Hallo,
1. zunächst erst einmal eine Frage zu Deinem Profil. Der Pfeil zu Deinem Standort steht in Ba-Wü, aber in 0 m über NN dürfte es dort in großer Tiefe dauerhaft recht dunkel sein. Wenn der Pfeil richtig ist und auch die Klimazone von 7a, dann musst Du schon recht hoch wohnen.
Diese Information (Höhe über NN) ist schon recht wichtig, ob sich der Traubenanbau bei der angegebenen Sonnenscheindauer lohnt und wieviele Bogreben bzw. welches Erziehungssystem sinnvoll ist.
2. Der Blumentopf erschein mir recht klein. Er sollte viel größer sein (verschiedene Gründe)
3. Wenn die erste Skizze mit der Angabe der Himmelsrichtungen stimmt, dann erscheint mir die gegenüber liegende Wand als besser geeignet, da Süd-West-Seite. Wenn kein Baum oder ähnliches abschattet, dann müsste dort die Sonnenscheindauer höher liegen. Außerdem ist eine Süd-West-Seite immer besser als eine Süd-Ost-Seite (ist deutlich wärmer).
4. Was machst Du mit der Rebe im Winter? Auf dem Balkon friert der Topf in Klimazone 7a durch und ein Erfrieren der Rebe ist nicht unwahrscheinlich --> kühler !! Keller zum Überwintern erforderlich
5. Wieviele Bogreben bzw. tragende Ruten möglich sind, hängt neben der Sorte auch von der Dauer der Sonneneinstrahlung, der Durchschnittstemperatur im Sommerhalbjahr und der Höhe über NN ab.
In Deiner Skizze hast Du 4 Bogreben. Das erscheint mir unter Deinen Bedingungen recht viel. Unter Umständen reifen da die Trauben nicht aus.
6. Zum Rebschnitt empfehle ich Lektüre, z.B. aus einer Bibliothek. In allen Büchern, die ich kenne, sind jedoch nur die ersten 3 Jahre beschrieben. Vor längerer Zeit habe ich mal einen Rebschnittlehrgang bei Profiwinzern besucht und dort die gleiche Frage gestellt. Ich habe mal die Knolle in ca. 60 cm Höhe , aus der alle Ruten kommen sollen, darin ganz unfachmännisch "Knolle" genannt.
Hier meine Mitschrift (Erziehung mit nur einer Bogrebe):
Ertragsreben ab 4. Jahr
- Knollenbildung in ca. 60 cm Höhe knapp unter unterem Draht
Prinzipien:
- unterste Rute auf 2 – 3 Augen kürzen – Basis für Fruchtholz im nächsten Jahr
- zweitunterste Rute auf 6 bis 8 Augen kürzen – Fruchtholz für laufendes Jahr
- drittunterste Rute als Reserve stehen lassen, zumindest bis zweitunterste Rute gebogen und
angebunden (bei 2 Bogreben als 2. Bogrebe verwenden)
- alle anderen Ruten direkt an Knolle abschneiden
- alle Augen am Stamm entfernen
- alle Wurzeln der Edelrebe entfernen, falls vorhanden
- Pflanzhöhe: Veredelungsstelle ca. 5 ... 6 cm über den Boden
- im Wintern anhäufeln bei empfindlichen Sorten
Später im Jahresverlauf:
- pro senkrechten Fruchtholz nur eine Traube stehen lassen (in der Regel die unterste, wenn
diese nicht verrieselt ist) – Zeitpunkt: nach Blüte und Gescheinbildung
- Laubreduktion: pro Traube und damit Fruchtholz sollten 10 bis 15 Blätter stehen bleiben
- leichte Knicke in Rute zumeist unproblematisch, wenn Rinde ohne Verletzung
- ganz schwache Ruten zählen nicht und werden entfernt
2. Schnitt bzw. Erziehung von Spalieren
- Stammerziehung wie bei Ertragsreben
- Eine zusätzliche Rute senkrecht hochziehen und ca. 60 ... 70 cm über der Knolle eine
weitere Knolle erziehen, d.h. :
- diese senkrechte Rute (neuer Stammabschnitt) bei ca. 70 cm über der Knolle abschneiden
- an dieser Rute alle Knospen bis auf die obersten 2 bis 3 abstreifen
- neue Knolle erziehen
- wenn erforderlich wieder eine zusätzliche Rute senkrecht hochbinden und bei ca. 70 cm
einkürzen – danach analog weiter
Anmerkung:
Sowohl bei Ertragsreben als auch bei Spalieren nur eine Rute pro Knolle (eine Bogrebe), sonst werden Trauben und Beeren zu klein oder reifen nicht aus.
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Kommentar: Wenn Bogreben in zwei Etagen gezogen werden sollen, erscheint mir ein Etagenabstand von 70 cm, wie im Lehrgang genannt, als zu klein. Aus den Bogreben wachsen senkrecht die traubentragenden Ruten. Diese sollten beim Stehenlassen von einer Traube pro Rute ca. 15 Blätter haben. Diese sind zur Ernährung der Traube erforderlich. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man auf 70 cm Höhe 15 Blätter an einer senkrechten Rute unterbringen will. Weniger als 15 Blätter pro Rute sind bei einer zeitlich eingeschränkten Sonneneinstrahlung ein Risiko. Bei einer normalen ein-etagigen Erziehung ist die Knolle in ca. 60 cm Höhe, die Bogrebe in ca. 60 bis 80 cm über dem Boden und die Laubwandhöhe (Gesamthöhe) ca. 1,95 m oder knapp darüber, d.h. eine Etage müsste dann ca. 1,20 m hoch sein.
Auf einem Balkon könnte die Stammhöhe = Höhe der Knolle meiner Meinung nach kleiner als 60 cm sein, da ein Hauptzweck dieser Stammhöhe der Bodenfrost ist - und Bodenfrost dürfte es auf einem Balkon nicht geben..
Falls Deine Skizze eher eine Kordonerziehung werden soll, dann müssten sich mal die Profis äußern. Vielleicht können diese auch ein paar sachkundige Tips geben.
Ansonsten wünsche ich viel Erfolg!