An Ziersorten der Eßkastanie bin ich überhaupt nicht interessiert. (Die Niederländische Pflanzenhandlung scheint leider gerade darauf einen Schwerpunkt zu setzen.)
Mich interessieren: guter Geschmack, leichte Lösbarkeit aus der Schale, gute Fruchtbarkeit (manche Sorten sind leider pollensteril, was bedeutet, daß man drei Bäume (zwei mit Pollen) pflanzen muß, wenn alle tragen sollen.) Und vor allem: Resistenz!
Der Kastanienrindenkrebs hat gigantische Waldflächen in Nordamerika vernichtet. Ein großer Teil des Kontinents war von Kastanienwäldern bedeckt. Die Früchte dienten als Nahrung für Menschen und Haustiere (für Wildtiere sowieso). Bienen haben Kastanienhonig gesammelt. Und das Holz ist sehr dauerhaft, angeblich waren vor der Kastastrophe alle Telegraphenmasten und Eisenbahnschwellen sowie Möbel und Häuser aus Kastanienholz.
Es gibt dutzende sehr ausführliche Seiten über die Kastanien in Nordamerika. Dort haben sich Gesellschaften gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die vernichteten Bestände langfristig wieder aufzubauen. Freiwillige pflanzen tausende von Bäumen für das Zuchtprogramm. Das heißt, diese Pflanzungen dienen noch nicht der Wiederaufforstung, sondern nur der Auslese von besonders widerstandsfähigen Exemplaren für die die Zucht der nächsten (hoffentlich noch besseren) Generation.
Eine kleine Einführung ist hier, aber es viele weitere Seiten:
http://ncnatural.com/NCNatural/trees/chestnut.htmlEingeschleppt wurde der Erreger wohl Anfang des 20. Jahrhunderts mit japanischen oder chinesischen Edelkastanien, die deutlich resistenter sind. Mittlerweile tritt er wohl auch in Europa auf, aber hier ist der Pilz selbst von Viren befallen, die ihn für den Baum wesentlich weniger schädlich machen. Es gibt auch Versuche, amerikanische Bäume mit einem infizierten Pilz zu infizieren, um sie zu retten. Dummerweise gibt es vom Pilz aber verschiedene Stämme. Bei geschlechtlicher Vermehrung (es tritt auch ungeschlechtliche Sporenbildung auf) werden die Viren nicht mitübertragen.
Außerdem gibt es noch die Tintenkrankheit und eine Gallmücke (?). Das Insekt kann auch eine sehr große Gefahr darstellen, sein Eroberungszug in Nordamerika hat wohl erst begonnen. Schlecht für die mit sehr großem Aufwand gezüchteten und gepflanzten neuen Bestände. :-(
Die amerikanische Kapazität auf diesem Gebiet scheint Dr. Sandra L. Anagnostakis von der Connecticut Agricultural Experiment Station zu sein. Dort findet man u.a. dieses Dokument:
http://www.caes.state.ct.us/FactSheetFiles/PlantPathology/fspp013f.htmEs führt Abstammung, Resistenzen und teilweise Geschmackseigenschaften zu vielen Kultivaren auf. Leider handelt es sich hauptsächlich um Castanea sativa Hybriden. Und eine Sorte, die gegen alle drei Seuchen (Kastanienrindenkrebs, Tintenkrankheit und Gallwespe) resistent ist gibt es noch nicht.
Eine recht interessante Sorte scheint mir 'Marigoule' zu sein: resistent gegen Krebs und Tintenkranktheit. Leider konnte ich noch nirgends bekommen. Muß wohl mal nach Frankreich.