Ich kritisiere in keinster Weise die Ertragsversprechungen von Schimdt oder wie groß die Trauben sein können. Seit einigen Jahren spritze ich meine Trauben nicht mehr. Venus, Einstett Seedless oder Himrod benötigen keinen Pflanzenschutz. Auch wenn dieses Jahr Odium in den dichteren Laubbereichen aufgetreten ist. Meist habe ich im regenreichen Allgäu Probleme mit falschem Mehltau. In erster Linie sind es die Versprechungen dass die Sorten gesund seien, welche bei mir halt nicht zutreffen (nicht nur bei Schmidt). Und halt manchmal auch der Geschmack.
Da hier die Fragen des Pilzschutzes gelegentlich auftauchen, ein paar Anmerkungen:
Die Aussagen bei Schmidt und auch bei anderen zur Pilzempfindlichkeit sind relative Einschätzungen, teilweise aus eigenen Erfahrungen, teilweise auch übernommen aus polnischen oder ukrainischen Foren. Bei Schmidt glaube ich sind es schon weitgehend eigene Erfahrungen. Wenn er aber Sorten wie Veles gerade erst ins Programm aufgenommen hat, wird er sich vermutlich an Erfahrungsberichten orientieren. Wie auch sonst. Die neueste Sorte und dann aber eine langjährige Erprobung an allen Standorten verlangen, geht eben nicht so zusammen.
Nebenbei, wenn irgendjemand eine neue Sorte selektiert hat, wird er sie nicht in Feldversuchen jahrelang ohne Pilzschutz pflanzen, um dann abstrakt eine Pilzempfindlichkeit zu ermitteln, ich nehme an, dass die Vergleichszahlen zur Pilzempfindlichkeit von Reben abgeleitet werden, die schon gespritzt werden. Mit Wissenschaft hat das dann natürlich nicht ganz so viel zu tun.
Bei erheblichen Pilzdruck, den man auch gerne dadurch erzeugen kann, dass man verpilzte Reben einfach wachsen lässt, fallen bei mir in Bezug auf Pero alle Reben um, Isabella, Unterlagsreben schlichtweg alles, erst bei geminderten Befallsdruck sieht man die Unterschiede in der Empfindlichkeit, und auch da entsprechenddie Ergebnisse häufig nicht dem, was man aus Theorien ableitet, bei mir etwa war Garmonia weniger befallen als die neben ihr wachsende Unterlagsrebe.
Wenn du schon mit deinen relativ robusten Reben Pilz Probleme haben solltest, was mir nicht so ganz klar wird, wirst du mit einer Sorte wie Veles in einem normalen Jahr wahrscheinlich ohne Spritzen nicht sinnvoll auskommen.
Aktuell ist hier Pero Wetter, heute Morgen hatte es noch geregnet, am Wochenende soll es wieder regnen, ich überlege mir eine weitere Spritzung des Austriebs. Es geht um den Schutz der Neuaustriebe, ich spritze nur vielleicht zehn Prozent des Laubes insgesamt, manche Reben gar nicht, wenn sie keinen empfindlichen Neuaustrieb haben und der Pilzdruck gering ist wird einfach nicht gespritzt, egal ob die Sorte als pilzempfindlich einsortiert wird oder nicht.
Ich habe Vergleiche zu den anderen Jahren, wo ich eben nicht konsequent, oder zu spät gespritzt habe. Dann hat man schnell im Neuaustrieb Anfang September ein Meter mit geschädigten Blättern, besonders anfällig sind die schon etwas größeren weichen Blätter, wenn der Austrieb erst kurz ist, hält sich da meist kaum Wasser drauf.
Ich hatte ja eine Nisina abgebildet, da sind auf 1,2 Meter ungefähr ein Dutzend Gescheine, alle später wohl um die 500g, wenn ich jetzt den Austrieb verkümmern lasse, hat der nächste Austrieb erst deutlich später eine Chance, nämlich wenn die Temperaturen hier für Pero zu niedrig liegen, dann reicht es aber auch nicht mehr für die Rebe.
Wie schon andere ihre Einschätzung begründet haben: ich mach mir nicht das ganze Jahr irgend eine Arbeit um dann auf eine Stunde spritzen zu verzichten und mich damit um den ganzen Ertrag zu bringen.
Wer hier mit Pilzdruck gärtnert und einige Sorten ausprobieren will, kommt in einem etwas ungünstigen Klima um das Gespritzte aus meiner Sicht nicht sinnvoll herum. Wenn man das ganze einfach laufen lässt, ist der ganze Garten voll mit Sporen und nächstes Jahr wird das Problem noch schlimmer.
Ohne hohen Pilzdruck kann man natürlich robustere Reben wie Venus oder Muscat bleu hinstellen, wenn man damit allein glücklich ist, auch gut.
Wer hohen Pilzdruck hat und nicht spritzen will, dem hilft es auch nicht, Reben zu suchen, die dann in Osteuropa einen oder zwei Punkte besser bewertet werden. Damit werden Hoffnungen geweckt, die sich zumeist nicht erfüllen. D.h. aber auch nicht, dass sich bei der Bewertung seinerzeit die Leute nichts gedacht haben, aber Reben sind auch standortbedingt anders. JubNow/preobaschenie, Muscat Lugansky sind hier recht perounempfindlich, nicht besser oder schlechter wie Galachad, das mag woanders anders sein.
Galachad im fast tiefen Schatten wird weich, JubNow mit 24 Erstlingsgescheinen fängt auch an umzufärben, Maestro gefällt mir auch gut, schönes gold grün wie JubNow. Manche Beeren sehen nicht rund, sondern etwas zusammengesetzt aus. BulgariaUtsch kann es noch zum größten Geschein schaffen, den Ansatz hatte ich lange unterschätzt. Biezewy hat große Gescheine, mal sehen wie hier die Beeren in der Größe zulegen. Ausreife ist aber offen. Jetzt bei zunehmender Feuchtigkeit wird das Beerenwachstum zulegen, so dass die Sorten, die erst jetzt richtig kommen, möglicherweise deutlich größer ausfallen als die anderen. Monarch wäre hierfür ein Kandidat. KM Zaporoschje färbt schnell um, Lira, MuscatNY sind da im Vergleich langsam. Von den kleinen ist Narancsizü zeitlich hinterher, wahrscheinlich wegen relativer Trockenheit, letztes Jahr hatte ich sie noch gegossen.
Ich hab nur noch sehr wenige geplatzte Beeren. Bei keiner Sorte mehr gehäuft.