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Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 22. Jul 2018, 17:41
von Tünde
[quote Alva]
Habt Ihr schon mal versucht, Nützlinge zu fördern? Ohrwürmer, manche Spinnen und Wanzen fressen die Kirschessigfliege
[/quote]

Ja, ich habe sogar den Laubfrosch hier im Forum mal erwähnt, da dieser gerne an Brombeer- und Johannisbeersträuchern sitzt und sehr gefräßig ist.
War aber kein großer Erfolg da viele eh keinen Gartenteich haben wollen oder können.
Und wie sich die Kirschessigfliege vermehrt, da müsste auf jedem Zweig ein Fröschlein sitzen.

Ich habe einen Gartenteich und z.B. auch die Libellen fressen kleine fliegenden Insekten.
Wahrscheinlich würde sich die Natur um die Kirschessigfliege schon kümmern.
..... aber das kann noch dauern und leider heißt das nicht, dass der Schädling dann vollkommen ausgerottet wäre.

Ich habe wahrscheinlich einfach Glück, in meinem Garten (in Rheinland-Pfalz) ist erst mal kein Befall. Erdbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Kirschen, Sauerkirschen - bisher alle essbar.
Eine Riesenmenge an Misteln an einem alten Apfelbaum (freuen sich die Vögel).
Wir haben grundsätzlich sehr viele Insekten im Garten, da ich gezielt insektenfreundliche Pflanzen setze. Spinnen ohne Ende, auch Ohrwürmer.
Spritzen tu ich grundsätzlich nicht. Bisher war es nicht erforderlich, sonst würde ich schauen was an Bio-Mitteln verfügbar ist.
Rund um uns in der Gegend sind Wälder, recht viele Wildkirschen und Schlehen. Teilweise auch Holunder. An Tieren eine große Vielfalt, auch sehr viele Singvögel.
Aber wie gesagt - wahrscheinlich haben wir nur Glück.
Ah ja und unser Garten liegt recht windexponiert.


Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 22. Jul 2018, 18:11
von Dietmar
Die KEF legt ca. 300 ... 350 Eier und hat 13 und mehr Generationen pro Jahr. Alle Nützlinge der Welt sind gegen eine solche Vermehrungsrate machtlos. Das ist die große Stärke der KEF. Selbst wenn 90 % gefressen werden, vermehrt sie sich noch exponentiell.

Gegen die KEF helfen im Moment nur harte Insektizite und der Klimawandel, denn die KEF mag kein heißes und trockenes Wetter über 30 °C. Wenn eine Hitzewelle länger als die Lebensdauer der KEF ist, dann gibt es eine Unterbrechung im Generationenzyklus, aber ein paar überleben immer und fangen von vorn an. Vielleicht bringt in Jahrzehnten mal die Gentechnik immune Pflanzen hervor, aber das steht in den Sternen. Die KEF wird seit ca. 1930 intensiv erforscht (zuerst in Japan), aber es wurde noch nichts wirklich Sinnvolles gefunden, um der Plage Herr zu werden.

Nur die Anbauer von Tafeltrauben haben eine Möglichkeit: Organzabeutel über jede Traube.

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 23. Jul 2018, 20:11
von Bristlecone
Dietmar hat geschrieben: 22. Jul 2018, 18:11
Vielleicht bringt in Jahrzehnten mal die Gentechnik immune Pflanzen hervor,


Eher nicht.
Aber vielleicht bringt die Gentechnik mal Ansätze zur Bekämpfung hervor.

Und dann ist da noch dieser Ansatz: Die Demeter-Weinbauern wollen Alternativen wie das Veraschen der Kirschessigfliege erproben. Einige haben mit dieser Methode schon positive Erfahrungen in Bezug auf den Traubenwickler gesammelt und wollen das Verfahren nun auch bei der Kirschessigfliege anwenden.

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 23. Jul 2018, 20:34
von Dietmar
Was versteht man unter Veraschung?

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 23. Jul 2018, 20:36
von Bristlecone

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 23. Jul 2018, 20:44
von Dietmar
Das liest sich wie: Veraschung ist Hokuspokus.

Ich suche etwas Ernsthaftes.

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 23. Jul 2018, 20:51
von Dietmar
Im 2. Link wurden Hoden von Possum verascht, um diese Kleintiere zu verschrecken. Hat nicht geklappt.

Dann übertragen wir mal in Gedanken das Prinzip auf die KEF. Ich suche noch jemanden, der ausreichende Mengen von KEF-Hoden verascht, damit ich mal einen Versuch machen kann. ;)

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 23. Jul 2018, 21:02
von Wurmkönig
Bristlecone hat geschrieben: 23. Jul 2018, 20:36
Guckst du hier: Hinweise zur Veraschung in Steiners Landwirtschaftlichem Kurs
und hier: Versuche zur Veraschung tierischer Schädlinge

Find ich genial! Allerdings muss das Feuer für die Asche mit Mineralwasser aus dem Himalaya gelöscht werden (wegen kosmischer Strahlung und so) und dann muss man bei Vollmond das Fläschchen auf den Kopf balanzierend und Balzrufe ausstoßend in links drehenden Kreisen (gilt aber nur auf der Nordhalbkugel) 12 x um das zu besprengende Feld tragen.

Einfach ausprobieren!

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 23. Jul 2018, 22:51
von Bristlecone
Man darf bei der gesamten Prozedur aber niemals an rotnasige Rentiere denken! Das ist ganz wichtig - sonst funktioniert es nicht!

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 25. Jul 2018, 22:41
von Lilo
Was mich total wundert, ist, dass ich die KEF bei mir nur in den Brombeeren finde. Nichts in den Himbeeren, Johannisbeeren oder roten Stachelbeeren, nichts in den schwarzen Maulbeeren und auch nichts in den Mirabellen und Pflaumen.
Hat dafür einer eine Erklärung?

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 25. Jul 2018, 23:02
von thuja thujon
Die Beratung sagt die wandern von einer Kultur zur anderen. Je nach Witterung von Zwetschgen auf Himbeeren oder was sich eben gerade anbietet. Da soll sie irgendwie recht Kulturspezifisch wenn auch nicht wählerisch sein. Macht aber Sinn wenn man die Massenvermehrung und den beschränkten Aktionsradius, zumindest solange sie von einem Opfer noch voll versorgt werden, berücksichtigt.
Dieses Jahr ist sie hier noch kein Thema, die Brombeeren haben auch nochmal Wasser vom letzten Gewitter bekommen so dass sie nicht so extrem anfällig für durch die Sonne gekochte Früchte sind, worauf sich dann auch wieder normale Fruchtfliegen ansiedeln würden, die man leicht mit KEF verwechselt.
Ich habe sie hier jedenfalls dieses Jahr noch nicht bewusst wahrgenommen und kann es mir bei den derzeitigen Temperaturen auch nicht vorstellen.

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 26. Jul 2018, 00:56
von zwerggarten
es heißt doch, sie geht vor allem
auf dunkle früchte, mit weichen/dünnen fruchtschalen – was besseres als brombeeren könnte sie da finden?

als die kef in berlin/bei uns im garten ankam, war es vorbei mit brombeeren, weil mir die nur vollreif schmecken – himbeeren, johannisbeeren, sauerkirschen lassen sich auch ein paar tage vor vollreife ernten und erfreulich verarbeiten, brombeeren sind da einfach nur pörks. mit kef waren sie leider auch zum zeitpunkt der vollreife pörks, wimmelnd voller kef-maden. :P

wobei mir gerade vorgestern eine nachbarin vorgeschwärmt hatte, wie toll die brombeeren diesese jahr wären, auf dem kuchen letztens sei zwar einige bewegung sichtbar gewesen, aber frisch vom strauch... ich war nicht sehr interessiert. :-X

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 30. Jul 2018, 09:59
von Dietmar
Ich hatte mal geschrieben, dass man die KEF eventuell gentechnisch bekämpfen kann. Manche haben das bezweifelt. Deshalb möchte ich einige Möglichkeiten hier kurz aufführen:

1. Die Nutzpflanzen so genetisch verändern, dass diese für die KEF tödlich oder unattraktiv werden. Dieses Konzept wird bereits beim Mais in Bezug auf den Maiszünsler genutzt. Probleme: 1. sehr teuer und langwierig, da die KEF sehr viele Wirtspflanzen hat. ". Akzeptanzproblem bei allen gentechnisch veränderten Nutzpflanzen.

2. Verwirrmethode wie beim Traubenwickler: Gentechnisch das Pheromon der KEF produzieren und per aufgehängten Disperser verteilen. Die männlichen KEF finden dann die weiblichen KEF nicht mehr und ohne Befruchtung keine befruchteten Eier und ohne diese keine Maden. Technisch kein Problem, da die vollständige DNA der KEF in weniger als 1 h analysiert werden kann. Die entsprechende Gensequenz aus dem Erbgut der KEF wird einer Bakterium oder Pilz eingesetzt, so dass diese dann die Pheromone großtechnisch produzieren. Vorteil: gutes Image, Nachteil: nur für größere zusammenhängende Anbauflächen geeignet (>20 ha). Die Randgebiete sind nicht geschützt, je nach Windrichtung

3. Eine besonders heimtückische Möglichkeit der Bekämpfung der KEF ist, die Männchen durch Strahlung, Chemie oder Gentechnik unfruchtbar zu machen und dann diese in großer Menge freizusetzen. Das eigentliche Problem besteht darin, das Balzverhalten der KEF gentechnisch zu beeinflussen, d.h. die sterilen Männchen müssen für die Weibchen attraktiver werden als die fruchtbaren Männchen. Das Balzverhalten wird gesteuert durch das sogenannte "fruitless"-Gen. Dieses Gen müsste bei den sterilen Männchen so modifiziert werden, dass diese dann von den Weibchen bevorzugt werden. Das Balzverhalten ist dadurch gekennzeichnet, dass die Männchen ca. 20 Minuten lang mit ihren Flügeln Töne erzeugen, quasi Liebeslieder. Wenn dem Weibchen diese Darbietung gefällt, dann kommt es zur Kopulation. Fazit: Die sterilen Männchen müssen gentechnisch in die Lage versetzt werden, erfolgreicher zu Balzen als die fruchtbaren Männchen und schon klappt es mit der Familienplanung.

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 30. Jul 2018, 10:26
von Gänselieschen
zwerggarten hat geschrieben: 26. Jul 2018, 00:56
es heißt doch, sie geht vor allem
auf dunkle früchte, mit weichen/dünnen fruchtschalen – was besseres als brombeeren könnte sie da finden?

als die kef in berlin/bei uns im garten ankam, war es vorbei mit brombeeren, weil mir die nur vollreif schmecken – himbeeren, johannisbeeren, sauerkirschen lassen sich auch ein paar tage vor vollreife ernten und erfreulich verarbeiten, brombeeren sind da einfach nur pörks. mit kef waren sie leider auch zum zeitpunkt der vollreife pörks, wimmelnd voller kef-maden. :P

wobei mir gerade vorgestern eine nachbarin vorgeschwärmt hatte, wie toll die brombeeren diesese jahr wären, auf dem kuchen letztens sei zwar einige bewegung sichtbar gewesen, aber frisch vom strauch... ich war nicht sehr interessiert. :-X


Grrr - bei mir ist die offenbar noch nicht - ich ernte sehr reife dicke Brombeeren, die absolut unversehrt sind....habe extra mal durchgetrennt, absolut nix drin außer Saft und Aroma :D. Da ist diese frühe Loch-Ness schon noch ganz gut. Die KEF soll ja ihre Hochzeit auch später haben, oder ist das auch nicht mehr wahr??

Re: Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) - Das Ende der Naschzeit im Garten?

Verfasst: 30. Jul 2018, 14:19
von Dietmar
hat geschrieben: 1. Jan 1970, 01:00Grrr - bei mir ist die offenbar noch nicht


Dieses Jahr ist das Wetter KEF-unfreundlich - zu heiß und zu trocken. Im Allgemeinen lieben ja Insekten heißes und trockenes Wetter, aber Gott sei Dank nicht die Mücken und die KEF. Bei großer Hitze vermehren sich die KEF kaum noch und wenn die Hitze länger ist als die Lebenszeit, fällt die nächste Generation aus, die dann auch nicht die nachfolgende Generationen bilden können. Aber leider überleben an kühleren und schattigeren Stellen immer einige KEF, so dass diese ihren Bestand wieder aufbauen können, sobald es das Wetter wieder zulässt. Ich vermute mal, dass die KEF-Männchen bei der Hitze nicht in der Lage sind, die ca. 20 Minuten langen intensiven Balzbemühungen durchzuhalten, aber ohne diese sagen die Weibchen Nitschewo!