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Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 28. Jun 2010, 21:16
von Knusperhäuschen
Amseln sind doch mittlerweile Kulturfolger, vom Waldvogel zu einem Gartenvogel geworden, der noch nicht einmal mehr in wärmere Gefilde zieht, zunächst blieben die Männchen, dann auch die Weibchen. Wir haben hier einen flügelverstümmelten Amselhahn (das einzige Individuum, das man auch immer wiedererkennen kann, Vögel mit markenaten weißen Federn, wie in NRW geibt es hier nicht), der bleibt das ganze Jahr, jetzt kennen wir ihn schon den dritten Sommer. Er lernt, ganz eindeutig, weiß, dass sowohl von uns, als auch vom altersbedingt lahmen Hund keine Gefahr ausgeht. Ich rede mit ihm und manchmal glaube ich, der hört sogar zu, setzt sich direkt neben uns und plustert sich auf, hechelt, wenn es warm ist und pausiert einfach mal so direkt neben uns oder singt mal ein Liedchen. Er brütet in unmittelbarer Nähe zum Sitzplatz und rennt auch unter dem Gartentisch herum, wenn wir da sind, ist allgegenwärtig. Vielleicht nutzt er uns auch als Schutzschild, keine Ahnung. Die Amseln im alten Garten im Münsterland waren fürchterliche Beerenpflücker, die hier im Taunus, am Waldrand gehen da nicht wirklich dran, das waren meist andere, nicht wirklich die Amseln, wenn Beeren geplündert werden.Im Winter aber fallen sie über ausgelegte Äpfel her, andere hier im Forum haben berichtet, dass "ihre" Amseln Äpfel nicht anrühren, das scheint wohl wirklich lokal verschieden zu sein und die Vögel scheinen Vorlieben zu entwickeln und zu pflegen.

Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 28. Jun 2010, 21:18
von max.
...MamaPapaVogel zeigen am einen Fleck ihrem Nachwuchs, dass rotes Gartenobst fressbar ist, und ihre Artgenossen anderswo tun's nicht? ...
das hatte ich mir ursprünglich auch gedacht. wber: tun das vögel denn überhaupt? ich merke mal wieder, wie wenig ich weiß...ornithologen: meldet euch!

Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 28. Jun 2010, 21:23
von Wiesentheo
Aber die 4 Paare jucken die bei mir nicht.also denke ich mir,dass es an was anderen liegt.Rote Johanna picken die bei mir aber.die sind auch rot,aber Erdbeeren nicht.

Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 28. Jun 2010, 21:26
von max.
@#15,
...Amseln sind doch mittlerweile Kulturfolger, vom Waldvogel zu einem Gartenvogel geworden,...
das sind sie aber überall, auch dort, wo sie keine roten beeren fressen.

Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 28. Jun 2010, 21:28
von Amur
Da hab ich mir auch schon meine Gedanken gemacht.In unserer Wohnung zwei Orte weiter hatten wir einen großen Kirschbaum im Garten. Da kamen auch etliche Vögel, aber wir hatten immer einige Kübel für uns und an die meisten Stellen kam man aufgrund der Baumgröße nicht hin.Hier jetzt hast du keine Chance eine reife Kirsche zu bekommen. Da sind nicht nur Amseln und Stare zugange, selbst Meisen und Spechte holen Kirschen ???Der Hauptunterschied liegt m. e. daran, dass die vorige Ortschaft ringsum Felder hatte und es zumindest bei uns raus weit war bis zum Wald.Hier haben wir den Wald vor der Nase und die Vögel sind gleich in Mengen da.Interessant im jetzigen Garten ist es mit den Erdbeeren.Oben an der Apothekerrose werden fast alle Erdbeeren von den Amseln angepickt.Untern in der Erdbeerwiese ist kaum was angepickt. Luftlinie vielleicht 10m! Seltsam oder?

Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 28. Jun 2010, 21:38
von Knusperhäuschen
Eigentlich sollten Amseln doch zu der Zeit, in der die Erdbeeren reifen, eher verstärkt Insekten suchen für den Nachwuchs, so sehe ich sie eigentlich immer im Juni, auch im alten Garten, in dem sie Beeren pickten, immer nur mit einem Schnabel voller Würmer, Insekten, Raupen etc., picken sie die Beeren selber oder werden die auch verfüttert, das hab ich eigentlich noch nicht gesehen. Und bei Amseln füttern doch beide Elternteile.

Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 28. Jun 2010, 21:55
von Windsbraut
Also, ich kann auch nur beisteuern, dass es bei uns zwei bis drei Amselpaare gibt - und ein Männchen geht an unsere Erdbeeren und verfüttert die auch an die Jungen, die kurz vorm Ausfliegen sind. Ich weiß, dass es nur einer ist, weil ich weiß, wo das Nest ist. Und nur er fliegt in unsere Erdbeeren und mit etwas Rotem im Schnabel zurück zum Nest. Habe nicht mal sein Weib bei uns in den Erdbeeren erwischt - die anderen Amseln schon gar nicht.Wär' interessant, ob jetzt seine Kinder auf den Geschmack gekommen sind und dann als Erwachsene auch an Erdbeeren gehen.

Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 28. Jun 2010, 21:59
von partisanengärtner
Bei meinem Freund in Hollfeld fressen Gartengrasmücke und Mönchsgrasmücke unreifes Obst. Die Garteng. hat einen Großteil der grünen Johannisbeeren bereits geerntet :P Haben jetzt ein NetzDie Mönchsg. erntet gerade die unreifen Felsenbirnen direkt neben dem besetzten Sitzplatz. Aronien werden auch von Unbekannt gefressen(verdächtig sind vorgenannte) schmecken aber sowieso keinem Sapiens hier.Er ist ein Vogelfachmann!!!Er hat in seinem Garten zwei gut als Tränke geeignete Teiche, die auch angenommen werden. Von keiner Stelle mehr als 10 Meter entfernt.Sollte das die Wasserportion für die Jungen sein, gut verpackt?

Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 28. Jun 2010, 23:20
von Rieke
Bei uns steht eine große frühe Süßkirsche. Sobald die Kirschen halbwegs reif sind, kommt Alles, was auf einen Baum kommt, zum Ernten - von Eichhörnchen bis Nebelkrähe, auch Buntspecht und Mönchsgrasmücke. Wahrscheinlich ist das zu dem Zeitpunkt der einzige Baum im weiteren Umfeld mit reifen Früchten.Wir haben noch eine 2. Süßkirsche, mit späterer Reife und größeren Früchten, die längst nicht so beliebt ist. Ich vermute, daß das zum Einen am Reifezeitpunkt liegt - da gibt es einfach viele andere Früchte - und zum anderen an der Fruchtgröße. Die großen Kirschen sind einfach unbequemer zu verspeisen. Schattenmorellen werden auch gefressen, aber längst nicht so gerne wie Süßkirschen (zu sauer?).Leider fressen die Amseln bei uns auch weiße Johannisbeeren. Mahonien, die sie von mir aus gerne haben könnten, werden weitgehend verschmäht.Ich gehe davon aus, daß Vögel von ihren Eltern lernen, was man fressen kann.
Oben an der Apothekerrose werden fast alle Erdbeeren von den Amseln angepickt.Untern in der Erdbeerwiese ist kaum was angepickt. Luftlinie vielleicht 10m! Seltsam oder?
Lieblingsplatz von einer Katze bei der Erdbeerwiese? Oder sind die Amseln eh´schon bei der Apothekerrose, weil sie im Mulch wühlen?Ein Tipp zurAbwehr: spiegelnde CDs aufhängen.

Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 29. Jun 2010, 12:47
von Amur
Spiegelnde CDs hat mein Schwiegervater schon probiert: Half nur kurzzeitig für wenige Stunden. Wohl eher weil er einen halben Tag mit der Leiter im Baum rumgefuhrwerkt hat.

Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 30. Jun 2010, 22:09
von Cryptomeria
Hallo max.,einerseits bilden die Pflanzen rote Früchte aus, damit sie von Vögel gesehen, gefressen und die Samen verbreitet werden. Andererseits haben die Vögel ( da bin ich ziemlich sicher ) bestimmte Vorlieben entwickelt . Manche Früchte, das merkt man im Winter z.B. beim Sanddorn, werden auch erst genommen, wenn nichts anderes mehr da ist.Für das Lernen gibt es versch. Beispiele. In England das klassische Beispiel wie einzelne Blaumeisen die Milchflaschen öffnen lernten und das über Generationen weitergaben. Bei uns Beispiel Buntspecht. In manchen Gegenden haben die Buntspechte gelernt die Holzbetonkästen von Schwegler an der Seite aufzuklopfen und die Jungen zu räubern. Über die Statistik der Weitergabe an Artgenossen ist mir aber leider keine Zahl bekannt. Aber in vielen Gegenden passiert den Nistkästen überhaupt nichts.Ein schönes Beispiel gibt es aber noch von den Amseln:Im Winter 1967/68 stellte ein bekannter Ornithologe fest, dass ein Amselmann die Fruchtstände eines Hirschkolben-Sumach herausholte ( aus Mexiko ) und 8 Samen fraß. ( Jahrelang vorher wurden diese Früchte von keinem Vogel angerührt). Das Erstaunliche:Innerhalb weniger Wochen fraßen die Amseln des gesamten Reviers Früchte von diesem den Amseln bis dahin völlig unbekannten Gehölzes. Große Hungersnot herrschte damals nicht. Im nächsten Winter war der Hirschkolben-Sumach ein begehrtes Winterfutter bei den Amseln. Sie kannten ihn jetzt.Die Vögel lernen sicher, was ihnen in dem Gebiet, in dem sie leben zusagt. Wer Käfigvögel gehalten hat weiß, der eine hat eine Vorliebe für dieses Futter, der andere rührt die Zusatzbeigabe nicht an. Und das bei der gleichen Vogelart. Übrigens nicht nur bei Vögeln. Aber: Genauso sind manche Bäume gerade wie ein Magnet für eine Vogelart. Vor Jahren als bei mir gegenüber die Wildkirschen reif waren, zählten wir an einem Nachmittag 36 Eichelhäher, die sich im Baum gütlich taten. Die Jahre vorher und danach habe ich immer nur ganz vereinzelt Eichelhäher in den Kirschbäumen beobachtet. Ebenso fallen ja auch die Starenschwärme in Weingebieten oder in Kirschbäume ein und ziehen dann weiter. Ob diese alle die gleiche Vorliebe haben, weiß ich nicht, auf jeden Fall haben sie Hunger und( oder ) Durst.Zu den Netzen sollte noch gesagt werden.Ich schütze die Bäume nicht mehr durch Netze, die Vögel verfangen sich leicht mit ihren Flügeln darin und verenden langsam und elend.Vor allem in den ganz dünnen hellgrünen Netzen. Die dickeren, dunkelgrünen Netze sind etwas weniger gefährlich. Man müsste aber ständig kontrollieren. Bei mir ist das kein Problem den Vögeln einen Teil zu lassen. Ich habe genug und kann nicht alles verarbeiten. Ob meine Antwort letztendlich hilfreich war, weiß ich nicht....Viele GrüßeWolfgang

Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 30. Jun 2010, 22:24
von max.
...Ob meine Antwort letztendlich hilfreich war, weiß ich nicht....
ja. ich habe aber evtl. weitere nachfragen dazu.nebenbei etwas zu den netzen:ich frage mich, warum die nicht schon lange verboten sind.im weinbau dürfen wegen vogelschutz seit jahren nur noch blaue, engmaschige netze verwendet werden.

Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 30. Jun 2010, 22:56
von thegardener
Wolfgang , den Sanddorn fressen die Vögel erst nach dem Frost weil er dann süß wird . Selbst meine tropishen Fruchtfresser , denen also jegliche Erfahrungen mit Sanddorn fehlten , haben den erst angerührt wenn er einmal kräftig durchgefroren war .Die unterschiedlichen Nahrungsgewohnheiten der Flattermänner sind zum großen Teil von Traditionen gebildet . So etwas kann sich recht schnell entwickeln , wie an den englischen Meisen und den Sumach fressenden Amseln sichtbar wird. Regionale Nahrungsangebote spielen da sicher auch eine Rolle , in Gegenden mit geringem Angebot ist der Druck auf neue Nahrungsquellen auszuweichen größer .Weinanbaugebiete sind besonders belastet weil sich dort große Schwärme von Staren zum Rasten und Energiereserven auftanken sammeln . Gerade im Herbst gibt es aber in der Kulturlandschaft kaum noch ausreichenden Nahrungsquellen für derart große Vogelmengen . Und Stare sind nicht wählerisch ;) , die sind aber mit Amseln nicht zu vergleichen , die ja einzeln ziehen .

Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 1. Jul 2010, 10:56
von Gänselieschen
Hallo zusammen,jetzt habe ich das Thema gefunden ;D Ich bin auch weiter der Meinung, dass die Vögel das gelernt haben und ihre Erfahrungen einfach weitergeben. So ein Vogel lebt ein paar Jahre und ist ja dabei offenbar auch ortstreu - siehe der Amselmann oben.Ich werde das mit dem Wasser mal ausprobieren.Den Unterschied der verschiedenen Netze habe ich auch im andren Thema angesprochen. Es gibt auch ganz glatte grüne Netze aus Kunststoff (oder gab) da könnten Vögel nie so dermaßen drin hängen bleiben.Bei uns gehend die Amseln auch in die weißen Johannisbeeren. Besonders blöd daran ist, dass die durch ihre Aktivität nicht nur den Fressschaden anrichten sondern auch noch ganz viel dabei runterfällt, weil die so rumackern in den Sträuchern.Ein Aspekt spielt aus meiner Sicht noch eine Rolle, den wir noch garnicht hatten:Immer weniger Gärtner bauen Obst und Gemüse an. Insofern reduziert sich das Nahrungsangebot (auch weniger fruchttragende Hecken und Wildpflanzen mit Früchten) auf wenige Gärten. Dort ist dann die Population der Vögel höher, möglicherweise. Das habe ich auch immer schon mal vermutet. Ich weiß ganz genau, dass meine Nachbarn, 2 weiter nach links und zwei weiter nach rechts, alle kein nennenswertes Obst mehr anbauen. 2 Naschpflanzen oder so. Die großen Obstbäume werden auch immer seltener und die Erträge der Bäume sind - wenn man auf chem. Pflanzenschutz verzichtet - wurde früher nicht getan - alles andere als üppig. Meine Bäume tragen immer schlecht, und dies Jahr besonders, weil es dazu auch noch zu kalt war und keine Bienen flogen.L.G.Gänselieschen

Re:frage zum freßverhalten von gartenvögeln

Verfasst: 1. Jul 2010, 14:18
von Cryptomeria
@ thegardenerDanke für den Hinweis zum Sanddorn. Scheint logisch, werde ich aber selbst nachprüfen.VG Wolfgang