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Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 16:07
von Staudo
vielleicht verstehe ich das falsch, aber natürlich kann man mit klassischen Methoden jede erdenkliche positive Eigenschaft herauszüchten, für die Zucht eines Maiskolbens aus Teosinte bedurfte es keinerlei Hybridzüchtung, und theosinte glich eher einer Getreideähre, denn einem Maiskoben. ;DOft reicht sogar konsequente Sektion aus. So gelang es einem "Hobbyisten" in der ehemaligen DDR über eine 20jährige Selektion auf Frühzeitigkeit eine in Deutschland sicher abreifende Soja-Sorte herauszuzüchten. Der Vorteil einer Hybridsorte bewegt sich normalerweise in einem Bereich von wenigen Prozenten Leistungszuwachs. Aber es ist ein sicherer Sortenschutz.

Naja, ganz so böse ist das nicht. Sortenschutz gibt es auch auf reinerbige Sorten. Hybridsorten haben halt den großen Vorteil, dass sie sehr gleichmäßig sind, was die rationelle Produktion sehr vereinfacht. Dem Hobbyanbauer gefällt es, wenn der Salat über zwei Wochen verteilt erntereif wird. Im Großanbau für die Vermarktung sollte ein ganzes Feld möglichst einheitlich geerntet werden können. Die Geschichte mit den Sojabohnen ist mir neu. Ich kenne die Variante (habe zu der Zeit Pflanzenzüchtung studiert und war viel in Versuchsstationen unterwegs), dass es in Schweden in den 80er Jahren eine Sojasorte gab, die dort reif wurde. Mit dieser Sorte wurde in der DDR intensiv weitergearbeitet. Viele GrüßePeter
Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 16:19
von pocoloco
Ich verurteile ja auch nicht grundsätzlich die Hybridzüchtung, in der Landwirtschaft hat sie sicherlich auch ihre Bedeutung, keine Frage. Aber deKkan sicherlich mehrr über die Optimierun seiner Anbaubedingungen herausholen, als eine Hybridsorte gegenüber einer guten klassisch gezüchteten Sorte an Vorteil bringt. Und der Sortenschutz ist ja ein praktischer, der juristische spielt für uns ja eh keine Rolle. Und wie gut er funkoniert, sieht man daran, daß man z.T. Sorten mit dem Zusatz F1 ausstattet, obwohl sie eigentlich frei abblühende Sorten sind, beispielsweise die Zucchini Gold Rush. ;DBesagte Sojabohne war auch eher ein ambitioniertes Amateurobjekt, das wohl nicht einmal eine Zulassung hat, aber weißt Du mehr über die schwedische Variante?GrüßeUwe
Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 16:23
von Staudo
Das ist über 20 Jahre her ... Viskeby 5 oder so?Ich staune über mich selber. Fiskeby V findet man bei Google.
Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 16:28
von pocoloco
thx, ich schau nachher mal.

Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 16:53
von Gart
Danke für diese Erläuterung, pocoloco. Nun ist es mir schon klarer. Soweit ich verstanden habe, kann man durch traditionelle Züchtung erwünschte Eigenschaften wie etwa die Grösse der Maiskörner verbessern, aber nicht eine neue Farbe wie f1-Rosa aus Rot und Weiss hervorbringen.
Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 20:02
von pocoloco
..... aber nicht eine neue Farbe wie f1-Rosa aus Rot und Weiss hervorbringen.
sorry gart, jetzt wird mir das Ganze klarer.
F1-Hybride ist natürlich mißverständlich. Der Zusatz
Hybride besagt eigentlich erst, daß es sich um diese besondere Züchtungsform zur Ausnutzung des Heterosis-Effektes handelt. F1 bezeichnet in der Züchtung immer die erste Kindergeneration, (es folgen F2, F3, F4,....) auch bei klassischer Züchtung, wie bei Mendel. F1 hat ursächlich nix mit der Hybridzüchtung zu tun. Der Heterosis-Effekt (überdurchschnittleiche WüchsigkeitGesundheit/Gleichförmigkeit der Kinder aus der Kreuzung zweier getrennter Populationen) tritt halt nur in der ersten Kindergeneration auf, daher der Zusatz F1 bei Hybride. Die rosa Erbsen treten als die Kinder in der
1. Generation (=F1) nach der Eltern- (p (parental)-Generation) als Ergebnis einer klassischen Kreuzung auf.
Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 20:05
von Staudo
Oder mal ganz einfach: Gart ist die F1 seiner Eltern. Sein geplanter Sohn wäre wiederum die F1 von ihm und seiner Freundin und dabei gleichzeitig die F2 von Garts Eltern.
Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 20:13
von 11vonZwerg
...und der Sohn wird dann besonders rosa, falls Gart und Partnerin zufaellig aus einer bisdahin getrennten Population stammen...was in der Schweiz mit den tiefen Taelern und unueberwindlichen hohen Bergen durchaus im Bereich des Moeglichen liegt.
Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 20:17
von Staudo
Nein. Ich versuche es mal wieder:Gesetzt der Fall sowohl Gart als auch seine Freundin kommen aus über viele Generationen isolierten Gebirgstälern und sind beide so um die 1,45 m groß, dann kann es passieren, dass die F1 (der Sohn) 1,95 m groß wird, obwohl nur 1,45 m zu erwarten wäre. Das nennt man dann Heterosiseffekt.
Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 20:22
von pocoloco
Danke staudenmanig,daß Du noch mal darauf hinweist, es handelt sich hierbei um einen Effekt, der tatsächlich auch bei freilebenden (länger getrennten) Populationen einer Art auftritt, ich meine, Darwin hat diesen Effekt schon beschrieben. Der Mensch macht sich diese Erscheinung nur zunutze.
Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 20:37
von Crispa †
Und kann es denn auch sein, dass die Nachfahren von Gart, um bei dem Beispiel zu bleiben, nur 1,00 m groß werden?
Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 20:38
von Crispa †
wird denn alles größer, dicker, leistungsfähiger?
Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 20:39
von Staudo
Und kann es denn auch sein, dass die Nachfahren von Gart, um bei dem Beispiel zu bleiben, nur 1,00 m groß werden?
Ja, aber wir wollen es nicht hoffen.
Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 20:41
von Staudo
wird denn alles größer, dicker, leistungsfähiger?
Nein. Aber es ist das in der Hybridzüchtung (= Suche nach den oben genannten leistungsfähigen F1-Hybriden) erklärte Ziel. Dazu kommt freilich die große Einheitlichkeit, wenn die Elternlinien, die gekreuzt werden, schön reinerbig sind.
Re:Was macht Samen zur F1 Hybride?
Verfasst: 18. Sep 2007, 20:47
von pocoloco
Staudenmanig, korrigiere mich bitte, aber meines Wissens wird als Erklärung unter anderem der Heterozygotenvorteil herangezogen? D.h., genetische Schwächen sind meist nur rezessiv (d.h., kommen wie die meisten Erbkrankheiten nur zum Vorschein, wenn beide Eltern das entsprechende Gen beitragen) vorhanden, da sie ansonsten schon binnen weniger Generationen ausselektiert worden wären. Und wenn man nun zwei getrennte Populationen kreuzt, kommen praktisch nur die dominanten, positiven Eigenschaften zum Tragen, insbesondere, wenn es sich, wie in der Züchtung, um recht reinerbige Inzuchtlinien handelt.