Paradis Werdenberg reift derzeit heran - und weil der Apfel auch als "Gravensteiner-ähnlicher" Apfel beworben wird, stelle ich nun beide Äpfel nebeneinander zum Vergleich:
Der Gravensteiner links im Bild stammt von einem Baum auf M26 und wurde letzte Nacht vom Sturm "gepflückt", Werdenberg ist im Bild rechts daneben zu sehen, der Apfel wurde heute von Hand geflückt.
Beide Äpfel sind etwa gleichermaßen genussreif, beide haben eine sehr ähnliche feinzellige Textur, sind saftig, haben eine ähnliche, feine, kribbelnde (ich sag' "aristokratische") Säure - im Gegesatz zur herben, beißenden Säure manch anderer Sorte.
Aber: Während der Gravensteiner "Feinsäuerlichkeit pur" bietet, kommt der Werdenberg mit einem gewaltigen Wumms Zucker daher!
Dieser überlagert teilweise das zurückhaltende Säurespiel. Dazu kommt beim Werdenberg noch ein Aroma, das ich "modern" nennen würde. Ich kenne etwas ähnliches vom "Julka" - bei dem aber deutlich fader und pomadiger. Hinter diesem "modernen" Aroma habe ich tatsächlich (und ich glaube zum ersten Mal bei einem Apfel) so etwas wie einen Hauch Bananaroma geschmeckt. Herr Kobelt erwähnt auch, dass der Werdenberg mit fortschreitender Reife "bananig" werden kann. Überreif würde ich meine Frucht heute keineswegs bezeichnen.
Fruchtfall und Reife:
Deutliche Neigung zu Fruchtfall bei Gravensteiner - vor der Ernte und auch bei Reife. Auf M9 wird (roter) Gravensteiner bei mir vor (!) Klarapfel reif - und die Früchte werden innerhalb zwei Wochen mehlig.
Kein Fruchtfall bislang bei Werdenberg.
Wuchs:
Werdenberg trägt schon klein (2-jährige Veredlelung, erstes Standjahr) - ich trau' mich zu sagen - der bleibt auf M9 klein und kompakt.
Hier ein Bild vom Baum:
Gravensteiner wächst auch auf M9 außergewöhnlich stark, will über die 3-Meter-Marke hinaus, auf M26 werde ich wohl kämpfen müssen, um den Baum < 4m und in Ertrag zu halten.
Baumgesundheit:
Werdenberg steht seit Ende letztes Jahr bei mir (wurde im Laufe des Winters an seinen jetzigen Platz im südseitigen Spalier gesetzt) und hat bei mir bisher keinen chemischen Pflanzenschutz erhalten. Der Neutrieb glänzt in makellosem Grün, auch sonst ist der Gesamteindruck bis jetzt sehr gut - hier ein Bild der Triebe heute:
Gravensteiner dagegen hat eine deutliche Neigung zu Mehltau, zu Blattschorf (oder anderen die Blätter graubraun verfärbenden Pilzen). Der Baum aus dem Gartencenter hat(te?) Rindenbrand, musste mit Duaxo vor dem Ableben gerettet werden
Die Sache mit der Marssonina:
Ein einziges gelbsprenkeliges Blatt musste ich bisher beim Werdenberg entfernen - Marssonina-resistent ist er wohl nicht, aber bisher nichts Dramatisches. Das ist der vorläufige Stand der Dinge.
Bei Gravensteiner weiß ich's noch nicht. Besonders Marssonina - empfindlich scheint er nicht zu sein, zumindest nicht so wie Berlepsch. Ich hab' mal hier im Forum gefragt, wie es denn bei dem mit der Marssonina steht, aber es hat sich noch niemand dazu gemeldet.