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Herbstapfel zum Direktverzehr - welche Sorte? (Gelesen 2083 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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kaliz
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Re: Herbstapfel zum Direktverzehr - welche Sorte?

kaliz » Antwort #15 am:

Der Apfelbaum im meinem Garten ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Jakob Fischer. Das er irgendwie anfällig wäre für Trockenheit, wäre mir bisher noch nicht aufgefallen. Allerdings ist er sehr Verlockend für Apfelwickler, ohne Spritzung mit Apfelgranulosevirus erntet man nichts weil die Äpfel alle frühzeitig madig ab fallen. Wenn man aber die Spritzzeitpunkte richtig erwischt gibt es von Anfang August weg massenhaft wirklich leckere Früchte. Der Baum ist ein absoluter Massenträger, der ohne Alternanz jedes Jahr so reich trägt, dass man mit dem Verarbeiten kaum hinterher kommt. Ich würde ihn aber aufgrund der frühen Reife eher als Sommer denn als Herbstapfel bezeichnen. Die Früchte lassen sich schlecht lagern und werden nach spätestens zwei Wochen mehlig. Im November hängt definitiv nichts mehr am Baum.
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cydorian
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Re: Herbstapfel zum Direktverzehr - welche Sorte?

cydorian » Antwort #16 am:

Ich habe nur noch einen und der stirbt gerade, die anderen sind schon gestorben oder tragen einfach nicht mehr, weg. In meiner Kindheit war das ganz anders, da war er noch ein guter Träger, jedoch auch nur bei guter Wasserversorgung und Bodennährkraft. Auf Sand war er immer spillerig und ziemlich licht. Auch flachgründiger Boden gefällt nicht. Ab den Nuller Jahren gab es nur noch bei besserem Niederschlag plus höhere Lage was. 2018, im Jahr ohne Regen in der Vegetationszeit und danach sind die meisten Bäume dann draufgegangen, Leitäste abgestorben, Rindenbrand, Trockenschäden, unvorstellbar. Die Sorte ist tot, mausetot.

In solchen herrlichen Gunstlagen wie dem Wiener Becken und auch dem gesamten Alpenrand klappts sicher besser, die Veränderungen die Deutschland getroffen haben kamen dort nur sehr gedimmt durch. Leider ist die gute Situation vor der Haustür nicht überall so, schön wärs, das würde ich mir auch wünschen.
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Tara2
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Re: Herbstapfel zum Direktverzehr - welche Sorte?

Tara2 » Antwort #17 am:

Hanna hat geschrieben: 9. Aug 2021, 09:56
Vielen Dank für die Ausführungen! Dann nehm ich den noch mal in den Blick.

Was haltet ihr von Jakob Fischer? Jemand dazu Erfahrungen? Als Nachteil habe ich bisher nur, dass dieser sich nicht als Befruchter für andere Sorten eignet.
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Ich habe jetzt gerade keinen Link parat, aber ich glaube bei Herzapfelhof, oder wie die heißen, kann man sich ein Probierpaket mit verschiedenen Apfelsorten auswählen. Vielleicht solltest Du das mal tun. Es gibt da sicher auch noch andere Anbieter, ich glaube Eckhart Brandt in seinem "Boomgardenshop" bietet auch Probierpakete an.
BernerRosenapfel
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Re: Herbstapfel zum Direktverzehr - welche Sorte?

BernerRosenapfel » Antwort #18 am:

Der Jakob Fischer hat seine Popularität nicht wegen des Klimas verloren, sondern wie der James Grieve schon vorher, weil er schlecht haltbar und kaum lagerfähig und daher für den Handel uninteressant ist. Der Killer dieser Sorten im Handel ist der Delbar Estivale gewesen, der frühe Reife mit einer gewissen Lagerfähigkeit verbindet - und aufgrund seiner Herkunft den heutigen Masseneinheitsgeschmack liefert.

Auf den hiesigen Streuobstwiesen gibt es den Jakob Fischer durchaus noch und es ist auch keineswegs so, dass er hier - notabene: bei guten Böden - physisch stirbt, aber man sieht den Apfel bei uns nicht einmal mehr in den Hofläden (den James Grieve sieht man wenigstens noch ab und zu, wenn auch selten). Übrigens kann man Jakob Fischer auch heute noch bei einer ganzen Reihe von Baumschulen kaufen, aber seinen Reiz hat er sicherlich eingebüßt.

Zum Gravensteiner kann ich mich Vorrednern anschließen. Abgesehen von Vorfruchtfall und geringer Lagerfähigkeit ist er nach wie vor eine sehr gute Sorte, aber ein guter Boden ist schon sehr hilfreich und mit zu schwachen Unterlagen kann er nichts anfangen. Ich habe ihn auf M4 und das funktioniert - bei gutem Boden - einwandfrei, bei schwächeren Böden dürfte aber selbst eine mittlere Unterlage wie M4 (oder MM106 oder M7) nicht mehr ausreichen. Da empfiehlt sich eher A2, vielleicht geht auch M11 gerade noch.

Gruß
BR



Hanna
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Re: Herbstapfel zum Direktverzehr - welche Sorte?

Hanna » Antwort #19 am:

Ich lese bei einigen Sorten, dass sie in Weinbaugebieten z.B. anfällig für Mehltau sind und deswegen eher für kühlere Lagen geegnet sind. Klimazone 8a ist ja recht warm - aber ein Weinbaugebiet ist es hier auch nicht.

Sollte ich solche Sorten dann lieber ausschließen? (Wenn ich eine möglichst robuste Sorte möchte.)
BernerRosenapfel
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Re: Herbstapfel zum Direktverzehr - welche Sorte?

BernerRosenapfel » Antwort #20 am:

Hans-Joachim Bannier hat ein paar Sorten genannt, die den Mehltau ganz gut auf Distanz halten sollen:


https://www.streuobst-mainfranken.de/cms/index.php/dokumente/sortenfragen/76-genetische-verarmung-moderner-apfelsorten/file


Ich könnte von den genannten Sorten aus eigener Erfahrung die Rote Sternrenette empfehlen.

Gruß
BR
BernerRosenapfel
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Re: Herbstapfel zum Direktverzehr - welche Sorte?

BernerRosenapfel » Antwort #21 am:

Zur Roten Sternrenette sollte man vielleicht ergänzen: Mit ihr ist es wie mit dem Purpurroten Cousinot. Sie wurde offenbar vor Jahrzehnten falsch vermehrt und aus dem ursprünglichen Winter(Weihnachts-)apfel ist durch die Verwechslung ein Herbstapfel geworden. Über die Verwechslung der Sternrenette hat Andreas Schneider hier geschrieben:

https://obsthof-am-steinberg.de/apple/

Gruß
BR
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