Ein Artikel in der Süddeutschen beschäftigt sich mit dem - auch und gerade in Zusammenhang mit Glyphosat - überstrapazierten Vorsorgeprinzip:
"... das Vorsorgeprinzip [zementiert] die Illusion, neue Risiken seien schlimmer als alte. Und Schäden, die wir durch Handeln verursachen, seien schlimmer als Schäden durch Nichthandeln. Häufig ist das Gegenteil der Fall.
Dabei ist ein Grundgedanke richtig: Wo es handfeste Belege für Risiken gibt, sollte der Gesetzgeber einschreiten. Doch diese Sorgfalt ist ins Gegenteil verkehrt worden: Politiker fordern, noch den letzten Zweifel zu beseitigen. Das klingt gut, ist aber unmöglich - und bedient das gleiche Denkmuster wie Donald Trumps Forderung nach einem Einwanderungsstopp für Muslime: Es ist nicht auszuschließen, dass ein Terrorist darunter ist. Also lieber auf Nummer sicher gehen.
Absolute Sicherheit gibt es aber nicht. Wer einen Schaden um jeden Preis verhindern will, der verursacht am Ende womöglich einen anderen, größeren Schaden. In jedem Fall schadet er der Vernunft. Und wer so tut, als könnte es absolute Sicherheit geben, darf sich nicht wundern, wenn die Bevölkerung in diesem Luftschloss der völligen Gewissheit dann auch leben will. Von Dauer sind solche Illusionen nie. Politiker und Aktivisten sollten sich daher vom Vorsorgeprinzip verabschieden. Aus reiner Vorsorge."
(Quelle)