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Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 4. Apr 2020, 13:59
von Chica
Euer Wunsch ist mir Befehl Männer ;). Für mich ist das faszinierende an Pflanzen nicht ihre Blütenfarbe oder vordergründig ihr Aussehen, sondern der Platz, den sie im ökologischen System aus Tieren und Pflanzen einnehmen, welche Zusammenhänge bestehen zwischen ihnen und den nur mit ihnen vorkommenden Tieren, welche Pflanzen bedingen welche Tiere und andersherum. Wenn man genauer hinschaut ist man begeistert davon wie genau dieses Miteinander aufeinander abgestimmt ist, ganz ohne das Zutun des Menschen.
So genug, da wären noch
Veronica spicata, als Tagfalterarten die sie als Raupenfutter nutzen sind
Melitaea athalia und
britomartis nachgewiesen, der Wachtelweizen-Scheckenfalter sowie der Östliche Scheckenfalter. Ersterer fraß bei mir im letzten Jahr, abweichend von der Fachliteratur an
Veronica longifolia, er kommt hier jährlich vor. Campanula trachelium hat sich endlich auch etabliert, Pollenfutter für die Babys von
13 oligolektischen Wildbienenarten. Glockenblumen sind unentbehrlich im Wildbienengarten!
Salvia pratensis, sehr viele Wildbienen stehen auf Lippenblütler, auf alle, 4 Arten sind sogar oligolektisch darauf spezialisiert sehe ich eben in Paul Westrichs Liste.
Papaver rhoeas, seidenmohn in allen Farben als Auslese der Wildform, wandert seit Jahren durch den Garten, auch im Saum ist er gekeimt. Die Pflanze enthält ausschließlich Pollen, keinen Nektar. Alles was Ihr daran an Wildbienen seht sollten somit Mädchen sein :D.

Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 4. Apr 2020, 14:27
von AndreasR
Das sind für mich alles wunderschöne Stauden, außer vielleicht der Klatschmohn, aber den lasse ich meistens auch gewähren, solange die Blütenfarbe sich nicht allzu sehr mit den anderen Pflanzen im Beet beißt. ;)
Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 4. Apr 2020, 20:48
von Floris
Irgendwie ist mein Vorgarten auch so was wie ein sonniger Gehölzsaum. Zumindest Knoblauchsrauke und Lunaria fühlen sich da sehr wohl. Demnächst öffnet sich auch die Zwiebeltragende Zahnwurz und später noch die Nachtviole. Die wird dann besucht vom Taubenschwänzchen.
Knoblauchsrauke sät sich zu Tausenden aus, aber nur ein Teil davon bestockt sich und überwintert. Da ich sie nur mit anderen robusten Arten vergesellschaftet habe, macht das nichts. Sobald sie abgeblüht sind, fliegen die meisten raus.
Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 5. Apr 2020, 08:30
von Chica
Sehr schön Floris.
Natürlich stellen sich einige Pflanzen auch völlig von allein ein, z. B.
Ficaria verna. Es steht zumindest
hier in der Liste der Wildbienen-Futterpflanzen.

Ursprünglich bewusst für Natternkopf-Mauerbienen,
Osmia adunca, die oligolektisch darauf spezialisiert sind und darüber hinaus ausschließlich den Pollen von
Echium plantagineum für ihre Fortüpflanzung nutzen können, angesiedelt
Echium vulgare. Natürlich lieben sehr viele Wildbienen diese Pflanze und auch "meine" Dickköpfe sind jedes Jahr daran zu finden. Die zweijährige Pflanze sät sich nach Lust und Laune aus und ich habe für dieses Jahr noch 10 Stück dazugekauft.

Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 5. Apr 2020, 08:58
von Chica
Leucanthemum vulgare, Pollenfutter für oligolektisch auf Korbblütler spezialisierte Wildbienen, darunter
Heriades truncorum, die Gewöhnliche Löcherbiene, die in meinem Bienenhaus nistet, allerdings erst im Hochsommer fliegt.
Centaurea sp.,
jacea,
stoebe? Die Bestimmung wilder Flockenblumen ist sehr detailreich. Alle sind ausgesprochene Wildbienen- und Schmetterlingspflanzen.
Reseda luteola, Pollenfutter für oligolektisch auf Reseden spezialisierte Wildbienen,
Hylaeus signatus, die Reseden-Maskenbiene und andere Maskenbienen. Sie nisten in waagerechten Stängeln im Wildbienenhaus.
Anthyllis vulneraria, Raupenfutter für verschiedene Bläulinge,
Polyommatus dorylas,
Cupido minimus,
Plebeius idas und als Schmetterlingsblütler geliebter Favorit im Wildbienenreich.
Helianthemum nummularium, die einzige etablierte Pflanze in meiner geordneten Wildnis, hat sogar im letzten Wüstensommer Extrawasser bekommen. Sie ist Raupenfutter für
Plebeius idas,
Aricia agestis/
artaxerxes,
Callophrys rubi,
Pyrgus alveus, verschiedene Bläulinge, den Grünen Zipfelfalter, der dann als Imago wieder die weißen Blüten von
Alliaria petiolata liebt und den Sonnenröschen-Würfeldickkopf.
Veronica longifolia, mit Raupen von
Melitaea athalia, dem Wachtelweizen-Scheckenfalter im letzten Jahr, eine neue Entdeckung im Reich der Tagfalter übrigens :D.

Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 5. Apr 2020, 09:18
von Bienenkönigin
Wahnsinn, welche Artenvielfalt bei Dir gedeiht. Du hast meine absolute Hochachtung für Dein Wirken dort.
LGr.
Bienenkönigin
Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 10. Apr 2020, 08:46
von Chica
Danke Bienenkönigin, das alles hat sich ja Stück für Stück entwickelt. Wenn man erst anfängt hinzuschauen was da alles kreucht, fleucht und fliegt kann man gar nicht anders als allen bestmöglich einen Lebensraum zu schaffen ;).
Ballota nigra, aus der
Wildblumenmischung für Wildbienen, besonders geliebt von mehreren Arten der Mauerbienen, Wollbienen, Pelzbienen und Hummeln, v. a. Stahlblaue Mauerbiene,
Osmia caerulescens, Garten-Wollbiene,
Anthidium manicatum, Wald-Pelzbiene,
Anthophora furcata.
Dipsacus fullonum, beliebt bei sehr vielen Tagfaltern und Hummeln.
Veronica chamaedrys, Raupenfutter für Raupenfutter für
Euphydryas maturna,
Melitaea athalia/
didyma, den Eschen-Scheckenfalter, Wachtelweizen-Scheckenfalter und den Roten Scheckenfalter, außerdem sehr beliebt bei Wildbienen.

Und das, lerchenzorn, sollte Dein
Viola hirta sein :-*, Raupenfutter für
Argynnis aglaja/
adippe/
niobe/
paphia,
Boloria dia/
euphrosyne/
selene, Perlmutterfalter, Perlmutterfalter, Perlmutterfalter...

Ich habe auch die drei Stellen an die ich Dein
Viola canina gepflanzt hatte untersucht, alles ist vertrocknet, erfroren, keine Ahnung :'( :'( :'(.
Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 11. Apr 2020, 11:49
von micc
Ich muss wirklich sagen - einer der besten Threads hier im Forum!
Gärtnern bedeutet halt nicht nur den Fokus auf Blümchen, deren Arrangement und Beachtung von Ansprüchen und Lebensräumen legen, nee, ohne die vielfältigen Zusammenhänge mit dem Tierreich wäre es nur eine blasse Vorstellung von Garten. Das ist super dargestellt und ich sehe, was ich alles noch nicht wusste!
.
Leider ist unser ehemaliger Siedlergarten eher mittelgroß. Man tut, was geht. Zumindest gifteln unsere unmittelbaren Nachbarn nicht. Da muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, z.B. wie wichtig Unordnung und Nichtstun im Garten für die Tierchen ist, zumindest in einigen Eckchen.
🙂
Michael
Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 18. Apr 2020, 09:25
von Chica
Danke micc, Du machst mich ganz verlegen :-*. Genauso empfinde ich es: nur im Zusammenhang mit den hier vorkommenden Tieren ergibt das alles einen Garten, ein harmonisches, natürliches Miteinander. Das ist wohl auch der Aspekt, der uns beim Anblick von solchen toten Stein/Schotterwüsten in Vor"gärten" ohne Leben erstarren lässt.
Noch ein paar Pflanzen im Portrait,
Cichorioum intybus, hochgradig gefährdet beim "Frühjahrsputz", die Rosetten können einfach zu schnell mit Löwenzahn verwechselt werden. Der darf hier überall, ist er doch mit
72 Wildbienen, die seinen Pollen nutzen eine der wichtigsten Pflanzen im Wildbienenreich, im Saum aber soll er nicht auch noch wachsen.
Cichorium intybus ist die Lieblingspollenquelle von
Dasypoda hirtipes, der
Wegwarten-Hosenbiene, wie der Meister der Wildbienen rechts bei den Fotos zur Wildblumenmischung sie nennt, eigentlich ist der deutsche Name Braunbürstige Hosenbiene geläufiger, denke ich. Die Art ist oligolektisch auf Korbblütler und hiervon auf
Cichoridae spezialisiert.

Weitere Besucher:
Bombus pascuorum, die Ackerhummel, ein hübsches Tier, eine Schwebfliege,
Eristalix tenax? Auf dem letzten Foto wird die Wegwarte von einem Seidenbienen-Männchen,
Colletes sp. besucht.

Ein must-have im naturnahen Garten also ;).
Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 18. Apr 2020, 09:48
von Chica
Geranium pratense, Raupenfutter für
Aricia agestis, den Kleinen Sonnenröschen-Bläuling und
Aricia eumedon, den Storchschnabel-Bläuling. Der erstere auf
Berteroa incana, einer weiteren Saumpflanze.
Daucus carota, Wiesenpflanze für
trockenwarme Standorte, sie wächst hier schon immer ohne mein zutun.

Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 18. Apr 2020, 11:05
von kaieric
die wegwarten brauchen hier aber leider noch etwas.
Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 18. Apr 2020, 11:10
von Chica
Ja hier auch natürlich ;), die Pflanzenfotos sind aktuell, um die Zusammenhänge zu den Tieren zu zeigen habe ich vorjährige Fotos genommen.
Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 19. Apr 2020, 08:51
von Chica
Last not least:
Linaria vulgaris, eine Pflanze schon aus meiner Kinderzeit, Raupenfutter für Scheckenfalter,
Melitaea didyma.
Aus der Syringa/Westrich Wildblumen-Mischung für Wildbienen stammt
Tragopogon pratensis für mehrere Arten der Schmalbienen und Sandbienen, v.a. Habichtskraut-Sandbiene,
Andrena humilis und Pippau-Sandbiene,
Andrena fulvago, es kann aber auch der hier natürlich vorkommende
Tragopogon dubius sein, das zeigt sich mit der Blüte.

Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 2. Mai 2020, 08:31
von Chica
Der Sonnige Saum blüht,
Lunaria annua hat das Zepter übernommen gefolgt von
Alliaria petiolata.

Besonders freut das natürlich
Anthocharis cardamines, den Aurorafalter, sind das doch seine Raupenfutter- und auch Nektarpflanzen, auch die Pflanzen, die das Männchen aufsucht um ein Weibchen zu finden.

Ganz sicher gibt es wieder Raupen an den Pflanzen, die sich genüßlich vom Rand aus die heranwachsenden Früchte, die "Silbertaler" einverleiben. Aber auch
Pieris napi, der Grünader-Weißling hat nichts gegen Lila-Blüten-Nektar.

Re: Sonniger Gehölzsaum aus Wildpflanzen
Verfasst: 9. Mai 2020, 08:38
von Chica
Mit dem Abblühen von
Lamium purpureum erscheinen nun die Lippenblüten von
Lamium album, auch dies eine ausgesprochene Wildbienenpflanze, auch bei Hummeln sehr beliebt. Sie ist im Gegensatz zum einjährigen
Lamium purpureum eine Staude. Ich lasse sie nach Möglichkeit auch außerhalb des Saumes stehen, sieht doch erfrischend aus, oder?

Chica hat geschrieben: ↑10. Apr 2020, 08:46Und das, lerchenzorn, sollte Dein
Viola hirta sein :-*, Raupenfutter für
Argynnis aglaja/
adippe/
niobe/
paphia,
Boloria dia/
euphrosyne/
selene, Perlmutterfalter, Perlmutterfalter, Perlmutterfalter...

Ich habe auch die drei Stellen an die ich Dein
Viola canina gepflanzt hatte untersucht, alles ist vertrocknet, erfroren, keine Ahnung :'( :'( :'(.
Freude schöner Götterfunken :D, ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil. Die höchste Tugend des Gärtners ist - die Geduld. Ich habe an zwei von drei Pflanzstellen Dein
Viola canina wiedergefunden lerchenzorn, wie schöööön :D. Die Pflanzen treiben erst jetzt ganz zaghaft aus ???.

Das wird nach Vermehrung Futter für
Argynnis aglaja/
adippe/
niobe/
paphia,
Boloria dia/
euphrosyne/
selene.
Tatsächlich die gleichen Arten wie bei
Viola hirta. Hier nachgewiesen sind davon der Feurige Perlmutterfalter, der Große Perlmutterfalter, der Braunscheckige Perlmutterfalter, der Magerrasen-Perlmutterfalter (alles Rote Liste!) und der Kaisermantel. Na dann: Guten Appetit!