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Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen? (Gelesen 14357 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderator: cydorian

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555Nase
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

555Nase » Antwort #30 am:

Mainsand hat geschrieben: 22. Jul 2024, 18:30
Und Nase könntest du vielleicht auch kurz noch schreiben, welche Sorten bei dir schlecht gewachsen oder krank sind. Das ist sicherlich auch für viele Kernlottospieler spannend.


Die meisten sind gesund. Alternierende Schädlinge sind schwer einzuordnen. Z.B. habe ich dieses Jahr überhaupt das erste Mal vereinzelt an einzelnen Zweigen Mehltau festgestellt. Schorf war dieses Jahr gar keiner, ebenso Birnenrost - zehn einzelne Blätter waren befallen und entfernt.
2j. Stina Lohmann hat starken Krebs. Bei Witos ist die Rinde rundum beschädigt, weiß nicht was das ist, wächst trotzdem unbekümmert - Bild. Sparkling produziert 90% verfaulte Äpfel, der Rest fällt ab - umveredelt. Baya Marisa war immer stark verlaust und die Äpfel verfaulten auch am Baum - umgemacht.
Viele Sorten sind wurmstichig, Hanfu steht mittendrin, hat den Blütenfrost überstanden und absolut 7 gesunde Äpfel - Bild.

Witos 1
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Witos 2
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Witos 3
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Hanfu
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Gruß aus Karl-Chemnitz-Murx
kittekat
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

kittekat » Antwort #31 am:

Also einer meiner geschmacklich besten Apfel neben Topaz ist ein Sämling - rot, sehr große Frucht, schmeckt ungefähr wie Topaz - einziges Problem: er ist jetzt im Juli schon reif!
(wobei man dazusagen muss: es sind bei uns alle Äpfel früher reif - zB der Zigeunerapfel der im September reif sein sollte fällt schon vom Baum)
Keine Ahnung mehr was die Muttersorte war.

Falls nicht schon alle aufgegessen sind schicke ich ein Foto nach ;-)
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Bergischer Apfel
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Bergischer Apfel » Antwort #32 am:

Rib hat geschrieben: 17. Jul 2024, 23:03
Die Sämlinge der Triploiden sind nichts für die Unterlagenzucht. Dafür kann man Bittenfelder Sämlinge nehmen. Pflanzen aus Triploiden Müttern sind der inbegriff der Genvergrüppelung. Was man hobbyzüchterisch interessant finden kann, hat gar nichts mit der Züchtung von Tetraploider Sorten, wie es bei dem verlinkten Text geht, zu tun.

Auf's einfache heruntergebrochen:

Normaler Apfel: Diploid, selten tetraploid. Alle Chromosomensätze liegen zweifach, in den seltenen Fällen vierfach vor.

Triploider Apfel: dreifacher Chromosomensatz. Kommt natürlich von der Hybridisierung von diploiden und tetraploiden Äpfel vor. Sind i.d.R steril, da Keimzellen den dreifachen Chromosomensatz nicht gleichmäßig teilen können. Das führt zum frühen Absterben des Embryos nach der befruchtung.

Sämlinge der Triploider Äpfel: Planzen bestehend aus dem Mischmasch von meist diploider und vereinzelt triploider Chromosomensätzen in einer Zelle. Beim Menschen mit der Krankheit Trisomerie 21 (Mongoloismus) zu vergleichen.



Ich hatte beim schreiben des Beitrags auf die schnelle nur die Zusammenfassung verlinkt, auf der Seite wird aber auch das PDF der gesamten Veröffentlichung verlinkt, bei der man so finde ich für das Thema viele Antworten findet.
Hier nochmal der direkte Link: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/j.1601-5223.1938.tb03214.x

Du hast grundsätzlich recht mit deinem Zusammenfassungen, ich störe mich aber an deinen Begriffen. Eine "Genverkrüppelung" ist es nicht, die Gene sind ja nicht kleiner oder geschädigt, es handelt sich eher um ein Verteilungsproblem.
Auch hinkt meiner Meinung nach der Vergleich mit Trisomie 21 (Mongoloismus ist nicht mehr zeitgemäß, eher Down Syndrom), es ist ja der gesamte Gensatz bei dem nichts ganzes und nichts halbes herauskommt. Und nicht nur ein Chromosom welches einfach verdoppelt wurde. Aber vielleicht gucke ich da zu sehr ins Detail.

In der verlinkten Population haben sie 34650 volle Samen der Sorte Boskoop ausgesät, aus denen haben sich 2455 Pflanzen entwickelt, also aus rund 7% der Samen, einer aus 14.
Aus den runzligen ("leeren") Samen haben sich aus 30931 Samen nur 46 Pflanzen entwickelt, also rund einer aus 672, 0,0015%. Ist ja auch logisch, bei den Samen ist es offentlicher das da nichts richtiges rauskommen kann.

Von den kräftig entwickelten Pflanzen haben sie dann 40 untersucht: "Von denen 27 sicher oder sehr wahrscheinlich die genaue diploide Zahl 34 erwiesen; 5 Pflanzen waren aneuploid (Zahl 35-41), 2 triploid (51-52), 2 etwas mehr als triploid (55-57) und 4 sicher tetraploid (68)."
Die anderen, schwächeren, nicht untersuchten Pflanzen sind wohl mehr oder weniger aneuploid. Es stimmt das Plfanzen sowas besser wegstecken können, wenn sie z.B. mehr oder weniger nah an den normalen Verteilungen liegen oder weniger wichtige Gene betroffen sind. Ich habe z.B. schon gehört das die Graue Herbstrenette nicht ganz normal diploid ist und der Rote Eiserapfel nicht ganz triploid, was auch immer das heißen mag. Wahrscheinlich in einer art aneuploid.

Die meisten aneuploiden Sämlinge wachsen aber wohl nur kümmerlich. Ich habe einen Boskoopsämling aus 2013 der kaum einen Meter hoch ist und buschig dünne Triebe macht.
Gesunde, normal wachsende Sämlinge sind wohl eher die Ausnahme, aber natürlich möglich. Bei ihnen wird dann "ausversehen" mal ein halber statt ein eineinhalbfacher Chromosomensatz weitergegeben (daraus dann die diploiden Sämlinge) oder ein unreduzierter Chromosomensatz (so kommt es ja auch zu triploiden Sämlingen), aus denen dann die tetraploiden Sämlinge entstehen.
Wenn in alter Litaratur also ausgesagt wird das sich der Rheinische Bohnapfel gut zur Erzeugung von Unterlagen eignet, dann ist wahrscheinlich irgendwas schief gelaufen, z.B. durch Sortenverwechslungen, was ja heute auch noch oft vorkommt, trotz moderner Methoden.
Trotzdem kann man es natürlich ausprobieren was so aus den Samen vom Bohnapfel rauskommt, wie lange die aneuploiden Sämlinge wirklich durchhalten (sie werden ja sicher meist verworfen) etc., da gibt es sicher noch viel Raum für Experimente und Wissen-schaffen ;).

Ich werde z.B. mal versuchen aus tetraploiden Sorten (Grünling aus Rhode Island, Alfa 68) triploide Sämlinge zu ziehen. Die Veredlungen sind aber erst 1-2 Jahre alt, es dauert bis dahin also noch ein paar Jahre :).

Denjenigen die sich hier selbst Unterlagen ziehen wollen würde ich empfehlen einen Mix aus starkwüchsigen diploiden Sorten auszusäen und daraus dann die stärkeren Sämlinge als Unterlage zu verwenden. Oder einfach einen "normalen" Samenmix, Trester von Saftpressaktionen, da ist dann sicher auch viel Boskoop oder anderes Triploides dabei oder auch nicht so robuste, starkwüchsige Sorten wie Goldparmäne oder Ontario. Daraus kann man sich aber denke ich trotzdem die stärkeren Sämlinge auslesen und verwenden.
Oder auch mal fruchten lassen, für ganz Experimentelle ;).

LG
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Monti
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Monti » Antwort #33 am:

Auch dir noch vielen Dank für das Extrahieren und Zusammenfassen der Informationen!
Wirklich sehr informativ! :D
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Felcofan
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Felcofan » Antwort #34 am:

Stellvertrend an dich Bergischer Apfel ein Dankeschön, das ist so toll an diesem Forum, zu X themen sind hier Kenner unterwegs, die ihr Spezialwissen teilen.
Und je länger ich hier mitlese allgemein, merke ich all die Bereiche, von denen ich (noch) keine Ahnung habe 8) ;D
Talpini
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Talpini » Antwort #35 am:

Die Flächenagentur Baden-Württemberg hat Empfehlungen für klimafitte Streuobstwiesen veröffentlicht, in denen wird die Direktsaat der Unterlagen + Vorort-Veredelung empfohlen. Die empfohlenen Sorten dafür sind: Holzapfel, Jakob Fischer, Großer Rheinischer Bohnapfel sowie die Luiken-Sorten. In der aktuellen "Obst und Garten" steht einiges darüber.

Jakob Fischer wird oft als Stammbildner bei Zwischenveredelungen empfohlen, daher klingt das schon spannend. Aber provokant ist die Flächenagentur-Idee schon, es klingt schon viel mehr nach Permakultur als nach klassischer Streuobstwiese.
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cydorian
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

cydorian » Antwort #36 am:

Talpini hat geschrieben: 2. Aug 2024, 15:43
In der aktuellen "Obst und Garten" steht einiges darüber.


Der Artikel ist eine maximal inkompetente Katastrophe, dem in praktisch jedem wichtigen Punkt widersprochen werden muss. Mich hat der ziemlich aufgeregt, zusammen mit der fortschreitenden Degradierung der anderen Inhalte dieses Hefts gibt das eine Kündigung, aber das ist hier nicht Thema, auch eine allgemeine Unterlagendiskussion nicht.

Unterlagenexperimente mit Sämlingen sind eigentlich keine grosse Sache, man wählt unter den Aufgegangenen starke und Gesunde aus. Triploid oder Diploid oder Schwächlinge, das ist gar nicht die Frage, denn was nicht aufgeht kann sowieso von vornherein nicht ausgewählt werden, was kümmert wird nicht ausgewählt. Unberechenbarer Zufall und Brandbreite sind zwingend dabei, aber wer Platz und Lust für sowas hat, warum nicht? Wenn nicht, es gibt ja auch Unterlagen wie A2, M25, M11, schnell und erprobt.

Ich habe auch aus Sämlingen des Presskuchens mit hauptsächlich Saftsorten drin Jungpflanzen gezogen und was veredelt. Zwei Bäume habe ich noch. Würde ich heute nicht mehr machen. Ist aber sehr einfach und produziert so oder so Erfahrungen.
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Monti
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Monti » Antwort #37 am:

Ich kenne den Artikel nicht und kann dazu nichts sagen. Die in Nordheim angelegte Fläche kenne ich nicht. Ich war aber in Spiegelberg bei der Begehung und habe mir das mal angeschaut.
ein paar Interessante Ansätze sind schon dabei finde ich, zumindest gibt es neue Impulse. Zusammen mit anderen Vorträgen kann man schon ins grübeln kommen.
Und ja, meine Frage nach der Entwicklung von Samen aus dem triploiden Rheinischen Bohnapfel hat seinen Ursprung in den Vorträgen zu den von der Flächenagentur BW geleiteten Projekt (es gab ja mehrere Veranstaltungen dazu). Aber ich denke, die Info kam aus der von Mainsand in Beitrag #23 erwähnten Deutschen Obstbauzeitung. Dem Projekt ging ja eine Literaturrecherche vor.

Mich hat es jedenfalls (zusammen mit anderen Informationsquellen) dazu veranlasst neue Ansätze zu probieren. Darunter fällt eben die Aussaat von Apfel/Birnen Kernen an Ort und Stelle zur Gewinnung von Unterlagen oder eben auch neuen Sorten. Da ich so oder so primär Obst für die Verarbeitung zu Most, Cidre, Poiré benötige, ist die absolute Fruchteigenschaft mehr Nebensache. Es wird so oder so viel kombiniert. Ich verspreche mir davon ein besseres Anwachsen. Einen Sämling der mit 2022 bei der beginnenden Trockenphase aufgegangen ist, hat ein Wurzelwachstum senkrecht nach Unten hingelegt, dass ich nur gestaunt habe. Das Festklammern an alten Sorten macht eigentlich auch nicht unbedingt Sinn vor der Tatsache sich ändernder klimatischer Bedingungen.
Vegetativ vermehren von starkwüchsigen Sorten, das habe bin ich auch angegangen. Mal sehen, ob es wird. Genommen habe ich dafür eine bittersüße Sorte, sehr Alt, immernoch stark wüchsig und mit Stammumfang von gut 2,3 m. Kenne keinen stärkeren hier.

cydorian hat geschrieben: 3. Aug 2024, 12:34
Ich habe auch aus Sämlingen des Presskuchens mit hauptsächlich Saftsorten drin Jungpflanzen gezogen und was veredelt. Zwei Bäume habe ich noch. Würde ich heute nicht mehr machen. Ist aber sehr einfach und produziert so oder so Erfahrungen.

Darf man fragen, warum nicht? Schlechte Erfahrungen?

Wenn es weitere Diskussionen zur Unterlage geben sollte, wäre das Abtrennen zu einem neuen Faden evtl. sinnvoll.
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Wild Obst » Antwort #38 am:

Monti hat geschrieben: 6. Aug 2024, 09:17
Mich hat es jedenfalls (zusammen mit anderen Informationsquellen) dazu veranlasst neue Ansätze zu probieren. Darunter fällt eben die Aussaat von Apfel/Birnen Kernen an Ort und Stelle zur Gewinnung von Unterlagen oder eben auch neuen Sorten.
[/quote]
Wie genau hast du das umgesetzt? Direkt in die Wiese aussäen klappt ja wohl eher schlecht. Bereitest du dann schon eine Baumscheibe vor und die Aussaat ist dann in/auf diese? Einer der Gründe für Direktaussaat, bei dem ich mir nicht ganz sicher bin wie relevant er wirklich ist (und wieviel Esotherik dabei ist), ist ja, dass dadurch eine ungestörte Wurzelentwicklung ohne Verpflanzung möglich ist.

[quote author=Monti link=topic=29238.msg4214699#msg4214699 date=1722928654]
Das Festklammern an alten Sorten macht eigentlich auch nicht unbedingt Sinn vor der Tatsache sich ändernder klimatischer Bedingungen.
Vegetativ vermehren von starkwüchsigen Sorten, das habe bin ich auch angegangen. Mal sehen, ob es wird. Genommen habe ich dafür eine bittersüße Sorte, sehr Alt, immernoch stark wüchsig und mit Stammumfang von gut 2,3 m. Kenne keinen stärkeren hier.

Grundsätzlich ist eine gewisse generative Vermehrung gut. Die Zeiten ändern sich und man kann nicht nur in einem "Sortenmuseum" leben. Ohne "neue" Sorten gibt es keine Anpassung an Klimawandel und/oder importierte Schädlinge und Krankheiten.
Gut performende Sorten vegetativ (und generativ) weiter zu vermehren ist gut. Sorten, die Stämme mit 2,3m Umfang haben und noch wüchsig sind, wären sicherlich auch forstwirtschaftlich interessant. Auf waldwissen.net hatte ich da auch mal einen schönen Artikel zu Wertholzproduktion in Streuobstwiesen(ähnlichen Systemen), in dem auch der Wuchs verschiedener Birnensorten verglichen wurde.
Was sind denn die anderen Eigenschaften der alten, wüchsigen Sorte, außer deren Wuchsstärke und bittersüßen Früchten?
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Felcofan » Antwort #39 am:

das interessante ist, dass bei der Besiedlung/ Besetzung der USA durch europäische Siedler einen ähnlichen Prozess gab. Ein Pionier, in der Folklore als Jonny Appleseed verewigt, hat an verschiedenen Stellen Leute beauftragt, Äpfel aus Samen zu ziehen und von denen die besten ausgelesen.
Das damals größte Problem war anscheinend mangelhafte Frosthärte der UK-Sorten, die mit den amerikanischen Verhältnissen und starkem Frost überfordert waren. Aber Speisequalität war nicht unbedingt dabei. Eines der Haupterzeugnisse aus den herben Äpfeln war flap jack, selbstgemachter Apfelwein, bei Frost durch Eis entnehmen (Wasser) aufkonzentriert.

Die Süße kam laut Barry Juniper durch die Selektion vernaschter Höhlenbären ins Spiel, ein langer Prozess, auf Hochplateaus Asiens. Sämlinge haben schon das Potential, was neues zu erzeugen, aber es ist ein sehr langsamer Prozess. Wenn man aber nur zufälliges Saatgut nimmt, ohne gezielte Auswahl der Elternpflanzen, dauert das nochmal länger.

Bei ausreichend Platz sicher spannend
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Meerburg » Antwort #40 am:

cydorian hat geschrieben: 3. Aug 2024, 12:34
Ich habe auch aus Sämlingen des Presskuchens mit hauptsächlich Saftsorten drin Jungpflanzen gezogen und was veredelt. Zwei Bäume habe ich noch. Würde ich heute nicht mehr machen. Ist aber sehr einfach und produziert so oder so Erfahrungen.


Scheust du den Aufwand mit Kerne ausbringen oder gibt es andere Gründe warum du das so nicht mehr machen würdest?
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Talpini » Antwort #41 am:

Auch bei den letzten Naturgartentagen war es Diskussionsthema, inwieweit das Verpflanzen von Bäumen die Hauptwurzel kappt und die Verwurzelungstiefe reduziert. Auch da ist die Direktsaat eine Klimawandelanpassung. Die höhere genetische Vielfalt der Unterlage ist das zweite Thema, warum Direktsaat schon Sinn machen kann. Ein weiterer Ansatz dafür den ich in dem Zusammenhang schon gehört habe ist das absichtliche zu tief pflanzen, damit die Edelsorte selber Wurzeln bekommt. Im Endergebnis ein wurzelechter Baum ohne Veredelung. Aber ob das eine tolle tiefe Wurzel gibt?

Das Problem das ich aber bei allen Ansätzen sehe ist der Baumabstand. Da ich die Wuchsstärke nicht kenne müssen die Abstände tendenziell größer werden.
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

cydorian » Antwort #42 am:

Monti hat geschrieben: 6. Aug 2024, 09:17
Darf man fragen, warum nicht? Schlechte Erfahrungen?


Weil man weder Wuchskraft noch Gesundheit einschätzen kann. Ein gut wachsender Sämling heisst nicht, dass seine Wurzel einen adulten Baum auch noch gut wachsen lässt. Ich will aber keine Obstwiese mit abwechselnd Schwächlingen, Riesenbäumen und schlechten Kombinationen, schwächer auf schwächer stehend zum Beispiel. Im besten Fall kann man sie auch Stammbildner verwenden, wenn sich dann rausstellt dass sie Rindenbrand bekommt und Kragenfäule, hat man viele Jahre und viel Mühe und einen Pflanzplatz verloren. Hätte ich viele Ressourcen, würde ich das vielleicht weiter probieren.

Neue Sorten, das ist okay, so sind ja auch die Alten entstanden, Zufallsaufgänge. Warum interessieren dabei aber triploide Elternbäume? Dein anderes Argument ist ein Zufallsaufgang, der bessere Eigenschaften als Unterlage zeigt wie die bekannten Unterlagen. Da ist die Grenze Platz und Lebenszeit. Vegetative Vermehrung, auch gut, aber in Zufallsunterlagen drunter sehe ich da keinen spezifischen Vorteil. Zeitaufwendiger, langsamer, zufälligere Ergebnisse. Als Spass ja, aber sonst...
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

thuja thujon » Antwort #43 am:

Das Wurzelbild kann man auch mit Steckhölzern vor Ort positiv beeinflussen.

Ich mag aber allein das pflanzen nicht als das Kriterium sehen. Containerware ist sicherlich ungeeignet, das kennt man aus dem Forst. Aber wurzelnackt gepflanzte Gehölze können eine ungestörte Wurzelkrone haben, wenn es der Boden hergibt. Also der Boden muss für die Wurzel ungehindert durchwurzelbar sein. Ist das nicht der Fall, sind alle Bemühungen vorher umsonst gewesen. Da kann schon eine Schmierschicht vom Fräsen der Grund für fehlerhafte Durchwurzelung sein.

Zur Erinnerung nochmal ein Bild, weil es Seltenheitswert hat.
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Wurzelkrone.jpg
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Re: Wer zieht Äpfel/Birnen aus Kernen?

Wild Obst » Antwort #44 am:

Und was für eine Unterlage hatte der freigelegte Baum? Steht das auch dabei? Schönes Bild von der Durchwurzelung in einem vermutlich sehr guten, tiefgründigen Boden.
Wenn im Untergrund aber Fels oder so was wie Pseudogley oder so etwas kommt, dann könnte ich mir gut vorstellen, dass es ziemlich egal ist, ob ein Baum gepflanzt (egal ob wurzelecht/veredelt oder auf Sämlings/vegetativer Unterlage) oder direkt gesät ist.
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