Im Verwandten- und Bekanntenkreis gibt es Gärten, die schon über 60 Jahre in Familienbesitz sind und wo Päonien oder Phloxe schon seit vielen Jahrzehnten stehen, wie Caira es aus ihrer Verwandtschaft ja auch berichtet hat. Das Problem ist: in Deutschland scheint mir das Interesse an Sortennamen immer eher gering gewesen zu sein, so dass diese selten an die jüngere Generation weitergegeben wurden.
Mein Garten existierte schon Jahrzehnte vor dem 2. Weltkrieg, aber die Namen meiner dort übernommenen Phloxe wurden mir glücklicherweise überliefert. Allerdings liegt mein Garten ländlich und die Menschen hängen an ihrem Land und ihren Traditionen.
Und noch heute weiß ich, dass im elterlichen Garten (50iger Jahre) auch der einzige hinzugekaufte Phlox einen Namen hatte: Es war "Amaranthriese".
Von der inzwischen verstorbenen Mutter meiner Freundin bekam ich u. a. "Mrs. A. Jeans", "Iris" und "Spätrot".
Ich sehe das Problem teilweise darin, dass in Gartencentern Phloxe namenlos abgegeben wurden/werden oder aber falsch benannt werden. Gartenneulinge kaufen zunächst in Gartencentern!
Im Jahr 2000 kaufte ich bei Amoflor in Wuppertal eine Großstaude Phlox mit dem Namensschild "Tenor". Es war kein Sonderangebot, der große Topf war recht teuer. Entsprechend enttäuscht war ich, als der Phlox nicht rosarot blühte, sondern irgendwie "seltsam".
Erst durch die Gespräche/Mails mit Hartmut Rieger erfuhr ich, dass es sich hier um "Miss Elie" handelte.
Heute mag ich "Miss Elie" sehr, damals aber war ich enttäuscht, da ich einen anderen Phlox erwartet hatte.
Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass seit vielen Jahren aufgrund vorgegebener "Trends" auch Gartenstauden der Mode und dem Zwang zum Konsum (und zum Wegwerfen?!) unterliegen, was durch einige Gartenzeitungen nicht nur gefördert, sondern initiiert wird.
Gerade der Gartenneuling braucht viel Mut dazu, sich dem Mainstream zu widersetzen, indem er alte, übernommene Stauden stehenläßt und sich die Zeit gibt, seinen eigenen Stil zu entwickeln.
Leider leben wir seit Jahrzehnten in einer Konsum- und Wegwerfgesellschaft, was sich selbstverständlich auch auf die Pflanzen in unseren Gärten ausgewirkt hat.