Nachdem Inken mich gebeten hat, diese Rezension nicht nur bei den Hortensien sondern auch in diesem Thread zu veröffentlichen...
"Es geht um die Neuerscheinung von „Hortensien-Gärten“ von Martina Meidinger und Evi Pelzer im Kosmos Verlag, die ich gerade an zwei Abenden.
Vorab... herzlichen Glückwunsch für ein insgesamt sehr schönes Buch zum Thema, das ich gerne weiter empfehlen mag. Besonders interessant und auch gelungen finde ich die Idee, diese vielfältige Gattung dem Leser bzw. der Leserin (oder umgekehrt?) aus der Perspektive ganz unterschiedlicher Gartenphilosophien nahe zu bringen.
Hier finden sich Beispiele von Privatgärten, deren Besitzer und Gestalter und vor allem „(-innen)“ Sortennamen nicht wichtig sind, welche die sich gestalterisch auf wenige Arten und Sorten beschränken neben anerkannten Hortensienexeperinnen und Sammlerinnen wie Elfriede Lungenschmied. Ich hätte mir vielleicht auch noch ein oder zwei Beispiele nördlich des Weißwurstäquators gewünscht aber man kann eben nicht alles haben.
Zu dem Rahmentext, der zunächst Informationen zur Geschichte der Gattung als Gartenpflanze liefert hätte ich selbst vielleicht andere Akzente gesetzt. Die Anekdote der „Pillnitzer Hortensie“macht sich zwar immer gut aber mir fehlt hier die vor allem die Würdigung von Franz von Siebold, dem wir nicht nur Hydrangea macrophylla 'Otaksa', neben den Einführungen von Charles Maries einer Urahnen aller „Gartenhortensien“, zu verdanken haben. Er ist auch derjenige, der die ersten Formen von Hydrangea serrata, Hydrangea paniculata und Hydrangea involucrata nach Europa gebracht hat. Es gibt einen Hinweis auf Veitch aber es fehlt mir hier hier der Hinweis auf Ernest Wilson, der Samt- und Rauhblatthortensien aus China eingeführt hat.
Über botanische Nomenklatur lässt sich herrlich streiten aber wer sich mit der Züchtungsgeschichte befasst, bekommt vielleicht Zweifel an der Artunterscheidung von H. macrophylla und H. serrata. Jedenfalls gehören sie einem so eng verwandten Artenkomplex an, das nicht nur die Hybride 'Preziosa' von Georg Arends die Gene unterschiedlicher Formen in sich trägt sondern vermutlich auch schon die Urformen der europäischen „Gartenhortensie“, die gärtnerisch als Hydrangea macrophylla geführt wird. Aber das sind Haarspaltereien von (nicht selbsternannten!) Hortensienexperten.
Die Hinweise auf Ansprüche und Pflege in der Gartenkultur sind stimmig bis auf einige wenige Ausnahmen. Zum einen geht mir der Hut hoch, wenn zur Blaufärbung und -erhaltung „Alaun“ empfohlen wird. Gehst du in eine Apotheke, bekommst du ein kristallines Zeug, dass nur unter sehr hohen Temperaturen wasserlöslich ist. Das Zauberwort heißt 'Aluminiumsulfat', das auch in kaltem Wasser gelöst wird und damit pflanzenverfügbar ist.
Die andere Sache ist die Aussage, Hydrangea involucrata würde nur am zweijährigen Holz blühen. Wer eine Hydrangea involucrata im Garten hat, die einmal nach einem Spätfrost fast bis zum Boden tot aussah, wird eines Besseren belehrt, wenn die Pflanze im September in Vollblüte steht. Dies gilt auch für das Märchen, das mit ENDLESS SUMMER die ersten Gartenhortensien auf den Markt gekommen sind, die auch an „einjährigen Trieben“ Blüten ausbilden.
Hier sind wir dann bei dem Teil im Buch, der Sortenempfehlungen gibt. Hier hätte ich mir eine kritischere Auseinandersetzung mit dem aktuellen Sortiment gewünscht, dass vor allem in den den Garten- und Baumärkten von dem „Serienmüll“ beherrscht wird. Wer braucht wirklich die Sorten, die unter dem Lizenznamen „MAGICAL, HOVARIA, FOREVER, u.a“ verkauft werden. Es ist sicher das eine oder andere Schätzchen darunter, das wirklich eine Verbesserung vorhandener älterer Sorten darstellt aber oft können lizenzfreie Sorten das auch, was hier werbewirksam angepriesen wird.
Fazit: Kauft das Buch, freut euch an den gelungenen Gartenbeschreibungen und den wunderschönen Fotos und lest den Rest kritisch und/oder probiert selbst aus."