Merlin hat das Leben entdeckt. Es ist unglaublich wie aus diesem abgeklärten, menschenscheuen Streuner nach Jahren von jetzt auf gleich ein verschmuster, lebensfroher Witzbold geworden ist. Wenn er mir hinterherrennt macht er manchmal total lustige Galoppwechsel-Sprünge, wie ich sie bei einer Katze noch nie gesehen habe (unser letzter Hund, ein Doggenmischling hat das auch gemacht. Ich habe damals eine ganze Zeit gebraucht, bis ich kapierte, warum es bei aller Größe gar so „pferdig“ wirkte, wenn er über die Wiese rannte. ).
Er saust auf Bäume rauf und kuckt runter: Na, komm rauf, wenn Du kannst. Dafür, dass bis vor kurzem so gut wie keine Kommunikation mit ihm möglich war, ist er jetzt unglaublich aufmerksam, kommt fast immer auf Zuruf zu mir und lässt sich auch brav wieder aus dem Haus komplimentieren, wenn er ein Weilchen herinnen war. Er hat auch schon mehrfach im Wohnzimmersessel Probe gelegen und das für sehr annehmbar befunden.
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In der ganzen Zeit hat er noch nie auch nur andeutungsweise nach mir gehaut. Ich hatte eigentlich mehr oder weniger fest damit gerechnet, dass er sich mal vor der eigenen Courage erschrickt und losfeuert, v.a. als er plötzlich schmusen wollte, aber auch schon davor, wenn ich wieder einen Schritt weiter gegangen war. Allerdings konzentriere ich mich auch immer noch sehr auf ihn, wenn ich ihn streichle, so dass ich sofort merke, wenn etwas zu viel oder unheimlich wird.
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Mit Michou funktioniert es ganz passabel. Es gibt gelegentlich eine Backpfeife in die ein oder andere Richtung, aber keine wilden Keilerein mit „ich hasse dich, ich hasse dich“ wie mit dem letzten Kater und Raya. Anfangs war es für beide höchst befremdlich, wenn ich zuvor den /die jeweils andere/n gestreichelt hatte. Michou wandte sich angewidert ab „IGITT, Du stinkst nach diesem Kerl!“ und Merlin war irritiert „Du bist doch nicht etwa der verlängerte Arm von diesem Giftzwerg??“
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Eine enorme Hilfe ist er beim Unkrautstechen in der Wiese, da begleitet er mich gerne. Sobald ich stehen bleibe, um was auszustechen, plumpst er mir auf den Fuß „kraul mich, jetzt, sofort“. Also wird gekrault. Bleibe ich wieder stehen, plumps, liegt er wieder auf meinem Fuß. Mit ihm schaffe ich es glatt in der doppelten Zeit
. Und gestern hat er interessiert zugeschaut, wie ich an einem Wühlmausbau Fallen gestellt habe, unter Ermahnungen, dass das laut Arbeitsvertrag eigentlich sein Job wäre. Anschließend hat er versucht, die Fallen auszubuddeln. Aber er kann es schon auch, letzte Woche wurde ich zum Sonntagsfrühstück eingeladen, ein kapitaler Schermausbock von einem halben Pfund
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Wo noch kein Weg hingeht ist hochheben. Plan ist eigentlich, ihn beim Streicheln immer mal wieder sanft unter der Brust anzuheben. Aber der Kerl bleibt ja nicht stehen, der fällt ja immer sofort um, wenn er kommt
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