Ich mach mich jetzt mal unbeliebt.
Wir brauchen im Hausgarten keinerlei Kompost - der läuft ohne ganz wunderbar, daran möchte ich aus Kapazitätsgründen nichts ändern.
Das macht mich stutzig.
Nicht, das ichs nicht galuben würde, aber was ist an Gemüsepflanzen anders als an Zierpflanzen?
Die Gärtner kaufen Dünger, die Pflanzen erschließen sich zusätzlich die Bodenvorräte, aus der Luft weht einiges an, alles zuviel an Grün was an den Pflanzen hängt wird kompostiert, der Stickstoff geht zum Teil verloren, die anderen Nährstoffe reichern sich im Boden an und führen zu Problemen wie Versalzung und einseitige Überernährung mit einseitigem Mangel.
Der Gärtner reagiert darauf, in dem er noch mehr Kompost ausbringt, weils nicht richtig wächst.
Hat man früher so auch mit Blaukorn gemacht, bis man gemerkt hat, dass immer mehr Input nicht die Lösung ist.
Wenn ich auf 150m² 450kg Gemüse ernte, also der Fläche die Nährstoffe von 450kg Gemüse entziehe, sollte diese Menge fiktiv kompostiert und auf Komposterde geschrumpft wieder zurück auf die Beete. Dann wärs ausgeglichen. Zum besseren Wuchs (gerade für Gemüse) Stickstoff aus der Tüte düngen, um den Verlust bei der Kompostierung usw auszugleichen.
Die 5-fache Menge der entzogenen Nährstoffe düngen ist zuviel.
Die 2-3Liter aus den Empfehlungen wurden geschrieben, weil rund 90% der Gemüsebeete hoffnungslos überdüngt sind. Die 2-3 Liter sind nur der Entzug bei Starkzehrern. Schwachzeherer brauchen deutlich weniger, Bohnen zB nur 1 Liter/m². Hält man sich daran, sind die Beete in 20 Jahren immernoch überdüngt.
Düngt man den Garten mit eher nährstoffarmem Grünschnittkompost statt nährstoffreichem Küchenabfallkompost und hält sich an die max. 3 Liter, dann ist der Garten nach 20 Jahren immernoch zuviel gedüngt.
Frag mal Dietmar nach seiner letzten Bodenanalyse und wann er das letzte mal und wieviel Kompost ausgebracht hat.
Die Regel der Kompostwirtschaftsgärtner in D ist wohl:
man düngt einen (wahrscheinlich) mit P und K überversorgten Gemüsegarten mit viel Kali und Phosphor, eher wenig Stickstoff, dafür viel C im Humus gebunden. Der legt dann auch den letzten freiwerdenden N im Boden fest (auch im Boden gibts ein C/N-Verhältnis). Dem Gemüse fehlts somit am Motor. Der Boden völlig überdüngt, einseitig aber nichts da, N fehlt. Deswegen nur spärliches Wachstum. Der Gärtner sieht kein Wachstum, hat sich gemerkt, Dünger brauchts, düngt mit Kompost, also P und K, Organik rein, für die Struktur und Bodengesundheit, giesst, lockert, mulcht. Es fehlt immernoch an Stickstoff. Man hat nichts gewonnen.
Manche schwören auf zusätzlich Hornspäne, düngen damit aber nicht die Pflanzen, sondern verschieben nur das C/N-Verhältnis im Boden. Damit wird natürlich etwas mehr N frei, den Pflanzen gehts etwas besser.
Mit gezielter N-Düngung (mineralisch) kann man allerdings mit einem viertel der Menge an N das doppelte rausholen. Einfach weils damit möglich wird, zu dem Zeitpunkt N im Boden zu haben, wann er gebraucht wird.
Ich habe vor 4 Jahren das letzte mal Kompost auf meine Gemüsebeete gebracht, habe immernoch etwa den 4-5 fachen Humusgehalt wie die Gemüseäcker im Umkreis. Eigentlich viel zu viel.
Ich habe noch nichts wirklich vermisst. Lockern tut Kompost die sehr humosen Böden auch nicht mehr richtig, Regenwurmfutter, die stehen eher auf fridches Material.
Vielleicht gebe ich dieses Jahr wieder etwas Kompost, etwa 1-2 liter/m². Ich weiß auch gerade nicht, wohin mit der ganzen Komposterde. Ich lagere sie schon in Fässern.
Wenn ich etwas gebe, dann nur, um mal wieder ein paar gute Pilzsporen aus dem Kompost in den Boden zu bringen, das in den Beeten (Gemüse)Schadpilze wieder Konkurrenz bekommen.
Also wenn du mich nach einer ehrlichen Antwort frei jeglicher Ideologie fragst:
wenn das langjährige Gemüsebeete waren, sollte da noch genug an den Langzeitnährstoffen drin sein. Wenn du magst, mach eine Bodenanalyse für 20€, dann bist du auf der sicheren Seite.
Du hast die Fläche nur 5 Jahre? Was spricht dann gegen Mulchwirschaft? Man kann die Nährstoffe auch auf der Fläche verrotten lassen, wo sie entzogen worden sind. Hilft auch den Würmern und ist am wenigsten Arbeit. Das was ihr an Nährstoffen vom Beet über den Tisch in der Kanalisation entsorgt, wird aus den meisten Böden durch natürliche Verwitterung frei bzw es ist die einzige vernünftige Möglichkeit, Überschüsse an Nährstoffen abzubauen.
Machs nicht komplizierter als es ist, mach einfach Gemüse. Ein 5kg Säckchen schwefelsaurer Ammoniak oder Harnstoff, mehr würde ich nicht für 5 Jahre Gemüsebeet investieren.
PS: was die Hochbeete betrifft: wie konnten nur die Generationen vor uns Gemüse züchten, so ganz ohne Hochbeete und nur auf bestem Gemüseboden?
Ein Hochbeet empfinde ich als Bankrotterklärung, dann lieber Teichfolie-Kiesgarten.
Das was man meiner Meinung nach verstehen muss für Gemüse: Boden richtig bearbeiten und die Nährstoffe dann dorthin, wo sie gebraucht werden.
Was es nicht braucht, sind endlos viele unnötig teure Einkäufe in Gartencentern für eigentlich völlig unnütze Produkte.
Statt Kompostern aufstellen kann man auch einfach Mieten aufsetzen usw.
Ich wollts nur mal gesagt haben, sonst kann ich heut nicht ruhig schlafen...