Obstbaumveredler-Adepten-Fragen (Gelesen 426321 mal)

[thuja thujon]

Gibt es überhaupt Unterlagen, die nicht Virusfrei oder Virusgetestet sind?
Spielt aber eigentlich keine Rolle, weil wenn man Reiser von irgendwo drauf veredelt, ist es mit dem anwachsen mit der Virusfreiheit vorbei.

Ich würde die Unterlagen jetzt kaufen, was man hat, hat man, da ists dann egal, wenn es ausverkauft ist. Einschlagen in einen Topf als Bündel (wie im Bild), schattig aufstellen, feucht halten.
Ich würde die Reiser noch im Dezember schneiden und abgelängt im Kühlschrank lagern. Bei Birne geht aber auch ein recht spätes schneiden im März, falls das mit Kühlschrank keine Option ist.
Nach dem veredeln schule ich erstmal auf. Direkt auf der Wiese, da ist das anwachsen wohl besser, aber man muss es dazu auch pflegen. Also große Baumscheibe vollständig Vegetationsfrei, wenn nötig wöchentlich wässern, stäben, binden usw. Das mache ich lieber im garten auf dem kleinen `Baumschulbeet´.

PS: Etiketten nicht vergessen.

[Wild Obst]

Ich würde die Kirchensaller jetzt bestellen, die Lieferung erfolg meistens erst im Januar.
Man kann dann gleich im Januar veredeln, wenn man Unterlagen und (eigene) Reiser hat. Dann würde ich diese in einem Kübel einschlagen und im Frühjahr erst einmal in ein Beet auspflanzen. Die Unterlagen für die Veredlung der Reiser, die erst im April kommen, würde ich auch in einem Kübel einschlagen und dann im April handveredeln. Die Veredlungen bzw. unveredelten Unterlagen im Einschlag würde ich kühl, aber +- frostfrei aufstellen.
Auspflanzen auf die Wiese würde ich erst, wenn die Veredlungen sich gut entwickelt haben und mindestens 1m hoch sind. Und auch dann noch eine gute Baumscheibe anlegen und gut Pflegen. Bei mir sind Birnenveredlungen auf Kirchensaller (ganz viele habe ich noch nicht gemacht), oft im ersten Jahr "verhockt" und haben sich nur schlecht entwickelt. Oft haben die Unterlagen auch sehr wenige Wurzeln. Deswegen finde ich die Weiterkultur für 1-3 Jahre in einem gut pflegbaren Baumschulbeet mit absolut keiner Konkurrenz usw. als sehr wichtig ein. Alle meine 1-jährigen Veredlungen auf Kirchensaller, die ich ausgepflanzt habe, sind eingegangen.

[minthe]

Grossartig, herzlichen Dank! Auf Euch ist einfach Verlass! Schoenen Sonntag noch.

[Ayamo]

Alle meine 1-jährigen Veredlungen auf Kirchensaller, die ich ausgepflanzt habe, sind eingegangen.

Hast du den Birnen auf der Wiese die von TT oben beschriebene Pflege angedeihen lassen oder war das (z.B. wg Entfernung) nicht möglich?

[cydorian]

Deswegen finde ich die Weiterkultur für 1-3 Jahre in einem gut pflegbaren Baumschulbeet mit absolut keiner Konkurrenz usw. als sehr wichtig ein. Alle meine 1-jährigen Veredlungen auf Kirchensaller, die ich ausgepflanzt habe, sind eingegangen.

Das genannte Verfahren bei Kirchensaller und Birnen kann ich aus eigene Erfahrung nur doppelt unterstreichen, möchte es sogar noch erweitern: Das gilt auch für Birne auf stärkeren Quitten wie BA29. Ergebnisse ungleich besser.

[thuja thujon]

Diese Novembra wurde 2021 auf Sämling gepfropft und im Dezember 21 gepflanzt.

Im Dezember 2024 ist sie gerade mal knapp 1,8m hoch. Ich werde dieses Jahr die ersten Leitäste anschneiden, damit sie 2025 wachsen können.
Im Bild ganz unscheinbar auf der Baumscheibe links. Auf der Wiese würde man mit dem Mäher wohl einfach drüberfahren und sich wundern, was da so klackert.

[pinus]

ich mach das gerne so, dass ich die Unterlage auf die Wiese setze, und wenn sie dann gut angewachsen ist - mit guter Bodenvorbereitung am ausgewählten Standplatz und dann der angesprochenen guten Pflege - , nach einem Jahr, oder auch zwei, veredle ich darauf. Das ist immer sehr gut gewachsen. Damit habe ich das Risiko verteilt: erst das, dass die Unterlage gut anwächst, und dann, dass das Edelreis eine gute Startchance hat.

[Gruenspecht]

Hallo, ich habe eine Frage an euch bezüglich des Rindenpfropfens zur Umveredelung von Apfelbäumen.
Meine Erfahrung bezieht sich auf die Umveredelung eines 10-jährigen Halbstamm-Apfelbaums im Hausgarten. Ich habe mir hierzu viel angelesen und geübt. Während die Geißfußveredelungsstellen super ausschauen, sind einige Rindenpfropfungen nicht so gut verheilt.

MEINE FRAGE:
Ich kapiere nicht so ganz, warum das Rindenpfropfen überhaupt funktioniert. So trifft die Schnittstelle des Edelreisers doch nur auf das Holz der Unterlage. Die gelöste Rinde mit dem Kambium der Unterlage umhüllt die Rinde des Edelreis ja nur.
Kann mir jemand auf die Sprünge helfen, wo planmäßig die Kontaktstelle Kambium-Kambium angedacht ist?
Vielen Dank.

[thuja thujon]

Es muss nicht Kambium auf Kambium, das Kambium vom Edelreis kann auch auf das nackige Holz wachsen. Wenn es nicht veredelt ist, also ein normales Stück Ast vom Baum, da ist ja das Kambium auch nur locker auf dem holz, sonst könnte man nicht die Rinde lösen.

Und wenn du beim Rindenpfropfen unbedingt Kambium auf Kambium haben willst, schneide am unteren Ende, also der Spitze vom Schnitt, ein klein wenig Rinde flach weg, das somit freigelegte Grün wird unter die abgelöste Rinde der Unterlage geschoben und kann so mit der Unterseite der Rinde zusammenwachsen.

[ringelnatz]

Habe gerade beim Baumschnitt zwei Pfropfköpfe wegnehmen müssen. Apfel mit Rindenpfropfen.
Hier die Ansicht im Aufschnitt - sind 2 oder 3 Jahre alt. Man sieht, das das Xylem auch gut verwachsen ist. Spalt ist am abgesetzten Kopf, wo überwallt wird.
Was man auch gut sieht, es lohnt sich mehrere Reiser zu setzen, allein zur Überwallung. Das Überflüssige muss man dann natürlich irgendwann wieder wegschneiden.

(P.S. mir sind die leider nach dem Aufsägen 2 Tage in der nassen Tasche gelegen, daher teils Verfärbungen)

[thuja thujon]

Obstbaumaufschnitt ist immer wieder Lehrreich.
Danke für die Bilder.

[Placetobbi]

Setzt jemand von euch schon Anfang Januar die (am selben Tag veredelten) Jungbäume in das offene Freiland-Beet?

In meinem Fall Pflaumen aber Erfahrung von Apfel, Birne, Kirsche, usw. wird vergleichbar sein.
Das früheste was ich bisher gemacht habe war der 1. Februar und das hat funktioniert.

Grüße
Tobi

[thuja thujon]

Ich kann nur wegen 2 Aprikosen am 15. Januar letztes Jahr mitreden. Danach kam der Winter. Eine Veredlung perfekt, die andere nicht angewachsen.
So mache ichs jetzt aber auch mit Mandeln, ausgraben, veredeln, pflanzen.

Apfel geht viel später noch gut, Birne soll auch gehen, wenn sie schon blüht. Beim Apfel peile ich hier im Oberrheingraben März an, wenn die Schneeglöckchen durch sind mit der Blüte kommt das Frühjahr.

[Gruenspecht]

Hallo thuja thujon, danke für die Erklärung. Ich bin immer davon ausgegangen, dass sich Kambium von beiden Seiten verbinden muss.

Der Längsschnitt ist wirklich sehenswert. Die Verbindung wirkt ziemlich gut.

[ringelnatz]

Hast du denn den Baum schon veredelt? Oder planst du noch?
Stell doch dein Projekt kurz vor, z.B. unter:
viewtopic.php?t=71536