Re:... nun auch noch zur Dendrophobie
Verfasst: 12. Nov 2014, 15:24
Reines schlechtes Gewissen.Flächenverbrauch allüberall, und der kleine Privatmann muss es dann richten, damits Örtle wieder naturnah aussieht.
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Meiner Erinnerung nach kam diese Forderung mit der Ökologie-Bewegung in den Siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts auf und galt damals als "modern". Ich kann mich ebenfalls erinnern, dass ich von Kollegen (alles Hobbygärtner) ernsthaft angefeindet wurde, als ich ihnen verriet, Rhododendren und Magnolien gepflanzt zu haben statt einheimischer Gehölze. Auch im grünen Bereich gibt oder gab es braune Töne...Beim Gemüse und beim Obst - vom Weinbau gar nicht zu reden - konnte das ja nicht verordnet werden, denn dann wären alle Vegetarier mangels Nahrung bei uns ausgestorben.Ich möchte wirklich gerne mal wissen, woher diese Fixierung auf "heimische Gehölze" stammt.Es wird doch auch nicht vorgeschrieben, nur heimische Stauden, heimische Obstbäume (Haselnüsse und Schlehen?) oder heimisches Gemüse zu pflanzen.
So weit würde ich nicht gehen. Ich glaube, es ist eher eine Mischung aus Unkenntnis und nicht kritisch hinterfragten Behauptungen.Eine Beispiel dafür liefert die Broschüre "Bäume und Sträucher für Hannover -Vorschläge für Ersatzpflanzungen-Pflanzung von Bäumen und Sträuchern im Stadtgebiet von Hannover" (pdf).Dort finden sich so Behauptungen wie:"Sie sind verträglicher für die Umwelt, weil auf Spritzmittel oder Mineraldünger verzichtet werden kann" oder"Sie lassen uns die Natur erleben, z. B. zeigen sie uns deutlicher als viele nicht-heimische Gehölze den Ablauf derJahreszeiten durch ihre Blüten und Früchte, ihre Blattverfärbung und ihr Winterkleid an."Allerdings heißt es dort auch:"An besonderen Standorten entlang von Straßen oder im Innenstadtbereich kann es allerdings sinnvoll sein, "Exoten",also nicht-heimische Gehölze, zu pflanzen. Bestimmte Arten (z. B. Götterbaum oder Robinie) sind den besonderenklimatischen Anforderungen im Innenstadtbereich besser angepasst, weil sie meistens aus wärmeren Klimazoneneingeführt wurden."Hilfe!Reines schlechtes Gewissen.Flächenverbrauch allüberall, und der kleine Privatmann muss es dann richten, damits Örtle wieder naturnah aussieht.
Wie raiSCH richtig schreibt, stammt diese Ausrichtung aus jener Zeit, allerdings nochmal befördert durch eine fachliche Aufgabenteilung - Grünordnungspläne, Flächennutzungspläne, Umweltverträglichkeitspläne, Ausgleichsmaßnahmen, dieser ganze Bereich wird hauptsächlich von Landschafts- und Freiraumplanern mit einer starken Ausrichtung auf Naturschutzbelange ausgearbeitet, ebenfalls und das spielt wohl die Hauptrolle, die ganzen gesetzlichen Grundlagen.Bei den Landschaftsarchitekten gibt es so eine Art Zweiteilung, auf der einen Seite die Naturschützer, auf der anderen die Freiraum/Objektplaner.Um es überspitzt zu formulieren - die Naturschützer legen das Hauptaugenmerk bei sowas auf "einheimisch" und lassen Ästhetik und Anforderungen von Gartenflächen außer acht, die Objektplaner legen das Hauptaugenmerk auf Gestaltungsfragen, Proportion usw - haben aber oft leider keine allzu großen PflanzenkenntnisseIch möchte wirklich gerne mal wissen, woher diese Fixierung auf "heimische Gehölze" stammt....
Gegen Ebereschen sprichts nichts - sofern sie standortgerecht sind. Und das ist leider innerhalb von Ortschaften oft nicht der Fall, weil sie dort mit Hitze und Lufttrockenheit nicht so gut zurechtkommen.Und - schlimmer -: Sie gedeihen nicht auf den Böden in Neubaugebieten, da die durch Bautätigkeiten oft verdichtet sind. Außerdem gedeihen sie nicht gut auf kalkhaltigen, recht humusarmen Böden, wie sie z.B. in der hiesigen Gegend die Regel sind.Ääääh - was spricht gegen Ebereschen? Das ist eine der wenigen Anpflanzungen meines thuja- und koniferenfixierten Vorbesitzers, die ich nicht rausgerissen habe. Sie hat schöne Blüten und hübsche, für Vögel nützliche Früchte, und allzu groß wird sie auch nicht. (Ich schau grad: Die Vögel sind komplett fertig mit den Beeren.)
Eben, das der Grund für das mehrfache Sterben der Vogelbeerbäume vor dem hiesigen Gymnasium: der Boden war durch Baufahrzeuge hoch verdichtet, ist stark kalkhaltig, und die Fäche lag vor dem Gebäude mit zusätzlichen Aufheizungen durch das Pflaster zwischen den Bäumen.Gegen Ebereschen sprichts nichts - sofern sie standortgerecht sind. Und das ist leider innerhalb von Ortschaften oft nicht der Fall, weil sie dort mit Hitze und Lufttrockenheit nicht so gut zurechtkommen.Und - schlimmer -: Sie gedeihen nicht auf den Böden in Neubaugebieten, da die durch Bautätigkeiten oft verdichtet sind. Außerdem gedeihen sie nicht gut auf kalkhaltigen, recht humusarmen Böden, wie sie z.B. in der hiesigen Gegend die Regel sind.
Mir ist so, als hätte es diese Strömung schon viel früher einmal gegeben, nämlich in den späten 1930er Jahren und nicht erst in den 70ern. Aber das ist Halbwissen.... Ich sehe auch noch einen zweiten Grund für den damaligen gärtnerischen "Ausländer raus!"-Wahn: die Ablehnung der bisherigen Tradition der Gartengestaltung, die sich letzten Endes auf die herrschaftlichen Parks mit ihren vielen exotischen Pflanzen zurückführen lässt und über das 20. Jahrhundert (Karl Foerster) mit den vielen Neueinführungen aus allen Kontinenten fortgeführt wurde.