschaft.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 30. November 2014, 18:12:10
Ganz ratlos ist man bei Baumkunde.de nicht. ;)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 30. November 2014, 19:21:30
 ;) ;D
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 30. November 2014, 19:32:04
Interessant bleibt nur, dass 'Stokes' männlich ist, was ich in meinem Bestimmungsversuch leider völlig verdrängt hatte 8).
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 30. November 2014, 19:41:03
Hab auch noch etwas nachzulegen. ;D

In USA wird 'Stokes' übrigens von manchen Gärtnereien der amerikanischen Ilexart I. vomitora zugeordnet. Beim googeln habe ich dann diese Seite gefunden.

Was stimmt hier außer der Artzuordnung nicht? ;)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 30. November 2014, 20:20:24
Ilex vomitoria hat nach der USDA Plants Database rote Früchte und ist in den südöstlichen US-Staaten einheimisch - also keine ostasiatische Herkunft. Die kleinen, denjenigen von I. crenata entfernt ähnlichen Blätter mögen in Gärtnereien den Anlass zu einer an 'Stokes' angelehnten Benennung gegeben haben. Genauso kann eine schlicht falsche Artzuordnung passiert sein. Das lässt sich von hier aus sicher nicht beurteilen.

(Die von Dir verlinkten Bilder zeigen allerdings Blätter, die mir auf den ersten Blick weder zu den in der USDA Database gezeigten Bildern von I. vomitoria noch zu den vertrauenswürdigen Referenzen von Ilex crenata zu passen scheinen. Es gibt aber andere, zu den vertrauenswürdigeren Bildern von I. vomitoria passende Bilder von kultivierten Pflanzen. Alle aus Nordamerika?)

Was kann das Viech uns aber auch beschäftigen. ;D ;)
Ich bleibe bei I. crenata (im weiteren Sinne) für die eine verwilderte Pflanze.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 30. November 2014, 20:25:19
Schau dir mal die Fotos genau an. Meiner meinung ist hier gar kein Ilex abgebildet sondern eine rotlaubige Weigelie. ;D

Und mit was soll man sich an solch kalten und trüben Vorwintertagen sonst beschäftigen. ;)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 30. November 2014, 21:52:33
... eine rotlaubige Weigelie. ;D

eben ;)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: uliginosa am 01. Dezember 2014, 12:29:09
Seneio inaequidens blüht hier im Spätsommer bis Herbst vielfach als gelber Saum entlang der Autobahnen.

Gefunden habe ich es aber auch vereinzelt an Flussdeichen, die ja oftmals mit Schafen beweidet werden.

Und ich glaube hier im Forum gelesen zu haben, dass es für Schafe giftig ist - weiß jemand, wo das gewesen sein könnte? ???
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 01. Dezember 2014, 12:44:00
Senecio inaequidens enthält Pyrrolizidinalkaloide (wie andere Senecio bzw. viele Korbblütlergruppen und einige andere Pflanzenfamilien auch). Von diesen PA sind viele akut giftig für die Leber, außerdem mutagen und - vor allem in der Leber - krebserzeugend.

Insofern es zumindest plausibel, dass die Pflanze bei entsprechend starkem Auftreten auch auf Schafe toxisch wirken kann.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Eva am 01. Dezember 2014, 12:44:32
Ich hab dazu das hier gefunden:
http://www.infoflora.ch/de/assets/content/documents/neophyten/inva_sene_ina_d.pdf

(ich erinnere mich eher, dass wir im Forum über Jakobskreuzkraut gesprochen hatten, wahrscheinlich bei den Haustieren (?))

zu verschiedenen landwirtschaftlich problematischen Kreuzkräutern gibt es auch noch das hier
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: enigma am 01. Dezember 2014, 12:53:22
Seneio inaequidens blüht hier im Spätsommer bis Herbst vielfach als gelber Saum entlang der Autobahnen.

Gefunden habe ich es aber auch vereinzelt an Flussdeichen, die ja oftmals mit Schafen beweidet werden.

Und ich glaube hier im Forum gelesen zu haben, dass es für Schafe giftig ist - weiß jemand, wo das gewesen sein könnte? ???

Nicht im Forum, aber schau mal hier:

The toxicity of Senecio inaequidens DC.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: uliginosa am 01. Dezember 2014, 16:02:29
Danke, Eva und Bristle, das hilft mir weiter! :-*


Hat eigentlich von euch schon mal Impatiens balfourii gefunden?

Hier stand es neben den Altstoffcontainern im Nachbardorf. 8)

http://www.floraweb.de/webkarten/karte.html?taxnr=3062
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 01. Dezember 2014, 19:53:10
Nein, habe ich noch nicht gesehen. Die ziemlich aktuellen Steckbriefe der "grauen" und "schwarzen" Liste kennst Du? (S. 108 Impatiens balfourii)
Noch scheint die Art selten zu sein.

Auf S. 110 I. edgeworthii, die sich in Mitteldeutschland schon stärker ausbreitet.
Dazu gibt es einen ausführlichen Beitrag in den Kartierungsmitteilungen für Sachsen-Anhalt.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: oile am 01. Dezember 2014, 20:21:04
Impatiens balfouri wächst in meinem Garten. :-[
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 01. Dezember 2014, 20:59:14
 ;) Da ist dann wenigstens der Hinweis auf die Erstansiedelung im Brandenburgischen für die Nachwelt festgehalten. Nicht immer lässt sich das im Nachhinein so schön sagen.

Für Geranium lucidum um Potsdam herum haben wir die Quelle auch sehr genau, aufgeschrieben vor rund 150 Jahren. 8)
Nach weiteren 150 Jahren steht dann "Vom Zaune des oileschen Gartens ausgehend ... vorläufig keine Grenzen gesetzt ... Berlin überwunden ... " 8)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: oile am 01. Dezember 2014, 21:13:12
;) Da ist dann wenigstens der Hinweis auf die Erstansiedelung im Brandenburgischen für die Nachwelt festgehalten. Nicht immer lässt sich das im Nachhinein so schön sagen.


Nicht ganz: es kommen zwei Möglichkeiten in Frage. ;)

Im Ernst, muss ich aufpassen?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 01. Dezember 2014, 21:17:26
Du kannst es vorsichtshalber auf eine kleinere Teilfläche begrenzen. Wenn es den Eindruck macht, sich partout nicht daran halten zu wollen, ist, denke ich, genug Zeit, sich ganz davon zu verabschieden.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Pewe am 28. Dezember 2014, 17:32:39
Wie schon Tiarello im Januar d.J. nahm auch ich heute einen großen Bestand Gaultheria wahr (nachdem ich offenbar jahrelang achtlos daran vorbeigelatscht bin):

(http://up.picr.de/20523162ky.jpg)

(http://up.picr.de/20523163pb.jpg)
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 04. Januar 2015, 20:59:19
In einem kleinen Waldstück, das wohl gerne als Endlager für Gartenabfälle genutzt wird, fand ich heute Pachysandra terminalis als ob es da schon ewig wachsen würde und auch hingehört.

Es fühlt sich offenbar dort ebenso wohl wie ein Riesenfleck Geranium macrorrhizum, den ich euch erspare.
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 04. Januar 2015, 21:01:22
Daneben gab es einen lockeren Bestand einer Nelkenwurz, etwa 1 qm groß, der offenbar weder Geum urbanum noch Geum rivale ist.

Was meint ihr?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 04. Januar 2015, 21:09:11
warum soll das nicht Geum urbanum sein?
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 04. Januar 2015, 21:34:46
Wenn ich mir die Fotolinks auf Floraweb anschaue, könntest du vielleicht sogar recht haben. Variabel scheinen die Grundblätter von Geum urbanum schon zu sein.

Ansonsten kenne ich dieses Geum hier eher mit kürzerem Blattstiel und größerem Endblatt. So finde ich es auch in diesem Waldstück an anderen Stellen. :-\
Titel: Re:ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: pearl am 04. Januar 2015, 21:48:23
ich kenne Geum urbanum in jeder Form, mir ist die gejätete am liebsten. ;D
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 25. Juni 2015, 23:12:04
Am Ortsrand, unter Kiefern und wild wucherndem Ruderalgebüsch heute einen ca. 5 x 5 m spannenden Teppich von Euonymus nanus gesehen. Dieser Bestand ist bereits eine Kindheitserinnerung, weil es hier immer in den Wald hinein ging, ist Jahrzehnte alt und ich hatte nie nachgesehen, was das ist. Früher war dort eine kleine Lichtung, auf die der "Strauch" irgendwie gelangt sein muss. Die Pflanze hält aber auch im Schatten gut aus und blüht passabel - wenn man das eine Blüte nennen möchte.

(http://www.see-und-heide.de//mediapool/137/1378295/images/euonnanulfd_.jpg)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 26. September 2015, 19:51:52
So sieht das Zwergen-Gebüsch von Euonymus nanus aus:

(http://see-und-heide.de//mediapool/137/1378295/images/euonnanu152.jpg)
Früchte gibt´s keine. Es scheint also ein einziger Klon zu sein und die Art wohl selbststeril. Weiß jemand, wie das
bei den Pfaffenhütchen ist mit der Selbst(un)fruchtbarkeit?
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: agarökonom am 14. März 2016, 23:46:12
Weiss ich nicht , aber gäbe es vielleicht einen Absenker  ;) 8) ?
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 23. März 2017, 22:01:41
Scillas und Schneestolz haben wir in ihrem eigenen Thread genug beredet. Außer Scilla siberica, die vielfach und massiv in naturnahe Bereiche der Siedlungsränder einwandert, halten sich hier in Brandenburg die meisten anderen Arten ziemlich zurück. Wenn ich die Ausbreitungsfreudigkeit von Scilla sardensis im eigenen Garten sehe, traue ich dem zu, dass er sich ebenfalls in naturnahen Lebensräumen festsetzen kann. Im Wäldchen am Stadtrand habe es ein paar Pflanzen von Scilla bifolia geschafft und werden langsam mehr werden.

Überzeugt bin ich, dass sich Puschkinia scilloides sich allmählich einbürgert. Sie versamt sich so reichlich und überwindet per Ameise etliche Meter pro Jahr. Außerdem schenit sie mit ärmeren Böden ebenso zurecht zu kommen wie mit gut laubbedeckten Waldböden.

Heute an einem anderen Stadtrand in einem anderen Wäldchen:

(http://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/puscscil17wdNDL1.jpg)  (http://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/puscscil17wdNDL2.jpg)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: zwerggarten am 23. März 2017, 22:57:12
oh, gut zu wissen: gibt es bei den puschkinien ggf. irgendwelche anzeichen von wildschäden?
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 24. März 2017, 06:07:49
Im kleinteiligen Steingarten ist sie selbst ein Wildschaden.  :-X

(In unserem Garten versamt sie sich überreich und breitet sich gut aus. Eine zuverlässig verwildernde Art. Es tauchen auch regelmäßig weiße Exemplare auf, von denen ich irgendwann ein oder zwei dazu gepflanzt hatte.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 02. Juli 2017, 09:57:22
Bin dieser Tagen noch einmal bei Euonymus nanus am Stadtrand gewesen. Sehr schön zu sehen ist, wie sich die Triebe am umgebenden Bewuchs aufrichten, ansonsten aber ein niedriges Zwerggebüsch bilden.

(http://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/euonnanu171wd.jpg)  (http://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/euonnanu173wd.jpg)  (http://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/euonnanu174wd.jpg)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: zwerggarten am 02. Oktober 2017, 11:33:26
seit wann findet man sowas eigentlich in nordfriesischen salzwiesen?! gestern abend stach mir das gelb der krähenfuß-laugenblume, cotula coronopifolia ins gesicht. :o 8)

hübsch ist sie ja... ;)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 02. Oktober 2017, 12:41:14
Laut Rothmaler seit 1738 als wildwachsender Neophyt in Deutschland nachgewiesen, aber wohl zwischenzeitlich zum Teil rückläufig. Hier geht´s zur aktuellsten Verbreitungskarte.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: zwerggarten am 02. Oktober 2017, 13:00:20
:) der literaturnachweis zum jessen von 1882 bei wikipedia ließ mich schon vermuten, dass das schon länger her ist – aber so lange, irre. diese samen müssen gut haltbar sein, sie wurden offenbar von zugvögeln verbracht? schwemmtransport übers meer schließe ich jetzt mal aus...
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 02. Oktober 2017, 13:10:21
Hafen-Umschlag hatte damals  aber schon einen erheblichen Umfang. Hamburg und Bremen waren sicher nicht ohne Bedeutung für die Einwanderung von Neophyten.
Plastik-Flösse waren ja noch nicht so verbreitet, damals.  :-X

(A. E. Godron hat 1853 berichtet, welche Fülle neuer, zum Teil bis dahin noch nicht beschriebener Pflanzen er auf einem Wiesengelände am Hafen von Montpellier nachweisen konnte, das zum Trocknen importierter Wolle genutzt wurde. Hier eine deutsche Besprechung  seiner Arbeit aus dem gleichen Jahr: Florula Juvenalis.)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 17. Oktober 2017, 21:19:54
Eben gerade in der Frankfurter Rundschau gelesen.  Der Anbau und die Kultur von Pennisetum setacaeum soll verboten werden.

An sich geht mir diese Meldung am A.... vorbei. Nachdem ich vor vielen Jahren zweimal selbst versucht habe dieses Gras zu überwintern, warne ich ich Kunden vor dem Kauf, weil es rausgeschmissenes Geld ist, die doch recht teuer zur Blütezeit angebotenen Solitärcontainer in den Garten zu pflanzen, wenn man dann doch nur wenige Wochen wirklich etwas davon hat.

Habt ihr Erfahrungen mit der Selbstaussat?
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Hortus am 17. Oktober 2017, 21:31:53
Siehe auch hier: https://www.gabot.de/ansicht/news/invasive-arten-eu-liste-verabschiedet-386247.html
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 18. Oktober 2017, 08:02:31
Eben gerade in der Frankfurter Rundschau gelesen.  Der Anbau und die Kultur von Pennisetum setacaeum soll verboten werden.

Der Anbau und Verkauf ist mit der Veröffentlichung der Liste definitiv verboten. Fachlich ist das für den mitteleuropäischen Raum kompletter Blödsinn. Aber mit irgendwas müssen sich die Angestellten der EU ja beschäftigen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Krokosmian am 18. Oktober 2017, 19:10:33
Die diversen Buntlaubigen werde ich nicht vermissen, den Roten wahrscheinlich noch eine ganze Weile hinterherheulen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 18. Oktober 2017, 21:24:47
Eben gerade in der Frankfurter Rundschau gelesen.  Der Anbau und die Kultur von Pennisetum setacaeum soll verboten werden.

Der Anbau und Verkauf ist mit der Veröffentlichung der Liste definitiv verboten. Fachlich ist das für den mitteleuropäischen Raum kompletter Blödsinn. Aber mit irgendwas müssen sich die Angestellten der EU ja beschäftigen.

Dafür darfst Du alles andere, was nicht auf der (eigentlich recht kurzen) Liste steht, weiter ohne Zollpapiere und pipapo nach Sardinien oder Spanien versenden, was Du vielleicht nie vorhattest, aber wenn dann, doch ganz gerne würdest.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 18. Oktober 2017, 21:29:47
Es haben ausreichend viele Beteiligte dafür gesorgt, dass lieb gewordenes Spielzeug, wie zum Beispiel die Robinie, nicht auf der Liste landet. Die darf hierzulande sogar weiterhin als Kurzumtriebsplantage hektarweise angepflanzt werden.

Dabei: neulich ist mir mal wieder aufgefallen, dass das invasive Zeug ganz hübsche Details haben kann. Prunus serotina, mit 40 cm Stammdurchmesser und ca. 10 bis 15 m Höhe.

(https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/prunsero171.jpg)  (https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/prunsero174.jpg)  (https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/prunsero173.jpg)

Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 18. Oktober 2017, 21:38:23
Dafür darfst Du alles andere, was nicht auf der (eigentlich recht kurzen) Liste steht, weiter ohne Zollpapiere und pipapo nach Sardinien oder Spanien versenden,

Ich hielte es für sinnvoller, die EU in Klimazonengebiete einzuteilen und die Liste potenziell invasiver Arten danach auszurichten. Eichhornia kann weder in Schweden noch in Deutschland verwildern, in Südtirol vermutlich auch nicht, dafür aber in Sizilien und Griechenland.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 18. Oktober 2017, 21:42:59
Eben. Und wenn der Sizilianer Deinen Katalog liest und Eichhornia bestellt, ist da keine Zollschranke mehr, an der die aus dem Paket gefischt werden könnte. Deshalb: Riegel vor und gut ist. Es tut hier und da weh, aber ich denke, dass nichts wirklich unverzichtbares dabei ist.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 21. November 2017, 08:15:35
Pennisetum setaceum steht auf der Liste invasiver Arten und darf deshalb EU-weit nicht mehr verkauft werden. Immerhin geht es um eine Menge von 2-3 Millionen Pflanzen im Jahr. Der Zentralverband Gartenbau hat zuerst die Züchter befragt. Die erklärten, dass diese Sorten Hybriden seien und daher nicht unter das Verbot fielen. Diese Einschätzung teilte die EU nicht. Nun gab es DNA-Analysen und dabei stellte man fest, dass Pennisetum setaceum 'Rubrum' gar keine setaceum sind, sondern Pennisetum advena. Pennisetum advena steht nicht auf der EU-Liste.  ;D
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 21. November 2017, 19:54:03
Noch nie waren Staudengärtner so froh, eine Sorte endlich mit einem neuen Namen ansprechen zu dürfen. Wie schnell das plötzlich geht.  ;D
(Die Art ist exakt anhand der Kultursippe schon 1999 beschrieben worden. Aber da muss erst die EU-Kommission kommen.  ;))

Ich weiß nicht, ob die plötzliche "Grasspalterei" sinnvoll ist. Es wird untersucht werden, ob P. advena ein ähnlich hohes invasives Potentiual hat wie P. setaceum. Wenn ja, landet es halt ein, zwei Jahre später auf der Liste. Der Krawall jetzt wird eine ausreichende Zahl von themensuchenden Studenten und Doktoranden anspitzen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 21. November 2017, 19:55:55
Naja, ich halte diese ganze Liste für unsinnig.  ;)

Allerdings hat es schon eine gewisse Komik, wenn Gärtner plötzlich die Botanik entdecken.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 21. November 2017, 20:01:15
Das unsinnigste daran sind die Arten, die nicht drauf stehen. Ansonsten ist die Liste ein durchaus legitimes Instrument, um neuen, großen Unsinn, von dem man schon weiß, dass es Unsinn ist, einzudämmen.

Zu P. advena lässt sich beruhigend ergänzen, dass es in den südlichen US-Staaten als Gartenpflanze weit verbreitet ist und nur selten verwildert (laut der Erstbeschreibung von Wipff & Veldkamp). Die natürliche Herkunft scheint bis heute unbekannt zu sein.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tomir am 21. November 2017, 20:36:58
Nun gab es DNA-Analysen und dabei stellte man fest, dass Pennisetum setaceum 'Rubrum' gar keine setaceum sind, sondern Pennisetum advena. Pennisetum advena steht nicht auf der EU-Liste.  ;D

Hast dafür einen Link Staudo?

Das gibt Sinn, anders als bei P. setaceum das hier tatsächlich eine Samenschleuder ist, hab ich beim 'Rubrum' noch nie bewusst Sämlinge gesehen. Erst gestern hatte ich ein Meeting über eine Gräserpflanzung aus der alle als invasiv eingestuften Arten entfernt werden müssen, betroffen sind neben P. setaceum auch P. villosum und Cortaderia selloana - alle diese Arten dürfen hier mittlerweile weder gehandelt noch im Garten kultiviert werden.

Ein Bild mitten aus dem nirgendwo zwischen Marrakech und Casablanca - P. setaceum gibt es auch dort an den unmöglichsten Stellen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: paulw am 21. November 2017, 21:09:24
Das unsinnigste daran sind die Arten, die nicht drauf stehen.
stimmt, vor allem keine einzige Forstlich oder sonst (nicht Gärtnerisch) wirtschaftlich bedeutende Art.
Neuerdings? muss der Gartenbau als Sündenbock herhalten.
Imker und Förster sind fein raus obwohl wir ihn 90% der momentan problematischen Neophyten zu verdanken haben.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 22. November 2017, 07:17:55
Aus südeuropäischer Sicht (und der Kanarenbewohner!) ist die Listung von Pennisetum setaceum gut zu verstehen. Die Dominanzbestände in Ruderalflächen und Trockengebieten sind nicht nur eine erhebliche Gefahr für heimische Arten und Lebensräume, sondern auch eine permanente Brandgefahr, die sich schneller aufbaut als die allein schon bedenkliche Streuakkumulation der Wald- und Buschflächen.

EU-Bewertungsbogen Pennisetum setaceum
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 22. November 2017, 07:49:21
Eine Eu-weit einheitliche Liste halte ich nach wie vor für unsinnig.  8)

Gestern Abend kam im Radio eine Sendung über den Sauener Forst (östlich von Berlin), wo ein reich gewordender Arzt vor über hundert Jahren verschiedenste Baumarten aus aller Welt anpflanzen ließ. Heutige Forstwirte beklagten sich über strenge Naturschutzauflagen, die ähnliche Vorhaben erheblich erschweren.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 22. November 2017, 08:00:27
Was vor hundert Jahren  fortschrittlich war und heute noch interessant sein mag, muss doch kein Muster für heutiges  Handeln sein. Ich wüsste nicht, warum man den Sauener Wald oder ähnliche Neophytensammlungen heute noch in die Landschaft setzen sollte.
Die Douglasie macht sich in Brandenburg gerade auf den Weg als nächstes Ungeheuer, in anderen Gebieten ist sie schon eins. Auch sonst haben Förster uns bereits genug Problemgehölze beschert. Meist wollen sie es später gar nicht gewesen sein und schieben es, wie bei der Späten Traubenkirsche, auf die Imker.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: bristlecone am 22. November 2017, 08:54:02
Wie sinnvoll ist es, eine Art, die sich als Neophyt bereits fest etabliert hat, auf eine Liste zu setzen, die den gärtnerischen Handel und das absichtliche Ausbringen eben dieser Art unterbinden soll? Steht dahinter die Hoffnung, dass ohne ständigen "Nachschub" aus gärtnerischen Quellen die Ausbreitung doch mal zum Stillstand kommt oder zurückgeht? Und wenn ja, wie berechtigt ist diese Hoffnung?
Gibt es Beispiele, dass solche Listen tatsächlich erfolgreich dazu beigetragen haben, die weitere Verbreitung von Neophyten oder Neozoen zu unterbinden oder zumindest zu verlangsamen?

Was die Douglasie angeht: Die erreicht hier am Westhang des südlichen Schwarzwalds optimale Wuchsleistungen und gilt als die Baumart, die mit künftigen erwarteten Klimaveränderungen mit am besten zurechtkommen, ja dadurch sogar eher noch besser gedeihen wird.
Natürlich ist sie daher bei den Waldbesitzern begehrt, sei es Privat-, Kommunal- oder Landeswald. Sie wird allerdings in aller Regel nicht großflächig in Reinbeständen angebaut, wie man das früher mit Fichten gemacht hat, sondern zusammen mit Buche und Weißtanne.

Es gibt Bestrebungen, der Weißtanne mehr Zukunftschancen zu geben, indem man Herkünfte aus Bergregionen Süditaliens hier testet, die besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen als die schwarzwaldeigenen Weißtannen.
Ist das tatsächlich besser? 
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: tarokaja am 22. November 2017, 09:26:11
Na die künftigen Neophyten dürfen doch für künftige Listen nicht ausgehen...  ;)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: michaelbasso am 22. November 2017, 09:45:06
Die Douglasie ist zumindest gut für den Plenterwaldbetrieb geeignet, das macht sie für mich zu einem geeigneten Neophyten. In Plenterwaldbetrieb wird sie auch nicht die Dominanz erreichen wie Fichtenmonokulturen.
Plenterwald ist auch für Privatwaldbesitzer sehr gut geeignet um fortlaufend den Besitz zu monetarisieren, anders als Fichten die nur alle 80 Jahre Gewinn abwerfen. Aber das ist ein anderes Thema.
Viele Neophyten sehe ich mittlerweile nicht mehr so dramatisch, selbst Prunus serotina hat Potential für eine wirtschaftliche Nutzung und bei entsprechender Bewirtschaftung ist sie auch gut zu managen (aus eigener Erfahrung). Viele Neophyten werden wir nicht mehr los, es ist aus meiner Sicht sinnvoller über einen angepassten Umgang mit diesen Arten nachzudenken, anstatt unerfüllbare Ausrottungswünsche, a la schwarze Liste zu formulieren. Das macht sich toll, wenn man im Amt sitzt und bringt viel Beifall nur ändern wird sich nichts.

Was die Weißtanne angeht, warum nicht andere Herkünfte einführen? Die Weißtanne ist hier an ihrer natürlichen
Habitatgrenze und durch den langen Bestandsrückgang genetisch sehr eingeengt, die Varianz und Anpssungsfähigkeit ist begrenzt. Was spricht gegen eine Verbreiterung der genetischen Ausstattung? Negative Merkmale werden sich nicht durchsetzen, hinzukommt noch ein Hybrideffekt. Die Art an sich und die ökologischen Nischen die sie anderen Arten bietet bleiben erhalten. Natur ist nie statisch und diverse Arten verschwinden auf Grund von genetischer Verarmung.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: michaelbasso am 22. November 2017, 09:52:01
Die Angst vor Neophyten treibt manchmal auch merkwürdige Blüten. So hat ein mir bekanntes Umweltamt im offiziellen Einsatz vermeintlichen Riesenbärenklau entlang eines kompletten Flusslaufs entfernt, es fiel nur niemanden auf, das es sich um Engelwurz handelte. Da wurde nicht nachgedacht und viel schlimmer, die zuständigen Fachleute konnten nicht einmal die Pflanzen korrekt bestimmen.
Das ist der große Nachteil von solchen Listen und Verallgemeinerungen, den ich sehe.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: bristlecone am 22. November 2017, 10:46:35
Was die Weißtanne angeht, warum nicht andere Herkünfte einführen? ... Die Art an sich und die ökologischen Nischen die sie anderen Arten bietet bleiben erhalten.

Ich seh das ganz ähnlich. Was die "ökologischen Nischen" angeht: Wenn der Klimawandel zu den prognostizierten Veränderungen führt, wird das für "Nischen" jedweder Art sowieso nicht folgenlos bleiben.


Was die genetische Verarmung oder Bereicherung oder die korrekte Berücksichtigung regionalen genetischen Materials angeht, hatten wir da vor einiger Zeit hier im Forum mal einen Fall debattiert, in dem es um die Pflanzung von Linden ging, als Ausgleichsmaßnahme für den Bau des neuen Berliner Flughafens:
Da mussten die Linden wieder weg, weil es eine aus Holland stammende Sorte heimischer Winterlinde war. 

Den Thread im Forum finde ich nicht, hier aber ein Link auf einen damaligen Bericht: Flughafen lässt Hunderte Bäume häckseln.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: michaelbasso am 22. November 2017, 10:53:03
---Beitrag gelöscht, weil noch mal nachgedacht :)  ----
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Krokosmian am 22. November 2017, 16:47:31
Hier sät sich Miscanthus sinensis, bzw. wahrscheinlich eine oder mehrere der frühblühenden Sorten, aus. Nicht nur gelegentlich, sondern regelmäßig jedes Jahr und, an Ecken in die der Wind den Samen treibt, richtiggehend rasenartig. Was irgendwie beängstigend wirkt, besonders wenn sie es ihrerseits zur Blüte und Samenreife schaffen... Da sie mit anderem Unkraut bekämpft werden und die direkte Umgebung nicht wirklich sowas wie "Natur" darstellt, können sie von hier aus auch nicht in diese abhauen. Anderswo, mit noch günstigeren Bedingungen, finden sie womöglich den Weg.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 22. November 2017, 17:12:08
Ich hatte meine Gärtnerei bis 2005 auf einem Nachbargrundstück. Nachdem wir umgezogen waren, räumten wir die Fläche komplett und hinterließen offensichtlich jede Menge Staudensamen. Durch die jahrelange Abdeckung mit Mypex war die Fläche vorerst bewuchsfrei. In den anschließenden Jahren etablierten sich tausende Aster novae-angliae und novi-belgii. Noch ein paar Jahre später ist die Fläche eine neophytenfreie Wiese. Auch wenn sich Miscanthus und Panicum im Garten versamen, haben sie es in der freien Natur wohl sehr schwer.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Krokosmian am 22. November 2017, 17:24:22
Möglich, wobei hier ums Eck hatten sich wiederum kleinblumige "wild"artige Aster n-b auf einer renaturierten Halbfeuchtwiese festgesetzt und weiter verbreitet. Fielen dann aber dem Bagger zum Opfer.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 22. November 2017, 17:29:21
Wäre die Feuchtwiese mit einer zweimaligen Mahd im Jahr gepflegt worden, hätten die Astern vermutlich nicht überlebt.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Krokosmian am 22. November 2017, 18:39:32
War halt sowas fürs gute Gewissen. Man holt einen Bach zurück aus dem Kanal, hübscht eine ehemalige Brache auf, danach überlässt man es sich selbst und den Brombeeren. Aber jetzt ist eh wieder alles platt.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: paulw am 22. November 2017, 18:42:12
Eine Eu-weit einheitliche Liste halte ich nach wie vor für unsinnig.  8)

Ganz meine Meinung, der Bereich ist viel zu differenziert.
Regionale Gesetze wären sinnvoller.
Wer sagt das nicht mal eine Art aus den Seealpen in den Bayrischen Alpen zum Problem wird, oder eine Spanische in Griechenland?
Außerdem verstehe ich das Bewertungsverfahren nicht. Wo liegt zB. der ökologische Unterschied zwischen Lysichiton americanus und camtschatcensis?
Nur weil die eine Art angesalbt wurde und die andere scheinbar nicht, ist die eine auf der Liste, die andere im Handel?
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 06. Dezember 2017, 20:02:44
Übrigens wurde gestern von seiten des Verwaltungsausschusses Invasive Arten der EU-Mitgliedstaaten festgestellt, dass die roten Pennisetum zu Pennisetum advena gehören und damit nicht unter das Verbot von Pennisetum setaceum fallen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: maigrün am 01. August 2018, 19:12:23
so ganz passt der thread nicht, zumindest nicht, was das "ausgebüxt" betrifft.

aber vielleicht kann mir trotzdem jemand einen rat geben.

vor zwei jahren wurde in der nähe ein grundstück verkauft. schon im ersten sommer stand plötzlich drüsiges springkraut in diesem garten, das ich hier noch nirgendwo gesehen hatte. irgendwann habe ich diese neuen nachbarn darauf angesprochen und sie erzählten, dass sie es aus der potsdamer gegend mitgebracht haben. "blüht so schön!". ich habe versucht ihnen zu erklären, dass dieses hier einschleppen keine gute idee war. sie waren völlig uneinsichtig. typ: was schert mich die baumschutzsatzung, ich fälle die bäume im mai. und schon es ist ausgebüxt und inzwischen auf dem breiten streifen vor dem grundstück.

kurz zum umfeld. wir befinden uns im naturpark dahme-spreewald, nur ein paar hundert meter weiter ist naturschutzgebiet. ich würde gern etwas gegen das zeug unternehmen. weiß aber nicht, an wen ich mich da wenden soll. (auch, weil ich grad ca. 20 telephonate benötigt habe, quer durch alle behörden, um weiterzugeben, dass neugepflanzte alleebäume dringend gewässert werden müssen.)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 01. August 2018, 20:10:46
Es gibt für die Verwaltung kaum eine Handhabe gegen neue Einschleppungen expansiver Pflanzen, solange die in den eigenen Garten eingebracht werden.

Ich weiß nicht, ob Gemeinden das für ausgewählte Arten in der Ortssatzung unterbinden könnten, wenn sie sich auf eine fachlich begründete Liste beziehen (BfN-Bewertungen z. B.). Die wenigsten werden daran Interesse haben.

Bliebe noch, ein unruhiges Gefühl bei der Einschlepperin zu wecken, wenn man dunkel was von "Schadenersatz" und "Wertminderung der Nachbarflächen ", "Haftung" usw. murmelt.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: maigrün am 02. August 2018, 18:51:44
danke, lerchenzorn.

ich habe jetzt die naturparkverwaltung angeschrieben. schaun wir mal, was die dazu sagen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 04. April 2019, 08:55:39
Ist zwar noch nicht verwildert, aber letztlich wild im Garten aufgetaucht:

Ich ... glaube ..., dass mir die Vögel schon eine [Lonicera henryi] vom Himmel geschickt haben.
Was denkt Ihr?

(http://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/cflonihenr19d1sdl.jpg)

Genau das.


Interessant, was sich so alles als Sämling in den Garten mogelt. ... war nie in unserem Garten und ... habe ich bisher in der Umgebung noch nicht verwildert gefunden.

edit:
Habe gerade nachgestöbert.
Die angedachte Pflanzung von Lonicera henryi an anderer Stelle sollte ich wohl noch einmal überdenken. Nach Lage der Dinge in der Schweiz ist das Potenzial zur ungehemmten Ausbreitung in der Landschaft groß.

...
Da steht allerdings auch :
"Viele der verwilderten und unerwünschten Vorkommen sind auf illegale Ablagen von Grünmaterial zurückzuführen."

Bristlecone, danke für´s Nachlesen. Das hieße, dass eine Samenverbreitung durch Vögel offenbar (noch) nicht die Regel ist, wie ich bisher angenommen habe.

Ich werde die aufgetauchte Pflanze ausgraben und nachsehen, ob es überhaupt ein Sämling ist. Mir ist zwar auch bei Nachbars nie eine Pflanze von Lonicera henryi aufgefallen, habe mich aber für die Art bisher auch nicht sonderlich interessiert. Dort wurde gerade sehr viel umgemodelt, so dass ich nicht ausschließen kann, dass von irgendwoher ein Bruchstück zu uns gefallen ist und Wurzeln geschlagen hat. Vielleicht lässt sich noch erkennen, ob es ein bewurzeltes Sprossstück oder tatsächlich ein Sämling ist.

Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 04. April 2019, 22:13:15
Es könnte wohl doch ein Sämling sein. Die Wurzel scheint nicht aus einer Schnitt- oder Bruchstelle zu kommen.

(http://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/lonihenr19d2sdl.jpg)  (http://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/lonihenr19d1sdl.jpg)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 16. April 2019, 13:25:35
Hier wurde aktiv nachgeholfen.  8)

Scilla amoena hält sich an einer Ecke des Parks und versamt sich gemeinsam mit Galanthus nivalis. Die Fläche wird nie geharkt und erst Anfang Juli und dann noch mal Anfang Dezember gemäht. Das Schnittgut bleibt liegen. Der Wind bringt zusätzliches Laub. Dank der zweimaligen Mahd verschwindet sogar Prunus serotina.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 16. April 2019, 13:28:49
Gleich nebenan wurde torfiger Aushub verteilt und die Fläche anschließend mit Narzissen, Märzenbechern und Schachbrettblumen bepflanzt. Die Schachbrettblumen versamen sich mittlerweile.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Roeschen1 am 16. April 2019, 13:35:42
Es könnte wohl doch ein Sämling sein. Die Wurzel scheint nicht aus einer Schnitt- oder Bruchstelle zu kommen.

(http://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/lonihenr19d2sdl.jpg)  (http://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/lonihenr19d1sdl.jpg)
Bei mir hat sich Lonicera durch Samen angesiedelt, wächst jetzt mit Efeu an, um eine Scheinzypresse.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 19. April 2019, 17:43:37
Bin ich vielleicht in diesem Thread  mit dieser Frage richtig? ???

Ratet mal, welche Pflanze diesen Blütenteppich bildet... :-\
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 19. April 2019, 17:44:48
Mist!

Bild vergessen... :-\
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 19. April 2019, 17:46:43
Es sind Hunderte von Miniaturveilchen. :D

Liege ich in der Annahme richtig, dass es sich hier um Viola cornuta handeln könnte? Bin leider kein Veilchenexperte.:-\
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Jule69 am 19. April 2019, 17:50:26
Das ist ja unglaublich! Ich nehme Dir 5 ab... ;D, wenn es Dir zuviel wird.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: zwerggarten am 19. April 2019, 17:55:27
ich tippe eher auf viola arvensis, aber auch schön. :)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 19. April 2019, 17:57:42
Wenn es denn tatsächlich Hornveilchen sind? :-\

Zum Standort:

Ein im letzten Jahr verbrannter Rasen bei mir gegenüber vom Haus, der seit vielen Jahren als Feuerwehrübungsplatz dient. Der Untergrund ist sandig und ausgemagert. An der Stelle, wo die Veilchen wachsen stand bis Mitte des vergangenen Sommers ein hölzerner Übungsturm. Hier wurde also nicht gemäht.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Blommor2.0 am 19. April 2019, 17:59:02
Das ist ja unglaublich! Ich nehme Dir 5 ab... ;D, wenn es Dir zuviel wird.
Gierhals ;)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: troll13 am 19. April 2019, 17:59:37
ich tippe eher auf viola arvensis, aber auch schön. :)

Danke. Wieder was dazu gelernt. :D

In solchen Massen ist mir so etwas noch nie aufgefallen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Jule69 am 19. April 2019, 18:12:04
Das ist ja unglaublich! Ich nehme Dir 5 ab... ;D, wenn es Dir zuviel wird.
Gierhals ;)
Bei der Menge sind 5 nicht viel, finde ich...
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Cait am 19. April 2019, 18:37:16
...
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Cait am 19. April 2019, 18:38:12
Irrtum, kein Neophyt
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: zwerggarten am 19. April 2019, 23:19:11
sehr schön, sogar äußerst beneidenswert! als viola odorata aber wohl kein neophyt. ;)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: polluxverde am 21. April 2019, 20:37:33
Persischer Ehrenpreis, lt. D. Aichele 1805 aus dem Botanischen Garten Karlsruhe entwichen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 22. März 2020, 20:21:23
Mal was neues und doch gewöhnlich: der Pfirsich ist in Brandenburg häufig verwildert, bisher aber immer noch auf die Plätze beschränkt, an die er von Menschen direkt verbracht wurde, abgekippt, ausgespuckt, weggeworfen. Eine eigenständige Ausbreitung - durch was oder wen? - scheint bisher nicht zu gelingen. Solche Stämmchen mitten im Wald sind noch kein Beweis für selbständiges Fortkommen. Das müssten schon ein paar mehr an einer Stelle sein.
Nicht weit davon die ersten Blüten am Silberblatt, mitten im allgegenwärtigen Wunder-Lauch. Vor ein paar Jahren habe ich mich über Lunaria-Blüten im April gewundert. Jetzt gibt es sie schon mitten im März.  :-X

(https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/bbgfl_prunpers20d1CpHwOA.jpg)  (https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/lunaannu20d1.jpg)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: OmaMo am 24. März 2020, 09:41:27
srry,falscher fred..
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Jule69 am 24. März 2020, 14:33:13
Persischer Ehrenpreis, lt. D. Aichele 1805 aus dem Botanischen Garten Karlsruhe entwichen.
Gerade erst entdeckt...wahnsinnig zauberhaft....was für ne Farbe...ich bin hin und weg...
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 24. März 2020, 15:16:42
Ist aber nur einjährig und inzwischen in lehmigeren Äckern und Ruderalstellen überall verbreitet.
Im guten Gartenboden kann der sicher eine super Plage werden, wenn er tausende von Samen streut.  ;)

Eine ähnliche Gesamterscheinung, aber als besonders zierliche Ausgabe von V. persica hat Veronica filiformis.
Der soll ausdauernd sein und vor allem in vielfach geschorenen Rasen gut zurecht kommen. Weiterer Vorteil: er bildet selten Samen, weil selbststeril.

Hier in einer städtischen Grünanlage, Anfang April letzten Jahres. Ob er dort den letzten dürren Sommer überlebt hat, müsste ich in den nächsten Tagen rauskriegen. Das ist gut möglich, weil die Art "frühjahrsgrün" ist, also die Blätter im Sommer schon verblichen sind. (Und dann gleich etwas davon in unseren Rasen transplantieren.):

(https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/pdmfl_verofili19d1.jpg)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Jule69 am 24. März 2020, 15:30:43
Ist aber nur einjährig und inzwischen in lehmigeren Äckern und Ruderalstellen überall verbreitet.
Im guten Gartenboden kann der sicher eine super Plage werden, wenn er tausende von Samen streut.  ;)
...
Hier in einer städtischen Grünanlage, Anfang April letzten Jahres. Ob er dort den letzten dürren Sommer überlebt hat, müsste ich in den nächsten Tagen rauskriegen. Das ist gut möglich, weil die Art "frühjahrsgrün" ist, also die Blätter im Sommer schon verblichen sind. (Und dann gleich etwas davon in unseren Rasen transplantieren.):
(https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/pdmfl_verofili19d1.jpg)

Das wäre aber mal eine zauberhafte Plage... ;D Was es alles gibt...wunderschön!
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 24. März 2020, 15:39:45
Da hast Du jetzt aber sehr schnell zusammengepappt, was nicht zusammen gehört.  8)

Veronica persica ist wunderschön, nur einjährig und könnte im Garten zur Plage werden. (Bild von polluxverde)

Veronica filiformis ist wunderschön, ausdauernd und versamt sich nicht oder selten. (Bild von mir)
Allerdings: die RHS schreibt über ihn  nichts besseres: " ... wurde oft als Steingartenpflanze verwendet, bis sich zeigte, wie invasiv er ist ...    Heute ... ein lästiges Rasenunkraut. ... " Offenbar wurzeln auch kleine, verschleppte Stengelteilchen.

Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 24. März 2020, 15:51:51
Hier wurde getestet, welche Stengelabschnitte dabei am erfolgreichsten sind.  :-X
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: wallu am 24. März 2020, 16:07:13
... Eine ähnliche Gesamterscheinung, aber als besonders zierliche Ausgabe von V. persica hat Veronica filiformis.
Der soll ausdauernd sein und vor allem in vielfach geschorenen Rasen gut zurecht kommen. Weiterer Vorteil: er bildet selten Samen, weil selbststeril. ...

Ja, V. filiformis ist ausdauernd und bildet Matten, und ich finde ihn durchaus gartenwürdig, besonders durch die zweifarbigen Blüten; oben blau, unten weiß (oder umgekehrt? Wollte gerade nachsehen, aber die Blüten sind bei der Kälte geschlossen). Irgendwie verbreitet er sich im Garten, ob über Samen oder Ablegerstücke weiß ich nicht. Eine Plage ist er aber nicht.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Secret Garden am 24. März 2020, 19:51:13
Bei mir im Garten gibt es neuerdings eine kleine Plage von Veronica filiformis, sehr viele Jungpflanzen tauchen plötzlich an rasenangrenzenden Beeträndern und Wegen auf. Nachdem ich jetzt hier erfahren habe, dass es sich weniger durch Samen sondern hauptsächlich durch Stängelabschnitte vermehrt, vermute ich einen Zusammenhang mit dem Mulchmähen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Kasbek am 24. März 2020, 20:30:49
Veronica persica ist wunderschön, nur einjährig und könnte im Garten zur Plage werden. (Bild von polluxverde)

Zumindest bei mir bedarf es in diesem Satz keines Konjunktivs  :-X Obwohl der Plagefaktor von Cardamine hirsuta (das links vorn in polluxverdes Bild scheint ebenjene zu sein) noch größer ist  >:(
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Apfelbaeuerin am 25. März 2020, 10:21:16
Zumindest bei mir bedarf es in diesem Satz keines Konjunktivs  :-X Obwohl der Plagefaktor von Cardamine hirsuta noch größer ist  >:(

100 % Zustimmung, in beiden Fällen >:(!
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Jule69 am 25. März 2020, 16:55:04
Da hast Du jetzt aber sehr schnell zusammengepappt, was nicht zusammen gehört.  8)
Veronica persica ist wunderschön, nur einjährig und könnte im Garten zur Plage werden. (Bild von polluxverde)
Veronica filiformis ist wunderschön, ausdauernd und versamt sich nicht oder selten. (Bild von mir)
Allerdings: die RHS schreibt über ihn  nichts besseres: " ... wurde oft als Steingartenpflanze verwendet, bis sich zeigte, wie invasiv er ist ...    Heute ... ein lästiges Rasenunkraut. ... " Offenbar wurzeln auch kleine, verschleppte Stengelteilchen.
Sorry... :-[ wenn's schnell gehen soll....
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 15. September 2020, 22:59:24
So lange nichts passier hier!
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Kleine Runde am Waldrand, von dem aus sich in den ehemals lockeren, sonnengefluteten Kiefernforst nach und nach die Neophytenwelt hineinschiebt.
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Wenigstens drei verschiedene Cotoneaster-Arten, die ich noch immer nicht fertig bestimmt habe. Gartenabfälle sorgen nur ganz am Rande für ein paar Einschleppungen. Das meiste, was sich neu ansiedelt, dürfte von Vögeln eingetragen sein. Bei einigem bleibt unklar, wie es hierher kommt. Ein paar Besonderheiten lohnt es zu zeigen:
Ilex crenata, den ich vor vier Jahren hier schon gezeigt hatte, hat die letzten drei Dürresommer hervorragend überstanden. Zwischendurch kräftig vom Wild verbissen, hat sich das Sträuchlein gut erholt. Ein abgenommener Senker tut sich im Garten noch schwer. Deshalb habe ich den unteren Zweig des Wildstrauches noch einmal in die Moos- und Streulage abgesenkt, für Nachschub. Es ist ein männlicher Strauch. Er wird also vorerst allein bleiben, sofern nicht noch unentdeckte, weitere Exemplare mit weiblichen Blüten im Wald stehen.
(https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/bbgfl_ilexcren20d1PMCap.jpg)  (https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/bbgfl_ilexcren20d2PMCap.jpg)
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Ilex aquifolium schafft dagegen, gleich um die Ecke, den Sprung zur kleinen Population. Der Berliner Raum liegt außerhalb der natürlichen Verbreitung. Auch wenn sich im Westen niemand nach dem Strauch umschaut, so ist er bei uns doch immer eine kleine Überraschung. Wahrscheinlich gelangt die Art aus den Pflanzungen in Parks und Gärten in die Landschaft. Eine Verschleppung durch Vögel bis aus dem nordwestlichen Wildvorkommen ist aber auch nicht ganz auszuschließen. Die Stechpalme wird im mittleren Brandenburg zunehmend häufiger und hier, gleich über dem Dorf, sind es jetzt immerhin drei verstreut stehende Bäumchen, von denen zwei in diesem Jahr Früchte tragen.
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(https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/bbgfl_ilexaqui20d1PMCap.jpg)  (https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/bbgfl_ilexaqui20d2frtPMCap.jpg)  (https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/bbgfl_ilexaqui20d3PMCap.jpg)
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Der Kirschlorbeer ist im Stadtgebiet schon länger und mehrfach verwildert. Gemessen an den zahlreichen Sämlingen, die bei uns im Garten keimen, finde ich den Strauch noch sehr selten.
Erst in den letzten zwei, drei Jahren fallen mir spontane Ansiedelungen abseits der Ortslagen auf. Hier, im alten Stangenholz, hat es ein Strauch geschafft. Er steht nur ein paar Schritte von obiger Stechpalme entfernt.
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(https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/bbgfl_prunlaur20d1PMCap.jpg)
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Bei all diesen immergrünen Gehölzen wird es spannend, wenn die Forsten ordentlich gelichtet werden und die Blätter ím Winter den bis dahin ungewohnten Rauigkeiten ausgesetzt sind. Tau- und Gefrierwechsel bei voller Sonne oder scharfer Winterwind können dann gut angreifen. Eine ehemals 5 m hohe Stechpalme in der benachbarten Endmoräne stand plötzlich mitten in einem Winter in der neu geschaffenen Rückegasse. Der Baum verlor innerhalb von einem Monat alles Laub. Noch nach mehr als 10 Jahren kroch die Pflanze nur am Boden im Moos umher. Ich sollte mal wieder hinschauen, ob sie inzwischen wieder einen aufrechten Stamm bilden konnte.
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Die Eibe dagegen wird so etwas klaglos wegstecken. Eibensämlinge keimen hier schon lange überall in den Forsten. Sie wären wohl schon wieder normaler Baumbestand, wenn sie nicht von Rehen kurz und klein gefressen würden. Sie waren über Jahre hinweg kaum aus den alten Pflanzfurchen der Stangenhölzer aufgetaucht. In letzter Zeit muss die Jagd ordentlich aufgeräumt haben, denn es zeigen sich immer mehr strauch- bis baumartige Stöcke. Wie die Säule im rechten Bild zustande kommt, kann ich nicht sagen. Vielleicht tun sich Rehe und Damwild doch noch daran gütlich.
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(https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/bbgfl_taxu_spc20d1.jpg)  (https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/bbgfl_taxu_spc20d2clmn.jpg)
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Wer weiß, wie Sedum sarmentosum mitten in den Wald gelangt ist. Der kleine Teppich hält sich seit Jahren und dehnt sich langsam aus.
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(https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/bbgfl_sedusarm20d1PMCap.jpg)  (https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/bbgfl_sedusarm20dsPMCap.jpg)
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Ebenso unklar ist mir, wie Linaria genistifolia an den Waldrand kommt. Weder das Leinkraut noch das Sedum werden so häufig kultiviert, dass sie schnell einmal als Kompost draußen landen könnten.
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(https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/bbgfl_linagen_20d1.jpg)  (https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/bbgfl_linagen_20d2fl_.jpg)
Das war´s. Alles auf einem kurzen Gang in einer guten 1/2 Stunde.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Mediterraneus am 16. September 2020, 16:08:31
Säulenformen von Eiben gibt's öfters. Ich habe mir vor Jahren mal welche aus dem Wald ausgegraben. Das war allerdings in Siedlungsnähe, auch ein Friedhof nicht weit.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 18. September 2020, 20:45:35
Die nächste steht nur ein paar hundert Meter weiter, in unserem Garten. Riesig. (Ob sie schon mal Früchte hatte? Ich erinnere mich gerade gar nicht.)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: neo am 19. September 2020, 08:52:50
Ich hatte im grossen Garten noch gar nie Eibensämlinge, trotz der beiden grossen Eiben, die auch Beeren tragen. Vielleicht verteilen die Vögel sie im Wald, ich sollte mal nachsehen. ;) Ilex aquifolium Sämlinge habe ich in beiden Gärten. Würden die nur mal ein bisschen schneller wachsen. Ob man die irgendwie ein bisschen forcieren könnte im Wachstum? Vielleicht denke ich an Dünger.
Neophyten sind das aber beide nicht?
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lord waldemoor am 19. September 2020, 09:04:28
hier in den wäldern gibts einige kleine eiben, die stammen alle von meinen im garten, im garten selbst habe ich auch nie welche bemerkt
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: neo am 19. September 2020, 09:21:06
Im kleinen Garten habe ich immer mal Eibensämlinge. Hier wächst eine andere Eibenart und der Boden ist leichter.
OT
Einer dieser Sämlinge ist in den grossen Garten ausgewandert und wächst u.a. mit lord‘schen Cyclamen. (Blüte ist jetzt aber schon off, OT auch.);)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 19. September 2020, 09:23:56
(OT Eine wunderschöne Ecke!  :D)

Ich hatte im grossen Garten noch gar nie Eibensämlinge, trotz der beiden grossen Eiben, die auch Beeren tragen. Vielleicht verteilen die Vögel sie im Wald, ich sollte mal nachsehen. ;) Ilex aquifolium Sämlinge habe ich in beiden Gärten. Würden die nur mal ein bisschen schneller wachsen. Ob man die irgendwie ein bisschen forcieren könnte im Wachstum? Vielleicht denke ich an Dünger.
Neophyten sind das aber beide nicht?

Im Berliner Raum sind beide nicht (mehr) heimisch. Die Eibe könnte vor Jahrhunderten vorgekommen sein, wäre dann aber wohl schon im Mittelalter ausgerottet worden.
Beide Arten siedeln sich gerade neu an, wobei die Eibe wesentlich massiver vordringt. Sie wird in wenigen Jahrzehhnten wieder ein verbreiteter Waldbaum sein. (Ich habe mir sagen lassen, dass man auf die anderen, gepflanzten Eibenarten bzw. Hybriden achten soll, die sich ebenfalls unter den Verwilderungen befinden könnten.)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 19. September 2020, 09:33:09
Hier wurden vor ca. zwanzig Jahren mit voller Absicht Eiben in den Landesforst gepflanzt. Ich muss mal gucken, wie es denen geht.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: neo am 19. September 2020, 09:38:02
(Ich habe mir sagen lassen, dass man auf die anderen, gepflanzten Eibenarten bzw. Hybriden achten soll, die sich ebenfalls unter den Verwilderungen befinden könnten.)
Ich frage einfach mal ganz spontan, warum (will man nicht, dass sie sich mischeln)?
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 19. September 2020, 09:45:18
Nein, nein. Es geht um die rein botanische Neugier, ob auch Taxus cuspidata und Taxus x media der Sprung in die freie Landschaft gelingt.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: neo am 19. September 2020, 09:58:08
Es geht um die rein botanische Neugier
Keine weiteren Fragen mehr, danke. ;)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Cryptomeria am 19. September 2020, 11:03:28
Wenn es genug Amseln gibt und offene Stellen mit leichtem Boden, keimen die Eiben ganz schnell. Früher bei meiner Mutter im Garten in der Vorderpfalz gab es Hunderte Sämlinge auf Sandboden und jedes Jahr wieder. Aber alles Taxus baccata.
VG Wolfgang
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Gartenplaner am 19. September 2020, 21:44:07
Dank meines Eibenhains, der üppig "Früchte" trägt, finde ich jedes Jahr im Herbst in den freiwachsenden Cornus-sanguinea-Hecken doch einige Eibensämlinge.
Es sind aber wesentlich weniger als Eschen-, Weißdorn-, Feldahornsämlinge.
Die Eibe hat "in freier Wildbahn" das Problem, dass sie im Unterstand nicht schnell wächst und dann auch noch gern von Rehen abgefressen wird - obwohl sie wahrscheinlich auch für Rehe giftig ist, die Hintergründe da sind nicht wirklich erforscht.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: micc am 20. September 2020, 11:33:10
Vor ein paar Tagen haben wir mit Freunden (Nonbotaniker) mal wieder die Museumsinsel Hombroich bei Neuss besucht. Licht und Farben waren wunderbar, auch wenn die Ausstellungsräume dicht waren und es in der Cafeteria nur Kaffee und Salzbrezeln gab. Aber Landschaft pur ist auch sehr schön.

In der Erft schwammen ununterbrochen Pflanzeninseln vorbei. Die Freunde tippten auf Maisblätter und wunderten sich über den Bauern, der so große Mengen Mais ins Wasser schmisss. Mit der Kamera herangezoomt konnte dann der Wassersalat (Pistia stratiotes) identifiziert werden, eine sub- bis -tropische Aquarienpflanze, die sich offenbar hier am Niederrhein gut hält.

Recherchen in den Lokalzeitungen ergaben, dass esdiese Massenvermehrung schon seit einigen Jahren gibt. Offenbar hilft warmes Wasser aus dem Braunkohletagebau, dass die Erft auch im Winter stellenweise bei mindestens 10 Grad bleibt. So überlebt der Wassersalat, RWE sei Dank!

(http://www.exo-t.com/P1000508.jpg)

(http://www.exo-t.com/P1000512.jpg)


Links:

https://bemerkenswelt.de/AUSFLUG/Amazonas%20in%20Grevenbroich.html

https://rp-online.de/nrw/staedte/grevenbroich/wassersalat-teppiche-treiben-ueber-die-erft_aid-9492503

https://rp-online.de/nrw/staedte/grevenbroich/grevenbroich-wassersalat-staut-sich-am-wehr_aid-52771921


Auf Dauer wird sich dieser Neophyt nicht halten, aber.....weiß man's?

:)
Michael
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Gartenplaner am 20. September 2020, 11:39:04
 :o
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Garten Prinz am 20. September 2020, 11:58:21
Zitat
Auf Dauer wird sich dieser Neophyt nicht halten, aber.....weiß man's?

Dass dachte man hier auch von der Große Wassernabel (Hydrocotyle ranunculoides). Ist seit viele Jahren in vielen Flüssen und Bachen zu finden, hat -18 Grad in Januar 2012 überlebt.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 20. September 2020, 12:00:46
Drei Tage Dauerfrost werden Pistia nachhaltig ausrotten.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 20. September 2020, 13:27:47
Pistia soll aber auch schon in der Schwarzen Elster herumschwimmen. Angeblich schon seit einigen Jahren. Schaum wir mal. 8)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 20. September 2020, 18:44:30
Ich bin gerade 25 Kilometer auf dem Elsterdamm flussaufwärts und dann wieder flussabwärts geradelt und habe keine gesehen. Dafür sah ich an einigen Stellen Impatiens glandulifera, worüber ich mich gefreut habe. Phragmites ist wesentlich dominanter, weniger hübsch und ist für Nektarsammler wertlos. Die Riesenbalsamine hat auch nur direkt am Uferstreifen eine Chance. Schon zwei Meter weiter auf dem Flussvorland ist es ihr zu trocken. Noch vor zwanzig Jahren gab es entlang der Schwarzen Elster größere Bestände von Rudbeckia laciniata. Diese sind durch die Hochwässer ab 2002 erloschen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 20. September 2020, 19:07:26
 :o  Du reagierst ja prompt.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 20. September 2020, 19:10:47
Der Besuch bei meinen Eltern war sowieso geplant und mits Rad macht es mehr Spaß.  ;) Übrigens wurde an einer Stelle am Elsterdamm offensichtlich knöterichhaltiges Erdreich verbaut, in dem Fall der kleinblättrige. Er ist dabei, einen Auwaldrest zu erobern.  :P
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: oile am 25. September 2020, 21:53:53
Wenn es genug Amseln gibt und offene Stellen mit leichtem Boden, keimen die Eiben ganz schnell. Früher bei meiner Mutter im Garten in der Vorderpfalz gab es Hunderte Sämlinge auf Sandboden und jedes Jahr wieder. Aber alles Taxus baccata.
Hunderte sind es bei mir nicht, aber viele. Im Zweitgarten habe ich die größten angesiedelt, jeder hat ein anderes Wuchsverhalten, es dürften mindesten vier sein, eine davon ist eine sehr dichtwachsende Säulenform.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: michaelbasso am 25. September 2020, 22:23:58
(Ich habe mir sagen lassen, dass man auf die anderen, gepflanzten Eibenarten bzw. Hybriden achten soll, die sich ebenfalls unter den Verwilderungen befinden könnten.)

Ich hatte in meiner Zivizeit einmal selbstgezogene Eiben in unseren Wald gepflanzt, später im Studium in Göttingen habe ich dann echte Wildeiben kennen gelernt. Das ist ein Unterschied der sofort auffällt, die echten Wildeiben haben ein helleres Grün und sind in der Jugend von der Wuchsform eher wie ein Nadelbaum, mit ausgeprägter Spitze. Kultureiben wirken ja oft recht düster und neigen zu schirmartigen Wuchs. Ähnliche Eiben wie die Göttinger habe ich bisher eigentlich nirgendwo anders gesehen, ich vermute das das meiste, was so in der Landschaft wächst irgendwann mal aus Gärten kam oder zumindest verkreuzt ist.

Wenn ich dran denke kann ich später mal ein Foto machen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Paw paw am 25. September 2020, 23:17:40
Eibenwälder in Deutschland, Quelle Wikipedia:
Zitat
Der Paterzeller Eibenwald ist mit über 2.000 teilweise sehr alten Eiben einer der größten zusammenhängenden Bestände der Europäischen Eibe in Deutschland. Der Eibenwald liegt in der Gemeinde Wessobrunn bei der Ortschaft Paterzell im südwestlichen Oberbayern. Die Eiben im Paterzeller Wald sind bis zu 1.000 Jahre alt.   

Bei Bovenden-Eddigehausen in der Nähe von Göttingen liegt auf einem Areal von 12,7 ha der Eibenwald am Hainberg im Plesseforst mit bis zu zweihundertjährigen Bäumen (ca. 800 Exemplare).

In dem 58 ha großen Naturschutzgebiet Ibengarten bei Dermbach in Thüringen stehen 368 Eiben, von denen 50 bereits über 500 Jahre alt sind.
   
Das 31,3 ha große Naturwaldreservat Wasserberg bei Gößweinstein in Oberfranken (Fränkische Schweiz) ist ein Buchenwald mit Eiben, mit hochgerechnet etwa 4100 Exemplaren[1].

Das größte Vorkommen in Europa ist in der Nähe von Fürstenhagen bei Heiligenstadt in Thüringen (NSG „Lengenberg“, etwa 5.700 Eiben, bis 120 Jahre alt) in einem alten Buchenwald.

Hier gibt es noch Bilder aus den Eibenwälder.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 25. Februar 2022, 13:03:57
Ich weiß gar nicht, ob sie aus den benachbarten Gärten hierher, oder von hier in die Gärten gekommen sind. Irgendwann in den letzten 20 Jahren haben sich die Elfen-Krokusse vor der Gartenanlage angesiedelt und sind parallel dazu auch in den Gärten zahlreich geworden.

(https://sat02pap002files.storage.live.com/y4mat4UlGpzKkDZ7gp0bgASgsy8WHeWAdRl_rEi_EGEgm8fR2WL_fKQNx-YEGydefDyY7keQNSSk7IBKwmWYnclS6ThtwCWdV1zh31KNeGhWnN9bBnXJmNIUjY4ML7NM_t6kOuCtVj5SDpC4HvRI1pGSghTcs6jVW3rEDECLtlINVQHm0DPC9uoGP7bh654vlez?width=1024&height=684&cropmode=none)  (https://sat02pap002files.storage.live.com/y4m0ix4i1LztFUFEOHttncRrKl3HHpOLHFGywEu-89E17DRL69CHMD9pugRiwJItbx_tOCIxno2OX-UYApT20JnMV-90y2lBX1BzB6wivp4OqHJQZ1tO2Tod4ky9ZLgkb8BeacpkXUHiEeqrS4qfofERiT8eeGjFFJstv2mj-QNBWR-ZaFTYb7bCfygL7_DQRgq?width=1024&height=635&cropmode=none)  (https://sat02pap002files.storage.live.com/y4mn6TiHaVgxI54YLMIzWBzokuVuh66aUWSx3Dz2MSoiA8GpsQLIRNtDUfSDPtq-TMbnZ6S9AOIW96nekXn0-CA3rffK2Q29KIclR-BAuqIogLWjFRx2251UJdfI5KoEf_X1lEXwlOqGuisqTGbalh2akYetof--8EQU2qIruKq7hAN1HQFPuPNLm-iau-caBjs?width=1024&height=677&cropmode=none)

(https://sat02pap002files.storage.live.com/y4mXstaVbmjWnaHwoBIfVXW5nKu50od01ZOhGXOy6zmfKk8ShZP2nN7d1kq0A1Kh5x6n6HlPfhIKqiRK8R-D_jml7EAFg2Zjqu9olDKGtqVeQbb7-RsE5e7WsbuTIeeX035kVpaqzVAyCjQVwszeN9JliYkxf5ynWMUewpnphBYJN8P429ixyRuKyZJ8PyAEMQS?width=1024&height=665&cropmode=none)  (https://sat02pap002files.storage.live.com/y4m7bJu1sJwIV0ezVgNgwIY6woAe-g7myBQ3CjdPARiMyOaM3hOmmfSWAcic_4e13JT6qowExkUQWGqgnciT1YF7IChAqgRsp9DLdp6U3wIWozN9_Es_OEdI_ArKZemIHHd0DgVHR6bvYHQUJpwoCY0AbXR-iqzWGRSKLOQw4XOAdndZwJAtJzMHnl04n0JqemD?width=1024&height=704&cropmode=none)

Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Jörg Rudolf am 28. Februar 2022, 15:00:41
lm letzten Sommer ist mir in einem Wald im Südraum von Leipzig aufgefallen, dass das Kleine Springkraut an vielen Stellen von einer anderen Springkraut Art verdrängt ist. Es ist das Bunte Springkraut Impatiens edgeworthii. Ein Neophyt ob er aber aus einem Garten stammt?
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Kasbek am 28. Februar 2022, 19:25:46
Wenn Dich die hiesige Ausbreitungsbiologie und deren Erforschung von Impatiens edgeworthii interessiert:
http://rzbl04.biblio.etc.tu-bs.de:8080/docportal/servlets/MCRFileNodeServlet/DocPortal_derivate_00012651/Baade-Gutte-Impatiens_Edgeworthii.pdf
Der Erstnachweis im Leinawald bei Altenburg ist von 2001, im gleichen Jahr auch im Leipziger Auwald. Im Leinawald entwickelten sich größere Vorkommen auf Arealen in der Nähe von Wegen, die mit extern herangeschafften Materialien befestigt worden waren. Ob zwischenzeitlich jemand nachgeforscht hat, wo die „Verseuchung“ dieser Materialien stattgefunden haben könnte, weiß ich nicht (der Artikel ist 2008 erschienen).
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 27. April 2022, 21:44:39
Eigentlich ja längst fest eingebürgert, aber naja. Lunaria annua kommt hier an einigen Stellen in fast rein weißen Beständen vor. Hier, am Bahndamm einmal auch fast gleichmäßig gemischt.

(https://sat02pap002files.storage.live.com/y4mencANLXFjSR1XR2vTHlZxsk0TF1dTZuQJJm3N0cO1kM2kPkRLlymMJpW8nzuA85SFfAM3WUAiIp7XICJYCcBKOTcRx2eXFo9kT5ge-tZG9vCOvgoVfmKqDZW2CIkhM0OvnOxC0sBgn8cdhT8-DxCh_Dr_88-Vf2HhsVx7UORC1x4QCbKB1l7kgYIUJdHrcIK?width=1024&height=727&cropmode=none)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 27. Juni 2022, 07:24:22
Am Waldrand blüht wieder Linaria dalmatica. Etwas oberhalb, im Waldinneren, hat der eine Strauch von Ilex crenata die winterliche Durchforstung und den Rückegassenhieb gut überstanden. Beide trotzen der Dürre scheinbar ohne größere Probleme.

(https://sat02pap002files.storage.live.com/y4m6wDqRsIbiAO-eh9XAuiryi6oU-7bp4VUr-umVc93uFnfgGhnETKuMlU5oLbL2tmd7EC17jEPMb5kzLAfNjOd7ZkPqdr9vn1-F3y8PcOQEH30N53gUidytkFI6Mr7Umytct_rX8PWh9fLZFdcZ-DhxhdRZqW0BqxtzuMl7_72jXSngUuFrfOH5kvnOz0AXt3r?width=543&height=800&cropmode=none)    (https://sat02pap002files.storage.live.com/y4mf_SW_IZc-ImsF_VmfFzxHeItBT7km6Hpts0SAcjPkEGZoUwtLxaC-WpTN0byq65ERlns1oJn-EPJFRMfjTr4QuBo1y-Vl7XBznMhIC9La7ZcdegKAfG0cH40frDcl1FHC31rrP74yehdqLbOJn2Lx_FkiFKI9XOeS6ZWkBPxeblEE2XWSTdH9AezqCinsslX?width=800&height=539&cropmode=none)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 01. Juli 2022, 17:10:10
Bachtäler auf 1000 m Höhe, manchmal ganz gelb, manchmal nur leicht getüpfelt von der Gauklerblume (Mimulus guttatus). 
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 08. August 2022, 10:32:30
Manchmal verschwinden die Neophyten auch wieder. Vor Jahren, als es noch Hochwasser gab, verschwanden die Bestände von Rudbeckia laciniata(?) restlos von den Ufern der Schwarzen Elster. Jetzt fiel mir auf, dass größere Bestände von Helianthus tuberosus (Tobinambur) weg sind. Nur an einer Stelle am Waldrand findet sich noch ein halber Quadratmeter.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Apfelbaeuerin am 08. August 2022, 11:05:48
Jetzt fiel mir auf, dass größere Bestände von Helianthus tuberosus (Tobinambur) weg sind.

Das ist mir hier auch aufgefallen. Auf einem höher gelegenen Straßendamm, wo das Zeug letztes Jahr noch in Massen blühte. Heuer nix, nada. Ich hab's der Trockenheit zugeschrieben.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Kasbek am 08. August 2022, 11:36:19
Vielleicht von gewissen Nagern gefressen worden, weil nix anderes da war?
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Krokosmian am 08. August 2022, 11:38:49
Meine Ersten haben auch komplett die Mäuse geholt. Anstatt dankbar zu sein, habe ich mir wieder welche geholt. Die musste ich dann selbst ausrotten.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 08. August 2022, 12:03:21
Topinambur und Sonnenhut überleben am besten in wenig gestörten Gras- und Staudenfluren. Ich beobachte, dass Topinambur in regelmäßig gemähten Flächen schnell verschwindet.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 08. August 2022, 12:19:38
Hier wurde der Topinambur definitiv nicht gemäht.  ;)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Jörg Rudolf am 08. August 2022, 12:25:47
Topinambur wird auch sehr gern von Wildschweinen gefressenen. Sie schaffen es einen kompletten Bestand zu eliminieren
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: kaunis am 13. August 2022, 16:52:39
Impatiens balfourii hat in diesem Jahr ein frisch gerodetes Stück "okkupiert", ich habe sie für dieses Jahr gelassen. Nun sind sie die Haupt-Sammelstelle für Hummeln, die wegen der Trockenheit sonst kaum noch nektarreiche Blüten finden. Ich denke, sie ist nicht so invasiv wie die hohe I. glandulifera, sie wird auch keine 50cm hoch. Sie kommt in der Umgebung sehr vereinzelt vor und wird meist überwachsen - oder vertrocknet wie in diesem Jahr.
Ich kann mich nicht entscheiden, sie vollständig zu beseitigen. Müsste ich das doch???
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: kaunis am 13. August 2022, 16:54:53
Hier jetzt die schöne Pflanze, bei der ich mir nicht sicher bin, wie ich mich verhalten soll.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: kaunis am 13. August 2022, 16:55:26
Noch etwas näher...
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Jörg Rudolf am 14. August 2022, 09:26:34
an unserem Fluss ist das Drüsige Springkraut derzeit fast die einzige blühende Pflanze ( ausgenommen Blutweiderich und Zaunwinde). Die Wiesen nebenan sind gemäht und braun. Wo sollen die Hummeln hin? Ihnen ist es egal dass das Springkraut auf der Unionsliste der invasiven Arten steht. Ich würde alles so lassen und nichts tun. Es wird vermutlich verschwinden oder stark zurückgehen, wenn der Wald wieder kommt.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Hyla am 14. August 2022, 14:27:20
Sieht hübsch aus. Ich würde es erstmal lassen.
Vor Jahren habe ich versucht, das Drüsige Springkraut im Garten anzusiedeln. Nach drei Jahren war keins mehr da. Das wächst hier nur an Entwässerungsgräben, weil der Sandboden zu mager und zu trocken ist. Schade, ich wollte es für die Hummeln haben, wenn im Hochsommer nichts mehr blüht.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Gartenplaner am 14. August 2022, 14:46:51
Ich hab Impatiens balfourii seit inzwischen mindestens 5 Jahren im Garten in meiner “Shrubbery”, auf Lehmboden.
Ja, es sät sich ganz ordentlich aus.

Aber: enorm viele Sämlinge fallen schon gleich Nachtfrösten im Frühjahr zum Opfer.
Trotzdem kommen noch recht viele Pflanzen hoch.
Aber sie lassen sich, auch schon fast blühend, leicht komplett ziehen, wenn sie andere Pflanzen zu sehr bedrängen - was auch nicht so schnell der Fall ist, da, wie schon geschrieben, meist nur 50-60cm hoch.

Und bei der Dürre würde wohl inzwischen keine mehr leben ohne das Gießen für die anderen Pflanzen drumherum.
Ich beobachte sie weiter, habe aber bis jetzt noch nicht den Eindruck, dass es eine große invasive Gefahr ist.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: partisanengärtner am 14. August 2022, 15:43:49
Viele der invasiven Pflanzenarten hatten eine Phase in der sie sich an einen neuen Lebensraum anpassen.
Ein modernes Beispiel ist ein früher recht seltenes einheimisches Gewächs. Das Jakobs-Greiskraut Jacobaea vulgaris.

Das kam durch Begleitgrünmaßnahmen  an Straßen plötzlich zu invasiven Eigenschaften.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Flora1957 am 14. August 2022, 17:19:39
In unserem Garten war bei Übernahme der Immobilie ein Großteil der Fläche vollkommen mit Springkraut bewachsen. Dieses wurde bis ca. 2m hoch. Da bleibt für anderes keine Sonne. Hochgeschätzt habe ich ca. 15-20.000 Pflanzen entfernt. Von Vorteil ist, daß das Springkraut sehr leicht aus dem Boden zu ziehen ist.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 03. Februar 2023, 08:34:30
Hier jetzt die schöne Pflanze, bei der ich mir nicht sicher bin, wie ich mich verhalten soll.

Kaunis, ging es Dir im letzten Sommer um ein verwildertes Vorkommen oder um Pflanzen im Garten?
Aus der Schweiz wird ein verdrängendes Verhalten angegeben: Impatiens balfourii auf Infoflora.

Axel, das Jakobs-Greiskraut ist zumindest in Norddeutschland keine invasive Pflanze. Die Art ist in frischen bis mäßig trockenen Brachen deutlich häufiger geworden und kann auf ungenügend gepflegten Weiden sehr zahlreich werden. Das ist aber das normale "Verhalten", das Pflanzen zeigen, die durch Beweisung begünstigt werden, wenn die begleitende Weidepflege ausbleibt oder zu schwach ist.

Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: partisanengärtner am 03. Februar 2023, 08:50:56
Hier ist das mit dem Greiskraut ein wenig anders. Denn in Oberfranken ist die Beweidung die absolute Ausnahme.
Unsere Kühe stehen in der Regel im Stall :P

Schafhaltung ist auch wenig verbreitet und wird immer weniger.
Aber das Greiskraut taucht überall auf und wird als Straßenbegleitgrün und auf allen möglichen Flächen immer mehr.
Hier in Hollfeld tauchte es vor mehr als 10 Jahren zum ersten mal merkbar in der Stadt auf. Mittlerweile ist es dort überall.

Das Pferdehalter versuchen es auf ihren Weiden auszurotten lässt sie wenigstens dort weniger aufkommen. Der Druck vom Umland wo niemand sich drum kümmert wird aber immer mächtiger. Pferdeweiden sind auch nicht allzuhäufig hier, aber sind noch die am ehesten draußen zu sehenden Weidetiere.

Sie tauchen mehr und mehr in kurzgeschorenem Rasen auf und zeigen extrem flache Rosetten. Sobald mal das Mähen ausfällt blühen sie und versamen sich.
Dort oft auch auf sehr zahlreichen kurzen Stengeln was dem dauernden Abmähen geschuldet sein wird.

Da die Alkaloide auch durch die Haut aufgenommen werden, trauen sich viele Leute nicht das wie andere Rasenunkräuter schnell mal auszustechen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 03. Februar 2023, 09:37:44
Dann scheint das bei Euch tatsächlich anders zu sein als hier. In der Stadt ist es mir im Herbst erstmals als Ruderalpflanze begegnet, was ich bisher nicht kannte. Abwarten, ob sich das Auftreten auch hier ändert. Zackenschote zum Beispiel gibt es in Brandenburg seit Jahrzehnten als wenig auffällige Erscheinung in ruderalen Staudenfluren. Dominante Massenbestände, die in anderen Gebieten Probleme bereiten, sind hier (bisher) absolute Ausnahmen.

Noch was hübsches. Helleborus foetidus wurde in Brandenburg bisher kaum nachgewiesen. Die Winter sind für die Art im Durchschnitt immer noch zu heftig, vor allem aber zu sonnig und trocken-windig. Beim Winterwandern war mir schon vor zwei Jahren auf einige Entfernung das gelbgrüne Leuchten an ein paar Ausbau-Grundstücken aufgefallen. Gestern bin ich dort gewesen: Aus einem leicht verwilderten Garten heraus hat sich eine schmalzipfelige Form heftig in die umgebenden Gebüsche ausgebreitet. Sämlinge sind um die alten Pflanzen herum reichlich zu sehen. "Vorposten" blühen vereinzelt dutzende Meter vom Kern der kleinen Population entfernt. Bisher hat aber erst eine einzige Pflanze den Sprung über den begrenzenden Fahrweg hinweg geschafft.
 
(Die Herkunft könnte den Unterschied machen. Während "normale" H. foetidus im eigenen Garten seit vielen Jahren gerade so mit ein paar Sämlingen pro Jahr überlebt, zeigen sich die schmalzipfeligen Pflanzen deutlich vitaler und vermehrungsfreudig. Irgendwer hatte Ähnliches im Helleboren-Faden auch schon festgestellt, glaube ich.)

(https://sat02pap002files.storage.live.com/y4m1Kd78j2cn_G6ambepV3hy0VLqex5W2niaobGTrmJDOHJFnHzoBwGjPP0fGz_wmlQ9IwIJA5Yt2m3JE9wJaXiAD5KJDDg8cK6XR34SDgxnxWjVYKdFCivE-NqLPbiZsACE0Ov4_DF-BwqguIGNE5AGA_JHEdV_gdQEvnMJOnObq7YWD6g33vK1qbB86lsg6Su?width=596&height=800&cropmode=none)  (https://sat02pap002files.storage.live.com/y4mLyXEZoiCSWACLtR6r7DIuVz3mUce2Ts_Nxbm8Dcn9owVzw-Sgt2nVWynzcyzm5R6HdBB90ebVqn1Ow1Vt3wmMYuTGj8Xe3hMd6U0PLF-9g_iiuvHRSZco9Ln5n9VXHiWdxOIHape3mRlIsZCaWEt1vUv92WhBDIlCXjPAF367zSrcZyQZrk7m5IAnqOtpJ20?width=800&height=533&cropmode=none)  (https://sat02pap002files.storage.live.com/y4m1I3SsDwMDjsoOgGkjKRPylW8wQ3QqeSQKA2ndjYD6F7jkw84xma_E9jCVcgN5Jn9iX0Fcveg6Z1rjL5WUdP90eBSRHlRHeHR6Nl6tjnvwzieRTbmCpg-tDUDh53_0S0422-YhCZ071LcoUxRIuKw5nqkO0Q9NJI5Jrt1bU40zyk96uW29vAaQoYHukuKigQE?width=800&height=533&cropmode=none)

(https://sat02pap002files.storage.live.com/y4mm1Vi1HMLpz2d446uB2Zu1OQ5T8LKVNixlruk_B8-t3xuFaWQ0OfdoVjvlL41VcNk8FlQfAUqPWQI4Yk4ZDFZnSC74UMHqSrpuwn9HSqy4wRIs9kx8ax4GTwTfC8uFNhMxTw-H0vdqip-J4nkCWlZHMqOSMVYi4wX8aN2X4II0Ikf7X8kKAB8n5dLd97oxuz6?width=569&height=800&cropmode=none)  (https://sat02pap002files.storage.live.com/y4mJ9ritoEakgVsDDj2NC0LcjXNFBfg9935q-71ay-USHfPmYwVRQVU0MOHIric-5FyN4CqfLGa0WwbJMTKOlS8fLLY791r8ykGBObzFz4CbyQRTyvvbC_l4tMAMww8OtrPxcfqWUhJBfHn-pVqfVtlSh_Ujk3-AE7qW5Ub7bTwvtvC82sVfma7i5q72f07NUuT?width=800&height=533&cropmode=none)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Gartenplaner am 03. Februar 2023, 11:48:00
Jakobsgreiskraut (wann gab es denn die Umbenennung? Jacobaea vulgaris, Syn.: Senecio jacobaea) war bei mir in der Wiese nicht präsent, erst nach vielen Jahren jährlicher Mahd tauchte es auf und schien gegen 2016 hin zum Problem zu werden, weil es immer mehr Pflanzen wurden.
Dann ging es von alleine wieder zurück und ist weiterhin präsent, aber nur mit sehr vereinzelten, wenigen Pflanzen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 03. Februar 2023, 12:13:29
Jakobsgreiskraut (wann gab es denn die Umbenennung? Jacobaea vulgaris, Syn.: Senecio jacobaea) ...

1791. Umkombination (combinatio nova, comb. nov.) nennt sich das, was Herr Gärtner damals mit dem Linneschen Namen gemacht hat.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Gartenplaner am 03. Februar 2023, 12:22:16
Und warum wird es dann immer noch vielfach als Senecio jacobaea benannt  ???
Das ist nachvollziehbar, wenn eine Umbenennung erst einige Jahre her ist - aber auch noch nach 232 Jahren??  8)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 03. Februar 2023, 14:40:52
Das ist normal und kommt auf die Sichtweise an. Die Autoren der Euro+Med-Flora halten die Verwandtschaft um Senecio jacobaea für so gut von den anderen Greis-oder Kreuzkraut-Arten abgrenzbar, dass sie die von Gärtner aufgestellte Gattung Jacobaea aufnehmen und darin für Europa und die Mediterraneis einige Dutzend Arten einschließen.

Die deutsche Florenliste behält derzeit die weit gefasste Gattung Senecio unter Einschluss der Jacobaea-Sippen bei. Das kann verschiedene Gründe haben, über die ich nichts Näheres weiß. Denkbar ist die Meinung, dass nach Herauslösen einer Gattung Jacobaea die verbleibende Gattung Senecio in sich noch immer eine so große Merkmalsvielfalt aufweist, dass man bei einheitlichem Vorgehen noch mehr Gattungen ausgliedern müsste, die dafür erforderlichen Grundlagen aber noch nicht vorliegen.

Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Gartenplaner am 03. Februar 2023, 15:33:54
Also gab es beides so lange nebeneinander, aber die Einsortierung bei Senecio wurde bisher hauptsächlich verwendet?
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 03. Februar 2023, 16:36:27
Synonyme stehen immer nebeneinander oder in bestimmten Verhältnissen zueinander. Wenn ein Name seine Gültigkeit verliert, wird er nicht "weggeworfen", sondern "geht über" in die Synonymie. Für alle Fälle, sozusagen.

Welche der beiden Gattungs-Auffassungen zu Senecio und Jacobaea über die Zeit und unter den Botanikern vorgeherrscht hat, weiß ich nicht.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 03. Februar 2023, 17:05:50
Ergänzung: bei den Aschenkräutern, die auch in der deutschen Florenliste als eigene Gattung Tephroseris geführt werden, könnten die Verhältnisse also klarer sein. Auch der Name Tephroseris wurde schon im 19. Jahrhundert von Reichenbach geschaffen und war zwischenzeitlich für die in Senecio eingegliederten Arten (mindestens für die hiesigen) zum Synonym geworden. Seit ca. 30 Jahren wird die Gattung in D wieder als eigenständig betrachtet.

Für die deutsche Florenliste haben die Autoren dargelegt, in welchen Fällen sie sich für "weite" oder aber "enge" Auffassungen von Pflanzengattungen (Gattungskonzepte) entschieden haben (S. 4): Buttler & Hand: Liste der Gefäßpflanzen Deutschlands.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Gartenplaner am 03. Februar 2023, 17:27:06

Welche der beiden Gattungs-Auffassungen zu Senecio und Jacobaea über die Zeit und unter den Botanikern vorgeherrscht hat, weiß ich nicht.
Danke für deine Antworten!
Ich kannte bisher eben nur Senecio jacobaea, Jacobaea vulgaris begegnete mir jetzt beim Googeln wegen Rechtschreibung zum ersten Mal so prägnant als wissenschaftliche Bezeichnung, deshalb dachte ich, das wäre eine Umsortierung der letzten Jahre wie bei anderen Gattungen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Dabra am 03. Februar 2023, 18:27:41
Ich habe alle Seiten gelesen und ich finde das noch etwas nicht erwähnt wurde. Bambus. Natürlich weggeworfene Pflanzen. In Oberhausen an mehreren Stellen im Wald. Wenn man genau schaut, hier https://www.google.com/maps/place/J%C3%A4gerstra%C3%9Fe,+46149+Oberhausen/@51.5357012,6.8493705,137m/data=!3m1!1e3!4m5!3m4!1s0x47b8eb244d6fcd81:0xacd82ad9e9f184c3!8m2!3d51.5340753!4d6.841572 Ist nur Maps, man sieht ein grünes Stück am Wegrand. Die Stangen sind richtig lang und dick.

Ilex ist in den Wälder im Norden Oberhausens weit verbreitet, kenne ich seit mehreren Jahrzehnten.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Ruby Ginosa am 03. Februar 2023, 22:10:57
Ilex aquifolium ist ja aber auch heimisch hier.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 11. März 2023, 22:45:02
... Die Autoren der Euro+Med-Flora halten die Verwandtschaft um Senecio jacobaea für so gut von den anderen Greis-oder Kreuzkraut-Arten abgrenzbar, dass sie die von Gärtner aufgestellte Gattung Jacobaea aufnehmen und darin für Europa und die Mediterraneis einige Dutzend Arten einschließen.

Die deutsche Florenliste behält derzeit die weit gefasste Gattung Senecio unter Einschluss der Jacobaea-Sippen bei. Das kann verschiedene Gründe haben, über die ich nichts Näheres weiß. ...

Noch einmal zur Frage, warum die Greiskrautarten der Senecio-jacobaea-Verwandtschaft in der deutschen Florenliste nicht als eigene Gattung Jacobaea zusammengefasst werden. - Die ausführliche Anmerkung zur Gattung Senecio in der Deutschen Florenliste dazu lautet: "Dass die in einer eigenständigen Gattung Jacobaea von vielen Autoren seit rund 20 Jahren abgetrennten Sippen nicht näher mit Senecio s. str. verwandt sind, wurde spätestens mit den Arbeiten von P. B. Pelser bekannt (etwa Pelser & al. 2007). Leider sind die beiden Segregatgattungen morphologisch nicht klar definierbar. Selbst bei der beschränkten Artenpalette in diversen europäischen Ländern ist eine Verschlüsselung der Gattungen bisher nicht oder nur bedingt gelungen (siehe die aktuellen Floren aus Deutschland, Frankreich oder Großbritannien). Daher erscheint immer noch Zurückhaltung geboten."
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 06. April 2023, 22:40:36
Der jährliche Spaziergang zu Ilex crenata im alten Kiefern-Stangenholz. Der strauch hat die Dürrejahre erstaunlich gut überstanden. Die frisch gehauene Rückegasse geht weit genug dran vorbei und die Lichtstellung hat ihm über den Winter auch nicht geschadet. Scheint hier im Wald robuster als im Garten. Von einem heftigen Verbiss durch´s Reh hat er sich auch erholt.
(Inzwischen gibt es mindestens in Bayern weitere Verwilderungen.)

(https://sat02pap002files.storage.live.com/y4mjOy5uYgAWYBIyhGPMpugOv6nTaxpzLK4ASbF_kvMnnalUqo2YsY-ZRXIzp8zDBdDvDUVbO8myYTiUqsO6ZisWj-rT1yJVHdyiZE50TCnRn6G9iFf8q5vqpavPNl2wo9VMLON_a37m5AXrNBrBtUOrCS5efurfY9eHblpIrMDyovmqljITnz0fewVJRGBgLtb?width=800&height=542&cropmode=none)      (https://sat02pap002files.storage.live.com/y4mTnb_6CrB2cVN50bGK2FBYgU3jT1129fuLnHG1FlhqnQPm6H8xUnLz_MXCfblcdiQwKDNocpFDgIIzkEn7nA1EllcB9Gd6iUhEgmyTNg2mJbQjZtHBwxF69Owa7d3c_iTWneNHHynvTOEk0X-RrJfuUeUDlwWLKmXzOdB-NiUB2-kIaNUchRsO0O4faNhczDQ?width=800&height=563&cropmode=none)
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: kaunis am 21. April 2023, 17:40:06
In diesem Frühling zeigt sich, dass die Hasenglöckchen, die ich auf einer Radwegstrecke seit 15 Jahren als "Begleitgrün" beobachten kann, sehr zugenommen haben. Da die meisten Pflanzen weiß blühen, werden sie wohl aus einem Garten stammen. Da sie aber auf einer Strecke von 3 km immer wieder auftauchen, werden sie sich wohl auch inzwischen eigenständig vermehren.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: kaunis am 21. April 2023, 17:41:38
Im Großraum Dortmund werden sie wohl nicht bodenständig sein.
Selbst am Rand von Brennnesselbeständen treten sie auf.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: kaunis am 21. April 2023, 17:42:17
Hier mit Hopfen...
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Jörg Rudolf am 01. Mai 2023, 08:58:26
Gestern habe ich bei einem Waldspaziergang im Oberholz (kleines Waldgebiet südlich von Leipzig) große Bestände der Stengelumfassenden Gelbdolde gesehen. Sie wächst an vielen Wegränden. DasOberholz ist ein Laubwald mit relativ frischen Boden.
Ist diese Staude eigentlich auch ein Neophyt? Jedenfalls wurde sie von der Insektenwelt geliebt, auf keiner anderen Pflanze waren sviele verschiedene Bienen und Wespen wie auf dieser. Es war auch seit langem der erste sonnige Tag
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Natternkopf am 01. Mai 2023, 11:07:35
Ja die Stengelumfassende Gelbdolde wird als Neophyt aufgeführt.
Gestern habe ich bei einem Waldspaziergang im Oberholz (kleines Waldgebiet südlich von Leipzig) große Bestände der Stengelumfassenden Gelbdolde gesehen.
… …
Ist diese Staude eigentlich auch ein Neophyt? Jedenfalls wurde sie von der Insektenwelt geliebt, auf keiner anderen Pflanze waren sviele verschiedene Bienen und Wespen wie auf dieser.

Die Stängelumfassende Gelbdolde (Smyrnium perfoliatum) ist ein Neophyt, d.h. sie ist in Deutschland nicht heimisch, hat sich aber eingebürgert und fühlt sich wohl. Ursprünglich stammt sie aus dem Mittelmeergebiet. Die zweijährige Pflanze wird bis zu 1,20 m hoch und hat eine knollige Wurzel. / Stadtverband Leibzig

Die Stängelumfassende Gelbdolde (Smyrnium per- foliatum) als Neophyt in der Pfalz /  arbeitskreis-pfalz-pollichia-kurier / pollicha.de

Grüsse Natternkopf



Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: wallu am 01. Mai 2023, 11:26:55
Siehe auch hier: https://www.floraweb.de/xsql/artenhome.xsql?suchnr=5660& (auf "Verbreitungskarte" klicken).
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 01. Mai 2023, 11:59:35
Die natürliche Verbreitung beginnt etwas weiter südlich, in Frankreich, Italien und Südosteuropa.

Peter Gutte hat die Vorkommen in und um Leipzig schon 2006 ausführlich beschrieben:
Peter Gutte (2006): Die Vergesellschaftung der Stängelumfassenden Gelbdolde (Smyrnium perfoliatum L.) bei Leipzig – Sächsische Floristische Mitteilungen – 10: 92 - 98.
Der Beitrag scheint online leider nicht verfügbar zu sein.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Gartenplaner am 01. Mai 2023, 12:24:14
Angesichts der Samenmenge und, dass dieser auch reichlich in wiesenartigen Heckenrandsituationen keimen kann, verwundert das nicht.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 05. März 2024, 22:02:26
Hier passt die Diskussion vielleicht besser hin, weil es kein spezifisches Problem der Schweiz ist.
Mir scheinen sich die über Gartenabfälle an die Dorfränder gelangten Schneeglöckchen in Brandenburg und Sachsen massiv auszubreiten. Ist das so oder achte ich nur mehr darauf?
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: raiSCH am 05. März 2024, 22:06:55
Hier in Bayern sind es die Elfenkrokusse. Sie tauchen in vielen öffentlichen Anlagen oder Baumscheiben auf, sind aber nicht von den Behörden gepflanzt. Vor Jahren gab es noch keinen einzigen. Störend sind sie aber nicht.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: sempervirens am 05. März 2024, 23:10:13
Schnee Glöckchen sieht man hier überall an jeder Ecke


Elfenkrokusse kommen immer mehr


Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: häwimädel am 06. März 2024, 02:02:48
Winterlinge auch
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 06. März 2024, 06:02:07
Hier passt die Diskussion vielleicht besser hin, weil es kein spezifisches Problem der Schweiz ist.
Mir scheinen sich die über Gartenabfälle an die Dorfränder gelangten Schneeglöckchen in Brandenburg und Sachsen massiv auszubreiten. Ist das so oder achte ich nur mehr darauf?

Den Eindruck habe ich auch. Flächige Verwilderungen von Galanthus nivalis waren in Nordostdeutschland vor 30 Jahren nur hin und wieder zu sehen. Häufig gab es damals einzelne, starke Tuffs, denen man den Plumps von der Schubkarre oder aus dem Kofferraum quasi noch ansehen konnte, in denen sie mit Gartenabfällen gekommen waren. Heute sehe ich schon regelmäßig Bestände über hunderte bis mehrere tausend Quadratmeter.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: hobab am 06. März 2024, 07:27:05
Lerchenzorn, da du fachlich sehr beschlagen zu sein scheinst - vielleicht hast du eine Erklärung für die relative Blütenarmut in großen Teilen Norddeutschlands gegenüber dem Süden. Das ist jetzt natürlich eine grobe Verallgemeinerung, aber wenn ich an die teilweise fast blütenlosen Wiesen in Brandenburg denke und mir dann eine in Bayern vorstelle, ist das schon ein himmelweiter Unterschied. Ich hatte das bisher immer auf den verfügbaren Kalziumgehalt des Bodens geschoben, fand es aber als Erklärung immer ein bisschen unbefriedigend. Dass sich jetzt Geophyten, die im Süden schon lange wachsen, im Norden, einmal an den Straßenrand gekippt, so gut verbreiten lässt mich auch etwas stutzig werden - nur am Boden liegt wohl nicht alles.


Und um Missverständnisse zu verhindern: ich behaupte jetzt nicht das Galanthus und Eranthis überall im Süden wachsen. Das war nur ein Beispiel.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: frauenschuh am 06. März 2024, 07:37:19
Das mit den Schneeglöckchen ist hier auch so.

Blütenarm sind hier Flächen, die gut mit Stickstoff versrgt sind. In Bayern sah man dann beispielsweise im April/ Mai riesige gelbe Blütenteppiche, die aus Löwenzahn bestanden. Der kann das ab. Hier im Solling sind die schwer befahrbaren Hanglagen meist noch artenreich und damit bunter. Weil die weniger mit Stickstoff versorgt sind und viele "Blümchen" Stickstoff stark meiden. Zudem wird in befahrbaren Flächen Deutsches Weidegras mit eingesät, weil moderne Wirtschaftsrassen nun mal mit Blümchen nicht satt werden. Drum: Platte Ebene - meist nicht artenreich. Unruhige Topographie - meist blütenreicher.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: frauenschuh am 06. März 2024, 07:38:55
Hier blüht beispielsweise Harzer Labkraut
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 06. März 2024, 08:00:25
Blütenarm sind hier Flächen, die gut mit Stickstoff versrgt sind. In Bayern sah man dann beispielsweise im April/ Mai riesige gelbe Blütenteppiche, die aus Löwenzahn bestanden. Der kann das ab. Hier im Solling sind die schwer befahrbaren Hanglagen meist noch artenreich und damit bunter. Weil die weniger mit Stickstoff versorgt sind und viele "Blümchen" Stickstoff stark meiden.

Genau. Löwenzahn ist nicht unbedingt Zeigerpflanze für Stickstoff sondern verträgt die Konkurrenz durch stark wachsende Gräser viel besser als andere Zweikeimblättrige. Die Blümchen meiden Stickstoff nicht. Sie kommen mit der Konkurrenz der Gräser nicht klar.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: sempervirens am 06. März 2024, 08:09:10
ja aber die konkurrenzstarken Gräser mögen Stickstoff, also kann Stickstoff durchaus eine Ursache darstellen
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: sempervirens am 06. März 2024, 08:20:57
warum der Norden blütenärmer ist sicherlich ein sehr komplexer Sachverhalt, ich denke Gründe könnten sein ich denke es sehe ich ähnlich wie Frauenschuh:

- der Norden ist relativ flach

- flaches Land ist günstig als Ackerfläche, sodass viele Flächen vermutlich landwirtschaftlich genutzt sind (und landwirtschaftliche Nutzung kann natürlich auch bedeuten, dass mehr Blüte gibt aber ich gehe jetzt mal von sehr  intensiver Landwirtschaft aus einfach weil man im Flachland weniger Restriktionen hat wie Hänge die man vllt nur mit Tieren beweiden kann, Dünger nach Regen herunterkommt  uvm )

- sehr häufige Mahd und hohe Stickstoffdüngung  von den flachen Wiesen können dann bspw Ursachen sein für deren relative Artenarmut/Blütenarmut

- Flachland schafft weniger Habtitate für differenzierte Arten, Hügel und Berge ändern Sonnenstunden Dynamik (Nordseite/Südseite), Wasser Akkumulation ( Auf dem Berg gut Drainiert, in Senken dafür umso Nasser, Karge Bergspitzen Felsen und steile Hänge sorgen durch Abrutschen etc für Störung und magere Substrate, auch gibt es eine Ausdifferenzierung bezüglich der Temperatur, PH-Werte können sicherlich auch noch ursächlich sein da Kalk wasserlöslich ist würde ich annehmen, wenn es keine Kalk massive gibt wird es auch weniger basissche Standorte im Norden geben und bspw sind Kalkmagerrasen  bei uns die Artenreichsten Wiesen

- Berge etc sind auch natürliche Barrieren, neben den vielfältigen Bedingungen die Sie schaffen, verhindern sie auch das Menschen groß auf ihnen herumtun, nicht jeder menschlicher Einfluss ist schlecht, aber wenn zu viele Menschen auf einem Ort rumtoben wirkt sich das sicherlich nicht positiv auf Blühreichtum aus

- auch ein guter Punkt von Frauenschuh das einsäen von sehr produktiven konkurrenzstarken Gräsern, soweit ich weiß wurde das französische Raygras (Glatthafer) auch nach Deutschland eingeschleppt, wäre das heute passiert würde man vermutlich von einem invasiven Neophyten sprechen, da das Gras ja durchaus  Arten verdrängend wirkt
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: hobab am 09. März 2024, 10:35:47
Ah! Hier ist der hin, vielen Dank, Gartenplaner, konnte den Faden einfach nicht mehr finden…

Finde es ein sehr spannendes Thema, ich denke auch gibt es die nicht die eine einfache Lösung dafür. Das Argument mit Bergen, oder Stickstoff überzeugt mich nicht, denn gerade Brandenburg ist extrem stickstoffarm und auch nicht landwirtschaftlich bewirtschaftete Wiesen sind im Vergleich zur bayerischen Wiesen sehr mager an (zweikeim) Blüten. Der Kalkgehalt könnte gut großen Einfluss haben, Kalk - Margerwiesen sind ja wirklich auffallend blütenreich im Vergleich zu den mageren Sandwiesen hier. Das - hier fehlende - Ursprungsgestein dürfte jedenfalls eine Rolle spielen.
Manchmal habe ich den Eindruck das die Eiszeit noch nicht ganz bis hier oben aufgeholt hat, so sparsam ist der Besatz mit Blüten, teilweise..
Auch etwas irritierend finde ich, dass Geophyten, die hier eigentlich natürlich nicht vorkommen, einmal ausgesetzt, so gut zurecht kommen, dass sie Riesenteppiche machen/ganze Wälder erobern. Warum hat das so lange gedauert, warum erst jetzt und menschengemacht?
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 09. März 2024, 13:18:46
... vielleicht hast du eine Erklärung für die relative Blütenarmut in großen Teilen Norddeutschlands gegenüber dem Süden. Das ist jetzt natürlich eine grobe Verallgemeinerung, aber wenn ich an die teilweise fast blütenlosen Wiesen in Brandenburg denke und mir dann eine in Bayern vorstelle, ist das schon ein himmelweiter Unterschied. Ich hatte das bisher immer auf den verfügbaren Kalziumgehalt des Bodens geschoben, fand es aber als Erklärung immer ein bisschen unbefriedigend. ...

Entschuldige bitte. Ich hatte die Frage erst spät gesehen, nicht gleich eine Antwort parat und es dann im Vergessen "versenkt".
Der starke Basen- und Kalkverlust der Böden im sandigen Pleistozän ist ganz sicher ein wichtiger Grund für die Verarmung der Vegetation. Natürlich nicht der alleinige. Brandenburgische Böden sind nicht von Natur aus durchweg kalk- und basenarm. Stickstoffarm wären sie natürlicherweise, haben aber heute aus verschiedensten Quellen enorme Überschüsse, gemessen an dem, was blütenreiche Grünländer mit ihren vielen konkurrenzschwachen Arten vertragen würden.

Wie immer bei Verlusten an landschaftlicher und biologischer Vielfalt sind die Ursachen komplex. In einer der ersten Roten Listen der Farn- und Blütenpflanzen, die 1978 für die brandenburgischen DDR-Bezirke geschrieben wurde, hieß es zum Vergleich mit dem damals noch deutlich größeren Reichtum der mecklenburgischen Bezirke, dass die dortigen, erdgeschichtlich jüngeren Eiszeitlandschaften formenfrischer und reicher an "Störarealen" wären. Sie würden einer effizienten landwirtschaftlichen Intensivierung größeren Widerstand leisten. Auch das ist richtig, wird bis heute aber durch weitere Faktoren mehr und mehr aufgehoben. Trotzdem ist grundsätzlich festzustellen, dass Grünlandstandorte bei gleicher Nutzung (oder Pflege) umso reicher und bunter sind, je besser sie Kalk, sonstige Basen und Mineralstoffe aus dem Untergrund "nachliefern" können. Das ist nach mehr als 200 Jahren saurem Regen in den sandigen Böden nur noch sehr begrenzt gegeben, in den bindigeren Lockergesteinsböden auch schon stärker eingeschränkt. Auf den Böden mit aktiver Gesteinsverwitterung der Hügel- und Bergländer ist es nur in dem Maße besser, in dem die strukturbereichernde Wirkung des Bodenchemismus nicht durch intensive Nutzung aufgehoben wird.

Was das Grünland betrifft, ist für Brandenburg zu berücksichtigen, dass die weitaus größten Grünlandflächen in den Moorniederungen liegen. Die aber wurden seit den 1950er Jahren, bis in die 1980er Jahre bis auf geringste Reste vollständig durch tiefgründige Entwässerung und Umbruch zu Saatgrasland umgewandelt. Das ist mehr oder weniger schiefgegangen. Die belüfteten Torfe sind mineralisiert, die Bodenstruktur und der Bodenwasserhaushalt haben sich irreversibel verschlechtert ("amorphe", kohlenstaubartig verschlämmende und wasserabweisende Partikel, die die vertikale und horizontale Bewegung des Bodenwassers behindern). Der Substanzverlust hat auf ehemals ebenen Mooroberflächen ein ausgeprägtes Mikrorelief hinterlassen. Die aus dem Torf freigesetzten Nährstofffrachten lassen nur wenige, konkurrenzstarke und den ungünstigenm Bodenbedingungen gewachsene Pflanzen aufkommen. In den Zeiten der schlimmsten Entwässerung haben zwei Gräser diese Gebiete dominiert: auf den staubtrockenen Mikroplateaus die Quecke, in den staunassen Mulden der Knick-Fuchsschwanz. Das hat sich seit der Wende nach Verzicht auf Umbrüche und vereinzelt besseren Wasserrückhalt wieder etwas verbessert. Die meisten dieser Gebiete werden sich aber nie wieder zu hydrologisch intakten, artenreichen Moorwiesen entwickeln lassen.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: lerchenzorn am 09. März 2024, 13:26:27
... Auch etwas irritierend finde ich, dass Geophyten, die hier eigentlich natürlich nicht vorkommen, einmal ausgesetzt, so gut zurecht kommen, dass sie Riesenteppiche machen/ganze Wälder erobern. Warum hat das so lange gedauert, warum erst jetzt und menschengemacht?

Das ist eine interessante Frage und sie wird sich nicht ganz einfach oder einheitlich beantworten lassen. Teilweise mag es tatsächlich an klimatischen Änderungen liegen, dass viele Geophytenarten sich erst jetzt in natürlichen Lebensräumen durchsetzen können. Eine andere Erklärung liegt in der Verbreitung als Gartenpflanze, die bei vielen Arten bis in das späte 20. Jahrhundert hinein doch deutlich begrenzter war als jetzt, wo sie überall in Massen angeboten werden. Eine rein natürliche Ausbreitung aus den Heimatgebieten kann dadurch eingeschränkt sein, dass viele Geophyten schwere, von Ameisen verbreitete Samen haben und tatsächlich selten größere Ausbreitungsschritte vollziehen.

Das erklärt nicht alles. Warum hat es dann der Hohle Lerchensporn (neben einigen anderen Besipielen) recht schnell geschafft, die jüngsten Eiszeitlandschaften im nördlichen Mitteleuropa und selbst in Skaninavien zu besiedeln?
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: solosunny am 09. März 2024, 13:47:33
Lerchenzorn, ich finde deine Erklärungen sehr interessant.
Titel: Re: ausgebüxt und wild geworden, neophytische Beobachtungen
Beitrag von: Staudo am 09. März 2024, 14:11:02
Er hat ja auch Ahnung.  ;)

Falls irgendjemand mal die B 169 in Südbrandenburg zwischen Lauchhammer und Elsterwerda befährt, kann sich rechts und links beeindruckende Feuchtwiesen anschauen. Das war bis zur Wende tieliegendes Ackerland, was beständig leergepumpt wurde. Nach der Wende wollte niemand die Stromkosten zahlen, auch die Nutzer nicht. Später wurde das Schöpfwerk ersatzlos abgerissen. Jetzt sind dort nach Zeitungsangaben 400 Hektar praktisch nicht mehr nutzbar und weitere ca. 600 Hektar nur mit Einschränkungen. Dort etablierten sich in den letzten Jahren vor allem Binsen und Seggen, erstaunlicherweise kein Schilf und Rohrkolben.