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Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten? (Gelesen 187843 mal)
Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Richtig und da der Wolf ein sehr kluges Tier ist, wird wenn er zunimmt er den Ziegen- und Schafbesitzern ihre Tiere reissen. Hier in Italien auch Fohlen un Kàlber. Da braucht es hier nichts mehr das die Stimmung kippt und die ohnehin schon schwierige Situation fuer oft aeltere Landwirte wird so nicht besser.
Wer etwas will, findet Wege, wer etwas nicht will, findet Gründe.
Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Amur hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 08:19
WEnn man heute die Probleme sieht die der Wolf für Tierhalter verursacht, dann weiss man warum der Wolf ausgerottet wurde. Vor allem weil er letztendlich für einen großen Teil der Bevölkerung existenzgefährdend war da fast jeder seine Tiere in Freien laufen liess.
Erstens gibt - oder: gäbe - es heute effiziente Möglichkeiten, um Nutztiere wie Schafe zu schützen. Und wir haben heute nicht nur die praktischen Mittel, sondern - ganz entscheidend - auch die finanziellen Mittel, um das tun zu können.
Dass dieser Schutz nie hundertprozentig sein wird, ist eine Binsenwahrheit, die nichts voranbringt. Trotz effizienter Schutzmaßnahmen gibt es auch Verkehrsunfälle, umstürzende Bäume etc.
Zweitens sind oder: wären Wölfe für einen sehr kleinen Teil der heutigen Bevölkerung existenzschädigend bis -gefährdend. Denen könnte man helfen, wenn man denn wollte. Der meiner Meinung nach sehr sachliche und fachliche Leserbrief, den ich hier gestern eingestellt habe und der diese interessante Debatte hier ausgelöst hat, zeigt das auch.
Für alle anderen - und damit den weitaus größten Teil der Bevölkerung - ist der Wolf weder existenz- noch sonstwie -gefährdend.
- lerchenzorn
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Der große Teil der Bevölkerung war bereits im 17. Jahrhundert der Meinung, dass ihn die zwangsweise Verpflichtung zur Teilnahme an herrschaftlich angeordneten Wolfsjagden lästigerweise von wichtigeren Dingen abhält. Die Städter mussten mit Androhung empfindlicher Strafen zu den Jagden bei Neuschnee und zur Beteiligung am Bau von Wolfsgärten gezwungen werden. Sie drückten sich auch dann noch davor, so gut sie konnten. Das in einer Hochphase der Wolfsbestände nach dem dreißigjährigen Krieg und bis in das frühe 18. Jahrhundert.
(B. Seiffert: Über die Wolfsjagden und das Jagdlaufen der Bürgerschaft in Strausberg. Brandenburgia 1899)
Der Wolf ist ein Problem für die Freiland-Tierhaltung und die Halter müssen so gut wie möglich unterstützt werden. Dass Wolfsübergriffe für die ohnehin wirtschaftlich schlecht gestellten Schäfer eine besondere Belastung in vielerlei Hinsicht sind, ist unbestritten. Den Niedergang der Weidewirtschaft haben aber niemals die Großraubtiere verursacht oder eingeleitet. Extensive Weidesysteme haben sich ausgerechnet dort am längsten erhalten, wo auch Wolf, Bär und Luchs nach ihrer Ausrottung in Mitteleuropa überlebt haben. Ohne, dass beides in einem unmittelbaren Zusammenhang steht.
(B. Seiffert: Über die Wolfsjagden und das Jagdlaufen der Bürgerschaft in Strausberg. Brandenburgia 1899)
Der Wolf ist ein Problem für die Freiland-Tierhaltung und die Halter müssen so gut wie möglich unterstützt werden. Dass Wolfsübergriffe für die ohnehin wirtschaftlich schlecht gestellten Schäfer eine besondere Belastung in vielerlei Hinsicht sind, ist unbestritten. Den Niedergang der Weidewirtschaft haben aber niemals die Großraubtiere verursacht oder eingeleitet. Extensive Weidesysteme haben sich ausgerechnet dort am längsten erhalten, wo auch Wolf, Bär und Luchs nach ihrer Ausrottung in Mitteleuropa überlebt haben. Ohne, dass beides in einem unmittelbaren Zusammenhang steht.
Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Stimmt, aber so moechte heute kaum einer Leben
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Darum geht es ja nicht. Es zeigt doch, dass selbst damals, unter ungleich schlechteren Bedingungen, ganz andere Dinge als die Großraubtiere den Menschen Probleme bereitet haben.
Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Stimmt, als hier eine Wolfin eingewandert ist und ich diese Ansicht oeffentlich vetrat, wurden mir ein Hund, ein Hengst und ein Fohlen von Unbekannten getoetet...
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
lerchenzorn hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 09:27
Extensive Weidesysteme haben sich ausgerechnet dort am längsten erhalten, wo auch Wolf, Bär und Luchs nach ihrer Ausrottung in Mitteleuropa überlebt haben. Ohne, dass beides in einem unmittelbaren Zusammenhang steht.
Findest Du? Ich würde da einen unmittelbaren Zusammrnhang sehen.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Nein, ich sehe nicht, dass die Präsenz der Großraubtiere die Erhaltung der Weidewirtschaft begünstigt. Sie schaffen auch in osteuropäischen Ländern zusätzliche Belastungen und erfordern aufwändige Schutzmaßnahmen.
@thogoer
Aufgeheizte Stimmungen um das Thema gibt es in Deutschland auch zur Genüge. Leider. Aber es ging ja um das Jagdrecht. Und Hobby-Jägerei ist schlicht und einfach kein geeignetes Instrument für den Umgang mit diesen Tieren.
@thogoer
Aufgeheizte Stimmungen um das Thema gibt es in Deutschland auch zur Genüge. Leider. Aber es ging ja um das Jagdrecht. Und Hobby-Jägerei ist schlicht und einfach kein geeignetes Instrument für den Umgang mit diesen Tieren.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
alun hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 10:08lerchenzorn hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 09:27
Extensive Weidesysteme haben sich ausgerechnet dort am längsten erhalten, wo auch Wolf, Bär und Luchs nach ihrer Ausrottung in Mitteleuropa überlebt haben. Ohne, dass beides in einem unmittelbaren Zusammenhang steht.
Findest Du? Ich würde da einen unmittelbaren Zusammrnhang sehen.
Der einzige Zusammenhang ist der dass dies alles extrem arme und sehr dünn besiedelte Gebiete waren in denen die armen Teufel Tag und Nacht bei den Herden gehaust haben. Wie schon erwähnt, wird das heute kaum noch jemand machen.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
lerchenzorn hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 10:19
@thogoer
Aufgeheizte Stimmungen um das Thema gibt es in Deutschland auch zur Genüge. Leider. Aber es ging ja um das Jagdrecht. Und Hobby-Jägerei ist schlicht und einfach kein geeignetes Instrument für den Umgang mit diesen Tieren.
warum sollte es nicht gehen den Wolf in definierten Gebieten zu lassen und ausserhalb zum Abschuss freigeben? Beim Rotwild seit Jahrzehnten Praxis. Da brauchts keine grossartigen Spezialisten dafür.
Vielleicht gibts dann ja auch Wolfszüchter wie es welche gibt die Rotwild in Massen haben wollen.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
bristlecone hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 08:47
Erstens gibt - oder: gäbe - es heute effiziente Möglichkeiten, um Nutztiere wie Schafe zu schützen. Und wir haben heute nicht nur die praktischen Mittel, sondern - ganz entscheidend - auch die finanziellen Mittel, um das tun zu können.
Dass dieser Schutz nie hundertprozentig sein wird, ist eine Binsenwahrheit, die nichts voranbringt. Trotz effizienter Schutzmaßnahmen gibt es auch Verkehrsunfälle, umstürzende Bäume etc.
Zweitens sind oder: wären Wölfe für einen sehr kleinen Teil der heutigen Bevölkerung existenzschädigend bis -gefährdend. Denen könnte man helfen, wenn man denn wollte. Der meiner Meinung nach sehr sachliche und fachliche Leserbrief, den ich hier gestern eingestellt habe und der diese interessante Debatte hier ausgelöst hat, zeigt das auch.
Für alle anderen - und damit den weitaus größten Teil der Bevölkerung - ist der Wolf weder existenz- noch sonstwie -gefährdend.
Es ist klar dass der Wolf 90% oder mehr der Bevölkerung nicht wirklich tangieren wird. Der eine oder andere ausgebüxte Hund der dann nicht mehr zurückkommt ist auch kein Drama.
Was letztendlich verschwinden wird, sind kleine Hobbylandwirte mit ein paar Schafen. Bereits heute gibt es Bundesländer die Entschädigungen nur an Haupterwerbslandwirte zahlen. Wobei sich das ständig ändert, kann also inzwischen wieder anders werden.
Aber die wenigsten werden den Aufwand betreiben mit der extremen Zäunerei um überhaupt Entschädigungen zu bekommen. Die grossen kommen sicher weiter, werden staatliche Hilfen bekommen, hässliche Zäune bauen die den Rest der Welt von diesen Flächen aussperrt und fertig.
Der Wolf als Regulator von Wildbeständen funktioniert auch nicht überall. Es gibt ja durchaus noch Gegenden in denen der Wolf nie weg war. Da gibts welche die trotzdem sehr viel Wild (für die Forstwirtschaft zu viel) haben.
Exoten wie Muffelwild werden verschwinden.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Das Muffelwild, dass hier im Nachbarort in einem großen Eichenwald lebt(Naturschutzgebiet), ist schon durch die Luchse extrem bedroht und der Bestand mittlerweile stark gefährdet, dies führt zur Verdichtung der Krautschicht in den Wäldern, wie es in einem Gutachten heisst (wofür auch immer das gut oder schlecht ist.). Auch in einem Steinbruch, in dem die Mufflons nicht bejagt werden und dort in rechtem Frieden leben sind nun Luchse auf der Jagd. Kämen noch Wölfe dazu (auch die wurden in der Gegend schon gesichtet), wäre der Muffelwildbestand vermutlich verloren. (Mufflons gelten als 'unachtsam', sind also eine leichte Beute.)
Ergänzung: Die hiesigen Mufflons wurden 1906 hier angesiedelt(bei Harzgerode) um die "verarmte Natur zu bereichern". Eingesetzt hat sich dafür vor allem ein Hamburger Makler.
Ergänzung: Die hiesigen Mufflons wurden 1906 hier angesiedelt(bei Harzgerode) um die "verarmte Natur zu bereichern". Eingesetzt hat sich dafür vor allem ein Hamburger Makler.
Viele Grüße von
RosaRot
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Ihr seht also keinen Zusammenhang zwischen extensiven Weidesystemen, die auf Schutz durch Hunde, nicht durch Zaunkilometer setzen, und dem Erhalt der offenen Landschaft, inklusive ihres Bestandes an Großraubtieren?
- lerchenzorn
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
Nein, wie beschrieben. Die Haltung der Herdenschutzhunde ist Folge, nicht Ursache des Raubtierbestandes.
Mufflons sorgen in mitteldeutschen Felsrevieren dafür, dass endemische Streifenfarne komplett zu verschwinden drohen. Eine Einzelerscheinung, mag sein. Was die Mufflons z. B. im Bodetal für schwachwüchsige Felsspalten-Pflanzen wie Pfingst-Nelke oder Alpen-Aster bedeuten, weiß ich nicht. Schafe, vermutlich auch Wildschafe, sind bekannt dafür, dass sie Knospen und Blüten herauspicken. Ihre permanente Anwesenheit ist für viele Arten der konkurrenzschwachen Vegetationsformen heikel, wenn diese nur noch in geringer Ausdehnung vorhanden sind. Sinnvoll für die Landschaftspflege ist die stossweise Abweidung der Flächen unter Berücksichtigung bestimmter Ziele. Alternativ die Ganzjahresweide in sehr weiten Arealen, in denen empfindlichere Teilbereiche fehlen oder separat behandelt werden.
Dass der Wolf das Aus für das Mufflon bedeutet, ist wohl so. Daraus aber einen dramatischen Verlust an Artenvielfalt zu konstruieren, trifft die Sache nicht. Bei der Einführung in vielen Teilen Mitteleuropas ging es meistens darum, ein zusätzliches, attraktives Jagdwild im Revier zu haben.
Mufflons sorgen in mitteldeutschen Felsrevieren dafür, dass endemische Streifenfarne komplett zu verschwinden drohen. Eine Einzelerscheinung, mag sein. Was die Mufflons z. B. im Bodetal für schwachwüchsige Felsspalten-Pflanzen wie Pfingst-Nelke oder Alpen-Aster bedeuten, weiß ich nicht. Schafe, vermutlich auch Wildschafe, sind bekannt dafür, dass sie Knospen und Blüten herauspicken. Ihre permanente Anwesenheit ist für viele Arten der konkurrenzschwachen Vegetationsformen heikel, wenn diese nur noch in geringer Ausdehnung vorhanden sind. Sinnvoll für die Landschaftspflege ist die stossweise Abweidung der Flächen unter Berücksichtigung bestimmter Ziele. Alternativ die Ganzjahresweide in sehr weiten Arealen, in denen empfindlichere Teilbereiche fehlen oder separat behandelt werden.
Dass der Wolf das Aus für das Mufflon bedeutet, ist wohl so. Daraus aber einen dramatischen Verlust an Artenvielfalt zu konstruieren, trifft die Sache nicht. Bei der Einführung in vielen Teilen Mitteleuropas ging es meistens darum, ein zusätzliches, attraktives Jagdwild im Revier zu haben.
Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?
lerchenzorn hat geschrieben: ↑5. Nov 2017, 11:41
Nein, wie beschrieben. Die Haltung der Herdenschutzhunde ist Folge, nicht Ursache des Raubtierbestandes.
Die Abwesenheit von Herdenschutzhunden in Deutschland ist eine historische Anomalie innerhalb der Jahrzehntausende der Interaktion Mensch-Haustier-Raubtier, die aufrechtzuerhalten unserern Ökosystemen wie unseren Stoffkreisläufen immensen Schaden zufügt.