Kreisch!
Also prinzipiell gibts das Artepitheton selvatica nicht, weil wissenschaftliche Namen nicht italienisch sind, womit klar ist, daß Wildformen gemeint sein müssen, was ich aber, falls es sich um Brugmansien handelt, sehr bezweifeln möchte.
Prinzipiell gibz mehr als fünf Brugmansien, nämlich 7 Arten und verschiedenste Hybriden. Wobei die Frage ist, ob es legitim ist sie von Datura zu trennen. Ich glaube nicht. Die wissenschaftliche Diskussion darüber ist bis heute nicht abgeschlossen! Daturen sind alle bis auf zwei amerikanisch, auch die die heute noch überall Datura heißen. Unsere "heimische" Datura ist nicht heimsch sondern ein Neophyt. Nur D. ferox ist eine Ostasiatin und D. metel stammt vermutlich aus den altweltlichen Tropen. In Australien gibz noch D. pruinosa subsp. leichhardtii, die sich aus der vom Menschen verschleppten südamerikanischen subsp. pruinosa entwickelt hat.
Es gibt drei Entwicklungslinien (Reihung der Arten innerhalb der Gruppen von der primitivsten zur evolutiv fortschrittlichsten:
1. Brugs: bis auf D. arborea Fremdbefruchter, Samen mit Korkmantel, Keimung indifferent, Blüten und Früchte hängend, Früchte stachellos, Zerfalls- oder Trampelfrüchte.
1. A: Sanguinea-Gruppe: kühle Lagen, meist nur bei niedrigen Temperaturen blühend, Frucht eiförmig:
D. arborea: weiß, kleinblütig, selbstfruchtend, auch bei höheren Temperaturen blühend
D. sanguinea: rot, orange, slt. gelb oder grün blühend
D. vulcanicola: gelb bis rosa, Frucht unregelmäßig beulig
Hybriden zwischen allen Arten der Gruppe, benannt: B. x flava (D. arborea x D. sanguinea)
1. B: Suaveolens-Grp.: weiß bis gelb und rosa, Frucht spindelförmig bis Auf D. aurea
D. aurea: Frucht länglich-eiförmig
D. suaveolens: Fr kurz spindelförmig
D. insignis: Fr kurz spindelfmg, Blüten groß, wärmeliebend
D. versicolor: Fr. lang spindelfmg, Blüten sehr groß, Wärme benötigend
Hybriden zwischen allen Arten, benannt: D. x candida (D. aurea x D. versicolor), D. suaveolens x D. versicolor oft fälschlich als D. x insignis hort.
2. Datura ceratocaula: primitivste Datura, Blüten (bläulich) weiß, einjährig, Kühlkeimer nach Warmstratifikation, Röhricht-Spreizklimmer, Blüte halbaufrecht, Frucht hängend, stachellos, zerfallend, Samen hell mit Arillus, selbstfruchtbar, Feuchtstandorte.
3. Datura s.str.: Früchte mit Höckern oder Stacheln, Samen mit Arillus (als Elaiosom), Blüten meist weiß, manchmal violett, nur bei D. metel auch gelb, selbstfruchtbar, Warmkeimer z.T. nach (Kalt-)Stratifikation
D. metel: Blüte weiß, gelb oder violett, Frucht hängend, mit Höckern besetzt, zerfallend, Samen hell, mehrjähriger Halbstrauch
D. wrightii (D. inoxia hort, D. meteloides hort.): Blüten groß, bläulich weiß, Frucht hängend, stachelig, zerfallend bis kapselförmig aufspringend, Samen hell, große Staude mit kräftiger Pflahlwurzel
D. inoxia (D. meteloides): Blüten groß, weiß, Frucht hängend, stachelig, zerfallend bis kapselförmig aufspringend, Samen hell, niedrige mit mittelhohe Einjährige oder im warmen Klima kurzlebige Staude mit kurzer Pflahlwurzel
D. pruinosa: kleinblütig, weiß, einjährig, Samen hell, Frucht, stachelig eine hängende Kapsel. Subsp. pruinosa mit öffnenden Blüten, subsp. leichhardtii kleistogam
D. discolor: Blüten mittelgroß, weißlich-violett bis violett, Schlund dunkelviolett, Pflanze samtig behaart, einjährig, Samen schwarz, Frucht sehr stachelige hängende Kapsel
D. stramonium: Blüten klein, weiß (bis violett), meist selbstbestäubend, Kapsel aufrecht, stachelig (var. inermis stachellos), Samen schwarz, Elaiosom abfallend, einjährig
D. quercifolius: Blüten klein, violett (bis weiß), meist selbstbestäubend, Laub eichenartig, Kapsel aufrecht, stachelig, Endstacheln vergrößert, Samen schwarz, Elaiosom abfallend, einjährig
D. ferox: Blüten klein, weiß, meist selbstbestäubend, oft kleistogam, Kapsel aufrecht, stachelig, Endstacheln stark vergrößert, Samen schwarz, Elaiosom abfallend, einjährig
Das wars. Außer den Brugs von 2 B und D. pruinosa/D. inoxia sind alle recht gut unterscheidbar, wobei der D. inoxia-Komplex mitunter noch eine dritte Art beinhalten könnte, die aber nicht in Kultur ist.