Aber die derzeitige Empfindungslage führt das aktiv herbei, was sie doch angeblich gerade verhindern will: Sie etabliert die Macht großer Konzerne. Nur die können es sich überhaupt noch leisten, derart aufwendige Sicherheitsprozeduren durchführen und bezahlen zu können. Und natürlich haben diese Konzerne ihre Profitinteressen im Auge.
Gentechnik ist per se keine Technik für kleine Saatgutbetriebe. Sie wird genauso und hauptsächlich von großen Konzernen benutzt, auch wenn die Sicherheitsbestimmungen lockerer wären.
Also werden sie lieber glyphosatresistente Soja entwickeln als, sagen wir mal, Tomatensorten für Selbstanbauer mit höherer Widerstandsfähigkeit gegen Braunfäule, die aber nicht für den Massenmarkt taugen, weil sie wegen zu dünner Haut nicht transportfähig sind.
Das ist wieder so ein Verkaufsargument, das immer dann gezogen wird wenn etwas "verkauft" werden soll. Egal wie die streng oder lax die gesetzlichen Bestimmungen sind, gemacht wird was sich lohnt (man kann auch sagen was den Gewinn steigert) und das sind nun mal nicht die Hobbytomaten für den Amateurgärtner.
Es geht auch nicht unbedingt um die bösen Konzerne die uns böse Sachen verkaufen wollen, nein Firmen machen das, was ihnen nützt, ganz simpel und das sind eben momentan z.B. herbizidresistente Sorten in Zukunft eben andere Dinge. Das Firmen sich aber nun der Weltrettung verschreiben, halte ich für naiv.
Braunfäulezüchtung für den Amateurbereich gibt es auch schon, z.B. von der North Carolina State University.
Dort werden Ausgangssorten für die Züchtung neuer Sorten angeboten, ganz auf der Basis klassischer Züchtung
und jeder darf weiterzüchten. Und aus eigener Praxis weiß ich, das es funktioniert.
Saatgutfirmen wollen genau dies nicht, sie wollen nicht eine Erfindung der Welt schenken, sie wollen ihr Saatgut verkaufen. Das ist so in dieser Welt, aber zeigt eben auch, das es nicht um die hehren Ziele geht, mit denen Gentechnik verkauft wird.
Kleinere Saatgutbetriebe könnten prinzipiell solche Züchtungen mit modernen Methoden entwickeln, haben aber kaum mehr die finanziellen Mittel für die Zulassungsverfahren.
und sie hatten auch vorher nicht die Reichweite und Marktmacht ihre Sorten am Markt unterzubringen.
vor kurzem wurde zum 2ten Mal stickstoffixierender Mais entdeckt. Das erste Mal 1977 in Argentinien, diesmal in Mexiko. 1977 fehlte das wirtschaftliche Interesse und die "Marktmacht" diese Entdeckung zu verbreiten, es wäre schon wenn es diesmal anders laufen sollte. Soviel zu früher war es einfacher...
Von Reis mit höherem Vitamin-A-Gehalt, der Millionen von Menschen eine bessere Vitaminversorgung ermöglichen könnten, reden wir schon gar nicht mehr.
das ist das Beispiel, das immer gebracht wird um die gute Seite der Gentechnik zu zeigen. Sicher es geht und es ließen sich eine Menge vernünftiger Sachen machen, aber man kann mittels Gentechnik auch wunderbar wirtschaftliche Abhängigkeiten schaffen. F1 Sorten sind verschrien, weil sie sich nicht nachbauen lassen, das ist aber nichts gegen die Möglichkeiten die die Gentechnik dahingehend bietet.
Wie gesagt Gentechnik ist nicht per se schlecht, aber leider gibt sie eine Menge Macht die sich auch wunderbar ins negative verkehren lässt.
Das Argument das die hohen gesetzlichen Anforderungen Schuld an der Monopolisierung sind, ist schlicht falsch. Andernfalls müssten in Entwicklungs und Schwellenländern geradezu paradisische Bedingungen herrschen.
Aber genau dort, wo große Konzerne kaum reguliert werden zeigt sich, wie geschickt Techniken ausgenutzt werden zum Wohle der Firmen und eben nicht zum Wohle der Menschen. (Beispiel z.B. herbizidresistente Sorten, die die Bauern an die Konzerne binden, die genau diese Herbizide verkaufen)
Eher ist es so, das fehlende Regulierung Monopolisierung massiv fördert.
Wir hier im Westen führen, was Gentechnik angeht wahrscheinlich wirklich nur eine Wohlstandsdiskussion, die Kehrseite der falschen Anwendung von Gentechnik zeigt sich aber ganz wo anders.
Den Hunger in der Welt (oder was auch immer als neues Totschalgargument gebracht wird) wird auch die "neue" Gentechnik a la Crispr nicht beenden.