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Habt ihr eine Maulbeere?? (Gelesen 217207 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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Witan
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Re: Habt ihr eine Maulbeere??

Witan » Antwort #1275 am:

Obwohl es sich bei echten Nigras um Morus handelt, ist die Kompatibilität mit anderen Maulbeerarten zu Veredelungszwecken nur mäßig gegeben. Oft greifen die Veredelungen nicht oder sterben nach einer Weile wieder ab, auch nach Jahren kann eine veredelte Nigra noch absterben. Aus dem Grund setze ich grundsätzlich alle veredelten Nigras unterhalb der Veredelungsstelle in die Erde, damit diese wie bei einer Abmoosung möglichst bald eigene Wurzeln bekommt.

Von Veredelungen auf Maclura habe ich noch nicht gehört, aber ich gehe Mal stark davon aus, dass es nicht funktionieren würde.
Tünde
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Re: Habt ihr eine Maulbeere??

Tünde » Antwort #1276 am:

Witan, Du hast ja eine sehr große Maulbeersammlung und damit auch eine sehr gute Vergleichsgrundlage.
Was wären Deine Top 10 Sorten rein vom Geschmack her (ungeachtet Winterhärte, Wuchseigenschaften usw.)?
Witan
Beiträge: 330
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Re: Habt ihr eine Maulbeere??

Witan » Antwort #1277 am:

Geschmack ist mir persönlich bei Maulbeeren ja der wichtigste Faktor, zeitgleich ist es natürlich auch was sehr subjektives.
Mir ist hierbei aufgefallen, dass es innerhalb jeweils einer Maulbeerart natürlich bessere und schlechtere Sorten gibt vom Geschmack her, aber ich eigentlich schon fast eine Topliste der Maulbeerarten oder Hybride untereinander machen müsste, da zwischen den Arten und Hybriden dann doch die markantesten Geschmacksunterschiede zu finden sind, die ich sehr schätze, um eine gute Abwechslung zu haben. Sorten innerhalb einer Art sind oft sehr ähnlich und man könnte dort dann mehrere Top geschmackliche Sorten nennen.

Sich auf eine festzulegen ist dann doch schwer, insbesondere, da es auch geschmackliche Schwankungen von Jahr zu Jahr gibt.
So war z.B. Shangri La in den vergangenen Jahren für mich eine Topsorte, mit einem köstlichen Geschmack, der etwas an Schwarzkirschen erinnerte, aber dieses Jahr einfach nur säuerlich und wässrig enttäuschend.
Jedes Jahr mache ich hier neue Erkenntnisse, da ich mehr und mehr Maulbeeren importiere und nach und nach verköstigen kann.

Basierend auf meinem aktuellen Stand würde ich folgende Top 10 nennen:

Morus Nigra - Eigentlich jede echte Auslese innerhalb der Art, der Geschmack ist vollreif himmlisch und eigentlich schwer mit irgendwas zu vergleichen. Eine gewisse Parallele sehe ich zu sonnengereiften Orangen, wobei es doch was ganz eigenes ist. Der Baum muss jedoch gesund und gut etabliert sein, sonst schmecken die Früchte auch voll reif sehr sauer.

Saharanpur (Morus alba x macroura) - Unglaublich honigsüße Maulbeere, die aber auch was fruchtiges mit sich bringt. Viele vergleichen den Geschmack mit Honigmelonen, dem kann ich aber nur zustimmen, wenn die Maulbeere noch nicht ganz ausgereift ist. Vollreif erinnert mich diese vom Geschmack sehr an die "Große grüne Reneklode", auch durchaus mit einer Pfirsicharomatik. Nur leicht gereift und dann noch recht grün geht der Geschmack sehr in Richtung Zuckererbsen.

Yunnan milk (Von mir importierter Hybrid aus dem Dschungel von Yunnan in China) - Für mich ein vorzügliches Aroma, welches an sehr aromatische Apfelsorten erinnert, kombiniert mit einer tollen sirupartigen Süße bei Vollreife.

Chicken Claw (Von mir aus China importierte Morus australis var. trilobata) - Nach chinesischen Untersuchungen mit allen verbreiteten Maulbeeren, die Maulbeere mit dem höchsten Brixwert überhaupt. Geschmacklich kommt das aber oft gar nicht so rüber, da man zwar eine sehr heftige Süße merkt, die aber auch durch eine leichte Säure eingedämpft wird. Die Früchte haben deutliche Fruchthärchen, die beim Verzehr aber nicht stören, zudem beim kauen eine schleimige Konsistenz, die etwas an Okra erinnert. Vollreif, ja eigentlich überreif ein wirklich köstliches Aroma, das ich schwer mit irgendwas vergleichen kann, aber anders als bei allen anderen Maulbeeren mit hoher Süße und dezenter Säure.

Taiwan Long (Morus wittiorum, oft fälschlicherweise als Morus macroura verkauft) - Die längste Maulbeere überhaupt, die hier erhältlich ist. Es gibt aber Morus wittiorum Auslesen, die noch länger werden. Hier muss man bei der Reife geduldig sein, da sie schon früh umfärbt aber dann noch einen sehr erdigen, süßlich rübenartigen Geschmack besitzt. Voll ausgereift, ja auch am besten überreif, verliert sich dieses erdige zum Glück vollkommen. Hiernach ist diese Maulbeere unglaublich süß und aromatisch. Das Aroma schwankt von Jahr zu Jahr sehr bei mir, hat aber manchmal etwas von sonnengereiften Granatäpfeln, aber oftmals auch ein unbeschreiblich einzigartiges Aroma.

Morus Macroura - Hier könnte man z.B. Pakistan black nennen, aber es gibt viele Vertreter, die meiner Meinung ähnlich schmecken. Neben einer guten Süße, auch eine leichte fruchtige Säure, zudem etwas leicht florales im Aroma, schwer zu beschreiben aber sehr köstlich.

Morus cathayana (Hier konnte ich bisher nur eine weibliche Auslese probieren) - Geschmacklich durchaus eine gewisse Ähnlichkeit zur Morus macorura, jedoch mit deutlich besserer Winterhärte. Ich denke es wird noch paar Jahre dauern bis ich mehr zum Geschmack sagen kann, da ich die Art auch noch nicht so lange habe, aber sie hat mich direkt unglaublich überzeugt.

Morus alba x rubra Hybride (Hier könnte man wieder viele gute Auslesen nennen, ich besitze auch seltene reine Morus rubra, die bei mir aber noch nicht alt genug sind um geschmacklich ein finales Urteil zu fällen) - Der typisch leckere würzig süß-säuerliche Geschmack, der mit Vollreife mehr ins Süße übergeht.

Yugoslavia (Morus alba x kagayamae) -Ein toller Hybrid der die positiven Eigenschaften von Morus kagayamae mit den positiven Eigenschaften einer großfruchtenden Morus alba kombiniert hat. Hier ist es auch wichtig zu warten, bis die Früchte wirklich weich werden, da die Umfärbung auf schwarz allein noch keine reifen Früchte mit sich bringt.

Morus alba - Hier sind ja viele überhaupt kein Fan von, aber es gibt wirklich köstliche Auslesen von Morus alba, jedoch auch viele, die wirklich grasig, fad, wässrig und langweilig schmecken, man muss hier also besonders aufpassen und auch sehr auf die richtige Reife achten. Bei dieser Art gibt es sowohl schwarzfruchtende Auslesen, als auch weiße, als auch lilane und farblich marmorierte. Jede Farbe bringt hier ihren eigenen Geschmack mit, wobei nur schwarze etwas Säure besitzen.

Weißfruchtende Morus alba sind sicherlich nur etwas für Leute, die auch Obst ohne Säure mögen. Ich persönlich tue das und wirklich gute weißfruchtende Morus alba sind nicht grasig und fad, sondern besitzen vollreif (dann durchaus gelblich, mir bräunlichen Zuckerflecken und einer glänzenden leicht sirupartigen Fruchtoberfläche) einen honigwürzigen, brotig-malzigen Geschmack.

Lilafruchtende Morus Alba sind den weißen Geschmacklich oft ähnlich, jedoch gehen sie vom Aroma weniger ins malzige, sondern bieten eine andere Würze.

Schwarzfruchtende Morus alba besitzen Säure, wenn auch Vollreif eine nur sehr dezente und ein gewisses Beerenaroma. Bei Morus latifolia, die oft gerne mit Morus alba gleichgesetzt wird, sind die Früchte hierbei auch bei Vollreife fester und besitzen dann oft ein deutliches Zuchtheidelbeeraroma.

Als Bonus würde ich noch die Sorte "Austurkey" erwähnen. Einen subtropischen Maulbeerhybrid, mit den massivsten Früchten vom Gewicht neben der chinesischen Züchtung Guoxian No.1
Für die Fruchtgröße besitzt diese Sorte ein tolles süß saures Beerenaroma, das für mich besser ist als bei manch guten kleinfruchtenden Rubrahybriden oder Albaauslesen.

Ich guten Jahren wäre auch Shangri La bzw. Tice sehr erwähnenswert, dann wie gesagt mit einem Schwarzkirscharoma.

Es kommen sicherlich mit den Jahren aber noch neue Erkenntnisse dazu, immerhin teste ich aktuell schon so viele neue Sorten, die bei mir bisher noch nicht getragen haben.
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