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Pflanzenwelt => Botanik => Thema gestartet von: Microcitrus am 08. Mai 2023, 12:11:17

Titel: Wurzelatmung
Beitrag von: Microcitrus am 08. Mai 2023, 12:11:17
Ad "Einen Spaten benutze ich bei mir auch nicht mehr und sehe solche Methoden der Bodenbearbeitung sogar als sehr kritisch. Alle anaeroben Mikroorganismen sind auf einmal an der Oberfläche und die aeroben 30 cm unter der Erde."

Gibt es Untersuchungen, in welcher Bodentiefe das Verhältnis Aerobier zu Anaerobier wie hoch ist?
Aus der Hydroponik ist bekannt, dass Wurzeln zur Nährstoffaufnahme Sauerstoff benötigen. Wozu sollten Pflanzen  in 3m Tiefe wurzeln, wenn es dort nichts zu holen gäbe?

Aus der Hydroponik wissen wir auch, dass eindringendes Regenwasser Bodengase löst und die versickernde Wasserfront Luft in den Boden saugt. Wurzelatmung  und Mikroorganismen veratmen den Sauerstoff zu CO2. Entsprechend der Zusammensetzung der Luft (also den Partialdrücken der Luftgase) lösen sich die Luftgase im Regenwasser, das Sickerwasser nimmt entsprechend der Partialdrücke der Bodenluft CO2 auf und gibt im Boden Sauerstoff frei. Das CO2 wird mit dem Sickerwasser entsorgt (und hilft dann Tropfsteine in Karsthöhlen entstehen zu lassen oder macht Grundwasser korrosiv).

Aus Luftnachsaugen und Gasaustausch resultiert im Boden irgendwann die Luftzusammensetzung unserer Atemluft, die nach dem Regen wieder veratmet werden kann.

Die Aerobier dürften (auch in 3m Tiefe) in der Überzahl sein und nur beim Ausbleiben von Regen = Sauerstoff in Warteposition übergehen... (das aerobische riecht man auch bei Bodenaushub).

Zartes Beregnen mit Gießwasser verhindert nicht nur die Verschlämmung, sondern reichert das Wasser intensivst bis zur Sättigung  mit Sauerstoff an, der dann wieder die Wurzelatmung und Bodenorganismen fördert!

Pflanzen brauchen, um Nährstoffe aufnehmen zu können, Sauerstoff. Da läuft die sogenannte Wurzelatmung ab.

Ein Spezialgebiet der Hydroponik sind die sogenannten "Kratky-Methoden". Bei denen Wurzeln in einen Behälter tauchen, dessen Düngewasserspiegel abgesenkt ist. Nach der Theorie versorgen sich die Pflanzenwurzeln im Luftraum oberhalb mit Sauerstoff und in der Düngerlösung mit Nährstoffen.

Aber der Sauerstoff wird doch bei der Nährstoffaufnahme gebraucht, nicht woanders. Stimmt das oder ist die Düngerlösung auch ohne extra Belüftung sauerstoffgesättigt? (bei Teichen ohne Fische gibt's ja auch bis 3m Tiefe Sauerstoffsättigung und anaerobe Zonen nur im Bodenmulm)

Wird der Sauerstoff innerhalb der Pflanzen weitertransportiert?!?
Titel: Re: Wurzelatmung
Beitrag von: thuja thujon am 08. Mai 2023, 12:37:30
Gasförmiger Sauerstoff wird zur Bereitstellung von Energie benötigt, also um ATP zu produzieren. Fehlt dauerhaft Energie, stirbt die Zelle, also auch irgendwann die Wurzel.
Sauerstoff kann nicht aktiv verteilt werden in der Pflanze, sondern kann sich nur durch Diffusion verlagern. Das gilt zumindest für die Nicht-Ausnahmen wie Mangrove usw.

Kurz zusammengefasst: https://www.mpg.de/4982054/pflanzen-sauerstoff

Wenn Düngerlösungen nicht mit Sauerstoff angereichert werden, verbrauchen nicht nur Wurzeln den Sauerstoff, sondern auch die zahlreichen Mikroorganismen, die in diesem Nährstoffreichem Substrat besonders schnell wachsen und dementsprechend auch atmen. Gerade in warmer Düngerlösung wird so recht schnell molekularer Sauerstoff zum Mangelelement. Desinfektion verlangsamt nur den Prozess, kann ihn aber nicht gänzlich unterbinden, es sei denn man pumpt kontinuierlich durch eine UV-Desinfektion. Dann braucht die Wurzel aber trotzdem Gasförmigen Sauerstoff und den nimmt sie nicht aus der Lösung. Es ist also sinnvoller, die Nährstofflösung zu belüften. Auch um zB N als Nitrat und nicht als Ammonium zur Verfügung zu haben. Da spielt vieles mit rein.