Nun hab ich auch noch ein wenig Zeit gefunden, etwas von der diesjährigen Galanthus-Gala in GB zu erzählen – Pumpt hat sich ja auch schon gemeldet. Ich schreib mal mehr so was allgemeines, Fragen kann ich dann immer noch beantworten.
Durch einen guten Kontakt zu Joe Sharman von der Monksilver Nursery, der die Galanthus Gala seit sieben Jahren veranstaltet, bin ich schon mehrfach dorthin gefahren und habe es trotz der jedesmal wirklich sehr hohen Kosten bisher nicht bereut.
Um die einzukaufenden Pflanzen alle gut nach Hause zu bringen, bevorzuge ich immer die Fahrt mit dem Auto nach England, was von Bonn aus ja auch einigermaßen zu schaffen ist. Am Abend des Reisetages trifft man im Hotel die bekannten Gesichter der vergangenen Jahre und freut sich schon auf den nächsten Morgen.
Dieser beginnt mit dem berüchtigten englischen Frühstück im B&B und der ebenso berüchtigten Suche nach dem Veranstaltungsort, der sich meist in einer Schule im Vorort einer englischen Kleinstadt versteckt.
Die Gala selbst beginnt am Samstagvormittag um 10 Uhr mit einigen kurzen Fachvorträgen über Snowdrops in Kultur oder auch am Naturstandort. Immer mal wieder ist auch etwas über die Geschichte der Galanthomanie oder das Leben der Sammler zu hören. Meist sind die Vorträge sehr informativ und häufig mit britischem Humor gewürzt. Zusätzlich lernt man im Laufe der Jahre die diversen Akzente der englischen Sprache kennen (und manchmal auch verstehen).
Im Anschluß an die Vorträge beginnt ein Verkauf von Pflanzen (natürlich vor allem Schneeglöckchen), an dem einige der renommiertesten Anbieter von Galanthus teilnehmen. Offiziell darf vor der Eröffnung des Verkaufs um 12 Uhr nichts abgegeben werden, aber wie das so ist, verschwinden die Trym’s, Blonden Ingen und Anne's of Geierstein meist schon früher in den tiefen Taschen und Tüten der wildesten Sammler. Dabei machen sich der Kontakt und die Bekanntschaft zu den Anbietern erfreulich bezahlt, und aus einem freundlichen "Hallo" wird ruckzuck der erste verbotene Einkauf. Leider wird man auf diesem „Schwarzmarkt“ auch am schnellsten sein Geld los. So waren dieses Jahr von den gesuchten Sorten wie z.b. South Hayes, Primrose Warburg oder auch Ray Cobb nur drei bis fünf Zwiebeln für (je!!) 25-35 engl. Pfunde im Angebot (keine Sorge, ich hab davon nichts gekauft).
Das hält aber die ca. 200 Teilnehmer der Gala nicht davon ab, nach der Eröffnung wie früher im Schlußverkauf die Tische der Verkäufer zu stürmen und voll Stolz die kleinen (für den Verkauf in 9er Töpfe oder Plastikbeutel gepflanzten) Schätze in mitgebrachten Körben, Tüten und britisch karierten Taschen zu verstauen. Regelmäßig werden dabei auch die Körbe und Kisten zum Verdrängen der lästigen Konkurrenz vor den Verkaufstischen genutzt. Die meist älteren, (feinen?) englischen Damen zeigen hierbei ein besonderes Geschick.
Das hektische Gedränge und die besondere, für mich typisch britische Atmosphäre bei diesem Ereignis ist wohl kaum zu beschreiben, geschweige denn für den normalen Gartenliebhaber nachzuvollziehen. Aber man ist ja schließlich auf einer Insel, die für ihre skurrilen Bewohner bekannt ist.
Nach einem kleinen Mittagsimbiß werden dann im Rahmen der Gala einige Gärten besichtigt, in denen Schneeglöckchen präsentiert werden. Hierbei hat man oft Gelegenheit, in private Gärten zu kommen, die man sonst nicht so ohne weiteres zu sehen bekäme. Dieses Jahr waren es ein paar typisch englische Friedhöfe mit verwilderten Snowdrops und der Garten des passionierten Pflanzensammlers John Foster, der noch beim berühmten E.A. Bowles gelernt hat. Hier waren neben ca. 100 verschiedenen Sorten vor allem größere Mengen der wüchsigen neueren, gelben Sorte ’Ray Cobb’ zu sehen, die vom Hausherrn benannt worden ist. Der Garten war jedoch nicht nur für Sammler von Galanthus beeindruckend. Es fanden sich in Gewächshäusern, kalten Kästen und unterschiedlich gestalteten Beeten auch etliche andere Pflanzenschätze aus allen Bereichen der Gartenkultur. Mitten im auch hier trotz Regen und Kälte vorhandenen Gedränge: der große Meister, der sich den vielen Fragen und Angeboten kaum erwehren kann. Als sich die Zahl der Gäste verringert und viele nur noch an tea und cake im aufgebauten Zelt interessiert sind, greift er kühn zum Spaten und zieht hier und da noch ein paar kleine Zwiebeln aus dem Boden, die die Besucher selig und die Haushaltskasse glücklich machen.
Bei der ganzen Veranstaltung hat man wunderbar Gelegenheit mit Gleichgesinnten zu plaudern, Kontakte zu knüpfen und auch das eine oder andere Tauschgeschäft zu vereinbaren. Allerdings ist es dabei einfacher, wenn man schon einige Teilnehmer kennt und nicht ganz alleine zwischen all den Galanthophilen herumsteht.
Ich hatte dieses Jahr das Glück, am Sonntag noch einige andere private Gärten besuchen zu können, die mich sehr begeistert haben. Besonders bemerkenswert war dabei der Garten von Jane und Rod Leeds, die beide exzellente Kenner von Geophyten sind und in einem perfekt gepflegten Garten eine umfangreiche Sammlung von Pflanzen kultivieren. Ich will nicht alles aufzählen, aber neben vielen schönen Gruppen von Schneeglöckchen in Kombination mit anderen Winterblühern haben mich vor allem die Farnsammlung, das kleine Gewächshaus mit mediterranen Narcissus-Arten und die Töpfe mit frischvermehrten Galanthus beeindruckt. Hier waren durch Twin-Scaling vermehrte Sorten zu sehen, die jeweils in schönen Tontöpfen zu 15-20 Stück standen. Auch die Erinnerung an die Preise und die geringen Stückzahlen vom Vortag machten die Sammlung so beeindruckend. Aber in erster Linie war es wieder die Vielzahl der Pflanzen und die liebevolle Gestaltung, die wirklich jeden noch so kleinen Platz mit einer Rarität zu füllen vermochte.
Auf der Rückfahrt am Montag stand noch ein Besuch im Garten von Beth Chatto an, die zwar auch einige besondere Galanthus kultiviert, aber mich vor allem wegen ihrer Gartengestaltung begeistert. Der dreistündige Rundgang durch Garten und Gärtnerei bei sonnigem Wetter erfüllte jede Erwartung und die Liste der neuen Pflanzen und vor allem der wunderbaren Kombinationen ist lang geworden!
Der Heimweg über Dover und Calais in einem mit Pflanzen vollgestopften Auto hat schon Tradition und es wird sicherlich nicht die letzte Fahrt dieser Art gewesen sein. In der Wärme des Autos fingen die Galanthus zu duften und die Crocus zu blühen an, was die Kiste auf dem Schoß zwar nicht leichter, aber doch erträglicher machte.
Das war’s! Wer bis hier gelesen hat, weiß nun, daß ich ein Englandsüchtiger Pflanzensammler bin, der wohl auch im Februar 2006 bei Eis und Schnee in das gelobte Land aufbrechen wird, um das eine oder andere Pflänzchen.......
Fotos gibt’s heut Nacht, wenn ich mehr Zeit hab. Allerdings sind viele im Gefecht verschwommen, aber das verdeutlicht ja auch besser die Hektik beim Einkauf
LG Taxus