... Was in Berlin kurios wirkt ist die Enge, in der sich solche individuellen Gestaltungen entwickeln. Sichtbar wird daran aber der Drang der Leute zu eigenen kleinen Paradiesen, selbst gestalteten - dafür gibt es in der Großstadt, anders als auf den Dörfern, viel zu wenig Raum.
allerdings zu wenig raum für jegliche individualistische entfaltung - und wem gehört nun die eine baumscheibe vor dem fünfetagigen mietshaus mit seitenflügel und hinterhaus? wer von den vielen mietparteien darf sich hier sein paradies anlegen? die rüstige oma vorderhaus II og links? die familie mit den zwillingen aus dem hinterhaus? das lesbische paar aus dem dachgeschoss? die männer-wg im seitenflügel? die ladenbetreiber unten rechts? wer darf sich ausleben? wer zuerst kommt? wer am stärksten schubst? wer das meiste geld ausgeben kann? wer den besten geschmack hat? auch wenn es sicher unrealistisch ist, dass die mieter/innen sich alle um die baumscheibe schlagen werden, alle müssen aber an dieser baumscheibe vorbei und werden von dem auf öffentlichem land angelegten kleinen privaten paradies von wem auch immer ggf. ästhetisch und praktisch ausgegrenzt. das finde ich kritikwürdig.
wer eigene paradiese anlegen will, sollte das auf eigenen (gepachteten, gemieteten, gekauften) flächen tun. oder sich um einen größeren rahmen bemühen und wenigstens alle anwohner/innen des direkten umfelds in so ein vorhaben einbeziehen. dann ist es wenigstens mikro-demokratisch.
Ich bin mal davon ausgegangen, dass es immer nur wenige sind, die sich um eine solche Bepflanzung bemühen oder überhaupt die Idee haben etwas zu machen. Das ist zumindest meine Beobachtung in der Kleinstadt.
Ich bin nicht unbedingt davon ausgegangen, dass so ein Miniparadies, also eine bepflanzte Baumscheibe in diesem Fall, zu mehr dient als zum Ansehen und alle ihre Freude daran haben könnten. Ich sehe da keine Ausgrenzung, es sei denn es schlagen sich tatsächlich mehrere Pflanzwillige um eine Scheibe...
Wenn ich "eigene" schrieb, meinte ich damit nicht unbedingt Besitz an einem solchen Stück, sondern die Freude an der
selbst gestalteten Sache, an der eigenen Initiative.
Hast Du denn beobachtet, das sich Leute darum schlagen, so eine Baumscheibe zu bepflanzen?
Sehen wir hier wieder etwas deutsch eng?
Mir vielen gerade so wunderbar bepflanzte Orte in der Bretagne ein, sowohl "offiziell" als auch "privat" gestaltet.