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Pflanzenwelt => Stauden => Thema gestartet von: sarastro am 03. November 2004, 08:34:45

Titel: Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: sarastro am 03. November 2004, 08:34:45
Hortulanus hat mir den Antrieb dazu gegeben.

Man sieht desöfteren in Gartencentern und auch verpackt geradezu riesige, bis 15 cm breite, flache Knollen von Cyclamen angeboten. Den wenigsten Kunden ist offenbar klar, dass dies größter Frevel ist, da diese zu 100 % der Natur "mit Gottes Spaten" entwendet wurden. Sie werden zu Abertausenden in der Türkei oder in Georgien ausgebuddelt, die "Sammler" bekommen ein paar Cent, absahnen tun dann die Händler oder Endverkäufer.

Alter Trick: Jungzwiebeln von Gladiolen gehen von Holland in die Türkei, werden dort scheinbar großgezogen und wenn die Cyclamenknollen hochgeschickt werden, steht auf den Papieren drauf: Gladiolenknollen. Der Abfertigungsbeamte des Zolls kennt ja kein X vom U auseinander und haut seinen Stempel drauf, das Washingtoner Artenschutzabkommen war wieder einmal für den Hugo!

Ich meine nicht nur, das dies ein absolutes Verbrechen ist, solche uralten Knollen herauszureißen. Die Knollen wachsen auch sehr schwer an! Und beschämend ist auch, dass viele der Anbieter gar nicht mal wissen, worum es geht. Mehrfach darauf angesprochen, tun sie so, als wüssten sie von nichts oder tatsächlich nicht? Wäre gut, wenn ihr die Anbieter auf diesen Frevel darauf aufmerksam macht und nicht achselzuckend alles zur Kenntnis nehmt!
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: Tolmiea am 03. November 2004, 09:02:36
Hier hat Tjard Wendebourg gute Informationen zusammengestellt, u.a. auch speziell für die Cyclamen.
Geschäftsführer der Baumärkte und Gartencenter auf diese Problematik anzusprechen und die Firmen anzuschreiben, lohnt immer......
http://www.pg-digitalis.de/geophyten/Index.htm

liegrü g.g.g.
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: Hortulanus am 03. November 2004, 09:29:24
Wenn dem so ist, und ich will gar nicht zweifeln, dann sind deutsche Staudengärtner aber ebenso schuldig. Wer das Angebot bei Cyclamen in den letzten Jahren beobachtet hat, wird eine inflatorische Zunahme festgestellt haben. Jeder der Stauden verkauft, liefert C. in beliebiger Menge.

Aufgrund des Hinweises von Sarastro und Tolmiea ist es illusorisch zu glauben, dass die getopfen C. alle aus züchterischer Vermehrung stammen. Dazu wachsen C. selbst wenn die Knolle geteilt wird, zu langsam.
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: riesenweib am 03. November 2004, 09:41:38
ohje, hoffentlich ist es nicht wirklich bei allen so, habe heuer eine cyclamen coum gekauft, im 9er-topf, von einer renommierten baumschule, eben damit es sicher NICHT raubbau ist.

lg, brigitte

so riesige alte cyclamen knollen in tellergrösse sind zum hutabnehmen, so ich denn einen trüge. habe heuer einige gesehen.
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: cimicifuga am 03. November 2004, 09:42:29
Geschäftsführer der Baumärkte und Gartencenter auf diese Problematik anzusprechen und die Firmen anzuschreiben, lohnt immer......
Das kann ich leider nicht bestätigen. Ich fand in einer großen deutschen Gartencenterkett, die auch hier in Ö Filialen betreibet vor zwei oder drei jahren mal cyclamen vom wildstandort. daraufhin schrieb ich der konzernleitung eine mail, die irgendwie so nach dem motto "wir haben eine genehmigung, wir dürfen das, es geht alles mit rechtn dingen zu"...antwortete. Ich war sauer, aber leider konnt man da gar nichts machen. >:(
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: Irm am 03. November 2004, 09:57:39
Ich habe das mit den Cyclamen aus Wildstandorten schon früher gelesen, aber tatsächlich noch nie diese beschriebenen großen Knollen irgendwo zu kaufen gesehen. Tatsächlich waren alle Cyclamen, die ich bisher gekauft habe, kleinste Knöllchen, die sich dann bei mir in meinem leichten Sandboden auch nur langsam vergrößern. Sämlinge habe ich reichlich, und ich weiß von meiner Schwester, dass bei ihr in guter lemiger Erde diese Sämlinge schon im dritten Jahr blühen. Bei mir dauerts zwar länger, aber ein Gärtner sollte doch sowas hinkriegen ?? Ich meine, diese Pflanzen selbst nachzuziehen. Grade die Holländer machen sowas doch schon lange ! Auch Anemone blanda vermehrt sich doch gut durch Aussaat.
Ich denke jedenfalls nicht, dass es irgendwas bringt, wenn man die Verkäufer in Baumärkten anspricht. Das Ausgraben müßte im jeweiligen Land unter Strafe gestellt werden, bzw. die Händler müßten empfindlich bestraft werden, wenn sie mal erwischt werden ..
Aber eigentlich sollte ich gar nix sagen, von wegen China-Tante und so ::)
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: Brigitte1 am 03. November 2004, 09:59:42
Hallo sarastro,
danke für die Aufklärung, davon hatte ich keine Ahnung! Hab bisher allerdings nur Topfware gekauft in einer Gärtnerei vorort.
Liebe Grüße,
Brigitte1
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: Tolmiea am 03. November 2004, 10:01:02
Mit lohnt immer, meine ich steter Tropfen höhlt den Stein.
Erfolge stellen sich wie überalls nicht immer sofort ein, Cimi, bei vielem brauchts einen langen Atem, besonders bei solchen Themen.

Hab aber auch schon Sofortwirkung bei freundlichem Aufstand vor anderen Kunden erlebt. Schneeglöckchen aus Wildbeständen wurden aus dem Regal entfernt und sind auch nicht mehr aufgetaucht. Dieses Jahr war ich allerdings noch nicht dort.

Glaub aber nicht, dass ich mir über solche kleinen "Erfolge" irgendwelche Illusionen mach......aber sie halten einen wenigstens etwas bei der Stange....

liegrü g.g.g.
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: Ismene am 03. November 2004, 10:50:31
Zitat
verpackt geradezu riesige, bis 15 cm breite, flache Knollen von Cyclamen angeboten.
Ja, genau solche Teile habe ich in Enschede auf dem Markt gesehen. :o >:(
Wahrscheinlich von B altus B loembollen.
Denen habe ich grad eine Mail geschickt mit der Frage, ob diese aus Naturentnahme stammen.
Habe auch der Gesellschaft der Staudenfreunde Fachgruppe Blumenzwiebeln und Rhizome eine Mail geschickt, ob sie noch mehr dazu wissen, als die Texte von Wendebourg.

Peter Nijssen betont auf seiner Webseite, dass seine Cyclamen in den Niederlanden und England gezüchtet werden.
Wenn man bei anderen Händlern nachhakt, bekommt man bestimmt auch zu hören:"Es gibt ein bestimmtes Quotum aus Wildbeständen, ist gesetzlich verankert."

Am effektivsten wäre es meiner Meinung nach, wenn die Käufer umfassend aufgeklärt würden.
Gab es dazu denn schonmal Artikel in Mein schöner Garten oder Flora ?

Vor allem auch wie bei bestimmten sogenannten Zuchtbeständen getrickst wird, wenn der Zuchtbetrieb in der Türkei liegt, zufällig direkt neben dem Naturstandort. :-X
http://www.pg-digitalis.de/geophyten/Cyclamen1.htm
Zitat
Cyclamen hederifolium
Das Herbst-Alpenveilchen besitzt den größten Anteil an den ausgeführten Knollen der Gattung
Tatsächlich wurden 1998 1,312 Mill. Knollen aus der Türkei ausgeführt (WCMC, schriftl. Mittl.). Sehr geringe Mengen kommen auch bei dieser Art aus britischem und niederländischen Anbau.


Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: SouthernBelle am 03. November 2004, 11:34:30
.. wenn das unter Verstoss gegen das Washingtoner Artenschutzabkommen eingefuehrt
wird, ist das denn nicht strafbar? Die grossen Ketten fuehren doch sicher selber ein.
Also nicht lange rumreden im Laden, sondern den Zoll scharf machen??
Weiss jemand, wie das genau ist?

Cornelia
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: sarastro am 03. November 2004, 13:40:52
Vor rund 20 Jahren und davor hat noch kein Staudengärtner und kein Gartenbesitzer Anstoss an Wildentnahmen genommen. Damals war es völlig usus, Cyclamen, Hepatica, Vinca, Helleborus und vieles mehr aus der Natur zu entnehmen. Da bekamen wir allerdings auch auf botanischen Exkursionen immer zu hören, dass es sich nicht schickt, wenn ein Staudengärtner in der Natur Stecklinge oder Teile von Pflanzen der Natur entnimmt, um sie dann in Kultur zu nehmen und weiterzuvermehren. Damals schon habe ich als blutjunger "Dupfer" gewagt, den Mund aufzumachen um zu vermelden, dass man der Realität ins Auge sehen muss, sprich, was hinter den Kulissen für arge Sachen passieren.

Kurz und gut, die Zeiten haben sich ein wenig geändert. Aber nur ein wenig. Mittlererweile werden fast alle Cyclamen erfolgreich von Samen vermehrt und blühend oder nicht blühend im Topf verkauft, und zwar in Mengen! Nur unseriöse Gärtner, von denen es ja bekanntlich einige geben soll, verkaufen noch wildgesammelte Erdscheiben. Da muss ich dir entschieden dagegenreden, lieber Hortu! Inspiziere mal genau die Bestände, das kann man genau erkennen, ob die Cyclamen kultiviert oder der Natur entnommen wurde.

Ich werde mich heute abend mal stark machen, was das Wash.Artenschutzabkommen, Anhang II alles beinhaltet. Genau habe ich es nicht mehr im Kopf, aber so viel ich noch in Erinnerung habe, fällt die gesamte Gattung Cyclamen darunter, ebenfalls alle Erdorchideen etc.

Jedenfalls ist es schlichtweg der Naturraub ein Skandal, wenn es gärtnerisch kein Problem mehr ist, die Alpenveilchen zu vermehren!




Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: Rendel am 03. November 2004, 23:43:19
Danke für die Information, Sarastro, ich habe heute noch auf dem Markt solche riesigen Cyclamenknollen gesehen und früher in holländischen Gartencentern auch schon. Wir haben aber davorgestanden und sehr gezweifelt, ob die überhaupt wieder anwachsen... Wenn man sich vorstellt, daß die alle im Müll landen, wird einem schlecht!
Rendel
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: Irm am 04. November 2004, 09:40:31
Vor rund 20 Jahren und davor hat noch kein Staudengärtner und kein Gartenbesitzer Anstoss an Wildentnahmen genommen.


oh doch Sarastro ! Als ich ein kleines Mädchen war und noch auf der Schwäbischen Alb gewohnt habe, hat mein Vater schon jeden Sommer mit anderen Naturschützern die blühenden Frauenschuhe bewacht oder es zumindest versucht. Ich bin damit aufgewachsen, dass vieles unter Naturschutz steht und man z.B. Orchideen nicht ausgräbt, habe es auch niemals gemacht. Und das ist 50 Jahre her, nicht 20. Eines meiner ersten Knabenkräuter stammt aus einem Garten, in dem diese Pflanzen sich wild ansiedelten, da er halt neben Wiesen liegt, auf denen Knabenkräuter wild wachsen. Man konnte da die Sämlinge aus dem Rasen schneiden ;) Ich habe immer noch ein paar Nachkommen dieser ersten Pflanze, danach aber nur noch Labor-vermehrte Nachzuchten gekauft.
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: Hortulanus am 04. November 2004, 09:55:54
Ein recht heikles Thema.

Vor einiger Zeit stellte ich eine ähnliche Frage zu der bekannten chinesischen Dame, bei der inzwischen mehrere Forumsteilnehmer beziehen. Auch bei dieser Quelle ist nicht auszumachen, ob alles nur aus erlaubtet Wildentnahme oder durch gärtnerische Vermehrung stammt.

Wenn Cyclamen so leicht vermehrbar sind wie Sarastro anmerkte, dann sollte einen doch wundern, warum die Türken nicht auch davon Gebrauch machen. Ist die Wildentnahme dagegen noch einfacher, dann müssen die Bestände ja tatsächlich massenhaft sein.

Wir sündigen zwangsläufig mit. Allein schon durch unsere Nachfrage (Unersättlichkeit).

Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: callis am 04. November 2004, 10:29:52
Wer ist eigentlich die ominöse chinesische Dame, die hier durch den Thread geistert?
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: knorbs am 04. November 2004, 11:08:15
@callis

Chen Yi Nursery

norbert
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: KarinL am 04. November 2004, 11:42:47
Bitte Sarastro,
wenn es so einfach ist, C. aus Wildentnahmen von gärtnerisch vermehrten zu unterscheiden, kläre mich Unwissende auf.
Die beste Methode, so etwas zu unterbinden ist nämlich immer noch, die Händler auf ihrer Ware sitzen zu lassen.
Grüße Karin
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: sarastro am 04. November 2004, 13:34:42
So ist es, man sollte die Händler auf der Ware sitzen lassen!

Aber das Problem liegt auch ganz wo anders begraben. Solange Cyclamen vom Samenkorn bis zur ersten Blüte 3 Jahre benötigen und dann zwischen 4 und 4,50 kosten, Cypripedium macranthon ungefähr 7 Jahre mit dem Endpreis von mindestens € 60,-, dann behelfen und bedienen sich manche Damen und Herren eben aus der freien Natur, weil dann die Kosten erheblich minimiert werden.

Übrigens sind alle Cyclamen im Washingtoner Artenschutzabkommen aufgenommen, was heisst, dass Ausgraben und Handel verboten ist. Nur kennt dies offenbar keiner oder traut sich nichts zu sagen.

Die Größe der Knollen, das ist alleine schon der Beweis, man braucht gar keine Erde vom Naturstandort daran zu erkennen. Solche riesen Knollen sind mindestens 15-20 Jahre alt, wenn nicht älter. Bei den kultivierten, über Samen vermehrten Exemplaren sind die Knollen nach 3 Jahren maximal 4 cm breit. Wer es nicht glaubt, der komme zu mir und soll selbst nachsehen. Wir kultivieren und vermehren Cyclamen hederifolium, C. coum und C.repandum seit Jahren.

Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: callis am 04. November 2004, 14:07:30
Danke, Norbert, habe eben lange darin geschmökert :D
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: knorbs am 04. November 2004, 14:24:32
@sarastro

Zitat
Cypripedium macranthon ungefähr 7 Jahre mit dem Endpreis von mindestens € 60,-,

da klemmt sich was sarastro...cypripedien-sämlinge (auch arten) gibt's für 2-3 euro/stück. nach ~5 jahren erreichen sie blühfähigkeit. mit dem heutigen kenntnisstand sind ausfälle gering. z.b. glaucidium palmatum braucht ähnlich lange bis zur blühfähigkeit und ist für ~10 euro/stück zu bekommen. man könnte ja jetzt die frage stellen, was ein pflanze kosten muss, die beim erzeuger 5 jahre im quartier rumsteht, bis sie verkaufsreif ist...aber gerade bei den orchids sind die endpreise m.e. deutlich überzogen.

das sind doch dann die händler, die bei bestimmten pflanzen nen ordentlich schluck aus der pulle nehmen und meinen, einen "exklusivitätsaufschlag" verlangen zu müssen...und dann wundern sie sich, wenn stattdessen die nachfrager auf wildentnahmen zurückgreifen. ist doch eine ganz normale marktwirtschaftliche reaktion.

zugegeben in diesem thread ein bisserl ot...man sehe es mir bitte nach ::)

norbert
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: Hortulanus am 04. November 2004, 15:20:38
Ich weiß nicht, Norbert, ob es der Preis ist, der zum Raubbau bei seltenen Arten führt. Wer unbedingt Cypripedien in seinem Garten haben möchte, zahlt auch (fast) jeden Preis. Gilt für alle Seltenheiten und für alle Sammler schlechthin.

Das Problem für uns Gärtner liegt m.E. woanders. Selsbt wenn Raritäten bei renommierten Staudengärtnereien gekauft werden, kann man nur dann Gesetzesverstöße ausschließen , wenn diese die Pflanzen selbst vermehren. Wenn ich aber die Staudengärtnereien in meiner Umgebungen betrachte, vermehren die allenfalls Aster, Echinacea & Co. , beziehen aber die selteneren Gewächse von irgendwo, meist jedoch NL, wie den vorfahrenden Lastern zu entnehmen ist. Ein circulus vitiosus.

Das mit den „nackten“ Cyclamen-Knollen habe ich „gefressen“, obwohl ich mir sicher bin, dass die vorjährige Lieferung bei OBI einen deutschen Namen auf dem Karton trug.
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: Gartenlady am 04. November 2004, 15:37:17
ich gestehe zu meiner Schande, dass ich vor Jahren solche Riesenknollen auf dem hiesigen Wochenmarkt von einem Holländer gekauft habe :-[. Ich hatte keine Ahnung, woher die kommen, ein Mitglied der GdS hat mich dann aufgeklärt. Diese Knollen haben sich bei mir im Garten nie wirklich eingelebt, ein kümmerliches Blütchen produziert jede, während später als junge Pflanzen gekaufte sich wesentlich besser entwickeln, sodass man sagen kann: es lohnt sich nicht einmal, solchen Frevel zu unterstützen.
Ich kläre jetzt jeden auf, wenn ich diese Knollen sehe, gerade erst hat eine Freundin solche gekauft :o.
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: knorbs am 04. November 2004, 16:36:07
Zitat
...zahlt auch (fast) jeden Preis

...solange er keine alternativen hat. wenn es billigere alternativen gibt...muss ich kein prophet sein, was dann passiert. ich wage mal die behauptung, dass gerade bei der momentanen cypripedien-sämlingsschwemme in wenigen jahren keine/kaum nachfrage mehr für wildentnommene adulte pflanzen besteht. die preise werden sich auf eine vertretbares maß einpendeln.

aber warum gibt es nach wie vor diese cyclamen-riesenknollen? seit jahrzehnten...zu spottpreisen über die ramschdecke der gartencenter geschoben? trotz artenschutz + tralala? wieso sind die nicht im 20 euro-niveau angesiedelt? und da wage ich wieder eine behauptung...es gibt sie noch zu massenhaft. denn wenn über jahrzehnte solche mengen jedes jahr billigst verhökert werden und die zollbehörden wissend alle hühneraugen zudrücken, welche erklärung soll es denn sonst geben.

mich interessiert da mehr unsere konsumentenseite. wo gehen denn die dinger alle hin? die gärten müßten doch wahre cyclamenwiesen beherbergen. tatsache ist...sie werden schlicht als konsumware wahrgenommen und auch so behandelt...ramschware halt. da hilft kein aufgeschrei und kaufstreik...interessiert doch keinen menschen. geht sie kaputt, kauft man halt ne neue...kost ja nix. und wir paar aufgeklärte hanserln werden das bestimmt nicht stoppen. und die gartenbetriebe, die cyclamen nachziehen...ziehen die wirklich die "allerwelts"-coum, hederifolium, purpurascens nach um evtl. dem importtrend entgegenzuwirken?...nicht wirklich...da wird doch auch nur das "besondere" vermehrt, dass sich für gutes geld für die "gehobene" klientel noch vermarkten lässt...ausgefallene blattzeichnungen, neue blütenfarben etc...aber doch nicht die "massenware" ...lohnt doch gar nicht.

an dem beispiel sehe ich auch den unterschied zu den cypripedien...die sind einfach sakrisch teuer. kein ramsch + das weiss jeder, der seinen geldbeutel für die aufmacht...und wenn die eingehen, dann lass ich künftig die finger davon, oder fange an mich zu informieren und tu was dafür. das ist doch der grund, weshalb heute die vermehrung solcher pflanzen nicht mehr nur den wenigen labors vorbehalten bleibt, sondern sogar hobbygärtner schon beherrschen und deshalb in größeren mengen zu günstigen preisen zur verfügung stehen.

norbert
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: sarastro am 04. November 2004, 17:36:50
Der Unterschied zu Cyclamen ist, dass ein Frauenschuh eine gewisse Exklusivität besitzt und nun mal nichts für Otto Normalverbraucher sind, ob die jetzt autotroph wachsen oder nicht, ob sie leicht zu vermehren und lange brauchen oder nicht.
Der Liebhaber gibt wirklich locker 50,- und mehr dafür aus. Wenn jetzt aber O.. oder Deh.. die in Mengen im Angebot haben, dann ist das ja nichts Besonderes mehr und es wird wie viele andere Beispiele zu einem Wegwerfartikel degradiert. Viel billiger werden die nämlich dann auch nicht sein! Und wenn die eingehen, dann lassen auch die Kunden des Marktes xy die Finger davon. Oder werden etwa Cypis so degradiert wie heutzutage eine Phalaenopsis? Da müssten sie aber entschieden billiger werden. Und da ist die Jungpflanzenschwemme noch entschieden "bächlein".
Unsere "Freunde" dort wissen doch gar nicht, was sie noch alles auf die Beine stellen sollen, um öfter was Neues herzukarren! Mit den Dactylorhizas sind sie auch auf die Nase gefallen, die liefen nämlich nicht als Massenartikel! Lewisien, Rhodohypoxis, Gentiana sino-ornata - alles ausgelutschte, kaputte Artikel oder nur noch in gewisser Weise für die Behübschung des Sonntagstisches für Stadtmenschen geeignet.
Wir gehen jedenfalls unseren eigenen Weg und vermehren Cyclamen weiterhin aus Samen. Punkt.
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: cimicifuga am 04. November 2004, 17:52:10
Wie siehts eigentlich bei cyclamen bezüglich gewebekultur aus? geht das?
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: sarastro am 04. November 2004, 18:04:40
Das würde sich nicht rentieren, da Gewebekultur sehr teuer ist und man eine hohe Stückzahl produzieren muss, damit sich der Einzelpreis verringert. Ob es geht, kann ich auch nicht sagen. Da es aber Betriebe in England oder Holland (selbst in Norddeutschland!) gibt, die Cyclamen über Samen in Mengen produzieren, ist es gar nicht mehr nötig, invitro zu vermehren. Und dann sind da ja noch wild geräuberten...!
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: cimicifuga am 04. November 2004, 18:29:10
Wieso blüht eigentlich Cyclamen persicum (also das Topfpflanzenalpenveilchen) bereits im Jahr der Aussaat? Dass da so ein unterschied ist? ::) komisch.
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: sarastro am 04. November 2004, 18:46:54
Vor 100 Jahren benötigte man dazu etwa 2 Jahre. In meiner Lehrzeit, und das sind jetzt über 20 Jahre her, brauchten die Cyclamen vom Samenkorn bis zur Blüte genau eineinhalb Jahre. Jetzt schafft man es bereits in einem dreiviertel Jahr. Dementsprechend kannst du dir vorstellen, wie "langlebig" solche Topfcyclamen sind. Bei den neuen Kreuzung zwischen C.persicum und C.purpurascens geht es auch schon schneller als bei den anderen Wildcyclamen.
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: riesenweib am 04. November 2004, 20:35:37
speib
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: cimicifuga am 04. November 2004, 20:43:41
speib
wer? wieso? kenn mi net aus? ???
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: riesenweib am 04. November 2004, 20:52:17
... In meiner Lehrzeit... brauchten die Cyclamen ...zur Blüte genau eineinhalb Jahre. Jetzt ...in einem dreiviertel Jahr. Dementsprechend kannst du dir vorstellen, wie "langlebig" solche Topfcyclamen sind.

das bezieht sich auf diese wegwerf-un-kultur, die Sarastro da und ein paar post's weiter oben anspricht.(die wortgebilde tier- und pflanzenproduktion, und human resources, passen auch dazu)
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: Christiane am 04. November 2004, 20:54:19
Ich habe meine Cyclamen von einer Gärtnerei, die garantiert selbst vermehrt. Und mittlerweile säen sie sich in Mengen aus. Es ist doch immer das gleiche Drama mit den Wildentnahmen ...

LG
Christiane
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: sarastro am 04. November 2004, 23:05:27
Und das predige ich immer den Gartenfreaks: Lasset die Erdscheiben in Frieden, damit sie sich zu Hauf vermehren! Nicht hacken, einfach Selbstaussaat gewähren lassen! Und gelegentliche Kalkbeigaben sind wichtig für ein gutes Gedeihen. Wenn wer Kalksinter sein eigen nennt, menge diesen in zerbröselter Form in die Humusschicht. Den Rest der Vermehrung besorgen die Ameisen.
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: Irm am 05. November 2004, 15:47:52
das wär ja schon ein Thema für die Hobby-Gärtner-Sendung ;D
Vermehrung von Cyclamen und Meidung von Frevelknollen. Vielleicht sollte Nina dem Sender die Themen liefern, Cimi und Katrin moderieren zusammen mit Sarastro ?
Ähm, ich glaube aber, das ist jetzt hier ot ..
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: cimicifuga am 05. November 2004, 15:51:49
Stell ich mir lustig vor (http://www.mainzelahr.de/smile/froehlich/lachen.gif)
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: callis am 05. November 2004, 16:03:25
Sarastro,

vielleicht könntest du ja mal eine Anleitung geben, wie man Cyclamen aus Samen zieht. Ich habe meine aus Samen von T & M gezogen. Aber das ist mindestens 12 Jahre her. Ich erinnere mich, dass das irgendwie ziemlich kompliziert war, wenigstens für mich damals als Anfängerin. Aber ich weiß nicht mehr genau, wie ich das überhaupt gemacht habe.
Titel: Re:Cyclamenknollen - Frevel!
Beitrag von: tricolorum am 17. Oktober 2005, 23:11:57
Vor 100 Jahren benötigte man dazu etwa 2 Jahre. In meiner Lehrzeit, und das sind jetzt über 20 Jahre her, brauchten die Cyclamen vom Samenkorn bis zur Blüte genau eineinhalb Jahre. Jetzt schafft man es bereits in einem dreiviertel Jahr. Dementsprechend kannst du dir vorstellen, wie "langlebig" solche Topfcyclamen sind. Bei den neuen Kreuzung zwischen C.persicum und C.purpurascens geht es auch schon schneller als bei den anderen Wildcyclamen.

Das braucht sich keine/r mehr vorzustellen - ich kann es Euch sagen. Meine Frau hat von einer Nachbarin zum Geburtstag ein blühendes Cyclamen weißnichtwiesheißt (sicher so eine Kreuzung, die Sarastro erwähnt) bekommen. Das ließ bereits am nächsten Tag die Blüten und ein paar Tage später alle Blätter hängen. Das Substrat war die ganze Zeit feucht, obwohl es von uns überhaupt nicht mehr gegossen wurde. Bei der Masse an Blättern und dem kleinen Topf sollte man eigentlich denken, dass es irgendwann einmal trocken wird. Danach wurde alles gelb und das Pflänzchen ist verreckt. Nicht mal eine Knolle konnte man da lokalisieren. Es war so, als ob aus dem Substrat einfach massenhaft Blätter und Blüten herauswüchsen. Ich frage mich, wie solche Pflanzen die Tage im Baumarkt überstehen, wenn sie so ersäuft werden? Wahrscheinlich kaufen die 1000 ein und die 500, die sie nicht rechtzeitig losschlagen können, schmeißen sie gleich selbst weg - und das lohnt sich dann immer noch.

tricolorum