Hui, da hat sich jetzt einiges zum Beantworten angesammelt :oDie "Grundfrage", was denn nun Moose von Flechten unterscheidet, dürfte nun ja nicht zuletzt auch durch die Weblinks geklärt sein: von den zu den Embryophyta zählenden, weitaus höher entwickelten Moosen sind Flechten klar abgegrenzt - nämlich als das Resultat einer Symbiose aus einem Pilzpartner (Mykosymbiont, fast immer Vertreter der Schlauchpilze, Ascomycota) und einem oder mehreren photosynthetisierenden Partnern (Photosymbiont). Letztere sind meist Grünalgen (Chlorophyta), manchmal auch "Blaualgen" (also Cyano
bakterien, die man eigentlich nicht als Algen bezeichnen sollte).
Flechten sind üblicherweise NICHT aufzutrennen, sprich, der zugehörige Pilz und die zugehörige Alge leben nicht getrennt, können m.W. nicht einmal getrennt leben.
Das stimmt so nicht. Für die Alge ist der symbiotische und strukturbildende Pilzpartner zwar praktisch (er bietet ihr Schutz vor Austrocknung und zu starker Sonneneinstrahlung, dient durch seine Größe auch als "Staubfänger" für in der Luft verteilte Kleinstpartikel, die als Dünger verwertet werden können), aber alles andere als lebensnotwendig. Im Labor lässt sich die jeweilige Alge (bzw. das Cyanobakterium) ohne Probleme abtrennen und als Single kultivieren.Der Pilz hat es da etwas schwerer (er ist stärker an das Zusammenleben angepasst bzw. darauf angewiesen als die Alge), im Laborversuch ist der Pilzpartner nur selten isoliert zu halten. Die getrennt kultivierten Partner bilden übrigens, sobald wieder vereint, wiederum von selbst die Flechtensymbiose aus.Die Flechtensystematik orientiert sich ebenfalls hauptsächlich am Pilzpartner, der übrigens auch der einzige Partner in der Symbiose ist, der noch zu sexueller Vermehrung fähig ist. Die Algenpartner sind auf vegetative Vermehrung durch Bruchstücke und knospenähnliche Gebilde angewiesen und ansonsten durch den Pilz zum Zölibat verdammt. Die Cyanobakterien hingegen sind ohnehin entwicklungsbiologisch viel zu alt, um sich mit neumodischen Konzepten wie Sex auszukennen
Ich weiß nicht, ob Algen nicht allein außerhalb des Wassers leben können. Wie ist das mit Algen an Hauswänden?
Können sie. Sogar ausgesprochen gut, auch bei geringer Luftfeuchte. Zwei bekanntere Gattungen dieser sog. Luftalgen sind Apatococcus (
hier auf einer Steinmauer) und Trentepohlia, die mal auf
Planten für Rätselraten gesorgt hat (als Belag auf einem Birnbaum, denk ich)Hier mit dem Binokular gesehen:
Und hier die einzelnen Zellen im Durchlicht:
Falls noch Fragen offen sind - freu mich aufs Beantworten ;)Liebe GrüßeAndreas