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kränkelnde Sauerkirsche (Gelesen 197 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Heidelbär
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kränkelnde Sauerkirsche

Heidelbär »

Hallo zusammen,

unsere Sauerkirsche zeigt starken Gummifluss und praktisch keinen Neutrieb. Safir, meines Wissens auf Gisela 5 im dritten Standjahr. Sie hatte stark geblüht, eher wenige Früchte von mieser, kümmerlicher Qualität.
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Der Standort ist vollsonnig im Norden einer Mauer, die Baumscheibe ist somit eher ein wenig vor der Sonne geschützt.

Immer wieder welken ganze Äste, vermutlich wegen Monilia? Ich schneide sie weg, aber ich sehe nicht, wie aus dem Bäumchen ein Baum werden sollte.
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Also wir das Haus gekauft hatten, stand im Garten eine Sauerkirsche mit ordentlichen Früchten und zwar im Vollschatten des Hauses, die wir aber leider umlegen mussten.

In unserer Gegend wuchern Ölbäume, Feigen, Granatäpfel, Artischocken... Wein gedeiht prächtig an den Nordseiten von Häusern.

Was haltet Ihr von den Erfolgsaussichten für diesen Baum. Ich habe gelesen, dass z.B. Cydorian sowieso eher für möglichst stark wachsende Unterlagen plädiert.

Ich trage mich jetzt mit dem Gedanken, an dem Standort unsere Kaki auszupflanzen und statt dessen einen weniger sonnigen Platz für eine neue Sauerkirsche zu finden.

Safir hatte ich ausgewählt wegen der angeblichen Unempfindlichkeit gegen Monilia. Gibt es bessere Alternativen? Ich spritze ungern, das machen die Profis sicherer und besser. Sauerkirschen gäbe es zur Not auch in guter Qualität beim Bauern.
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thuja thujon
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Re: kränkelnde Sauerkirsche

thuja thujon » Antwort #1 am:

Ich kenne das Mainzer Becken jetzt nicht wirklich und Heidelberg ist auf der falschen Rheinseite, aber der aktuelle Wuchs vom Gras untendrunter zeigt an, dass das selbst in der aktuellen Rasenwuchs-Sommerpause jetzt viel zu trocken steht, sonst wären die Samenstände rund 10cm höher.

Sprich, dem Baum fehlt Wasser. Unten. Echtes Wasser und ausreichende Mengen davon. Das nur prinzipiell zum Obstbau, ohne ausreichend Wasser gehts nicht.
Der Baum als Einzelexemplar hat sich vermutlich alle Infektionen eingefangen, was so verfügbar war, kann durchaus der thermischen Verwertung zugeführt werden. Die Nachfolger, welche auch immer, sollten aber eine Leistungsstarke Beregnung erfahren dürfen. Ich denke bei dir ists nicht viel anders, etwa 110mm Niederschlag seit der Blüte, bei über 400mm negativer Wasserbilanz. Wenn es nicht vom Himmel kommt, muss es woanders herkommen, sonst wird kein Schuh draus.
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555Nase
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Re: kränkelnde Sauerkirsche

555Nase » Antwort #2 am:

...Und einen artgerechten Schnitt nicht wieder vergessen.
Gruß aus Karl-Chemnitz-Murx
Selbstversorgt-lebenDE
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Re: kränkelnde Sauerkirsche

Selbstversorgt-lebenDE » Antwort #3 am:

Hallo,
dein Gummifluss plus fehlender Neutrieb in Kombination mit welken Ästen deutet stark auf Monilia in Verbindung mit Stress (Wurzeldruck, Boden, Unterlage) hin – auch bei der angeblich robusteren 'Safir'.
Gisela 5 ist eine schwachwachsende Unterlage – perfekt für kleine Gärten, aber wenig tolerant gegenüber Hitze, Trockenheit und Bodenstress, was bei Südlage plus Mauer rasch zum Problem wird.

Mein Rat:
Wenn du sowieso kaum Freude am Baum hast – Standortwechsel. Eine neue Sauerkirsche auf starker Unterlage (z. B. Weichsel-Sämling oder Colt) an einem weniger heißen, gut durchlüfteten Ort wird deutlich besser performen.
Alternativ passt eine Kaki dort perfekt – das Mikroklima scheint für wärmeliebende Gehölze ideal.

Viele Grüße
Florian
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Heidelbär
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Re: kränkelnde Sauerkirsche

Heidelbär » Antwort #4 am:

thuja thujon hat geschrieben: 19. Jul 2025, 22:52 Ich kenne das Mainzer Becken jetzt nicht wirklich und Heidelberg ist auf der falschen Rheinseite, aber der aktuelle Wuchs vom Gras untendrunter zeigt an, dass das selbst in der aktuellen Rasenwuchs-Sommerpause jetzt viel zu trocken steht, sonst wären die Samenstände rund 10cm höher.

Sprich, dem Baum fehlt Wasser. Unten. Echtes Wasser und ausreichende Mengen davon. Das nur prinzipiell zum Obstbau, ohne ausreichend Wasser gehts nicht.
Der Baum als Einzelexemplar hat sich vermutlich alle Infektionen eingefangen, was so verfügbar war, kann durchaus der thermischen Verwertung zugeführt werden. Die Nachfolger, welche auch immer, sollten aber eine Leistungsstarke Beregnung erfahren dürfen. Ich denke bei dir ists nicht viel anders, etwa 110mm Niederschlag seit der Blüte, bei über 400mm negativer Wasserbilanz. Wenn es nicht vom Himmel kommt, muss es woanders herkommen, sonst wird kein Schuh draus.
Es klingt mir immer so, als hätten wir ähnliches Klima. Hier sind seit Anfang April 100 mm gefallen. Gegossen habe ich ca. 10 bis 20 Liter pro Tag, aber zu spät damit begonnen. Offenbar muss ich deutlich mehr gießen.

Im Gemüsebeet bin ich auf den Rasensprenger umgestiegen, seither läuft es dort besser, bei der Beregnung schlämmt der Boden nicht so ein.

Die anderen Bäume sind mit den Bedingungen deutlich besser weggekommen. Ich mache ihn weg, dann hat die Kaki noch ein paar Wochen Zeit zum Anwachsen.
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Re: kränkelnde Sauerkirsche

Heidelbär » Antwort #5 am:

555Nase hat geschrieben: 19. Jul 2025, 23:48 ...Und einen artgerechten Schnitt nicht wieder vergessen.
Die Äste waren im Großen und Ganzen einjähige Triebe und voll garniert. Im Herbst hätte ich den Stamm auf 60 cm entastet, was 50% der Krone entfernt hätte. Dieses Jahr hätte ich Neutrieb im oberen Bereich gewartet und dann den Schnitt durchgeführt. Wo ist der Fehler?
Heidelbär
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Re: kränkelnde Sauerkirsche

Heidelbär » Antwort #6 am:

Selbstversorgt-lebenDE hat geschrieben: 20. Jul 2025, 05:24 Wenn du sowieso kaum Freude am Baum hast – Standortwechsel. Eine neue Sauerkirsche auf starker Unterlage (z. B. Weichsel-Sämling oder Colt) an einem weniger heißen, gut durchlüfteten Ort wird deutlich besser performen.
Alternativ passt eine Kaki dort perfekt – das Mikroklima scheint für wärmeliebende Gehölze ideal.
Danke für den Tipp. Leider werde ich kaum noch einen Standort für die Sauerkirsche finden. Falls mir doch noch eine Option einfällt, nehme ich die stark wachsende Unterlage.
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Re: kränkelnde Sauerkirsche

thuja thujon » Antwort #7 am:

Das mit dem ähnlichen Klima liegt daran, dass Mannheim nicht so weit vom Mainzer Becken entfernt ist.

10-20 Liter pro Tag gießen finde ich falsch. Wenn tatsächlich mal gegossen wird, nicht öfter als einmal die Woche, dann durchdringend. Also wenn 50Liter auf einer anderthalb Meter Scheibe unterm Baum fehlen, dann auch 50 Liter geben. Die Wurzeln sollen Tagelang vom Vorrat zehren und der Feuchtigkeit in der Tiefe nachwachsen. Tägliche Wassergaben verhindern das.

Der Baum ist aber kein Gießproblem, sondern der hat sich halt was eingefangen, leider als er noch zu klein war, deswegen ist nicht mehr viel zu holen.
Khaki jetzt pflanzen, ja, wird passen, nächste Woche soll es auch wieder deutlich feuchter werden, das schützt etwas vor Verdunstung. Im Sommer belaubte Bäume ausgraben und neu eingraben braucht allerdings bisschen Pflege, also wässern und evtl Rückschnitt der Triebe, Früchte am besten entfernen.

Rasensprenger im Gemüsebeet: überschätze die Viereckschwenkregner nicht. Grabe mal nach 2 Stunden Betrieb im Boden, wie tief das Wasser eingedrungen ist. Selten erreicht es mal 2cm Tiefe. Viel zu wenig.
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Re: kränkelnde Sauerkirsche

cydorian » Antwort #8 am:

Sauerkirschen gelingen ähnlich wie Aprikosen besser in kontinentalem Klima. Entsprechend herrscht auch viel Züchtungsaktivität und Anbau beispielsweise in Ungarn. Warme Becken und Täler, atlantisch beeinflusst haben immer Probleme, das Heilbronner Becken hier ist ähnlich beknackt. Die Kombination aus einerseits wenig Niederschlag, andererseits aber höhere Luftfeuchtigkeit, ein höherer Taupunkt ist höchst ungünstig. Dann noch im Hausgarten mit windbremsender Bebauung und Bepflanzung, oje. Die schwachen Fröste dort nutzen dir überhaupt nichts, im Gegenteil, das führt nur zu frühem Austrieb und längerem Infektionszeitraum. Bleib besser bei Feigen. In den angrenzenden (auch windigen) Höhenlagen geht weit besser. Deine hat Monilia, kräftig, auch im Altholz, solche Harztopfen an den typischen Stellen zeigen das. Auch bei mir sind dieses Jahr wieder angeblich sehr gut resistente Sorten brutal befallen. Andere Probleme mit Wasser, Boden, Unterlage kommen vielleicht noch dazu. Aber auch bester Boden und Pflege schützt nicht vor Monilia. Der Baum kann sich jedoch bei mittlerem Befall und hoher Wuchskraft besser regenerieren, es gibt mehr Holz zum zurückschneiden...

Der beste Standort in bebautem Gebiet ist an einer Hauswand, möglichst weit überdacht, Richtung Osten offen. Auch nach Süden geht, sie hält Hitze gar nicht schlecht aus, weit besser wie Süsskirschen.
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