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Gärtnereiensterben? (Gelesen 9973 mal)
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- hobab
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Re: Gärtnereiensterben?
Andreas, du fasst das immer schön zusammen. Auch wenn du von der eigenen Firma sprichst, kann ich das gut nachvollziehen. Die meisten Gärtnereien sind allerdings Kleinstbetriebe mit Familie und zwei, drei Angestellten und vielen Praktikanten und Helfern - die können sich schlecht diversifizieren, kommen kaum mit der Arbeit hinterher und verdienen zu wenig um Experimente zu machen. Und die Bauhaus/Discounterangebote verderben die Preise - realistische Preise, von denen man leben kann, müssten ein vielfaches sein - es sei denn man spezialisiert sich auf wenige Kulturen für Großkunden. Ein großes Sortiment anzubieten, bedeutet auch immer hohe Verluste. Vieles geht durch Gießfehler kaputt, wird nicht gekauft und muss weggeschmissen werden und so weiter und so fort. Es gibt Zeiten da steht das Personal nur rum und hat nichts zu tun, all diese Kosten müssen letztendlich in den Pflanzenpreis hinein, da hat es ein Discounter viel leichter, in dem Pflanzen nur ein Nischengeschäft sind.
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- AndreasR
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Re: Gärtnereiensterben?
Ja, Kleinbetriebe haben es naturgemäß viel schwerer, ich sehe das auch in unserer Branche (ich arbeite im Büro eines Catering-Unternehmens), da haben in Corona-Zeiten schon viele aufgegeben, während wir uns zum Glück gerade so über Wasser halten konnten, indem wir die Zeit für umfangreiche Umstrukturierungen genutzt haben, auch wenn's erstmal viele Rücklagen gekostet hat. Das war letztendlich unsere Rettung gewesen, denn so konnten wir dann direkt durchstarten und die wieder ansteigenden Nachfrage bedienen. Mittlerweile haben wir doppelt so viele Mitarbeiter, das sind also schon enorme Veränderungen in kurzer Zeit. Auch in den letzten zwei Jahren haben immer wieder Mitbewerber den Laden zugemacht, weil sie die Auflagen nicht mehr stemmen konnten, es Probleme mit dem Personal gab usw.
Wir mussten die Löhne stark erhöhen, viele Mitarbeiter sind dennoch gegangen, aber zum Glück konnten wir immer wieder neue finden. Aber wenn alle mit anpacken und auch mal die Zähne zusammenbeißen, schafft man das schon. Ich habe zum Teil 75 bis 100 Überstunden vor mir hergeschoben, die ich lieber im Garten verbracht hätte (war natürlich ausgerechnet im Frühling), konnte das aber zum Glück alles wieder aufholen. Einige meiner Kollegen haben hingegen das Handtuch geworfen und sich beruflich anders orientiert, weil ihnen der Druck zu groß wurde. Auch in unserer Branche sind einige Bereiche eben sehr saisonal, so dass nur die Teile, die kontinuierlich laufen, einen über Wasser halten, auch wenn man damit kein Geld verdienen kann - aber wenigstens die laufenden Kosten können so gedeckt werden. Man muss halt auch bereit sein, Risiken einzugehen...
Wir mussten die Löhne stark erhöhen, viele Mitarbeiter sind dennoch gegangen, aber zum Glück konnten wir immer wieder neue finden. Aber wenn alle mit anpacken und auch mal die Zähne zusammenbeißen, schafft man das schon. Ich habe zum Teil 75 bis 100 Überstunden vor mir hergeschoben, die ich lieber im Garten verbracht hätte (war natürlich ausgerechnet im Frühling), konnte das aber zum Glück alles wieder aufholen. Einige meiner Kollegen haben hingegen das Handtuch geworfen und sich beruflich anders orientiert, weil ihnen der Druck zu groß wurde. Auch in unserer Branche sind einige Bereiche eben sehr saisonal, so dass nur die Teile, die kontinuierlich laufen, einen über Wasser halten, auch wenn man damit kein Geld verdienen kann - aber wenigstens die laufenden Kosten können so gedeckt werden. Man muss halt auch bereit sein, Risiken einzugehen...
- hobab
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Re: Gärtnereiensterben?
Im Tagesgeschäft ist das bei kleinen Betrieben schwer, dafür muss man auch mal Ruhe haben und zurücktreten. Oder klar sagen ich mache nur Nischengeschäft und dann über Märkte tingeln, oder mühselig Internetversand.
Da leuchtet mir Produktion für Gala oder Weiterverkäufer generell, als einigermaßen verlässlicher Verdienst, mehr ein. Für Pflanzen an privat brauchst du keine Gärtner (außer als Verkaufspersonal), sondern Logistiker, Buchhalter, eine gute Personalabteilung und musst gut organisieren können. Mit den Ressourcen lässt sich in anderen Branchen mehr Geld verdienen….
Da leuchtet mir Produktion für Gala oder Weiterverkäufer generell, als einigermaßen verlässlicher Verdienst, mehr ein. Für Pflanzen an privat brauchst du keine Gärtner (außer als Verkaufspersonal), sondern Logistiker, Buchhalter, eine gute Personalabteilung und musst gut organisieren können. Mit den Ressourcen lässt sich in anderen Branchen mehr Geld verdienen….
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