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Pflanzenwelt => Arboretum => Thema gestartet von: callis am 16. Dezember 2003, 01:44:52

Titel: Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: callis am 16. Dezember 2003, 01:44:52
Vor einiger Zeit aß ich in einem persischen Lokal einen wunderbaren Safranreis mit Berberitzen. Es handelte sich um rote Berberitzenfrüchte, die ich zum Glück in Deutschlands größtem Kaufhaus auch bekommen habe, allerdings luxusteuer.

Damit es nächstes Jahr billiger wird, wüßte ich nun gar zu gern,
welche Berberitzensorte da geerntet wird. Oder haben alle Berberitzensorten eßbare (und natürlich wohlschmeckende)
Früchte?
Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: bernhard am 16. Dezember 2003, 09:54:46
reichlich informationen zu fragen dieser art gibt das buch wildobst im eigenen garten von helmut pirc. eine kurze rezension ist bei dem link zu lesen.

zur berberitze:

gleich vorweg ist darauf hinzuweisen, daß holz, rinde und wurzeln giftig sind! die dafür verantwortlichen stoffe sind die alkaloide berberin, oxyberberin, bervulcin.

pirc nennt vor allem zwei arten:

berberis vulgaris, also die gemeine berberitze: reife ca. september, enthalten pro beere 2-3 samen, fruchtfleisch schmeckt sehr säuerlich, wobei durch frosteinwirkung die säure gemildert wird. sie enthalten fruchtsäuren (zitronen-, weinstein- und apfelsäure (etwa 3,1 g/100g)), Zucker (5,5g/100g), und 20 m/100 g vitamin C. der strauch ist sehr dornig und bei den vögeln sehr beliebt, daher schwierige ernte. zwei auslesen: culcis mit wenig sauren bis süßen früchten, asperma: samenlose früchte.

berberis koreana, die Korea-berberitze: sie ähnlt der heimischen sehr. die blütentrauben sind allerdings größer. die früchte sind in bis zu 8 cm langen trauben angeordnet. leichter zu beernten als die gemeine berberitze. ihre früchte weisen einen hohen vitamin C- und fruchtsäuregehalt auf (bis 11%). zwei auslesen sind bekannt: rubin und azisa.

pirc fügt noch eine wichtige bemerkung hinzu: "die füchte anderer berberitzenarten bzw. deren zierformen sind für den rohgenuß und für verwertungszwecke nicht zu empfehlen.

ich hoffe, ich konnte dir ein klein wenig weiterhelfen.
Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: Sepp am 16. Dezember 2003, 09:56:38
Hallo,

Berberitzen sind mehr oder weniger giftig.

Das Fruchtfleisch ist laut "Giftpflanzen - Pflanzengifte" (Nikol Verlag) bei allen Arten nicht giftig, dagegen die Samen der meisten Arten bis auf Berberis vulgaris.

B. vulgaris bekommt man noch recht selten, da sie als Zwischenwirt des Getreiderostes bis vor ein paar Jahren verboten war, aber wieder "legalisiert" wurde.

Doch welche Berberis die Perser verwenden, kann ich dir leider nicht sagen, könnte auch die B. vulgaris sein, da diese auch in West-Asien vorkommen soll (lt. Bruns-Katalog).

Grüsse,
Sepp
Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: bernhard am 16. Dezember 2003, 09:58:46
sepp, vermutlich ist es die berberis vulgaris!
Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: Sepp am 16. Dezember 2003, 09:59:32
Hey Bernhard,

da haben wir gleichzeitig geschrieben.

B. vulgaris klingt wohl gut.

Ich hoffe, ich kann nächstes Jahr meine ersten Früchte ernten :)

Grüsse,
Sepp
Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: bernhard am 16. Dezember 2003, 10:04:40
nochmal zur giftigkeit - scheint mir wesentlich in diesem zusammenhang: ;)

also lt. roth,daunderer,kormann : "Giftige Pflanzenteile: Mit Ausnahme der Beeren die ganze Pflanze, besonders die Wurzel. Die Beeren sind genießbar. Während das Fruchtfleisch und die Samen von Berberis vulgaris keine Alkaloide enthalten, weisen die Samen anderer Berberis-Arten davon oft berächtliche Mengen auf. Vor einem Verzehr der Früchte anderer Arten muß daher gewarnt werden."

nachdem helmut pirc allerdings extra noch die genießbarkeit der früchte von berberis koreana erwähnt und sogar zwei auslesen nennt (erhältlich bei: Baumschule Berlin - Baumschulenweg) würde mich interessieren .....

.... wer noch etwas zur genießbarkeit der früchte von Berberis vulgaris weiß/findet.
Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: Sepp am 16. Dezember 2003, 10:11:48
Bernhard,

in "Giftpflanzen - Pflanzengifte" erwähnen sie wohl keine andere essbare Art, da sie sich schon davor auf die oft kultivierten beschränken.

Wer kennt schon B. koreana? ;)

Zur B. vulgaris: lt. Bruns-Katalog: "eßbar, enthalten Apfelsäure und viel Vitamin C, Geschmack süß-sauer, sie wurden früher zur Herstellung von Marmeladen, Wildfruchtsäften und Obstweinen benutzt"

Schätze mal, der Warda wird ähnliches schreiben.

Sepp
Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: cimicifuga am 16. Dezember 2003, 10:24:01
Beim Raritäten Herbst der Arche Noah wurden heuer getrockente wildfrüchte zur verkostung angeboten, u.a. auch getrocknete B. vulgaris beeren. ich habe eine ganze handvoll gegessen und hatte keinerlei nebenwirkungen ;) . schmeckten leicht säuerlich aber sonst nicht so spannend. getrocknet eben. zum knabbern aber sicher gut geeignet :D
Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: Andrea am 16. Dezember 2003, 11:19:48
Nicht lachen, ich weis nicht mehr wer es war aber bei Biolek hat damit auch mal einer Reis gekocht.

Sereschk polo (Reis mit Berberitzen)

Zutaten :

500 g Basmatireis
½ Tasse getrocknete Sereschk (Berberitzenbeeren, als Ersatz Johannisbeeren möglich)
1 Hähnchen, zerteilt
½ Teelöffel Safran
3 EL Butterschmalz
Salz
1 kleine Zwiebel
1 EL Tomatenmark

Polo (iranische Bezeichnung für gekochten Reis)

Reis zubereiten Zunächst den Reis ca eine halbe Stunde in Wasser einweichen, dann abgießen.
In einem Topf Salzwasser zum Kochen bringen, den Reis dazugeben und halb garen. In ein Sieb schütten. Im Topf etwas Butter schmelzen, den halbgegarten Reis dazugeben, damit er nicht anbrennt, etwas Wasser hinzugeben. Deckel schließen und Reis im Dampf fertig garen. Am Besten ein Küchentuch um den Topfdeckel wickeln. (Es gibt auhc noch eine sehr komplizierte Zubereitungsvariante für den Reis, die spar ich mir jetzt aber).
Währenddessen Stücke des zerteilten Hähnchens mit zerkleinerter Zwiebel in eine Pfanne geben und anbraten. Etwas Safran in ein kleines Wasserglas geben und wie einen Tee ziehen lassen. Safranwasser und Tomatenmark zum Hähnchen geben, Teile regelmäßig wenden, damit sie eine schöne orangegelbe Farbe annehmen, nach Bedarf noch etwas Wasser zugeben und Hähnchen darin bei geschlossenem Deckel garen.
Sereschk etwa eine halbe Stunde in Wasser einweichen, abgießen.
Butter in einer Pfanne schmelzen, Sareschk darin anbraten, aber ohne daß die Beeren schwarz werden.
Einen Teil vom gekochten Reis in eine kleine Schale geben, mit neu angesetztem Safranwasser mischen, so daß er eine goldgelbe Farbe annimmt.
Gegarte Hähnchenteile auf einer Platte anrichten, Reis wie einen Hügel darübergeben und ihn mit dem Safranreis und dem Sereschk dekorieren.

Bei uns gibt es sie im Plastikbeutel beim Türken zu kaufen.
Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: Tolmiea am 16. Dezember 2003, 11:22:49
Schau auch mal in diesen Link Callis.

http://www.zeitlhoefler.de/garteninfos/wildobst/Dipl4-3.html

liegrü g.g.g.
Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: bernhard am 16. Dezember 2003, 11:30:18
 ;D tja, bezgl. der fruchtsorten sind die informationen mit denen im pirc identisch ;)
Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: callis am 16. Dezember 2003, 13:31:58
Erst mal ganz herzlichen Dank für eure vielseitigen und fundierten Beiträge und Links. Diese Diplomarbeit von Zeitlhöfer ist ja eine Fundgrube. Und das Buch von Pirc werde ich mir wohl kaufen müssen, zumal es erschwinglich ist.

Inzwischen ist klar, dass die von mir gegessenen und gekauften Beeren von der B. vulgaris stammen müssen.
Da diese aber als Zwischenwirt für den Getreiderost gilt, möchte ich sie in meinem Garten nicht anpflanzen, da er in einem kleinen Dorf liegt, das weit und breit von Getreidefeldern umgeben ist. Wenn ich genau überlegen, habe ich auch dort in der ganzen Gegend noch nie eine B. vulgaris gesehen. Aber hier in Berlin, gleich schräg gegenüber in meiner Straße, gibts eine Kirche von einer Sekte, die rundum mit diesen Sträuchern bepflanzt ist. Vielleicht sollte ich ja da mal um Ernteerlaubnis nachfragen ;). Aber dann muß ich mich wohlmöglich bekehren lassen ???

Dann habe ich mit Interesse über die B. koreana gelesen, dass die Früchte größer und besser zu ernten sind. Auch soll sie eine sehr schöne Herbstfärbung haben und die Blätter sollen jange haften. Der Pferdefuß: Sie soll stark Ausläufer treibend sein. Das muß ich mir dann natürlich nochmal überlegen. Weiß jemand, in welchem Radius sie Ausläufer treiben kann? Wenn ich da so an meine Zwetschenbäume denke... >:(

Ich werde mal im Frühjahr zum Baumschulenweg in die Gärtnerei gehen und die Pflanzen anschauen, Bernhard.
Schade, dass man die Früchte von B. julianae nicht essen kann. Die gefällt mir als Strauch so gut.

Auf jeden Fall kann ich Berberitzenbeeren (von B. vulgaris) zum Genuß sehr empfehlen. Erst gestern habe ich wieder Basmati-Reis in Gemüsebrühe gegart mit Mandeln, Berberitzen und Birnenstückchen gegessen, als Hauptgericht :P. Brauch ich gar nicht mal Huhn zu. Aber Google spuckt auch noch andere wunderbar Gerichte mit Berberitzen (und Safran) aus, Andrea. Da hab ich mich doch gestern gleich zum Großeinkauf von Safran verleiten lassen ::) ::). so geht's eben, wenn man von den Gartenforen aus- und abschweift.



Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: bernhard am 16. Dezember 2003, 13:38:06
hallo callis,

Zitat
Inzwischen ist klar, dass die von mir gegessenen und gekauften Beeren von der B. vulgaris stammen müssen.

warum. ???

Zitat
Schade, dass man die Früchte von B. julianae nicht essen kann. Die gefällt mir als Strauch so gut.

ja schade. aber die mußte ich mir unbedingt leisten. sie ist einfach zu schön, um auf sie zu verzichten. ;)

Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: Andrea am 16. Dezember 2003, 14:37:59
Schön mag sie ja sein, aber haben die alle den gleichen unangenehmen Geruch? Das alleine hält mich schon davon ab welche zu pflanzen.

OT
Immer nur die Fäden kaufen beim Safran, aber das weisst du ja bestimmt ;D
Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: Susanne am 16. Dezember 2003, 15:30:23
Wir haben vor gut acht Jahren bei der Nachpflanzung im Außengelände um unseren Kleingartenverein bewußt seltenere oder fast ausgerottete Wildgehölze angepflanzt, darunter auch Berberis vulgaris.

Abgesehen davon, daß es meines Wissens nie ein Verbot sondern lediglich eine Empfehlung bezüglich der Pflanzung gab (ich kann mich da irren), sagte mir der Baumschulist damals auch, daß heutige Getreidesorten a) nicht mehr empfindlich gegen Rost seien und b) sowieso derart massiv gegen alles mögliche an Pilzen gespritzt würden, daß der Getreiderost, so es ihn überhaupt noch irgendwo gibt, gar keine Chance hätte.

Abgesehen davon wird bei uns inzwischen fast nur noch Mais angepflanzt. Nächstes Jahr werde ich wohl ein, zwei Quadratmeter gemischtes Kornfeld in meinem Gemüsegarten ansäen müssen, damit die Kinder überhaupt mal wieder Getreide kennenlernen können.

Noch was zum oben erwähnten Safran.
Ich habe im September ein paar Tüten Safranknollen auf die Sonnenseite unter den Kirschbaum gepflanzt, dahin, wo es jetzt feucht und im Sommer knochentrocken ist. Sie haben toll geblüht und ich habe auch schon ein paar Fädchen geerntet.
1 g Safran kostet übrigens das gleiche wie 1 g Gold. Isch bin reisch...





Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: Sepp am 16. Dezember 2003, 22:03:51
Meines Wissens gibts auch keine Probleme mehr mit Getreiderost oder die sind so sehr zurückgegangen, dass ein Verbot (es war ein echtes, Susanne) der B. vulgaris ausser Kraft gesetzt werden konnte.

callis:
Zitat
Aber hier in Berlin, gleich schräg gegenüber in meiner Straße, gibts eine Kirche von einer Sekte, die rundum mit diesen Sträuchern bepflanzt ist.

woher weisst du, dass es sich um B. vulgaris handelt?
Gerade bei Pflanzungen würde ich mich nicht trauen, es 100%ig bestimmen zu können, obwohl ich selbst eine B. vulgaris habe.

Gruss,
Sepp
Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: callis am 18. Dezember 2003, 23:38:39
Tut mir leid, dass ich erst jetzt antworte, aber die liebe Weihnachtszeit fordert zunehmend ihre Zeitanteile, da ich immer alles auf die letzte Minute mache.

Bernhard und Sepp, ihr habt gefragt, woher ich weiß, dass bei der Kirche in meiner Straße B. vulgaris stehen.

Ich habe in der BLV Enzyklopädie der Heilpflanzen unter B. vulgaris nachgesehn. Dort gibt es eine Abbildung eines Zweigs nahezu in Originalgröße: Beerenform, -farbe und -anordnung stimmen mit der von mir hier gesehenen Art überein. Auch hat sie ziemlich kleine Blätter (aber das haben andere natürlich auch). Die halb getrockneten Beeren, die ich gekauft habe und die, die im Lokal im Reis waren, haben ebenfalls diese Größe von 5-6 mm, auch die länglich ovale Form und sind auch jetzt noch ziemlich rot.

Da dachte ich....

Andrea, natürlich habe ich Safranfäden gekauft.

Susanne, hast Du denn den geernteten Safran schon in einem Gericht verarbeitet? Und hat das gut geschmeckt? Ehrlich gesagt kann ich mehr mit 1 g Safran anfangen als mit 1 g Gold :D ;D


Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: Susanne am 19. Dezember 2003, 07:54:05

Ich habe ihn im Reis mit gekocht... war wahrscheinlich nicht die richtige Methode. Jedenfalls war kaum eine Gelbfärbung oder eine Geschmacksbeeinflussung zu erkennen. Das lag aber möglicherweise auch daran, daß 4 Fädchen Safran auf ein Kilo Reis doch nicht genügen...

Ich muß nochmal meine Schwester konsultieren. Sie wohnt nördlich von Madrid und hat zu ihrem Entzücken nach dem Kauf des Hauses alte Safranbeete im Garten entdeckt.


Titel: Re:Berberitzenfrüchte, eßbar
Beitrag von: callis am 20. Dezember 2003, 15:07:56
nochmal zu Saffran (ein bißchen OT bei den Berberitzen).

Heute habe ich von einer Internetadresse Saffran erhalten, in 2g Schachteln (auch zum Verschenken). 2 g sind ja eine Riesenmenge getrockneter Fäden. Durch die Schachtel hindurch riecht der Saffran ziemlich streng medizinisch (spanishe Ernte 2003). Bin gespannt, wie er nun so frisch schmeckt. Halten soll er bis 2007.

Ich füge den Saffran erst gegen Ende des Quellvorgangs zum Reis, wenn schon ziemlich viel Wasser aufgesogen ist.