Ich schmökere gerade in
Steve Solomon "gardening when it counts" (Seit langem das durchdachteste, was ich zum Thema Gemüseanbau im Hausgarten gelesen habe. Sehr empfehlenswert.)
Er greift darin auch das C/N-Verhältnis im Kompost auf und stellt recht übersichtlich die Auswirkungen dar:
C/N-Verhältnis = Anteil von Kohlenstoff zu Anteil von Stickstoff im kompostierten Material bzw. fertigen Kompost.
Den neutralen Bereich setzt er bei ca. 12:1 an, dem Wert, der auch im Bodenhumus vorherrscht.
Wird Kompost eines bestimmten C/N-Verhältnisses im Garten ausgebracht, passiert folgendes:
Liegt das Verhältnis unterhalt von 12:1, z.B. 6 oder 8 zu 1, dann ist ein Stickstoffüberschuss vorhanden. Der Stickstoff ist für die Pflanzen leicht verfügbar, sie wachsen gut, aber es wird gleichzeitig Humus im Boden abgebaut.
Liegt das Verhältnis oberhalt, z.B. bei 50:1, dann vermehren sich Kohlenstoff-zehrende Mikroorganismen. Diese binden auch den Verfügbaren Stickstoff.
Für die Pflanzen entsteht ein Stickstoffmangel, sie wachsen langsamer, dafür wird Bodenhumus aufgebaut.
Um den neutralen Bereich von 12:1 stellt sich ein Gleichgewicht ein. Die Humusmenge bleibt etwa konstant, die Pfanzen werden gut versorgt.
Kompost kann also temporär als "Anti-Dünger" wirken, wenn das C/N-Verhältnis zu weit ist. Im Gegenzug erreicht man einen Humusaufbau.
Er nennt auch Beispiele für das C:N-Verhältniss verschiedener organischer Materialien:
ca. 6:1: Knochenmehl, Fleischabfälle, Fischabfälle, Kaninchenmist, Geflügelmist, Schweinemist (Mist jeweil ohne oder mit wenig Einstreu), Extraktionsschrote (= Reste aus der Ölgwinnung wie Soja-, Raps-, Leinschrot), Tiermehl, Haare, Federn
ca. 12:1: Gemüse, Unkraut, Leguminosenheu, Pferdemist (ohne Einstreu), Klärgrubenreste, Silage, Rindermist (ohne Einstreu), junges Gras, Gartenerde, Beinwellblätter, Kaffeesatz
ca. 25:1: Älteres Gras, Algen und Tang, Hülsen von Hülsenfrüchten, Obstabfälle, Grasheu
ca. 50:1: Maisstängel, Stroh, schlechtes Heu, Wellpappe (der Klebstoff ist stickstoffhaltig), Herbstlaub, überständiges (strohiges) Gras
ca. 100:1: Sägemehl, Papier, Rinde, Nadeln (von Nadelbäumen)
Da wird schnell klar, dass ein Verhältnis von 12:1 gar nicht so leicht zu erreichen bzw. zu unterschreiten ist.
Komposte mit weitem C/N-Verhältnis sollte man deshalb zur Bodenverbesserung nur in begrenzten Mengen und erst nach der Wachstumsphase ausbringen und für eine schnellere Umsetzung flach einarbeiten. Dann ist der Abbau des überschüssigen Kohlenstoffs bis zum Vegetationsbeginn im Frühjahr weitgehend abgeschlossen.
Oder man arbeitet zusätzlich mit stickstoffhaltigen Düngemitteln, um den entstehenden Mangel auszugleichen.