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Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 7. Nov 2005, 21:23
von Sonnenstrahl
Hallo, ist das Thema noch aktuell für Dich?Wenn ja schreibe ich Dir gerne noch was genaueres auf, falls Du Deine Fragen präzisierst.Ich ziehe Pflanzen (vornehmlich Capsicum) schon seit einiger Zeit mit Lampen auf.Infos gibts hier.PS:Viele Antworten gibts auch in Chili-Foren (z.B. www.chili-balkon.de, www.capsaholics.de)Empfehlenswert auch die 'Werbung' von Philips: 'Licht im Gartenbau', da steht auch alles was wichtig ist.

Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 11. Nov 2005, 11:22
von Phalaina
Die beiden zum Vergleich skizzierten genannten Kunststoffmaterialien - DIE lassen UV schlecht durch (und deshalb macht Sonnenlicht die auch langfristig kaputt) :-X
Hallo Hans-Werner,ein interessanter Beitrag, den ich gerne noch um einige zusätzliche Info erweitern möchte. Wie Du richtig angibst, ist normales Flachglas tatsächlich oberhalb einer Wellenlänge von etwa 300 nm durchlässig, wobei noch im UV-Bereich bei etwa 380 nm das Plateau der 90%-Transmission erreicht wird (typische Transmissionsspektren findet man zum Beispiel auch hier). Dies erklärt, warum zum Beispiel Kunststoffe ohne ausreichende UV-Beständigkeit auch hinter Glas einer UV-Alterung unterliegen. Bei PMMA (Plexiglas) ist jedoch in den letzten Jahren ein Wandel eingetreten. Dieses Material ist ja nicht von vorherein UV-absorbierend, sondern durch entsprechende Zusätze. Die in den letzten Jahren zur Eindeckung von Gewächshäusern und Wintergärten eingesetzten Stegdoppelplatten (SDP) (zum Beispiel "Alltop" der Firma Röhm) haben exzellente UV-Transmission schon im UVC-Bereich oberhalb von 250 nm und ereichen das Plateau der 90%-Transmission schon bei 350 nm (Quelle: hier).Den Effekt der zusätzlichen UV-Transmission bei diesen SDP kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen: bei ähnlichem Kulturbedingungen wachsen die Pflanzen unter PMMA-SDP wesentlich gedrungener als unter Glas, auch die typische UV-bedingte Ausfärbung der Pflanzenkörper von Sukkulenten ist wesentlich besser und kommt fast dem eines sommerlichen Freilandaufenthalts gleich! Allerdings, und jetzt kommt der Knackpunkt: solche Materialien sind vergleichsweise teuer, so dass bei allen preisgünstigen Gewächshäusern im Handel wieder UV-undurchlässige SDP zur Anwendung kommen, wie etwa solche aus Polycarbonaten (zum Beispiel "Makrolon"). ;)Ph.

Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 11. Nov 2005, 11:39
von Phalaina
So, jetzt mal zur Kultur von Pflanzen unter Kunstlicht: da ich schon als 10jähriger mein erstes Aquarium (natürlich mit Pflanzen!) mit Leuchtstoffröhre hatte und hinterher alles mögliche im Keller und in der Wohnung unter iregdnwelchen Lampen stehen hatte, habe ich mit der Zeit einige Erfahrungen sammeln können. Zunächst einmal zur Frage dieses Threads: welches Licht brauchen Pflanzen? Dazu schaut man sich typische Absorptionskurven von Chlorophyll an (zum Beispiel hier) und erkennt, dass sie rotes (langwelliges) und blaues (kurzwelliges) Licht brauchen, nur den grünen Bereich nicht - deswegen sind Pflanzen ja grün (weil sie dieses Licht einfach reflektieren). Durch die unterschiedlichen spektralen Anteile werden unterschiedliche Enzyme in der Pflanze aktiviert. Pflanzen, die Licht ohne ausreichende Intensität im blauen Bereich erhalten, wachsen zwar, aber sie vergeilen. Bei genügend blauem Licht (und auch UV-Licht, wie die besonders gedrungen wachsenden Hochgebirgspflanzen zeigen) ist hingegen ein kompaktes Wachstum zu beobachten.

Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 11. Nov 2005, 13:37
von Phalaina
Soweit zur Biologie. Von der technischen Seite sind bei der Kultur unter Kunstlicht mehrere Parameter interessant, nämlich die Lichtintensität, die spektrale Zusammensetzung des Lichts und, last but not least, die preisliche Effizienz der Beleuchtung.Zur Intensität: im schlechtesten Fall (ich persönlich halte die angegebenen Werte für ziemlich niedrig) sollten für Pflanzen etwa diese Beleuchtungsstärken vorgesehen werden. Zum Vergleich: bei einem mitteleuropäischen Sommertag hat man eine Beleuchtungsstärke von 100.000 Lux (lx), im Schatten oder bei bedecktem Himmel sommers noch etwa 10-15.000 lx. Am trüben Wintertag herrschen noch 3.000 lx, eine 100 W-Glühbirne ohne Reflektor dagegen bringt's in 2 m Abstand gerade mal auf 1% dieses Wertes! Übrigens: versucht man die Beleuchtungsstärke mit den eigenen Augen abzuschätzen, kann man schnell danebenliegen, denn ein wahrgenommenes "doppelt so hell" bedeutet physikalisch etwa die zehnfache Beleuchtungsstärke (die menschliche Wahrnehmung arbeitet "logarithmisch" ;) ). Weiters ist es wichtig zu wissen, dass - für das menschliche Auge unmerklich - die Beleuchtungsstärke einer typischen Leuchtstoffröhre innerhalb eines Jahres um bis zu 50% abnimmt - und damit unter Umständen in gleicher Weise auch die Photosyntheseleistung einer darunterstehenden Pflanze! Das ausgesendete Spektrum ("Lichtfarbe") der Lampe sollte in Anpassung an das Absorptionsspektrum des Chlorophylls im wesentlichen blaue und orange-rote Anteile enthalten, wie zum Beispiel in dieser Darstellung die Fluora-Leuchtstoffröhre oder die Dennerle-Röhre mit ihren drei Banden im orangen, gelben und blauen Bereich. Normale "Warm White"-Röhren haben meist zu geringe Intensität im Blauen. Allerdings ist dies kein Dogma, denn die Praxis zeigt, dass viele Pflanzen bis zu einem gewissen Grade anpassungsfähig sind: normale Energiesparlampen bringen bei der Kultur von Pflanzen, die nicht unter Wasser wachsen, nach meiner Erfahrung im Vergleich zu einer Fluora-, Gro-Lux- oder noch teureren Röhre nicht so schlechte Ergebnisse, sofern die Beleuchtungsstärke stimmt!Die Effizienz eines Leuchtkörpers erkennt man am Verhältnis zwischen dem erzeugten Lichtstrom (gemesen in Lumen lm) zur verbrauchten Energie (gemessen in Watt W). Glühbirnen und auch Halogenlampen sind da mit 8-30 lm/W ziemlich mies - gute Leuchtstofflampen und auch Metalldampflampen bringen es zum Teil auf über 100 lm/W und sind daher derzeit die Technik der Wahl (trotz zum Teil hoher Anschaffungskosten). Mit ordentlichen Reflektor kommt man da bei 400 W Leistung und einem Meter Abstand auf eine Beleuchtungsstärke von mehreren 10.000 lx! Die Prognose bei der Leuchtdioden-Technik geht in die gleiche Richtung hoher Effizienz, derzeit liegt die Ausbeute bei weißen Dioden bei etwa 50 lm/W (Quelle). Ein bisschen mehr Info zu Lampen bez. zur Physik findet man hier und da. ;)Ph.

Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 11. Nov 2005, 15:41
von Phalaina
Ach so, jetzt hätte ich's beinahe vergessen: das Licht sollte am Tag etwa 12-14 Stunden eingeschaltet sein, maximal 16 Stunden (aber auch nicht länger). Damit kann die Pflanze eine hinreichende Photosyntheseleistung erbringen.

Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 11. Nov 2005, 16:22
von Günther
Nochmals, am Rande:"Weiße" Leuchtdioden haben zumindest derzeit eine völlig unbrauchbare Spektralverteilung, sie sind nicht nur noch zu teuer und zu schwach.Und: Ein Billigsdorfer-Luxmeter tuts für den interessierten Laien durchaus, es muß absolut kein Luxusgerät mit korrigierter Spektralempfindlichkeit sein. Ein simples analoges Gerät kostet z.B. bei Conrad ca. 14 Euronen. LUXMESSER LM 3000Bestell-Nr.: 120442 - 62

Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 11. Nov 2005, 19:48
von marcir
Hut ab, phalaina! Ausführlicher und verständlicher kann man das nicht mehr beantworten. Ich gehe davon aus, dass Du nicht Banker bist! ;)

Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 11. Nov 2005, 21:36
von Gartenlady
Hervorragende Infos hier :D in der Gartenpraxis Heft 11 1998 gibt es auch einen ausführlichen Artikel zu diesem Thema mit Infos zu den erhältlichen Leuchtmitteln.

Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 14. Nov 2005, 13:09
von Phalaina
Nochmals, am Rande:"Weiße" Leuchtdioden haben zumindest derzeit eine völlig unbrauchbare Spektralverteilung
Korrekt. Hier sieht man mal die Spektralverteilungen verschiedenfarbiger und "weißer" Leuchtdioden. ;)Ph.

Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 22. Nov 2005, 10:19
von winwen
Hallo allseits,nun, nach längerer Absenz - und weil ich sehe, dass da gerade eine Diskussion über ein Thema läuft mit dem ich mich selbst zuletzt sehr intensiv beschäftigt habe - muss ich mich wieder zurückmelden.Meine Motivation: Lilien habn in ihren Naturstandorten eine oftmals längere Vegetationsperiode und wenn man Samen ausreifen lassen will heißt das: im Keller bei moderaten Temperaturen vorziehen. Dabei spielt die Beleuchtung natürlich eine große Rolle.Aus meiner Sicht gibt es (außer Phalaina) 2 Gruppen von Top-Experten auf diesem Gebiet: Aquarianer und Cannabis-Grower. Genau für selbige hat die Industrie auch die meisten Pflanzenbeleuchtungsprodukte auf Lager. In Aquarienshops und Growshops wird man also am ehesten fündig was das betrifft.Ich könnte jetzt wahnsinnig viel schreiben von Photosyntheseaktivitätscharts, Lumen und Lux, PAR und PUR, Halogen-Metalldampflampen - Leuchtstoff(kompakt)röhren und Natriumhochdruckdampflampen. Es wäre aber alles nur eine Zusammenfassung folgender Infoquellen:Thema Lichtbewertung:http://www.hereinspaziert.com/Seh-Wuchslicht_neu/Uebersicht.htmhttp://www.aquabotanic.com/lightcompare.htmhttp://www.defblog.se/permalink/1402.htmlDer letzte Schrei bei Kompaktleuchtstoffröhren:http://www.maxgrow.dehttp://www.nurturelite.comUnd wer sich für Lichtreflexion interessiert (damit kein Lumen verloren gehen möge), der google nach "reflect-a-gro". Das ist eine spezielle Mylarfolie zum Auskleiden von Grow-Schränken gedacht.So far, so great. Bleibt nur noch zu sagen, dass trotz aller Hin- und Herbewertungen einer der Autoren zum thema Licht sagt: je natürlicher desto besser (CRI >80).Auf Euer Feedback freut sichWinWen

Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 23. Nov 2005, 08:43
von Phalaina
Hallo WinWen,eine gute Übersicht über die Eigenschaften im Handel erhältlicher Lampentypen hast Du da zusammengestellt! :D Da kann sich jede(r) jetzt ein passendes Modell auswählen, wobei als limitierender Faktor nur noch der Geldbeutel eine Rolle spielt (denn manche dieser Röhren sind sauteuer :P ). Aber hierbei sollte nur eines nicht vergessen werden: die Angaben bezüglich der Leistung beziehen sich immer auf neue Röhren, täglich im Gebrauch befindliche verlieren da doch stetig - typischerweise so etwa die Hälfte in einem Jahr (wenngleich die neueren Typen da besser sind). Apropos Reflektorfolie: ich benutze immer stinknormale Alu-Folie, die ist billig, überall erhältlich und im Reflektionsvermögen teuren Spezial-Reflektionsfarben nicht so sehr unterlegen, wie ich mal in Untersuchungen anläßlich meiner Diplomarbeit feststellen konnte! ;)

Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 23. Nov 2005, 11:34
von winwen
Hi Phalaina!Ich nehme an, Du bist Physiker - oder?ad Alufolie: nimmst Du die glänzende oder die matte Seite? In diversen Foren liest man, Alufolie (matte Seite) hätte 70-80% Reflexionsvermögen (400nm-700nm), Schwarz/Weiß-Folie (lichtdicht) käme auf 80-90% und Mylar läge um die 95%, wobei die Reflect-a-Gro aufgrund ihrer Stärke reissfester, knitterfreier und deshalb leichter verarbeitbar wäre. Wie siehst Du das?Zu Leuchtstoffröhren haben mich die -50% pro Jahr jetzt aber doch ziemlich erschüttert, zumal ich geneigt war den Philips-Katalogen zu glauben, wie z.B.:http://www.lighting.philips.com/in_en/architect/lamps_leds_gear_innovations/brochures/downloads/datasheets/fluo/tld_90deluxe.pdfLGWinWen

Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 23. Nov 2005, 13:25
von Phalaina
Ich nehme an, Du bist Physiker - oder?
Wie kommst Du denn da drauf? 8) Zur Alu-Folie: ja, ich nehme die matte Seite, wegen der diffusen Reflektion. Bezüglich des Reflektionsvermögens würde ich sagen, dass das in der Praxis weniger vom theoretischen Wert, sondern im wesentlichen vom Verschmutzungsgrad des Reflektors abhängt: zur Aquariumbeleuchtung werden die Röhren fast nur noch direkt über dem Wasser installiert (ohne Deckscheibe), so dass durch Kondens- und Spritzwasser (Filter!) der Reflektor eigentlich ständig mehr oder weniger verschmutzt ist (Algen etc.). Bei der Kultur der Pflanzen unter Kunstlicht ist der Effekt nicht ganz so groß, aber auch hier tritt durch Sprühwasser (Blattdüngung) eine allmähliche Beeinträchtigung des Reflektionsvermögens ein.Zu den 50%: dies sind Werte, die ich Mitte der 90er Jahre mit einem Luxmeter aus der Uni selbst an Gro-Lux-, Warm White- und True Lite-Röhren über dem Aquarium gemessen habe - allerdings noch beim Röhrenbetrieb mit einem klassischen Vorschaltgerät. Mit den modernen elektronischen Vorschaltgeräten und den neuen Röhren will ich die Angaben der Philips-Leute glauben, aber auch hier mit einer ähnlichen Einschränkung wie bei den Reflektoren: der Einsatz im Feuchtraum über dem Aquarium oder über genebelten Pflanzentischen mit den entsprechenden Verschmutzungen der Röhre ist nicht mit einem Labor zu vergleichen! Hier gibt es nicht nur direkte Lichtverluste durch absorbierende Wirkung - sich ständig auf der Röhre befindende Spritzwassertropfen usw. senken sowohl die Lebensdauer und auch die Lichtausbeute der Röhre mit der Zeit nicht unerheblich.Aber von diesen Einschränkungen abgesehen, ist die Effizienz der Leuchtkörper heutzutage doch wesentlich besser als noch vor 15 oder 20 Jahren. Damals gab´s handelsüblich ja nur Warm White, Cool White, Gro Lux und L-Fluora. Wenn man jetzt in eine bessere Zoohandlung mit Aquaristikabteilung kommt, findet man immer eine ganze Batterie verschiedenster Leuchtstoffröhren - darunter spezielle mit gutem UV-Anteil für die Reptilienhaltung - sowie mehr und mehr sogar Halogen-Metalldampflampen im Angebot!

Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 26. Nov 2005, 09:32
von aurora
mal so reingeschmissenhttp://cannabis-archiv.de/archiv/anbau/licht2.html#1

Re:Welches Licht brauchen Pflanzen

Verfasst: 30. Nov 2005, 00:03
von winwen
Aber von diesen Einschränkungen abgesehen, ist die Effizienz der Leuchtkörper heutzutage doch wesentlich besser als noch vor 15 oder 20 Jahren. Damals gab´s handelsüblich ja nur Warm White, Cool White, Gro Lux und L-Fluora. Wenn man jetzt in eine bessere Zoohandlung mit Aquaristikabteilung kommt, findet man immer eine ganze Batterie verschiedenster Leuchtstoffröhren - darunter spezielle mit gutem UV-Anteil für die Reptilienhaltung - sowie mehr und mehr sogar Halogen-Metalldampflampen im Angebot!
Nun ja, allzuviel dürfte sich am Sektor der speziellen Pflanzenleuchten im Leuchtstoffbereich nicht getan haben, zumal die gro-lux noch immer "state of the art" zu sein scheint. Nur die "Standard-3-Banden-Leuchten" dürften an Performance so dazugewonnen haben, dass sie in den Bwertungen mittlerweile diese Pflanzenleuchten überholt haben. Sieht man von den Nurturlite-Leuchten ab (zu denen es leider noch keine abschließend Beurteilung gibt) gibt es da scheinbar nichts neues.Das bringt mich zum eigentlichen Motiv meiner Frage: zumal Lilien und insbesondere Sämlinge gegenüber unserem Klimaraum eine verlängerte Vegetationsperiode nutzen, müsste man (soferne man gut gereifte Samen ernten möchte) für 1-3 Monate entweder unter Kunstlicht vorziehen oder reifen.Hast Du irgendeinen Tip, welche Variante zu bevorzugen wäre und mit welchen Lichtstärken man arbeiten müsste?Thx!WinWen