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Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 2. Nov 2008, 17:57
von Knusperhäuschen
Mittlerweile werden sie sogar in deutschen 08fuffzehn-Baumärkten verramscht. Hier bei uns steht einer beim T..m, angeblich 250 Jahre alt (?), aber schon ein Mordstrumm, für, wenn ich mich recht erinnere unter 1000 Euro, erbärmlich in einen Pott gequetscht, er wartet noch im Freigelände auf die Rettung in irgendeinen Hintertaunus-Wintergarten, der überhaupt groß genug ist, der Arme.Ich las auch, dass die alten Bäume aus alten Kulturlandschaften Südeuropas stammen, weil man dort was auch immer für Kulturen anlegt, die subventioniert wohl mehr bringen

.Erinnert irgendwie an die Herodes-Transporte von Vieh, nur dass es einmal die Jungen und hier die ganz alten trifft

.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ... bestimmt nicht!
Verfasst: 2. Nov 2008, 18:57
von pearl
das letztere verstehe ich nicht, ist aber egal. Auf jeden Fall sind wir alle dagegen. Das ist gut.Oder dafür. Im Sinne des Erfinders, fars: Alte Bäume verpflanzt man nicht ... Stimmt!
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 2. Nov 2008, 19:29
von max.
...Auf jeden Fall sind wir alle dagegen....
fast alle. ich nicht. die olivenbauern leben von dem ertrag der bäume. wenn sich der anbau nicht mehr lohnt, können sie wählen, ob sie die bäume als kostenlosen dekor für nordeuropäische romantiker stehen lassen oder sie halt verkaufen.wir hier würden natürlich alles stehenlassen. deshalb ist es in dt. ja auch so schön romantisch im gegensatz zum olivenbaumlosen süditalien.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 2. Nov 2008, 19:29
von potz
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 2. Nov 2008, 19:39
von sarastro
Wusste ich doch schon immer, dass hier nicht nur Grünfundies vertreten sind... ::)Zurück zur Realität. Es existieren in Südeuropa sicher auch per Gesetz Verordnungen, nur hält sich vielleicht kaum wer dran. Wie bei uns mit anderen Dingen. Für einen Olivenbaum lässt der Ertrag mit der Zeit nach. Dann kann er gefällt werden. Wir aber exportieren doch auch nicht unsere jahrhundertealten, wettergegerbten Hochgebirgskrüppelkiefern um teures Geld nach dem Süden, um sie dort eingehen zu lassen?
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 2. Nov 2008, 19:49
von Knusperhäuschen
@ pearl: Ich meinte
das edit: wir haben früher zeitweise mit altehrwürdigen Weinreben geheizt, aber irgendwie finde ich diesen Export der Olivenbäume in winterkalte Gegenden irgendwie respektlos und befremdlich, vielleicht auch, weil ich mir die potentiellen Kunden vorstellen kann.....(mag vielleicht ein Vorurteil sein, wer weiß)
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 2. Nov 2008, 21:03
von bristlecone
Wir aber exportieren doch auch nicht unsere jahrhundertealten, wettergegerbten Hochgebirgskrüppelkiefern um teures Geld nach dem Süden, um sie dort eingehen zu lassen?
Nein, das tun wir nicht. "Wir" roden lieber Knicks und alte Bäume in der Feldmark, damit der Traktor oder der Maisernter dort schnurgeradeaus fahren kann. Ersetzen alte Feldsteinmauern durch Beton und terassieren den Kaiserstuhl maschinengerecht (o.k., letzteres würde man heute hoffentlich nicht mehr machen). Düngen die artenreichen Wiesen im Schwarzwald mit Gülle und verwandeln sie in saftig-dunkelgrüne einöde Fettwiesen, die im späten Frühling fremdenverkehrswirksam weithin gelb leuchten von Löwenzahn, ökologisch aber ziemlich armselig sind. Dafür beklagen wir dann in Südeuropa das Verschwinden der alten Kulturlandschaft: Was erlauben diese Südländer sich eigentlich? Verschandeln ihre eigene Landschaft, anstatt sie für uns Touristen romantisch zu erhalten! Sarastro, ich finde diesen Export alter Olivenbäume auch zum K.... Aber "Mediterran" ist in. Wie schon an anderer Stelle geschrieben: der alte Landschaftspark in Badenweiler wird mit dem Attribut "Mediterraner Park" beworben, die hiesige Stadt pflanzt solche alten Olivenbäume in Verkehrskreisel (mit Bodenheizung) und nebenan in Bad Krozingen stehen als Straßenbegleitgrün Trachycarpus, die im Winter mit Kunststofffolienzelten überbaut werden.Wenn's hier keine Abnehmer für alte Olivenbäume gäbe, würden sie in Süditalien vielleicht trotzdem gefällt und durch Weintrauben unter Folie ersetzt. Trotzdem finde ich diese Luxuswegwerfartikel ziemlich daneben. Befremdlich, wie Knusperhäuschen es treffend nannte.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 2. Nov 2008, 21:10
von max.
daß jeder gartenliebhaber alte olivenhaine schöner findet als kunstoffüberzogene weintraubenkulturen versteht sich eigentlich von selbst, beantwortet aber nicht die frage, was olivenbauern mit ihren unrentabel gewordenen bäumen machen sollen - und dem land, auf dem sie wachsen.im übrigen wird ein groß(?)teil der ausgegrabenen olivenbäume im land selbst verkauft an dortige häuslebauer.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 2. Nov 2008, 21:58
von fars
Nun ja, wenn wir um alte Bäume trauern, schwingt eine Menge irrationaler Nostalgie mit. Wir lieben halt Pflanzen, auch wenn diese Liebe bei Gewächsen im eigenen Garten besonders stark ausgeprägt ist und bei so manchen Sammler die Legalität 5 gerade sein lässt.Ich habe keinen Anlass, an den Angaben meiner italienischen Informantin zu zweifeln und bin deshalb überzeugt, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Wenn diese Baumveteranen nicht nur von Pflanzenliebhabern, sondern von jedem verständigen Menschen als das angesehen werden, was sie sind, nämlich ein einmaliges und nicht reproduzierbares Kulturerbe (sonst würden sie sich ja auch von Neureichs nicht so hoch geschätzt), müsste es selbst bei der Umwidmung von Olivenhainen in Rebgelände andere Lösungsmöglichkeiten geben, als einen Verkauf an Hinz und Kunz und über die Alpen hinaus (übrigens standen auf dem Bundesgartenschaugelände von Magdeburg ebenfalls zwei derartige Veteranen).Es entzieht sich meiner Kenntnis, wie reich Italien an derartigen Methusalems ist. Möglicherweise verhindern aber andere Gründe, sie unter Naturschutz zu stellen. Dass wir hier ähnliche Sünden begangen haben oder begehen ändert an dieser "Unterlassungssünde" absolut nichts.N.B. Nach Aussagen des ital. Baumschulers sollen sich Olivenbäume sehr gut verpflanzen lassen und keinerlei Anwachsprobleme haben.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 2. Nov 2008, 23:57
von pearl
da sagt ihr was. Ein Luxuswegwerfartikel für eine unsympathische Zielgruppe. Was sind das für Menschen? Eigentlich? Kultur ist käuflich. Gewachsenes ist Massenware. Einmaliges ist jederzeit verfügbar. Keine Mühe gehabt. Keine Erfahrung gemacht. Kein Erlebnis verknüpft. Nichts selber sich angeeignet vom Leben. Nicht selbst gelebt.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 3. Nov 2008, 06:36
von Susanne
Aber "selbstgekauft". Für Leute, deren Lebensinhalt "Shoppen" ist, hat das enorme Bedeutung.
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 3. Nov 2008, 07:58
von fars
:)Es ist in der Gartengestaltung offenbar ein Trend, nicht mehr warten zu wollen. Mit zunehmendem Wohlstand nehmen auch die "fertigen" Pflanzenprodukte (anders kann man sie nicht mehr bezeichnen, da sie ja geradezu industriell hergestellt werden) zu. Die Gartencenter und Baumschulen strotzen ja nur so vor Solitären. Ein veritables Bäumchen kann sich inzwischen fast jeder Neu-Gartenbesitzer leisten. Warum dann darauf warten, wie sich ein Zweiglein/Sämling/Steckling - oder was auch immer - zu einem größeren Gehölz entwickelt. Klar, auch ich bin ungeduldig, wenn ich meinen beiden Acer-griseum-Sämlingen beim Wachsen zusehe. "Schneller Genossen", möchte ich ihnen zurufen, ich will es noch erleben, unter euren Zweigen zu sitzen.Aber eine frühere Nachbarin, seinerzeit Pachtgartenbesitzerin, hatte immer einen Standardsatz bei Baumschul-Besuchen: "Groß werden soll er bei mir!" Das hat sich mir eingebrannt.Aber ich will gerne bekennen, dass ich möglicherweise auch schwach würde, wenn mein Gartenklima Olivenbäume überleben ließe und ich eine mediterrane Abteilung hätte.Markus 14, 38
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 3. Nov 2008, 08:16
von Lilo
Bei mir um die Ecke ist ein Restaurant mit Biergarten, die haben den Eingangsbereich mit zweien solcher Methusalems dekoriert. Den vergangenen Winter verbrachtenen diese altehrwürdigen Olivenbäume in Luftpolsterfolie verpackt, sie haben es überstanden. In Innenhöfen ist bei uns das Überwintern von Olivenbäumen möglich, genauso wie Oleander. Aber in den Garten würde ich mir niemals eine Olive setzen, das würde sie trotz des milden Klimas nicht überleben und außerdem fände ich es falsch, kitschig, aufgesetzt, gewollt, dekadent.Steineiche und Steinlinde haben einen ähnlichen Charakter wie Oliven, sie sind etwas härter. In Kombination mit Cistus und Rosmarin müssten sie überzeugend wirken können - eine gewisse Selbstverständlichkeit und Lässigkeit ausstrahlen.Vielleicht wäre das ein Atelierthema?
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 3. Nov 2008, 08:29
von Anubis
Es entzieht sich meiner Kenntnis, wie reich Italien an derartigen Methusalems ist. Möglicherweise verhindern aber andere Gründe, sie unter Naturschutz zu stellen. Dass wir hier ähnliche Sünden begangen haben oder begehen ändert an dieser "Unterlassungssünde" absolut nichts.
Hallo,diese Bäume sind landwirtschaftliche Nutzartikel, sie stehen, genau wie unsere Obstbäume, nicht oder nur sehr eingeschränkt unter Schutz. Ich habe selbst miterlebt, wie innerhalb eines Tages ein ganzer Olivenhain mit uralten Bäumen abgesägt und abtransportiert wurde. Die schlicht ergreifende Begründung dafür ist das Gewinnstreben. Der Wegfall von EU-Subventionierungen ist ein Grund dafür, dass die Bäume abgeholzt werden. Mit Trauben lässt sich jetzt wesentlich schneller Geld machen als mit den Oliven. Genaue Zahlen über die Olivenbäume gibt es nicht, man rechnet alleine in Apulien mit mehr als 50 Millionen Olivenbäumen, die Hälfte davon unter 3 Jahrhunderten, 4 Millionen sind mehr als 3 Jahrhunderte alt und einige von denen scheinen 2500 bis 3000 Jahre alt zu sein (Quelle:
http://www.clandestinoweb.com/number-ne ... -i-po.html)Gott sei dank gibt es aber auch in Italien viele Stimmen, die sich für den Erhalt der Olivenhaine stark machen (z.B.:
http://www.pugliamia.net/appello-ulivi-puglia.htm). Dennoch, so sage ich meinen apulischen Freunden immer wieder gerne, ist das Charakteristikum von Apulien mittlerweile das Plastik. Im Übrigen, in Albanien ist es noch schlimmer, dort werden die Bäume noch schneller abgeholzt und verkauft. Ich bin deshalb der Meinung, dass der im deutschen Baumarkt angebotene Olivenbaum immer noch die bessere Alternative ist als dessen Fällen. Dennoch - trotz der Baumfällerei in Italien - dort stellen sie das beste Olivenöl der Welt her (meine Meinung). Mittlerweile bin ich so verwöhnt, dass ich nur noch zu einem bestimmten Frantoio gehe, um mir das Öl dort direkt vom Erzeuger zu holen. GrussAnu
Re:Alte Bäume verpflanzt man nicht ...
Verfasst: 3. Nov 2008, 09:04
von Knusperhäuschen