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Pflanzenwelt => Botanik => Thema gestartet von: pearl am 13. April 2016, 00:01:30

Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: pearl am 13. April 2016, 00:01:30
aktuell in Nature: Climate-smart soils; 7 April 2016

"Abstract

Soils are integral to the function of all terrestrial ecosystems and to food and fibre production. An overlooked aspect of soils is their potential to mitigate greenhouse gas emissions. Although proven practices exist, the implementation of soil-based greenhouse gas mitigation activities are at an early stage and accurately quantifying emissions and reductions remains a substantial challenge. Emerging research and information technology developments provide the potential for a broader inclusion of soils in greenhouse gas policies. Here we highlight ‘state of the art’ soil greenhouse gas research, summarize mitigation practices and potentials, identify gaps in data and understanding and suggest ways to close such gaps through new research, technology and collaboration."

Fazit, es muss noch viel getan werden, weil wir nicht lückenlos wissen und weiteres Geld für Forschung brauchen, aber die Hinweise auf Zusammenhänge zwischen Bodenstruktur und -Leben und Klimaeinflüsse sind eindeutig.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: pearl am 13. April 2016, 10:28:10
ZEIT ONLINE: Der Mann, der die Wüste aufhielt

"[die traditionelle Anbaumethode] Zaï war langen Dürrezeiten nicht gewachsen. Das zu erkennen war vielleicht Yacoubas größte Leistung. Er wagte etwas Neues. Er vergrößerte die Zaï-Löcher und erfand eine neue Art von Dünger, indem er die Samen mit einer Mischung aus Blättern, Viehdung und Asche ummantelte. Er schützte sie, indem er eine dicke Schicht weicher Erde daraufpackte. Er gab ihnen Feuchtigkeit, indem er vor der Regenzeit mit der Saat begann und Reihen von Steinen auf den Boden legte, um den Fluss des Regenwassers aufzuhalten. So bewahrte er die Samen vor der Hitze und gab ihnen Kraft zum Wachsen. ...

In diesen Jahren hat sich der Grundwasserspiegel von Gourga gehoben, weil die Bäume die Feuchtigkeit speichern, und Hunderte Hektar Wüste haben sich in Ackerland verwandelt. ...

Land zu beackern, das ihnen keiner streitig macht, ist für die Frauen die einzige Möglichkeit, sich zu ernähren. ...

Lange waren Kleinbauern nicht im Blick der Entwicklungshilfe, sie galten allenfalls als Empfänger von Almosen, nicht als Wegbereiter landwirtschaftlichen Fortschritts. Erst die L’Aquila-Initiative sah die Kleinbauern als wichtige Partner im Kampf gegen Armut und Hunger. ...

Für die ... Art der Landwirtschaft gibt es einen neuen Begriff: climate-smart agriculture – Landwirtschaft, die sich den veränderten klimatischen Bedingungen anpasst. ...

... den Ansatz, Getreide und Bäume zusammen anzubauen. Bäume speichern Nährstoffe und verbessern so die Bodenqualität. ...

67 Jahre lang hatte Yacouba Sawadogo die Sahelzone nicht verlassen. Dann, eines Tages im Jahr 2009, zog er sein bestes Festtagsgewand an, setzte die traditionell fein bestickte Kopfbedeckung der Mossi-Männer auf und flog in die Schweiz. 2010 war er in den USA, 2011 in Südkorea. Chris Reij hatte dafür gesorgt, dass Yacouba zu internationalen Entwicklungshilfekonferenzen eingeladen wurde. Yacouba traf Ban Ki Moon, den Generalsekretär der Vereinten Nationen, der ihn so nannte wie der Dokumentarfilmer Dodd: »der Mann, der die Wüste aufhielt«. "

Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Rieke am 13. April 2016, 11:03:15
Wer mehr darüber lesen möchte: Carbon Sequestration Potential on Agricultural Lands: A Review of Current Science and Available Practices . Der Artikel ist auch vollständig zugänglich, bei dem von Pearl verlinkten Artikel gibt´s ja nur den Abstract und 2 Abbildungen.

Zur Verteilung des Kohlenstoffs in den globalen Systemen ein Zitat aus diesem Artikel:
"Oceans and aquatic systems are by far the largest at an estimated 38,000 gigatons (Gt) and vegetation is the smallest of the pools at an estimated 650 Gt. Soil is about four times the size of the vegetation pool at an estimated 2500 Gt making it the largest terrestrial pool of carbon."

In der Atmosphäre sind ca. 765 Gt Kohlenstoff.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: pearl am 13. April 2016, 11:37:27
ich übersetze:

> Boden ist der größte Kohlenstoffspeicher auf dem Festland, vier mal so groß wie die Speicherkapazität der gesamten globalen Vegetation.<



Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 13. April 2016, 12:06:03
Sehr sehr spannend! Danke für die Infos. Es macht mich neugierig mehr darüber zu erfahren :)

LG
Nemesia
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: häwimädel am 13. April 2016, 13:18:02
dann gehört das, "Biohumus für die Wüste" auch hierher

darauf gestoßen bin ich über dieses you tube video: "Humus - der Film" (Trailer)

Das Video ist mir persönlich zu  "werbemäßig" und die Einträge sind ja auch schon von 2011 bzw. 2012. Ich habe die letzten Jahre immer nur sporadisch nachgesehen, ob es dazu vielleicht etwas Neues gibt, aber leider nichts gefunden. Vielleicht der hier noch aus 2013: Humus-Zertifikate. Aber Zehn-Minuten-Filmchen sind für das Thema einfach zu kurz.

Schön, daß ihr was aktuelles dazu verlinkt habt pearl und Rieke, da bin ich doch gezwungen mein Englisch wieder aufzupolieren. Die abendliche Lektüre ist gesichert.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: pearl am 13. April 2016, 13:44:44
 :D

da möchte ich betonen, dass es im Eingangspost nicht primär um Wüstenböden geht, sondern dass alle Böden betroffen sind. Erosion ist auch in Europa und in Deutschland ein großes Thema. Der Lösslehm, der hier im Kraichgau wegfliegt oder in die Gewässer gespült wird, könnte besser genutzt werden, weil er fruchtbar ist.

In USA waren die Verhältnisse in den 30er Jahren so katastrophal, dass in den großen Ebenen die Erde wegflog, nachdem dort völlig ungeeignete Baumwollkulturen angebaut worden sind ohne irgendein Konzept wie Brache oder Fruchtwechsel. Dust Bowl hieß die Gegend hier ein wiki Eintrag mit Bildern. Gerade lese ich Früchte des Zorns von John Steinbeck.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Rieke am 13. April 2016, 14:08:38
Noch eine  Ergänzung näher am Gärtner-Alltag. Eine Freundin von mir hat an einem Seminar in der Gartenakademie teilgenommen. Die Dozentin dort sagte, daß viele Gartenböden in Berlin sehr degeneriert seien, weil die Besitzer immer alles Laub weggeräumt hätten. Als Abhilfe empfahl sie den Kompost von der BSR.

Ich bin immer mal auf der Suche nach deutschen Texten zum Thema. Relevante Forschung dazu wird fast nur auf Englisch veröffentlicht.
Down to earth - Der Boden, von dem wir leben: Zum Zustand der Böden in Europas Landwirtschaft, von den Grünen finanzierte Studie, gibt einen Überblick über die Situation in Europa,  von Landgrabbing bis zur Übernutzung der Böden bis hin zu Maßnahmen. Ich hab sie bisher auch nur überflogen. Als lesbarer Einstieg in die Problematik scheint die Studie ganz brauchbar zu sein.

Dann gibt es noch den Bodenatlas - Daten und Fakten über Acker, Land und Erde, 2015 erschienen, auch mit einem Kapitel über Böden und Klima.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: pearl am 13. April 2016, 14:19:28
oh, das ist ja ein wertvoller Hinweis! Die Le Monde Veröffentlichungen zu globalen Themen stapeln sich bei mir. Ich schätze die Überblicksartikel und die Zusammenstellung von Beiträgen, die Leute schreiben, die was von der Sache verstehen.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: pearl am 13. April 2016, 14:28:49
den Bodenatlas Deutschland, der aktuell ist und am 4. Januar 2016 rauskam, habe ich mir gerade bestellt. Bodenatlas Deutschland: Böden in thematischen Karten
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Natternkopf am 13. April 2016, 15:11:54
Salü Rieke

Habe ich schon mal durchgelesen und einiges ist/war verblasst in der Erinnerung.


Dann gibt es noch den Bodenatlas - Daten und Fakten über Acker, Land und Erde, 2015 erschienen, auch mit einem Kapitel über Böden und Klima.

Ist sehr empfehlenswert was die Informationsvielfalt, die Übersichtlichkeit und die verschiedenen, übergreifenden Themen anbelangt.

Danke Rieke
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: häwimädel am 13. April 2016, 17:18:33
:D

da möchte ich betonen, dass es im Eingangspost nicht primär um Wüstenböden geht, sondern dass alle Böden betroffen sind. Erosion ist auch in Europa und in Deutschland ein großes Thema...

In USA waren die Verhältnisse in den 30er Jahren so katastrophal, dass in den großen Ebenen die Erde wegflog, nachdem dort völlig ungeeignete Baumwollkulturen angebaut worden sind ohne irgendein Konzept wie Brache oder Fruchtwechsel. Dust Bowl hieß die Gegend hier ein wiki Eintrag mit Bildern.
(Hervorhebungen von mir)

Mit der Verlinkung des ägyptischen Humusprojekts wollte ich keinesfalls von den Problemen in Europa ablenken. Ich dachte nur, es paßt gut hierher. Bin ich doch mit der Meinung aufgewachsen, die Wüste breite sich immer mehr aus, da könne man nichts machen... Die Staubsturmbilder kenne ich von süd- und mittelamerikanischen Monokulturen, und in Miniaturmaßstab, deswegen aber nicht weniger erschreckend, auch aus den letzten Sommern hier. Wobei das, was hier Feld genannt wird woanders noch nicht mal als Handtuch durchgeht...

oh, das ist ja ein wertvoller Hinweis! Die Le Monde Veröffentlichungen zu globalen Themen stapeln sich bei mir. Ich schätze die Überblicksartikel und die Zusammenstellung von Beiträgen, die Leute schreiben, die was von der Sache verstehen.
nochmal von mir hervorgehoben

deswegen lese ich hier so gerne mit, und überlasse Euch das Vorsortieren  :D
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: pearl am 13. April 2016, 17:50:05
ja, ich bezog mich auf mein eigenes Beispiel mit dem Mann aus der Sahel Zone. Nicht nur da kann man noch viel machen, sondern auch hier.

Mulchen und Kompostiern zum Beispiel. Und weniger Ordnung ist auch mehr in Ordnung.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: pearl am 15. Mai 2016, 11:59:48
ein Artikel in The New York Times über die schädigenden Einflüsse von Glyphosat auf den Boden im Corn Belt von Nordamerika, hier Iowa. Misgivings About How a Weed Killer Affects the Soil.

Zwei Nachbarn, die corn, cotton und soybeans anbauen, vergleichen ihre aus der Erde gerissenen Maisstängel. Der eine baut transgene Pflanzen an, der andere konventionelle. Der eine Boden ist beim Einsatz großer Mengen Glyphosat steinhart und erfordert schwerere Traktoren und mehr Kraftstoff. Der andere Boden ist feinkrümeligen, mit "dirt with the consistency of wet coffee grounds". Der Vergleich mit Kaffesatz ist gut, ich vergleiche meine Komposterde gerne mit lockerem Schokoladenkuchen.

Ein weiterer Farmer hat Fruchtwechsel von genetisch modifiziertem Mais und Soja mit konventionellem Hafer betrieben "Several years ago, Mike Verhoef switched to biotech corn and soybeans on his 330 acres in Sanborn, Iowa. He regularly rotated the two crops with oats, which are not genetically engineered, to help replenish the nutrients in the soil." Das Glyphosat blieb im Boden und der Ertrag von Hafer wurde immer schlechter.

"Almost immediately, he said problems emerged. He noticed that his soil was becoming harder and more compact, requiring a bigger tractor — and more gas — to pull the same equipment across it. The yield on his oats also dropped over time by about half."

Mr. Verhoef sieht keinen Grund zu genetically engineered Saatgut zurückzukehren, das Argument mit dem Ertrag ist ein Dogma. Auf lange Sicht ist dieses nicht zu halten.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Staudo am 15. Mai 2016, 22:08:41
Dass Glyphosat und veränderte Genetik bei Pflanzen Einfluss auf die Bodenstruktur haben sollen, kommt mir doch sehr spanisch vor. Für viel wahrscheinlicher halte ich als Grund unterschiedliche Bodenbearbeitung.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: b-hoernchen am 15. Mai 2016, 22:32:17
In diesen Jahren hat sich der Grundwasserspiegel von Gourga gehoben, weil die Bäume die Feuchtigkeit speichern, und Hunderte Hektar Wüste haben sich in Ackerland verwandelt. ...

Nicht, dass ich Entwaldung für gut heißen würde... , aber wie das zugehen soll, dass der Grundwasserspiegel steigt, weil Bäume die "Feuchtigkeit speichern", würde ich gern wissen. Ähm - saugen die Bäume mit ihren Blättern das Wasser aus der Atmosphäre und geben es dann mit den Wurzeln ins Grundwasser ab?
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Natternkopf am 15. Mai 2016, 22:47:46
Grundwasser - Die Funktion des Waldes

Mehr habe ich nicht nachgesucht.

Grüsse Natternkopf
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: pearl am 16. Mai 2016, 15:19:28
schade für die, die kein Englisch verstehen, denn dann könnten sie den Erklärungen dieses Farmers folgen. Er arbeitet seit 1993 mit einer Methode, die ganz auf Chemie verzichtet, Biodiversität zulässt und den Boden immer durch organischen Mulch schützt. Begleitet wird er durch die Universität North Dakota. In USA hat sich die Bodenqualität durch Intensivagrikultur enorm verschlechtert. Das hat zum Umdenken geführt. Seit 1930, als Oklahoma zur Dust Bowl wurde, denken manche um und entwickeln eine Landwirtschaft, die Erosion verhindert oder reduziert.

Regeneration of Our Lands: A Producer’s Perspective | Gabe Brown | TEDxGrandForks. Es lohnt sich auch dann in das Video reinzuschauen, wenn man dem Vortrag von Gabe Brown nicht ganz folgen kann. Es gibt Bilder und der Mann steht sehr überzeugend da.

Brown's Ranch - Regenerating Landscapes for a Sustainable Future die website der Farm. Die hat die Dimension eines kleineren Fürstentums oder größeren Grundbesitzes oder so 20 Quadratkilometer. Es geht also um nachhaltige Landschaftspflege.

Farmers Put Down the Plow for More Productive Soil, MARCH 9, 2015, The New York Times.

Selbstverständlich reicht es nicht auf Glyphosat zu verzichten. Die Bodenqualität muss durch verschiedene Maßnahmen verbessert werden. Nur, Glyphosat bildet Chelate mit pflanzenwachstumsrelevanten Mineralstoffen und reduziert das Bodenleben (Nature Artikel vor einem Jahr), das erhöht den Krankheitsbefall der Pflanzen, Fungizide und Insektizide werden gespritzt, das reduziert die wichtigen Bodenpilze und die nützlichen Insekten, das erhöht den Bedarf an Pestiziden wieder. Glyphosat reduziert die Gesamtkohlenstoffbindung im Boden, der Boden verliert seine Textur und Struktur, die Porengröße nimmt ab, der Boden verschlämmt. Die Wasserhaltekraft des Bodens verschwindet. Das macht Dränage nötig. Die Dränage macht dann auch die Berieselung der Felder nötig, weil das Wasser nicht mehr im Boden gehalten wird. So sagt Mr. Brown und macht es mit Erfolg ganz anders.

An endless story.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: pearl am 16. Mai 2016, 15:21:59
hier noch ein Video über The Soil Story. Sehr schön anschaulich, was mit Kohlenstoff in der Atmosphäre passiert, wie Kohlenstoff im Boden und in Meeren gebunden wird und welche Einflüsse die Industrialisierung hatte.

Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: b-hoernchen am 16. Mai 2016, 16:08:29
Grundwasser - Die Funktion des Waldes

Mehr habe ich nicht nachgesucht.

Grüsse Natternkopf
Die positiven Effekte der Bewaldung wie Schadstofffiltration  und auf das Wasserhaltevermögen oberflächennaher Schichten habe ich nicht bezweifelt. Aber Grundwasser und Wasser in oberflächennahen  Schichten sind nicht dasselbe.

"Darum ist im Wald der Wasseranteil, der bei gleicher
Niederschlagsmenge vom Oberboden zum Grundwasser sickert, generell geringer als unter
Grasland und unter Ackerflächen (Cooper 1980)."

Das lässt sich wunderbar an  Aufforstungsprogrammen im Norden von Minas Gerais beobachten. Seitdem das Land großflächig mit - natürlich Eukalyptus, was sonst? - aufgeforstet wurde, ist der Grundwasserspiegel ins Bodenlose gesunken und die Flüsse versiegen regelmäßig zur Trockenzeit. Nicht nur ist der Wasseranteil, der vom Oberboden zum Grundwasser sickert, generell geringer, sondern jeder tiefwurzelnde Baum holt wie ein Ziehbrunnen Grundwasser aus dem Boden, das er verdunstet. Humus hat sich deswegen keiner gebildet - und war auch vorher schon, als das Land noch von Busch und saisonal laubabwerfendem Wald bedeckt war, spärlich.

Was ich damit sagen will - die einfache Formel "Wald anpflanzen -> Grundwasserspiegel steigt", stimmt so (oft) nicht. Unter dem grünen Motto "Wald anpflanzen" werden meist Programme "verkauft", die der Biodiversität schaden (Monokultur) und industriellen Zwecken (Nutzholz, im Falle Brasiliens großenteils Holzkohleerzeugung für die Stahindustrie), dienen.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Frühling am 02. Juni 2016, 16:04:32
Wollte nur sagen, dass mich dieses Thema auch sehr interessiert und danke fuer die vielen links, die ich ganz bestimmt lesen werde. Es sieht so aus, als wuerde man sich mehr und mehr Gedanken ueber die Gesundheit der Boeden und deren Lebewesen machen, wirklich ein grosser Schritt vorwaerts. Bin auf dieses Video gestossen, das in die gleiche Richtung geht. Dr Elaine Ingham spricht ausgiebig zu dem Thema - in Englisch- https://www.youtube.com/watch?v=x2H60ritjag
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: pearl am 19. Juni 2016, 00:50:38
die Lady ist sehr überzeugend in dem, was sie sagt, leider ist das Video irgendwie ... die Kamera zeigt die slides nicht. Daher entgeht einem alles, worauf Dr Elaine Ingham zeigt.

Die Hauptbotschaft ist, dass Dünger überflüssig sei. Hauptsache die Organismen im Boden arbeiten und nehmen uns die Arbeit ab.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: thuja thujon am 20. Juni 2016, 00:00:01
Wenn die Bios den Boden düngen, damit der Boden lebt und sämtliche Pflanzen ernähren kann, ist alles ok. Weil Kompost, Mist, Gülle usw ist ja kein Dünger, sondern Bodenfutter.  :-X
Wenn der Konventionelle dem Boden ebensoviel Nährstoffe in Form von Mineraldünger gibt, ist alles ruiniert und hoffnungslos überdüngt und das Gemüse giftig.  ???


Ich höre seit Jahren Bodenleben fördern, und wenn das Kind dann in den Brunnen gefallen ist, Boden austauschen. Oder `ich baue keine Zwiebeln (usw) mehr an, die werden eh nix bei mir.´
Ist das wirklich das Ziel und besonders nachhaltig?

Bis jetzt konnte mir noch keiner sagen, was mit Bodenleben fördern halbwegs genau gemeint ist. Wühlmäuse und Maulwürfe waren offensichtlich nicht damit gemeint, der Rest zerschlägt sich in Phrasen...

Ein pdf zum Vorkommen von Ackerkratzdistel auf lehmigen Böden zur Gedankenanregung:
www.pub.jki.bund.de/index.php/JKA/article/viewFile/2869/3064

Ich finde den Passus der Schleimbildung recht passend. (Falsche) Bodenbearbeitung ist auch Ernährung des Bodens.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: pearl am 20. Juni 2016, 00:58:20
nur ganz kurz. Worum es hier geht steht im ersten Beitrag. Falls es in deiner Gegend keine Erosion gibt, dann ist ja gut. Im Kraichgau kann man sie bewundern. In vielen Gegenden gab es in der letzten Zeit gewaltige Probleme mit Erdrutschen und Schlammfluten. Aber wenn das in deiner Gegend nicht vorkommt, dann brauch dich dieses Thema nicht interessieren.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: lerchenzorn am 20. Juni 2016, 07:26:01
... Bis jetzt konnte mir noch keiner sagen, was mit Bodenleben fördern halbwegs genau gemeint ist. Wühlmäuse und Maulwürfe waren offensichtlich nicht damit gemeint, der Rest zerschlägt sich in Phrasen...

Frag doch mal die Pfluglos-Landwirte. Die werben auch damit, dass sie in ihren Böden mehr Leben hätten. Und sind keine Bios.

Ein bisschen was ist ja inzwischen schon bekannt über Vielfalt und Masse der Bodenorganismen. Dass der einzelne Bio- oder Sonstwas-Bauer darüber nicht so viel erzählen kann, hat vielleicht damit zu tun, dass er anderes studieren muss als Milben-, Bakterien- und Regenwurm-Studien.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: zwerggarten am 20. Juni 2016, 07:45:47
@ pearl & lerchenzorn: und was ist jetzt mit dieser verschleimung? ist das auch leben, also = gut?
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Staudo am 20. Juni 2016, 07:59:23
Verschleimung klingt irgendwie ungesund.  :-\

Einerseits wird das Bodenleben gefordert und gefördert und andererseits sind Magerwiesen gewünscht.  ;)
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: lerchenzorn am 20. Juni 2016, 08:28:00
Warum sollte das Bodenleben in einer Magerwiese nicht gefördert werden? Die Spezifität des Bodenlebens ist u.a. auch ein Ziel und in mageren, konkurrenzarmen Wiesen herrschen mindestens schon einmal günstige Bedingungen für bestimmte Mykorrhiza-Gesellschaften.

(Rohböden und die darauf folgenden, nährstoffarmen Sukzessionsstadien sind übrigens hierzulande die besten Pilzsammelgebiete.  8) )

In dem "Schleim"-Beitrag ging es um die Wirkung schlecht abbaubarer organischer Massen in bindigen Böden für die Acker-Kratzdistel, die aufgrund ihrer vielleicht saprophytischen "Fähigkeiten" vermutlich von Faulstoffen in verschlämmten Böden profitiert. Ein häufiges und wichtiges Problem in der Unkrautregulierung des ökologischen Landbaus, aber wohl kaum DIE zentrale Frage des Bodenlebens in Ackerböden.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Rieke am 20. Juni 2016, 10:55:01
Zitat
Wenn die Bios den Boden düngen, damit der Boden lebt und sämtliche Pflanzen ernähren kann, ist alles ok. Weil Kompost, Mist, Gülle usw ist ja kein Dünger, sondern Bodenfutter.

Es gibt Unmengen von Studien, in denen die Bedeutung von "Soil organic matter", kurz SOM für die Bodenfruchtbarkeit nachgewiesen wurde. Soil organic matter umfaßt pflanzliche und tierische Reste in den verschiedenen Abbaustadien (von erkennbaren Blattresten bis zu im Bodenwasser gelösten oder an Bodenpartikel gebundenen Molekülen), von den Bodenlebewesen synthetisierte Stoffe, Reste der Bodenlebewesen (Zellwände usw.) und Ausscheidungen von Pflanzenwurzeln. Eine gute Übersicht gibt der englische Wikipedia-Artikel. Der deutsche ist leider sehr kurz. Ökologisch bewirtschaftete Äcker haben inder Regel mehr SOM als vergleichbare konventionelle Äcker, durch die  Verwendung organischer Dünger und vor allem durch Gründüngung.

Bei der Bodenerosion verschwindet der organische Bodenanteil besonders schnell, da das meiste im Oberboden ist, der natürlich zuerst weggespült bzw. verweht wird, mit den entsprechenden Folgen für die landwirtschaftlichen Erträge.

Übrigens habe ich in den 90´er Jahren mal einen Vortrag von Töpfer, damals Leiter der UNEP (Umweltprogramm der UN) gehört, der den Verlust fruchtbarer Böden neben dem Klimawandel als zentrales Umweltproblem einstufte.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Staudo am 20. Juni 2016, 11:13:21
Ganz nebenbei sind Wohnungsbau- und Gewerbeflächen geradezu tödlich für den Boden.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: pearl am 20. Juni 2016, 11:53:53
Ganz nebenbei sind Wohnungsbau- und Gewerbeflächen geradezu tödlich für den Boden.

deine Beiträge sind tödlich für diesen thread. Das freut dich ungemein. Ich gönne es dir. Mir gönne ich ein wenig Abstand.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Rieke am 20. Juni 2016, 11:58:04
Zitat
Ganz nebenbei sind Wohnungsbau- und Gewerbeflächen geradezu tödlich für den Boden.

Das hat Töpfer seinerzeit auch angesprochen. Ob er auch noch die Versalzung von Böden erwähnt hat, weiß ich nicht mehr. Bodenversalzung muß ein Riesenproblem in China sein, so viel, wie sie dort dazu forschen.

Wie eine Landschaft nach Abholzung und Bodenerosion aussieht, habe ich in den letzten 3 Wochen auf Kreta gesehen. Früher muß Kreta sehr waldreich gewesen sein, grün und fruchtbar. Wahrscheinlich haben schon die Minoer mit dem Abholzen angefangen, schließlich war die Insel damals schon recht dicht besiedelt. So richtig geholzt haben wohl die Venezianer. Da die Insel eigentlich recht viel Niederschläge hat (in den Bergen über 1400 mm/Jahr) könnten sich die Wälder wieder erholen, wenn nicht die Überweidung durch Ziegen und Schafe wäre. In weiten Bereich halten sich nur max. kniehohe Dornbüsche, mit großen Lücken dazwischen. Die rücksichtslos durch die Berge geführten Pisten mit steilen, ungesicherten Böschungen verbessern die Situation auch nicht direkt. Aufforstungsprojekte gibt es auch kaum.

Der fehlende Wald und die erodierten Böden haben auch Folgen für die Grundwasserneubildung, ein großer Teil des Regenwassers rauscht durch breite Erosionsrinnen ins Tal, statt zu versickern.

Der Berg auf dem Bild ist ca. 8-900 m hoch, aufgenommen habe ich es Anfang Juni an der Südküste. Im Hochsommer ist das sicherlich nichts Grünes mehr zu sehen. Die Sitution auf Kreta ist typisch für viele Regionen rund ums Mittelmeer.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: häwimädel am 20. Juni 2016, 19:30:28
Wenn die Bios den Boden düngen, damit der Boden lebt und sämtliche Pflanzen ernähren kann, ist alles ok. Weil Kompost, Mist, Gülle usw ist ja kein Dünger, sondern Bodenfutter.  :-X
Wenn der Konventionelle dem Boden ebensoviel Nährstoffe in Form von Mineraldünger gibt, ist alles ruiniert und hoffnungslos überdüngt und das Gemüse giftig.  ???
...
Och nö, bitte keinen "Glaubenskrieg" hier. Nur im Miteinander und voneinander lernen können Lösungen gefunden werden. (Hab´mich übrigens sehr gefreut, daß Du Dich hier angemeldet hast Thuja Thujon, ich fand auch im Paralleluniversum Deine Beiträge und Dokus hoch interessant.)


Ganz nebenbei sind Wohnungsbau- und Gewerbeflächen geradezu tödlich für den Boden.
Also von Dir hätte ich mehr erwartet, Staudo. Du willst doch nicht Lehm Konkurrenz machen?

Wie eine Landschaft nach Abholzung und Bodenerosion aussieht, habe ich in den letzten 3 Wochen auf Kreta gesehen. Früher muß Kreta sehr waldreich gewesen sein, grün und fruchtbar.
Wie Island vor den Wikingern, Südspanien vor der Armada und ein großer Teil Mitteleuropas vor der Industrialisierung. Es ist nun einmal das Schicksal der Nachfolgegenerationen für die Handlungen der Vorfahren geradestehen zu müssen. Und wenn festgestellt wird, daß Kompost Humus  :-[ große Mengen an CO² (finde grad die Tastenkombi nicht um die ² nach unten zu stellen) binden kann, liegt in diesem Wissen eine Chance, die wir nicht ungenutzt verstreichen lassen dürfen, mal ganz abgesehen von der Düngewirkung. Soweit meine unmaßgebliche Meinung.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: bristlecone am 20. Juni 2016, 19:45:40
Und wenn festgestellt wird, daß Kompost große Mengen an CO2binden kann, liegt in diesem Wissen eine Chance, die wir nicht ungenutzt verstreichen lassen dürfen, mal ganz abgesehen von der Düngewirkung. Soweit meine unmaßgebliche Meinung.

Kompost wird zunächst mal CO2freisetzen, aus dem Rottevorgang. Meinst du, dass mit dem Kompost im Boden organische Substanz gebunden wird?
Da wüsste ich gerne mal Abschätzungen, wie hoch der Humus- und damit der Gehalt an organischem Kohlenstoff sich in Anhängigkeit von Kompostzufuhr verändert.
Allerdings müsste der organische Kohlenstoff schon über viele Jahrzehnte oder besser Jahrhunderte dort gebunden werden, sonst ist das für die globale CO2-Bilanz egal.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Schantalle am 20. Juni 2016, 19:58:50
Ein interessanter Thread!

Och nö, bitte ...
Bei Antworten auf so etwas kann man sich auch kürzer fassen ;D
Mal abgesehen von einem Nichts, geht es auch so:

>o)))°>

ggf. bitte googeln
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Staudo am 20. Juni 2016, 20:03:23
Ganz nebenbei sind Wohnungsbau- und Gewerbeflächen geradezu tödlich für den Boden.
Also von Dir hätte ich mehr erwartet, Staudo. Du willst doch nicht Lehm Konkurrenz machen?

Nein. Das war durchaus ernst gemeint. Wenn man hier inmitten der Natur sitzt, wundert man sich schon manchmal über die Probleme der Städter.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: häwimädel am 20. Juni 2016, 20:23:17
@ Bristlecone
Begriffe richtig anwenden  :-[. Tut mir leid  :-[  Bitte ersetze Kompost durch Humus  :-[ :-[ und der verlinkte Artikel in # 5 in diesem Thread "Biohumus für die Wüste"

@Schantalle  ???
zu >o)))°> findet Google nix
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Schantalle am 20. Juni 2016, 20:32:24
@Schantalle  ???
zu >o)))°> findet Google nix

Sorry! Ich wusste nicht, dass Google es nicht mehr macht.
Hier die Erklärung ;D
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: häwimädel am 20. Juni 2016, 20:47:28
Danke Schantalle! Pur bildet, wieder mal  :D Hatte bisher keine Ahnung von roten Fischen. Aber Thuja ein Troll? Never!

Wenn man hier inmitten der Natur sitzt...

Staudo, mal so unter uns, von Pomeranze zu Ei: Mit "Natur" meinst du doch Kulturlandschaft, oder liegt Übigau inzwischen im Regenwald? Mit dem "Landfraß" durch Verstädterung und Ausweisung unsinniger Industriegebiete hast Du natürlich recht, gehört hier aber nicht her. Und wenn die Landbevölkerung sich nicht kümmert, müssen eben die "Städter" ran. Hauptsache jemand tuts!
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: thuja thujon am 20. Juni 2016, 20:55:54
Och nö, bitte keinen "Glaubenskrieg" hier. Nur im Miteinander und voneinander lernen können Lösungen gefunden werden.
Ich will keinen Glaubenskrieg auffrischen. Ich denke hier in Deutschland haben die meisten Bodenbewirtschafter das Thema umfassend verstanden. Mich ärgert es, wenn nach wie vor Geschichten verbreitet werden, man müsse den Boden ernähren, man brauche kein Dünger, der Humusgehalt ist gesunken, die Äcker sind nicht mehr fruchtbar und und und. Vieles hier verlinkte geht in diese Richtung, der Bodenatlas vom BUND liefert auch keine sachliche Diskussionsbasis. Wie schon erwähnt, Probleme der Städter, die ihre Liebe zur Natur entdeckt haben, aber bitte wohldosiert und mit Abschaltmöglichkeit.

Kohlenstoffspeicher Boden:
Alle Methoden sollten willkommen sein, die geeignet sind, Humus als häufigste Kohlenstoffquelle so einzuarbeiten, dass er möglichst nicht abgebaut wird.
Das passiert unter hauptsächlich anaeroben Bedingungen. Also Moor, (tief) pflügen oder Pflanzenmasse verkohlen, Kohle wird auch nicht von Bakterien zersetzt.

Der alte Krieg Spaten oder Sauzahn ist längst ausgefochten und alle haben voneinander gelernt.
Gerade in der wohl intensivsten Landwirtschaft, der deutschen, ist die Bodenbearbeitung deutlich umweltfreundlicher als zB im weniger intensiv bewirtschaftetem Teil der USA (Der Garten ist wohl die intensivste Anbaumethode, ein Bauer in der USA steht nicht jeden Tag auf seinem Feld und streichelt jede einzelne Blüte).

Die radikalste Form von konsequent Pfluglos (strip-till) mag Erosion verhindern können, bei Starkregen ist aber auch diese Festigkeit der Krume zuwenig. Humus geht mit strip-till verloren. Die tieferen Schichten verarmen, nur oben wird angereichert. Unterm Strich bedeutet das weniger Humus und weniger aufnahmefähige Böden, bei den das Wasser gerne mal oben abläuft und die Krume mitnimmt. Deswegen als alleinige Methode über Jahre angewandt nicht gewinnbringend.

Grubbern ist nicht wendend, sondern mischend. Je nach Einmischung und Bearbeitungstiefe wird auch hier der Gesamthumus weniger. Die Intensität der Bearbeitung kann ähnlich hoch oder höher sein wie beim Pflug. Als alleinige Methode über Jahre angewandt nicht gewinnbringend.

Pflug wendet den Boden und bringt den Kohlenstoff nach unten, deswegen wird dort CO2 gespeichert. Die Oberfläche wird nur langsasm humoser und nicht so extrem wie bei strip-till. Deswegen Erosiongefahr. Deswegen als alleinige Methode über Jahre angewandt nicht gewinnbringend.

Alle 3 ohne ethisches Tabu angewandt je nach Situation, also zu jeder Kultur die passende Bodenbearbeitung mit einem Auge auf die langfristige Bodenverbesserung schielend: das klappt langfristig, schützt Boden, Humusgehalt wird erhöht, Höchsternten langfristig machbar und damit auch gesellschaftlich nachhaltig. An der Lachgasproblematik ist man gerade dran, auch hier tut sich was.

Aktuell wird diese Form kritisiert als Agrarindustriell, ohne das Problem näher und vor Ort zu beschreiben. Stattdessen flüchtet man sich in der Argumentation auf den Globus, um mit dem Finger auf andere zu zeigen, wie gefährdend doch Monokultur in USA und die Wüste in Afrika ist. Die Botschaft lautet: RR-Soja zerstört die Natur am Stadtrand, damit es auch der letzte glaubt, wid gerne auch Gülle als Argumentationshilfe genommen. Das sorgt natürlich für Ärger beim Hobbyumweltschützer, macht die Welt aber keinen Deut besser.

Wenn man vorsortierte und stark verallgemeinernde Studien dramatisiert und das als bare Münze nimmt, wird sowas gerne mal zum globalen Problem Boden und lenkt von den eigentlichen Problemen vor Ort ab.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: bristlecone am 20. Juni 2016, 20:59:17
Wer mehr darüber lesen möchte: Carbon Sequestration Potential on Agricultural Lands: A Review of Current Science and Available Practices . Der Artikel ist auch vollständig zugänglich, bei dem von Pearl verlinkten Artikel gibt´s ja nur den Abstract und 2 Abbildungen.

Zur Verteilung des Kohlenstoffs in den globalen Systemen ein Zitat aus diesem Artikel:
"Oceans and aquatic systems are by far the largest at an estimated 38,000 gigatons (Gt) and vegetation is the smallest of the pools at an estimated 650 Gt. Soil is about four times the size of the vegetation pool at an estimated 2500 Gt making it the largest terrestrial pool of carbon."

In der Atmosphäre sind ca. 765 Gt Kohlenstoff.

ich übersetze:

> Boden ist der größte Kohlenstoffspeicher auf dem Festland, vier mal so groß wie die Speicherkapazität der gesamten globalen Vegetation.<

Nein, "pool" ist nicht "Speicherkapazität", sonder einfach "Speicher".

Das bedeutet zunächst mal nur, dass dort sehr viel organischer (?) Kohlenstoff "abgelegt" ist. Sagt aber nicht automatisch etwas über die Kapazität zusätzlichen Speichers aus.

Übrigens hat der "Bodenspeicher" gerade mal gut 6 % der Größe des auquatischen Speichers. Das macht ihn nicht nebensächlich, die Sache aber etwas komplizierter.

Dass in der Erde - nicht im Boden - eine unglaubliche Menge an reduziertem (= organischem) Kohlenstoff gebunden ist, ist übrigens trivial. Wäre er das nicht, gäbe es keinen freien Sauerstoff auf dieser Welt.
Dieser Pool ist zwar nur zu einem verschwindend geringen Teil (Öl-, Gas-, Kohlelagerstätten) zugänglich - das aber mit den bekannten Folgen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Es sind nicht nur die Poolgrößen wichtig, sondern auch die Zu- und Abflussmengen in die jeweiligen Pools.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: zwerggarten am 20. Juni 2016, 21:35:51
ot

da muss noch etwas gesagt werden:
>o)))°>

@ brissel: dass! :-X 8) ;)

/ot
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: pearl am 01. Dezember 2016, 12:45:33
eine neue große Studie über den Klimaeinfluss auf den Kohlenstoffgehalt der Böden. Bei steigenden Temperaturen verliert der Boden beträchtliche Mengen CO2 und trägt zu einem erheblichen Anteil zur Klimaerwärmung bei. Besonders die arktischen Regionen sind betroffen. The Washington Post: Scientists have long feared this ‘feedback’ to the climate system. Now they say it’s happening. Der Originalartikel in Nature: Quantifying global soil carbon losses in response to warming.

Die Verhältnisse auf der Südhalbkugel müssen noch besser untersucht werden.

Die gute Nachricht: "But Sanderman also noted studies have suggested that better management of agricultural soils could sequester large amounts of carbon, perhaps enough to offset the losses projected in the new study.

“While this paper shows how soils are part of the problem, it’s important to note that soils can also be part of the solution,” Sanderman continued.
"

Intelligentes soil management kann den Verlust an festgelegtem Kohlenstoff im Boden kompensieren. Bisher ist der Einfluss der Klimaerwärmung durch den Düngeeffekt des CO2 auf die Vegetation kompensiert worden, das wird aber nicht so weiter gehen.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: dmks am 30. Dezember 2016, 00:35:10
Ganz nebenbei sind Wohnungsbau- und Gewerbeflächen geradezu tödlich für den Boden.


Nein. Das war durchaus ernst gemeint. Wenn man hier inmitten der Natur sitzt, wundert man sich schon manchmal über die Probleme der Städter.

Mal eine Zahl dazu:
Seit 2002 ist das Ziel formuliert bis 2020 den Flächenverbrauch (in Deutschland) auf 30 ha pro Tag zu reduzieren. :-X
(30ha = 300.000m²= eine Vergleichsfläche 500 bis 800 Gärten täglich!)

Die Zunahme der darin enthaltenen Verkehrsflächen liegt zwar niedriger als die Zunahme der Siedlungsflächen gesamt - worin auch Umwandlung von Wald oder Landwirtschaft in Grünanlagen enthalten ist. Sie bleibt jedoch mit rund 23 ha pro Tag seit fast 20 Jahren konstant.
Anders gesagt: etwa aller zwei Tage komplett asphaltiert/betoniert/gepflasterte Flächen eines durchschnittlichen deutschen Landwirtschaftsbetriebes.
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: tarokaja am 26. Dezember 2017, 09:15:41
Offenbar verkürzt sich der Unterschied des Blattaustriebs in den Bergen gegenüber dem Flachland immer mehr, gemäss einer Schweizer Studie.
Wegen der Klimaerwärmung endet die Knospenruhe immer früher und die Differenz des Austriebs pro 1'000 Höhenmeter hat sich in den letzten 50 Jahren von 5 Wochen auf 3 Wochen verkürzt. In höheren Lagen wird es also immer früher Frühling.

Früherer Blattaustrieb in den Alpen wegen Klimaerwärmung
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: Natternkopf am 26. Dezember 2017, 17:43:45
Danke tarokaja 🍀 🐝

Verlinke gleich noch zur Eid. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft / WSL welche das Publiziert hat.
- Schwindende Differenz des beginnenden Blattaustriebs zwischen Berg und Tal /WSL

In dem Kontext noch eine weitern Artikel dazu.
Klimaerwärmung: Das Spätfrostrisiko nimmt in höheren Lagen zu /WSL

Habe das bafu auf Twitter aktiviert und
habe schon im Herbst das erste dazu gelesen,
deshalb konnte ich gleich verlinken.

Grüsse Natternkopf
Titel: Re: Boden - globales Ökosystem, Pflanzenwachstum, Klimaeinfluss
Beitrag von: pearl am 09. Oktober 2019, 23:13:12

sollten wir jetzt besser nen separaten thread aufmachen für die Bodenkunde?

Erinnert mich daran, dass ich gerade in Nature etwas über The Rhizosphere - Roots, Soil and Everything In Between gelesen hatte.
Titel: Re: Boden - The Rhizosphere - Roots, Soil and Everything In Between
Beitrag von: pearl am 28. Oktober 2019, 13:15:39
den Artikel in Nature hatte ich schon mal verlinkt. The Rhizosphere - Roots, Soil and Everything In Between. Ein guter didaktisch hochwertiger Review. Viel Text und ein paar sehr gute und anschauliche Abbildungen. Hier interessiert Figure 7.

Ein Überschuss an PHosphor und Stickstoff bewirkt ein Verkümmern der Tiefenwurzeln und reduziert die Wasseraufnahme und Tockenheitsresistenz in diesem Beispiel von Gerste. Sehr plausibel.


Summary:

"Roots serve many functions for a plant including anchorage and acquisition of vital nutrients and water necessary for growth. The plant root-soil interface is a dynamic region in which numerous biogeochemical processes take place driven by the physical activity, and the diversity of chemicals released by the plant root and mediated by soil microorganisms. In turn the processes occurring in this region control a host of reactions regulating terrestrial carbon and other element cycling that sustain plant growth and which have an enormous influence on plant and microbial community function and structure which greatly influence a variety of ecosystem level processes (van der Heijden et. al., 2008; Wardle, 2004; Berg and Smalla, 2009)."
Titel: Re: Boden - Soil Health Principles
Beitrag von: pearl am 28. Oktober 2019, 13:32:39
gleich noch eine interessante Veröffentlichung, allerdings für Agrarland. Ein paar Prinzipien kann man auch im Garten verwirklichen.

Soil Health Principles:

Keeping the soil Covered - ist wesentlich um Erosion durch Wind und Regen zu minimieren und jeder qm mit grünen Pflanzen bedeckter Boden speichert Kohlenstoff.

Reducing Soil Disturbance - kein Pflügen, kein Umgraben um das Bodenleben und die Bodenstruktur nicht zu stören.

Increase Plant Diversity - je vielfältiger der Bewuchs, desto besser ist das kultivierte Stück Land in das Ökosystem integriert und je differenzierter sind die Wechselwirkung mit der Fauna.

Keeping a living root in the ground - Zwischenkulturen stabilisieren im Wurzelraum die Bodenstruktur und halten das Microbiom am Leben. Der Stoffkreislauf wird nicht unterbrochen.

Incorporating Livestock - für diejenigen, die Schafe oder Ziegen halten, könnten die nicht vor dem Winter mal den Herbstrückschnitt erledigen?  ;) Diejenigen, die Gemüse kultivieren, könnten die Erntereste von ihren Tieren abräumen lassen.




Titel: Re: Boden - World Soil Day
Beitrag von: pearl am 05. Dezember 2019, 23:49:55
bevor der World Soil Day vorüber ist, möchte ich euch ein paar links zu neuesten Studien geben.

Wiley Online Library, Conceptualizing soil organic matter into particulate and mineral‐associated forms to address global change in the 21st century,  06 October 2019

nature geoscience, Soil carbon storage informed by particulate and mineral-associated organic matter, Published: 18 November 2019

PHYS.ORG, As a way to fight climate change, not all soils are created equal, December 4, 2019

Es geht um organische Bodensubstanz, soil organic matter, die einen Beitrag zur Festlegung von Kohlenstoff im Boden beiträgt. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen

lebender organischer Substanz (Biomasse) und
toter organischer Substanz (Humus und Detritus). Wikipedia.

"[man]unterscheidet partikuläre SOM (ausgefallene Präzipitate) und adsorbierte SOM (an Minerale bzw. den Mineralboden gebunden).

Also particulate and mineral-associated organic matter. Also POM und MAOM.

Das eine ist Humus und das andere sind die von mir immer wieder erwähnten Ton-Humus-Komplexe.

Die Gruppe um Francesca Cotrufo schlägt diese Einteilung vor um die komplexe Dynamik der SOM im Hinblick auf globale Veränderungen beschreiben zu können und ein Mittel zur Verständigung zwischen Wissenschaftlern und Politikern zu haben.

Titel: Re: Boden - World Soil Day
Beitrag von: pearl am 06. Dezember 2019, 00:07:22
"The first is called "particulate organic matter," made up of lightweight, partly decomposed plants and fungi residues that are short-lived and not well protected.

The second is "mineral-associated organic matter," largely made of byproducts of the decomposition of microbes that chemically bind to minerals in the soil. This type of matter is more resilient and able to persist in the ground for centuries." link

Also der POM Humus ist leicht, lose Substanz, die von Wind und Wetter heftig bewegt wird.

Die MAOM, also Ton-Humus-Komplexe wird von Schleimstoffen, die Organismen absondern, mit Bodenmineralen verklebt. Sie sind mit der Bodenstruktur verbunden und können über Jahrhunderte große Lager in Böden bilden. Permafrostböden, Schwarzerdeböden, Hortisole.

"Writing in Nature Geoscience, the researchers showed that European grasslands and forests with symbiotic partnerships between fungi and plants store more soil carbon in nitrogen-demanding mineral-associated organic matter. But forests that depend on symbiosis with other fungal species store more carbon in particulate organic matter, which is more vulnerable to disturbance, but has a lower nitrogen demand and can accumulate carbon indefinitely."

In Europa gibt es spezielle Verhältnisse in Wäldern mit einer bestimmten Art von Pilzen, in denen mehr Kohlenstoff über die POM gespeichert wird, eine Humusschicht, die wenig Stickstoff verbraucht und Kohlenstoff ohne Ende speichert. Wir kennen das. Waldboden, der die Schritte dämpft, wenn man drüber läuft. In unserem gemäßigten Klima mit dichten Wäldern bleibt der Humus lange Mulm, Mull, wird Mullboden, in dem Mullbodenpflanzen wie die Buschwindröschen wachsen.
Titel: Re: Boden - As a way to fight climate change, not all soils are created equal
Beitrag von: Natternkopf am 06. Dezember 2019, 19:44:00
Ist auf Deutsch, verstehe ich besser.

Der Wattboden / Boden des Jahres 2020

Übersicht:
Die Internationalen Bodenkundliche Union (IUSS) hat im Rahmen ihres 17. Weltkongresses, im August 2002 in Bangkok, den 5. Dezember zum Weltbodentag (World Soil Day) ernannt. Mit ihm soll ein jährliches Zeichen für die Bedeutung der natürlichen Ressource Boden gesetzt werden.

Grüsse Natternkopf
Titel: Re: Boden - Internationaler Tag des Bodens
Beitrag von: pearl am 07. Dezember 2019, 00:51:38
sehr schön, danke!  :D

"Am 5. Dezember ist traditionell der Internationale Tag des Bodens. Mit ihm wollen die Vereinten Nationen auf die Bedeutung der natürlichen Ressource Boden aufmerksam machen. Seit 2005 wird aus diesem Anlass in Deutschland der „Boden des Jahres“ ausgerufen. Der Boden des Jahres 2020 ist: Der Wattboden.

Wattgebiete gibt es auf allen Kontinenten und in allen Klimazonen. Und durch den Klimawandel sind diese besonders gefährdet. Von den weltweit vorhandenen Wattgebieten ist das Watt an der südlichen Nordseeküste das größte zusammenhängende mit etwa 3.500 km². Aufgrund seiner speziellen Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen ist ein großer Teil des deutschen Watts geschützt (Nationalpark Wattenmeer).

Schirmherr für den diesjährigen Boden des Jahres ist die Freie und Hansestadt Hamburg. In der internationalen Bodenklassifikation werden die Wattböden zu den Tidalic Gleysols gezählt." Umwelt Bundesamt, Der Wattboden.

"Die Bodenklasse Gleye (norddeutsch: Kleie, lateinisch: clia) enthält grundwasserbeeinflusste Böden, die grob gesehen weder an der Küste noch in Auen oder Mooren liegen. Die Gleye werden in vier Bodentypen unterteilt. Von den Gleyen wird der Pseudogley deutlich getrennt, da er ein Staunässeboden ist und eine andere Entstehungsgeschichte hat." Wikipedia

In den Niederlanden sagt man dazu zwaare klei. Schwerer Tonboden mit Grundwasserkontakt.

"Ein Gley (norddeutsch: Klei, russisch glej: Lehm, Ton) ist ein vom Grundwasser beeinflusster Boden und Namensgeber der Bodenklasse Gleye.
Der Gley wurde – als Grundwasserboden bezeichnet – zum Boden des Jahres 2016 ausgerufen.

Natürliche Gleyböden sind wichtiger Bestandteil von grundwasserabhängigen Landökosystemen, da sie große Wassermengen speichern können.[10][5] Der natürlicher Wasserrückhalt ist durch die verzögerte Wasserabgabe erhöht. Gleyböden leisten einen großen Beitrag zur Grundwasserneubildung, da das Wasser in der Landschaft gehalten wird.[5][11] Diese hydromorphen Böden tragen zum vorbeugenden Hochwasserschutz bei. In thermischen Belastungssituationen und Trockenperioden wirken sie aufgrund der hohe Verdunstungsleistung (Evapotranspiration) von Boden und Pflanzen als kühlendes Landschaftselement.[5][12]" Wikipedia



Titel: Re: Boden
Beitrag von: pearl am 13. Dezember 2019, 14:21:00
Ortstein ist etwas Anderes. Hat mit Gley nichts zu tun.
Danke. Habs gerade geschnallt. Rasenortstein meinte ich wohl gesehen und gemeint zu haben.

...

Das beim Gartenplaner ist weder Ortstein noch Raseneisenstein. Es sind wohl nur leichte Hydromorphiermerkmale (Eisenverbindungen im Grundwasserschwankungsbereich). Ortstein aus überwiegend vertikaler Verlagerung (ohne oder geringer Grundwassereinfluss) und auch Raseneisenstein mit Einflüssen aus lateraler Verlagerung (im Grundwasser und dessen Wechselbereich) sind meistens deutlich kompakter und in sandigen Substraten zu finden. "Rasenortstein" gibt es nicht, glaube ich.

versteh ich nicht, ich hatte aber das Thema Gley in die Runde geschmissen, wo es darum geht den Boden fit zu machen für Klimawandel ... Hier kann ich dann darüber nachdenken was lerchenzorn genau gemeint hat und was lernen!
Titel: Re: Boden
Beitrag von: dmks am 13. Dezember 2019, 20:48:17
Zum Tag des Bodens wird der Boden des Jahres gekürt...daß ein Stadtstaat, eine Großstadt dafür die Schirmherrschaft hält entbehrt aber nicht einer gewissen bitteren Ironie! Oder?  ;D

Nachtrag: Hab mal schnell über HH gelesen. Stand der Bodenversiegelung 2017 war 39%! :o steigend.
Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: pearl am 16. Dezember 2019, 17:08:12
heute im TV das Erste um 20:15 Der unsichtbare Fluss.

"Im Oberrheintal zwischen Schwarzwald und Vogesen gibt es einen unbekannten Schatz: das größte Grundwasserreservoir Europas. Wie ein unsichtbarer Fluss bewegt es sich unterhalb des Rheins und bildet die Heimat für seltene Tiere und Pflanzen."
Titel: Re: Boden
Beitrag von: lerchenzorn am 17. Januar 2020, 22:08:28
... Das beim Gartenplaner ist weder Ortstein noch Raseneisenstein. Es sind wohl nur leichte Hydromorphiermerkmale (Eisenverbindungen im Grundwasserschwankungsbereich). Ortstein aus überwiegend vertikaler Verlagerung (ohne oder geringer Grundwassereinfluss) und auch Raseneisenstein mit Einflüssen aus lateraler Verlagerung (im Grundwasser und dessen Wechselbereich) sind meistens deutlich kompakter und in sandigen Substraten zu finden. "Rasenortstein" gibt es nicht, glaube ich.

versteh ich nicht, ich hatte aber das Thema Gley in die Runde geschmissen, wo es darum geht den Boden fit zu machen für Klimawandel ... Hier kann ich dann darüber nachdenken was lerchenzorn genau gemeint hat und was lernen!


Irgendwann bin ich hier wohl ausgestiegen.  :P Und noch eine Antwort schuldig.

Raseneisenstein bildet sich in flächenhaften Grundwasserströmen. Er kann unter anderem in Verbindung mit Gleyen auftreten. In den norddeutschen Schmelzwassertälern wurde er früher in größerem Umfang abgebaut und verhüttet, zum Teil auch als Baumaterial für Hauswände genutzt. Heute findet man ihn selten einmal nach größeren Erdarbeiten im Aushub. Hier in der weiteren Gegend zum Beispiel eine größere Menge in Brocken bis zu 50 cm Durchmesser im Waldrand abgelagert, nachdem das in der Nähe fließende Flüsschen vor ein paar Jahrzehnten vertieft und begradigt wurde. So ein Stein liegt ziemlich schwer in der Hand, aber doch bei weitem nicht wie ein gleich großer Feldstein. An der Luft ist er recht hart und zerfällt im flachen Wasser, bei Luftzutritt, alsbald in kleine Krümel.

Ortstein kenne ich nicht als derart feste Konkretion, sondern feiner und stärker abreibend.

(https://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/16304/2020RsESt.jpg)
Raseneisenstein (Baruther Urstromtal)

P.S. Das mit dem Grundwasserstrom unter dem Rhein ist spannend. Dass es der "größte Europas" sein soll, kann ich mir kaum vorstellen, allenfalls außerhalb der eiszeitlich geprägten Räume. Hier die Karte der Grundwasserleiter in Deutschland, in denen die Ausdehnung der mächtigen norddeutschen Grundwasserleiter und auch die der bayerischen Moränengebiete gut zu erkennen ist.
Titel: Re: Boden
Beitrag von: Staudo am 17. Januar 2020, 22:20:55
zum Teil auch als Baumaterial für Hauswände genutzt. Heute findet man ihn selten einmal nach größeren Erdarbeiten im Aushub.

Relativ oft findet man ihn in Brandenburg in den Mauern mittelalterlicher Dorfkirchen.  ;)
Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: dmks am 22. Januar 2020, 00:08:57
Hier nebenan (in Peitz) wurde er von den Ahnen im großen Stil abgebaut und verhüttet! 8)
https://www.reiseland-brandenburg.de/poi/spreewald/museen/eisenhuetten-und-fischereimuseum-peitz/?no_cache=1
Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: thuja thujon am 22. Januar 2020, 00:20:00
das größte Grundwasserreservoir Europas. Wie ein unsichtbarer Fluss bewegt es sich unterhalb des Rheins und bildet die Heimat für seltene Tiere und Pflanzen."
Das ist so typisches Bildungsfernsehen für Anspruchslose. Pflanzen wachsen nicht in mehreren hundert Meter Tiefe. Und nein, die Fauna und Flora im Oberrheingraben muss man nicht bei jeder Gelegenheit romantisieren oder was für fernsehfähige Bilder dazuerfinden.

@Lerchenzorn: danke fürs aufklären.
Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: lerchenzorn am 22. Januar 2020, 07:53:27
Nun ja. Ich finde es schon interessant und wichtig, dass die Grundwasser-Lebewelt mal zum Thema gemacht würde. Die Tierwelt der Grundwasserleiter ist sogar ausgesprochen artenreich. Ich vermute, dass sie im Rheingebiet wegen der fehlenden Vergletscherung und umgebender, eiszeitlicher Refugien deutlich vielfältiger ist als in Norddeutschland.

Nachdem ich den Film grob durchgesehen habe, scheint es dort aber doch mehr um die Natur der Oberflächengewässer und Feuchtgebiete zu gehen. Das Grundwasser scheint vor allem als deren Grundlage eingeflochten zu sein, wird aber mit seiner eigenen Artenausstattung nicht dargestellt. Trotzdem sehr schöne Aufnahmen.
Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: Bristlecone am 22. Januar 2020, 08:02:20
Ja, genau so sehe ich das auch. Über die eigentliche Grundwasserfauna erfährt man wenig, es geht mehr um die Gießen, also die Stellen, an denen das Grundwasser an die Oberfläche tritt.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Oberrhein-Aquifer:
"Der Oberrhein-Aquifer ist mit einem Volumen von geschätzt 45 Milliarden Kubikmetern einer der bedeutendsten Grundwasserleiter Mitteleuropas."
Dieses Volumen entspricht ziemlich genau dem des Bodensees.

https://bnn.de/lokales/karlsruhe/was-sich-im-grundwasser-so-tummelt

Im Nachbarort gibt es ein Projekt, das federführend vom Institut für Grundwasserökologie GmbH (IGÖ) und der Universität Koblenz-Landau und im Rahmen der Landesgartenschau 2022 Neuenburg am Rhein durchgeführt. Dabei werden unter Anleitung einer Biologin die im Grundwasser vorkommenden Tierarten kartiert:

https://www.neuenburg.de/Startseite/Aktuelles/lgs+grundwasser+-+der+verborgene+lebensraum.html
Titel: Re: Boden
Beitrag von: lonicera 66 am 22. Januar 2020, 08:54:13
Nachtrag: Hab mal schnell über HH gelesen. Stand der Bodenversiegelung 2017 war 39%! :o steigend.

Hamburg wird von einem grünen Band durchzogen, der sog. hamburger Grünstreifen.
Dieser wird gehegt und gepflegt und nicht zur Bebauung freigegeben.

Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: dmks am 22. Januar 2020, 19:56:06
Na dann ist ja nicht so schlimm, fast de Hälfte der Landschaft zuzubetonieren!
Es ist diese "Randstreifenfreude" die den Menschen hoffen läßt!
Natur - und "Boden" pur!
...meine Fresse! Mir ist nicht gut.
Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: Staudo am 22. Januar 2020, 20:29:32
Eine Stadt zeichnet sich eben durch dichte Bebauung und Straßen aus.  ;)
Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: dmks am 22. Januar 2020, 20:34:11
Es ging darum - daß eine solche Stadt die Schirmherrschaft über einen besonders wertvollen Boden bekommt!
Das ist ja, als würde ich für ein Jahr Guru der Vegetarier! ;D
Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: thuja thujon am 22. Januar 2020, 21:19:46
Vielleicht muss sich wegen der Schirmherherrschaft jetzt die Dame im Amt mit dem Thema befassen. Möglicherweise war das der Plan.

Aufnahmen vom Baggersee machen und erzählen das fliesst unterm Rhein drunter durch, mit so einer Art komme ich nicht klar. Ich kann die Dokus nicht mehr gucken...
Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: Bristlecone am 22. Januar 2020, 21:38:41
"In Baden-Württemberg sind im Zuge der Industrialisierung mehr als 600 Baggerseen entstanden. Ein Großteil davon liegt in der Oberrheinebene, teilweise mit Anbindung an den Rhein.
Als künstliche angelegte Grundwasseraufschlüsse unterscheiden sich Baggerseen in ihrer Entstehung, Formgebung und in ihrer Prägung des Wasserkörpers durch das Grundwasser wesentlich von den natürlichen Seen.
Seewasserkörper und Grundwasser stehen in komplexen Wechselbeziehungen zueinander. Ist der Baggersee durch Zu- und Abläufe an Fließgewässer angebunden, wird der Einfluss des Grundwassers oft überlagert und der Zustand des Seewasser wird vom Zustand des Oberflächengewässers dominiert."

(Quelle: Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg)
Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: dmks am 22. Januar 2020, 21:48:43
Nur nebenbei:
Mich irritiert weiterhin der ständig wechselnde Titel dieses Threads - grob drübergezählt komm ich auf etwa 10 Titeländerungen auf 5 Seiten...
Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: oile am 22. Januar 2020, 22:20:13
Kann ich nachvollziehen.  8)
Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: Gartenplaner am 23. Januar 2020, 11:36:50
...Ich finde es schon interessant und wichtig, dass die Grundwasser-Lebewelt mal zum Thema gemacht würde. Die Tierwelt der Grundwasserleiter ist sogar ausgesprochen artenreich....

 8)

...

(https://up.picr.de/33576786dm.jpg)

Dieser kleine Geselle krebste im Wasserfilm auf dem Brett herum, ich spülte ihn dann mal in ein Glas.
Eine Internetrecherche ergab, dass es sich um einen Höhlenflohkrebs, Niphargus handelt.
Zudem habe ich dabei gelernt, dass das Grundwasser mitsamt dem Boden da unten ein eigenständiges Biotop ist, das Stygal mit seinen Bewohnern, den Stygobionte.
Daß in ausgedehnten, tiefen Höhlen merkwürdige Kreaturen leben wußte ich, ebenso dass es Bakterien im Boden und sogar Fels bis in große Tiefen gibt - aber dass es im doch oftmals recht dichten Gefüge des Bodens noch so "große" Lebewesen gibt, war mir neu.
Man lernt nie aus, sogar oder vielleicht grad im eigenen Garten  :D
...
Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: thuja thujon am 23. Januar 2020, 21:51:53
Für den, den es interessiert, @pearl z.B. ein paar Fakten: https://www.ludwigshafen.de/fileadmin/Websites/Stadt_Ludwigshafen/Nachhaltig/Umwelt/Landschaftsplan/2_natuerliche_grundlagen.pdf

Mit einem Glas 2018er Pfälzer Merlot ists nicht ganz so trocken zu lesen.  ;)
Titel: Re: Wasser im Boden
Beitrag von: pearl am 23. Januar 2020, 22:48:54
 :D