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Gärtnereiensterben? (Gelesen 9683 mal)

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Krokosmian
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Re: Gärtnereiensterben?

Krokosmian » Antwort #90 am:

Zillmer, Ell
Dazu noch Diverse, auch int., für Sämlingsjungpflanzen und aus dem Labor
Turjan
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Re: Gärtnereiensterben?

Turjan » Antwort #91 am:

Ich bin ja nun nach 43 Jahren wieder hier in die Gegend zurueckgezogen, um mich um meine Mutter zu kuemmern. Der Garten war erst mal zweit- oder drittrangig bei dem, was zu regeln war, aber dieses Jahr habe ich dann mal geschaut, ob's hier irgendwo in der Naehe eine Gaertnerei gibt. Die Gaertnerei, die man frueher vom Fenster meines Zimmers sehen konnte, ist mittlerweile mit ein paar Mehrfamilien-, vielen Zweifamilien- und ein paar Einfamlienhaeusern bebaut, groesstenteils mit sehr kleinen Gaerten. Letztes Jahr waren das hauptsaechlich Schotter-Vorgaerten, aber das sind deutlich weniger geworden, seit die verboten sind.

Der naechste Versuch war nicht allzu weit weg, und der warb mit "Mehr als nur ein Gartencenter – Ihr grünes Familienunternehmen". Als ich hinkam, kein Garten. Hinterher stellte sich heraus, dass das zwar ein eigenstaendiges Unternehmen war, aber im Prinzip in eine hollaendische Grosskette eingebunden ist, nur etwas hochpreisiger. Mein zweiter Versuch mit einem Namen, der zu einer ehemaligen Dortmunder Gaertnerei gehoert, hatte ein sehr aehnliches Sortiment und ist wohl mittlerweile auch eine grosse Kette, die Pflanzen eigentlich nur handelt. Weiter habe ich da noch nicht geguckt.

In gewisser Hinsicht spiegelt der Garten meiner Mutter das wider. Frueher gab's hier viele verschiedene Obstbaeume, ein Erdbeerbeet, einen Kartoffelacker, und natuerlich Rasen. Heute gibt's kaum Nutzpflanzen, und die Zierpflanzen sind die, die die Jahrzehnte ueberlebt haben, wobei sich die immer selben Pflanzen wiederholen. So zugewachsen wie es war und teilweise immer noch ist, sind natuerlich so manche einheimische Wildpflanzen eingezogen, was dem Garten dann trotzdem einen gewissen, wenn auch morbiden Charme gibt. Meine drei direkten Nachbarn haben alle sehr unterschiedliche Gartenphilosophien, weshalb die Gaerten auch sehr unterschiedlich aussehen, aber jetzt nichts Aussergewoehnliches. Ein Nachbar eins weiter die Strasse runter hat die Tage sogar einen Gartenplaner bestellt. Mal gespannt, was da passiert, aber der Garten ist nicht einsehbar.

Es tut sich also immer noch was, aber Gaertnereien sind da wohl eher weniger gefragt. Nur muss ich dazu sagen, dass meine Eltern frueher eigentlich auch eher was bei Ahrens+Sieberz bestellt haben als zur Gaertnerei zu gehen, und das war vor vielen Jahrzehnten. Meine Mutter hat spaeter hoechstens mal was beim Diskonter geholt, aber auch mit Nachbarn Pflanzen getauscht. Sie gibt nicht gerne Geld aus (freundlich ausgedrueckt). Natuerlich nivelliert dieses Tauschen die Gaerten der Gegend etwas.
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hobab
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Re: Gärtnereiensterben?

hobab » Antwort #92 am:

Es gibt die Meinung, das in Zukunft nur noch als Gärtnereien getarnte Wiederverkäufer mit guter Beratung und Planungsangebot und deren Zulieferer, die ausschließlich für den Handel oder den GaLabau produizieren, überleben werden. Als Nische noch der Internetverkauf.
Direktverkauf rechnet sich bei der extrem anspruchsvollen und preisbewussten
Kundschaft nicht. Also Pflanzen vom Discounter, oder im Designladen der dann hauptsächlich am Lifestyleschnickschnack verdient.
Ich hoffe immer noch das auch in Deutschland das Gärtnern so ernst genommen wird wie in G.B. - und die Leute dann auch bereit sind dafür Geld auszugeben.
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Staudo
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Re: Gärtnereiensterben?

Staudo » Antwort #93 am:

Zillmer in Uchte ist ein großer Jungpflanzenproduzent, dann gibt es noch Meyer bei Hannover in klein und Huthmann am Bodensee in mittel. Sehr viele klassische Staudenjungpflanzen kommen aus Polen.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Hyla
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Re: Gärtnereiensterben?

Hyla » Antwort #94 am:

In meinem 'Einzugsbereich' sind mehrere Gärtnereien verschwunden.
Die Gründe waren sehr unterschiedlich:

- Einer hatte sich, glaube ich, zu sehr verschuldet, nachdem er einen massiven Hagelschaden hatte. Der hatte aber auch noch unmögliches Personal und eine sehr kleine Auswahl.
- Der Nächste war größtenteils Gartenbauer, hat Gärten angelegt und gepflegt. Zu geringe Personaldecke, mit einem Mitarbeiter, den man auch noch schlecht bezahlt, kann man nichts beschicken.
- Bei einer Gärtnerei waren die Kinder schlicht unfähig, wie man hier sagt, nicht die hellsten Kerzen auf der Torte.
- Bei einer anderen ist"s ähnlich.
- Dann hatte einer keinen Nachfolger.
- Der andere hatte einen Nachfolger, aber Eigentümer und Nachfolger einen saudämlichen Vertrag, in dem eigentlich nichts geregelt war und dadurch ständige Streitereien. Ergebnis war, alles wurde verkauft und der Nachfolger hat ums Eck neu angefangen.
- Und dann noch zwei kleine Gärtnereien innerorts, die nicht wachsen konnten.
- Oder festhalten an den immer gleichen Kulturen, obwohl die Kunden was anderes wollten. Resultat, lohnt sich nicht mehr.
- Einer hat alles an einen Nachfolger verkauft, der aber nach wenigen Jahren alles verkloppt hat und in den neuen Bundesländer neu gründen wollte. Seitdem verschollen.
- Dann noch einer, wo sich der Eigentümer mit dem Neuen nicht verstanden hat, aber unbedingt im Haus wohnen bleiben wollte.

Ja, doch, sind einige, die weg sind.
Wirklich neu gegründet wüßte ich nur drei.

Die klassische Gärtnerei gibt's noch. Und wenn sie sich nicht gerade am Ende der Welt befinden, laufen die auch.

Danke für die Tipps zu den Produzenten. :)
Wäre interessant, mal welche mit einer GDS-Gruppe zu besichtigen. :D
Liebe Grüße!


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Re: Gärtnereiensterben?

Turjan » Antwort #95 am:

hobab hat geschrieben: 26. Jun 2025, 18:44 Ich hoffe immer noch das auch in Deutschland das Gärtnern so ernst genommen wird wie in G.B. - und die Leute dann auch bereit sind dafür Geld auszugeben.
Kann ich verstehen. Nur, "Gaertnerei" ist ja nicht automatisch gut. Ich weiss noch, dass meine Eltern das nach schlechten Erfahrungen aufgegeben hatten. Viele Baeume oder Straeucher gingen kaputt, Umtauschen wurde abgelehnt, und unser groesster Baum im Garten, ein weit mehr als haushoher Kirschbaum, wurde ihnen als "garantiert klein bleibend" verkauft. Ja, ja, so etwas gibt's nicht bei Suesskirschen, aber wenn's die Gaertnerei behauptet...
Im Endeffekt war dann das Fazit meiner Eltern: schlechten Service koennen sie auch billiger haben.
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Re: Gärtnereiensterben?

GartenHiasl » Antwort #96 am:

Genauer kenne ich in der Nähe hier eigentlich nur zwei Gärtnereien.

Die eine hat schon vor Jahren angefangen, das Sortiment massiv zu erweitern, um Feinkost sowie Deko- und Lifestyle-Artikel, ein Bio-Restaurant ist auch noch angeschlossen.
Die andere ist weiterhin eine klassische Gärtnerei ohne Schnickschnack. Und die hat erkennbar zu kämpfen.
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Re: Gärtnereiensterben?

Hyla » Antwort #97 am:

Ein großes Problem ist das Personal und das stellt der Chef ein. Wenn der schon so ein Stoffel ist, bekommt der keine guten Leute ran.

Hatte ich bei einer Gärtnerei im Umland. Eigentlich gute Lage an einem Kreisel, aber vermutlich nach Hagelschaden verschuldet. Der Altchef hatte keinen Bock mehr und die polnische Hilfskraft auch nicht. Beide extrem unfreundlich. Da kann der Junior machen, was er will und super nett sein. Wenn man von drei Besuchen zweimal angeschnauzt und der Lüge bezichtigt wird, kommt keiner wieder.

Ich verstehe auch nicht, warum man so extrem am Lohn spart. Ob der Mitarbeiter 0,50 oder 1 € mehr bekommt die Stunde, ist doch pillepalle, wenn man gut im Geschäft ist. Die Aufträge, die mir mangels gutem Personal durch die Lappen gehen, wiegen doch viel schwerer. ???
Liebe Grüße!


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AndreasR
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Re: Gärtnereiensterben?

AndreasR » Antwort #98 am:

Gutes Personal zu finden, ist nicht einfach, aber der Erfolg eines Unternehmens steht und fällt mit der Qualität des Personals. Deshalb darf man am Personal in der Tat nicht sparen, und wer da um jeden Cent feilscht, spart am falschen Ende. Genauso gehört es zu einer guten Unternehmenskultur, dass der Chef Vorbild für alle ist, denn nur so fühlt man sich dort wohl. Und wenn es an Wertschätzung fehlt, an Respekt, dann hilft auch kein Geld, um die Mitarbeiter zu motivieren. Als Angestellter im Büro, der mit dem Chef zusammen in einem Büro sitzt, kenne ich beide Seiten, und ich bin sehr glücklich darüber, einen so herzlichen, netten und offenen Chef zu haben, bei dem es sich überhaupt nicht so anfühlt, als wäre er mein Vorgesetzter.

Wir achten auch sehr darauf, dass im Betrieb alles harmonisch abläuft, und wenn es zu wiederholten Vorfällen zwischen einzelnen Mitarbeitern kam, haben wir auch schon die Notbremse gezogen und Kündigungen - teils sogar fristlos - ausgesprochen. Das ist im Einzelfall hart und einschneidend, aber Streitereien und Unfreundlichkeiten sind Gift fürs Betriebsklima. Auch die Kunden sollen stets höflich und zuvorkommend behandelt werden, denn nur zufriedene Kunden kommen wieder, und wenn der Service und die Qualität stimmt, zahlen sie auch gerne einen etwas höheren Preis. Bei uns an der Tür hängt ein Schild, darauf steht in großen Lettern "LMAA". Untendrunter in kleiner Schrift die Erklärung: "Lächele mehr als andere!" ;)

Um erfolgreich zu sein, müssen sich Betriebe heute auch diversifizieren. Einige können vielleicht mit einer extremen Spezialisierung überleben, wenn sie eine Nische gefunden haben, wo ausreichend Kunden die geforderten Preise für hochqualitative, rare Produkte und Dienstleistungen zahlen, ansonsten kann man eigentlich nur noch mit Wachstum überleben. Wir haben mittlerweile vier Standbeine, die zwar alle sehr ähnlich sind und sich überschneiden, aber doch verschiedene Kundenkreise abdecken, so dass sich Investitionen lohnen und in absehbarer Zeit auch tragen. Da gibt es einen Bereich, wo Masse und günstige Preise gefordert sind, ein anderer Bereich ist hochpreisig, dafür aber von exzellenter Qualität, und wieder ein anderer Bereich besticht durch den ausgezeichneten Service und das breitgefächerte Angebot.

Natürlich muss man dafür viel Arbeit und Zeit und letztendlich auch Geld hineinstecken, immer am Ball bleiben, sich stetig weiterentwickeln, und auch mal Rückschläge hinnehmen und sich neu orientieren. Um all das zu leisten, braucht man eben auch fähige und engagierte Mitarbeiter, eine Familie, die hinter einem steht, und die nötige Geduld. Nicht jeder hat Führungsqualitäten, aber man braucht auch Leute, die im Hintergrund auf eine Sache hinarbeiten und es dabei an Gründlichkeit nicht vermissen lassen. Und der Kunde ist natürlich König, wenn man immer freundlich bleibt und engagiert dabei ist, seine Wünsche so gut wie möglich zu erfüllen, wird sich das irgendwann auch herumsprechen - und Mundpropaganda ist bekanntlich die beste Werbung. :)
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Re: Gärtnereiensterben?

hobab » Antwort #99 am:

Turjan hat geschrieben: 27. Jun 2025, 09:54 Kann ich verstehen. Nur, "Gaertnerei" ist ja nicht automatisch gut. Ich weiss noch, dass meine Eltern das nach schlechten Erfahrungen aufgegeben hatten. Viele Baeume oder Straeucher gingen kaputt, Umtauschen wurde abgelehnt, und unser groesster Baum im Garten, ein weit mehr als haushoher Kirschbaum, wurde ihnen als "garantiert klein bleibend" verkauft. Ja, ja, so etwas gibt's nicht bei Suesskirschen, aber wenn's die Gaertnerei behauptet...
Im Endeffekt war dann das Fazit meiner Eltern: schlechten Service koennen sie auch billiger haben.

Na ja, es gibt auch schlechte Klempner oder miese Läden, deswegen holt man sich ja keinen Klempner mehr, oder kauft nicht mehr ein.
Und Hyla, die Gründe die du nennst gab es schon immer, aber auch mir fallen reichlich Gärtnereien ein, die aufhören, oder bald schießen werden. Und da hör ich schon, das dass Geschäft mit den Privatkunden sich nicht rechnet, viel Aufwand für anspruchsvolle und zeitintensive Kunden. Im hochpreisigen Segment geht es aber schon - als Weiterverkäufer mit Schnickschnack und Edelkitsch.
Zuletzt geändert von AndreasR am 27. Jun 2025, 13:08, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitat repariert
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Re: Gärtnereiensterben?

AndreasR » Antwort #100 am:

Gerade was den Garten angeht, gibt es halt auch drei verschiedene Arten von Kunden: Die einen haben mit Gärtnern eigentlich nichts am Hut und mögen es "pflegeleicht" und günstig, dann gibt es die zahlungskräftige Kundschaft, wo das Geld lockerer sitzt und die Repräsentation mehr zählt als das Gartenwissen, und dann schließlich noch die Gartenenthusiasten, die entweder auf Altbewährtes setzen oder andersherum immer auf der Suche nach Speziellem sind.

Die erste Zielgruppe verschlägt es eher selten in eine Gärtnerei, da wird hauptsächlich im Discounter oder Baumarkt gekauft. Die zweite Gruppe wird von gehobenen Gartencentern mit einem großen Angebot von "Schnickschnack" bedient, da ist der Einkauf ein Erlebnis, und wenn's an der Kasse dreistellig wird, macht das nichts aus. Das Angebot einer klassischen Gärtnerei wird sie vermutlich eher nicht befriedigen, dort gehen die Enthusiasten hin - je nach Ausprägung dann für die jährlich heißgeliebten Geranien und Petunien, die es in den "altmodischen" Betrieben gibt, oder aber zum Spezialisten für ausgefallene und exotische Pflanzen, die der Ottonormalbürger gar nicht kennt. Die eine oder andere Gärtnerei mit angegliedertem Gartencenter, oder ein größeres, inhabergeführtes Gartencenter (ob angeschlossen an eine Kette oder nicht) kann womöglich mehrere dieser Klientele bedienen, und das sind dann die, welche auch wirtschaftlich erfolgreich sind.

Eine ehemalige klassische Gärtnerei hier vor Ort ist auch diesen Weg gegangen, man hat sich einem Gartencenter-Verband angeschlossen, groß im Gewerbegebiet gebaut und bietet dort neben allerlei Kitsch und Deko auch eine umfangreiche Auswahl von Saisonware und Zimmerpflanzen an, aber eben auch immer noch klassische Stauden im 9er-Topf, Gehölze, Kräuter, Obst- und Gemüsepflanzen, dazu wird Floristik angeboten, lokale Bio-Produkte von Höfen aus der Umgebung, und es gibt ein kleines Bistro-Café samt Kinderspielbereich.

Viele Pflanzen werden nach wie vor selbst im eigenen Gewächshaus großgezogen, die Ware kommt von Jungpflanzenproduzenten, aber es wird auch viel zugekauft. Das Preisniveau ist natürlich etwas höher als bei den umliegenden Anbietern, aber offenbar läuft das Geschäft gut, und auch ich finde dort immer wieder mal etwas Nettes und fühle mich gut aufgehoben. Das Personal ist freundlich und fachlich durchaus kompetent, und vermutlich gibt es nirgendwo sonst in der Stadt noch eine vergleichbare Beratung.
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Re: Gärtnereiensterben?

Hyla » Antwort #101 am:

Hier ist es so, die Gärtnereien mit großer eigener Anzucht von Sommerbepflanzung sind weg. Da ist einfach nicht genug Geld zu machen. Man muß zukaufen, anders geht's nicht. Diese Betriebe waren aber oft unflexibel. Wie Andreas schon sagt, man muß breit aufgestellt sein, sonst überlebt man nicht.

Bei meiner 'Lieblingsgärtnerei' wird auch nur zugekauft, die produzieren kaum was selbst, aber die haben gutes freundliches Personal, normale Preise und was mir letztens aufgefallen ist, viele Stauden die zu unserem trockenen Boden passen. Das Sortiment ist umfangreich und Neuheiten schnell vorhanden.
Ein besonderer Service ist, daß man Gehölze bestellen kann. Man wird dann angerufen, wenn's da ist.
Ich fahre gern hin, man kennt uns als pflegeleicht und es wird auch mal teurer. :)
Liebe Grüße!


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Re: Gärtnereiensterben?

tomma » Antwort #102 am:

Ich war am Wochenende in Flensburg zu Besuch und wollte bei der Gelegenheit einmal sehen, was in der Gegend an Pflanzen angeboten wurde. Darum fuhr meine Schwester mit mir zu zwei Gärtnereien in der Nähe. In der ersten Gärtnerei (Baumschule / Gartencenter) war der Parkplatz voll. Im Angebot viel blühende Einjährige, aber auch gängige Stauden zu saftigen Preisen. Dazu etliches an Gehölzen sowie jede Menge Accessoires und sonstiger Schnickschnack. Vermehrungsbereiche, geschweige denn Mutterpflanzen-Quartiere waren nirgends zu sehen. Vermutlich war das ein reiner Wiederverkäufer-Betrieb. An den Kassen musste man sich anstellen.
Das zweite Unternehmen war eine klassische Gärtnerei / Baumschule. Die Pflanzen selbst gezogen. Der Inhaber war Baumschuler und beriet gerade einen Kunden bei der Wahl eines Apfelbaumes. Seine Frau, gelernte Staudengärtnerin, ist für den Staudenbereich zuständig. Also alles so, wie man sich das idealerweise in einer Gärtnerei vorstellt. Alles propper und gepflegt und beste Qualität bei den Gehölzen und in den Töpfen.
Die Gärtnerin erzählte mir, sie habe das Sortiment herunterfahren müssen, weil besondere Stauden nicht zu verkaufen seien. Es gäbe dafür keine Nachfrage. Es gibt für solche Betriebe einfach zu wenig Kunden.
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Re: Gärtnereiensterben?

Hyla » Antwort #103 am:

Kann man in solchen Fällen nicht z.B. an den örtlichen Edeka herantreten und denen eine Zusammenarbeit vorschlagen?
Die verkaufen hier auch örtlichen Honig, da sollten solche speziellen Pflanzen auch gehen.
Oder Marktstand aufmachen. Der Reisegewerbeschein ist nicht soooo teuer, wenn man das öfter machen möchte.
Liebe Grüße!


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AndreasR
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Re: Gärtnereiensterben?

AndreasR » Antwort #104 am:

An sich eine gute Idee, aber vermutlich wird da der Kundenkreis zu klein sein. Es gibt mittlerweile durchaus eine Reihe von Kunden, die für hochwertige Lebensmittel, lokal und ökologisch produziert, gerne auch die aufgerufenen Preise zahlen, aber bei Pflanzen dürfte die Nachfrage einfach zu gering sein. Ich sehe das ja schon am Angebot der Supermärkte und Discounter, da stehen teils etliche Wagen voll mit allen erdenklicken Sommerblumen, aber auch Gräsern, Stauden und Co., die sehen super aus, wenn sie angeliefert werden, aber drei Tage später sind sie vertrocknet, weil keiner sich darum kümmert (selbst wenn Gießkanne oder Schlauch vorhanden sind). Die Preise sind in der Regel nicht niedriger als im Gartencenter, wo wenigstens Personal fürs Gießen vorhanden ist, aber wer den täglichen Einkauf erledigt, nimmt halt höchstens mal was mit, das ihm ins Auge sticht, ein wirklich bewusster Einkauf findet eher nicht statt. Das funktioniert bei Lebensmitteln besser, weil man eben dafür ohnehin im Supermarkt ist. Die werden auch immer ordentlich ins Kühlregal oder in die Aufsteller geräumt, aber diese Wertschätzung fehlt bei Pflanzen irgendwie...
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