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Re:Geschichte des Komposts
Verfasst: 24. Mär 2010, 23:15
von lerchenzorn
Hier sind seit Verschwinden der treibenden Hirten und harkenden Bauern einige zig tausend Hektar Wald als Experiment der Flächenkompostierung zu betrachten.

Die bunte Vielfalt darunter verrottet gleich mit.Historische Form der Flächenkompostierung: Makrophyten, Krebsscheren und anderes wurden auch in früheren Jahrhunderten aus Seen, Gräben und Weihern gezogen und direkt auf die Äcker geworfen. Vermutlich aber untergepflügt und nicht als Mulchschicht liegen gelassen.
Re:Geschichte des Komposts
Verfasst: 25. Mär 2010, 00:56
von pearl
das ging mir auch heute durch den Sinn, die Waldwirtschaft. Hier Viehweide, Gerbstoffgewinnung, in der Nähe der Städte Brennholzeinschlag ...Gelesen habe ich heute in der Sonne sitzend in dicken Botanikschinken. Wald hält auf unnachahmliche Weise Nährstoffe gebunden. Die Ausschwemmung von Nährsalzen, u.a. Nitrat ist ohne Wald gewaltig. Gemessen in einem Gelände mit Kahlschlag. Der Odenwald war im 19. Jahrhundert um Heidelberg völlig unbewaldet. Das müssen enorme Nährstoffverluste gewesen sein und die Böden ausgelaugt.
Re:Geschichte des Komposts
Verfasst: 25. Mär 2010, 19:21
von nicoffset
Es kann doch nicht sein, dass nur in Plinius', Columellas' und Vita Sackville Wests Exemplar von Kompost die Rede sein kann ?!?
Re:Geschichte des Komposts
Verfasst: 27. Mär 2010, 00:21
von lerchenzorn
Immerhin fand ich in
Neu angelegter Gartenbaw,dass der Berliner Hofmedikus J. S. Elsholtz 1690, in einem quasi als umfassendes Handbuch des Gärtnerns zu verstehenden Werk zwar die verschiedenen Mistarten sowie die Beurteilung und Bearbeitung des Bodens beschreibt, Kompost oder ähnliche Substrate und deren Erzeugung aber mit keinem Wort erwähnt. Die gesamte Bodenbereitung ist entweder um diese Zeit wenig beachtet oder nur von Elsholtz so stiefmütterlich behandelt worden. Was sagt die damalige englische Literatur?Ich suche noch nach, ob Gleditsch im 18. Jahrhundert mehr wusste.
Re:Geschichte des Komposts
Verfasst: 27. Mär 2010, 01:00
von lerchenzorn
das ging mir auch heute durch den Sinn, die Waldwirtschaft. Hier Viehweide, Gerbstoffgewinnung, in der Nähe der Städte Brennholzeinschlag ...Gelesen habe ich heute in der Sonne sitzend in dicken Botanikschinken. Wald hält auf unnachahmliche Weise Nährstoffe gebunden. Die Ausschwemmung von Nährsalzen, u.a. Nitrat ist ohne Wald gewaltig. Gemessen in einem Gelände mit Kahlschlag. Der Odenwald war im 19. Jahrhundert um Heidelberg völlig unbewaldet. Das müssen enorme Nährstoffverluste gewesen sein und die Böden ausgelaugt.
Ja, ab einer gewissen Bevölkerungsmenge hat das System versagt. Und alle Fürsten haben fleißig weitere Landeskinder hereingeholt, um starke Heere daraus zu basteln. (Es gab aber auch kein Nitrat mehr, das versickern konnte

)Jetzt haben wir das umgekehrte Problem. Nährstoffe, die alle Unterschiede verwischen und eine grüne Einheitssoße produzieren. In Wald und Feld und Wiese. Nach den Böden und der Fruchtbarkeit (die aber auch schon wieder) erodiert in den letzten 100 Jahren fleißig die Vielfalt des Lebens. Ein Maß zwischen den Extremen scheint es nicht zu geben. Und die deutsche Agrar"elite" ist konsterniert, wenn der
Weltagrarrateine Umkehr zu traditionellen und weniger intensiven Landwirtschaftsweisen fordert:
DLZ, 17.04.2008Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen und das Hirn schmelzen lassen:"...müsse die Steigerung der Flächeneffizienz einem Zugewinn an Nachhaltigkeit gleichgestellt werden..."Geht´s noch zynischer?Mit dem Kompost hat das so viel zu tun, als er im Ökolandbau sinnvoll eingesetzt wird und es eine Chance gäbe, geringe Teile unserer Landschaft durch ein moderates "Abschöpfen" zur Humusversorgung auf anderen Flächen zu nutzen. Das könnte diese Flächen so weit aushungern und durchaus auch wieder Rohböden erzeugen, so dass dort besondere Arten überleben können. Kleines Revival der historischen Umlagerungspraxis, das aber, so wie alle "neuen" Verfahren, einen Entwicklungsschub benötigt.(Apropos: Die Bindungswirkung ostdeutscher Kiefernforste ist so gut, dass das Grundwasser komplett geschützt wird, sogar vor seiner eigenen Neubildung. Da geht kein Tropfen mehr nach unten.

)
Re:Geschichte des Komposts
Verfasst: 27. Mär 2010, 01:40
von pearl
interessante Ausführungen. Ich werde mal in der Hausväterliteratur stöbern, wenn ich Zeit finde, Johann Peter Hebbel hat sicher etwas zum Gärtnern geschrieben.
Re:Geschichte des Komposts
Verfasst: 27. Mär 2010, 07:38
von nicoffset
Lerchenzorn, ich danke dir sehr, für diese Kleinod von Elsholtz! Lade es mir gerade herunter und werde es genüsslichst lesen!Pearl, Hebbel wäre definitiv auch sehr interessant. Toll, dass du stöbern wirst.
Re:Geschichte des Komposts
Verfasst: 27. Mär 2010, 07:41
von lerchenzorn
OT: Man sollte sich bei Goo...Boo... ranhalten mit dem Herunterladen. Manche Werke sind scheinbar nur befristet als Vollversion greifbar. Ich hatte mir vor ein paar Monaten ein schönes Werk von Gleditsch geholt, dass jetzt nur noch als sehr begrenzte Vorschau zu sehen ist (mit so herrlichen Artikeln wie vom "Begräbnis des Maulwurfes", "Über die Sandschollen ..." usw.)OT Ende
Re:Geschichte des Komposts
Verfasst: 16. Dez 2010, 15:13
von brennnessel
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