Wenn ältere, gut verwurzelte Bäume absterben, liegt das weniger an Hitze und Trockenheit, sondern mehr an schlechter Pflege und starkem Pilzbefall.
Das ist einer dieser alten Lehrsätze, die längst einer Ergänzung bedürfen, weil sich die Grundparameter in nicht wenigen Regionen geändert haben. Ich empfehle dir, mal die Gegenden zu besuchen, wo es abwärts geht. Das ist zum Beispiel die südliche Mitte Deutschlands, wo seit Jahren dieser trockene Keil auf den Wetterkarten zu sehen ist und jedes Jahr Wochen mit 35-38° normal geworden sind, wo auch die Böden nicht perfekt sind.
Abgestorben auch auf meiner und anderen Wiese sind keineswegs alte, ungepflegte und morsche Äpfel. Die Bäume haben durchgäng Probleme, eine Häufung gibt es sogar bei den 10-20jährigen. Die grossen Alten kommen tendentiell noch besser weg. Draufgegangen sind bei mir z.B. Klarapfel, Goldparmänen, Glockenapfel, weitere kämpfen mit Diplodia mutila und werden wohl nicht zu retten sein. Das schafft es sogar in überregionale Zeitungen:
https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/streuobstwiesen-durch-pilz-gefaehrdet-spuren-der-hitze-16653263.htmlAn Pflege erhalten diese Bäume auch nach der Jugend eine freie, möglichst grosse Baumscheibe, Verjüngungsschnitte, schnelle Entfernung des Totholzes. Die Wiese drumrum wird zweimal jährlich gemäht, wobei die zweite Mahd mittlerweile meist ausfällt, weil sowieso alles trockendürr ist.
Ob es da überhaupt irgend eine Anpassung gibt, ist mir noch nicht klar. Das einzige, was wirklich gut wächst ist tatsächlich Myrobalane, bedingt (in der Jugend giessen) auch Quitte. Kirschen und vor allem Zwetschgen haben ebenfalls Probleme. Alte Kirschbäume, sofern sie nicht zu sehr von Monilia geplagt sind, überleben zumindest. Aber man kann nicht die ersten 15 Jahre des Baumlebens bewässern, bis er alt genug ist. Das geht am Hausgarten, aber nicht Wiesen im Aussenbereich, wo man mit Tanks und Anhängern hinmuss und dann noch das Wasser einen Hang hinaufschaffen bei glühender Hitze. Zwetschgen haben ebenso absterbende obere Äste. Bei denen und auch Äpfeln kommt hinzu, dass das Holz bei Wassermangel brüchiger wird, bei Windböen gibt es sehr leicht Bruch.
Innerhalb der Arten versuche ich, Sorten zu pflanzen die laut Literaturangaben trockenverträglicher sind, Sachen wie z.B. die Kasseler Renette. Man wird sehen. Jedenfalls bin ich auch dieses Jahr schon fünfmal dort gewesen mit Wasser, um jüngere Bäume zu giessen. Ich mach weiter. Suchend, aber noch nicht aufgegeben. Die Attraktivität von eigenem Obst ist eben sehr hoch, auch wenn so wie jetzt jahrelang kaum was zu ernten ist, um das Theradthema zu nennen. Dieses Jahr bisher ein paar Piros. Letzte Woche gab es sie schon von einem kommerziellen Anbauer. Und wenn ich diese gekauften Äpfel mit dem vergleiche, was ich vom eigenen Baum bekommen habe, dann weiss ich wieder sehr genau, wieso es sich lohnt, dranzubleiben. Es ist eine bodenlose Schande und grenzt an Betrug, was uns als Obst verkauft wird, am schlimmsten ist es beim Steinobst. Das geht nur, weil kaum ein Kunde noch eine Ahnung hat, wie gut reifes Obst schmeckt, das nicht von hemmungslos ertragsüberlasteten Bäumen stammt.