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Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 30. Jul 2015, 14:06
von pearl
im sommertrockenen München ist das wahrscheinlich sehr trist. Eine künstliche Dauerberegnung vor meinem Fenster wäre mir auch nicht recht. Solche Projekte kommen mir irgendwie - bodenlos vor.

Genauso wie diese Algen in Schläuchen oder zwischen Glasplatten an Fassaden. Aber Macher müssen wahrscheinlich was zum Spielen haben. Ich bin eher so
down to earth und plädiere statt teurer Experimente mehr Investitionen in einen sozialen Wohnungsbau und/oder eine Wiederbelebung des Reformsiedlungsbaus.
Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 2. Aug 2015, 15:08
von Biotekt
Na immerhin, einige Meinungen sind ja doch zusammen gekommen. Im großen Ganzen auch hier zwei Lager - Befürworter (vielleicht zu blauäugig) und Skeptiker (vermutlich zu vorsichtig, bzw. auch unzulänglich informiert).Natürlich kann ein solches Projekt nur gelingen, wenn es mit größter Sorgfalt entwickelt, ausgeführt und unterhalten wird. Ich schreibe absichtlich "entwickelt" statt "geplant", denn Planer nutzen eher allgemeineres Lehrbuchwissen als neue Spezialkenntnisse und Techniken. Man kann ein solches Vorhaben sicher nicht in die Hände von Leuten legen, deren Vorstellungen von Pflanzgefäßen und Bewässerung sich an gängigen Gartencenterangeboten orientieren oder die Efeu, Kletterrosen und/oder Knöterich als Rankpflanzen bezeichnen. Dabei käme selbstverständlich nur ein weiterer "Lausitz-Tower" heraus. Ich bin sehr zuversichtlich, dass bereits die bisherigen Vorarbeiten zu diesem Projekt den künftigen Erfolg gewährleisten und dass darauf und auf die damit noch zu ergänzenden Erfahrungen aufbauend, zahlreiche erfolgreiche Folgeprojekte zu erwarten sind.
Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 3. Aug 2015, 11:27
von Biotekt
Habe gerad mal wieder eine Einladung zu einem
Kongress bekommen ....."Germany" - einst Wiege der (mehr oder meist eher weniger) professionellen Bauwerksbegrünung (auch Fassadenbegrünung) wird auch in Hinsicht auf Entwicklung und Nutzung dieser Techniken und Möglichkeiten international längst abgehangen. Das haben wir zum einen mangelnder Einsicht in ihren künftigen Nutzen, der Oberflächlichkeit sogenannter Experten und der Skepsis zahlreicher Halbwissender zu verdanken. Unter den beiden Letzteren seien besonders die (leider zahlreichen) "Grünexperten" genannt, die zwar großes botanisches Wissen haben, aber dieses nicht ausreichend mit technischem Verständnis kombinieren.
Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 3. Aug 2015, 11:50
von Staudo
In Singapore wird deutlich mehr Geld für Gebäude ausgegeben als hier.

Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 3. Aug 2015, 12:25
von Zwiebeltom
Vielleicht müsste man auch über die Grundstücks- und Baukosten insgesamt nachdenken. Das Budget der meisten Bauherren dürfte begrenzt sein und irgendwann reicht es für Grün am Bau eben nicht mehr.
Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 3. Aug 2015, 12:30
von hymenocallis
In Graz gibt es etwas ähnliches seit mehreren Jahrzehnten - siehe:
http://ftp.vc-graz.ac.at/pub/landsaving ... 086.jpgDie Siedlung wurde damals mit einer ähnlichen Medienkampagne beworben - die Wohnungen waren extrem teuer. Eine Freundin von mir ist dort aufgewachsen - die mittelfristigen Probleme sind enorm.Undichte Dächer, eindringendes Wurzelwerk, Bewässerungsaufwand, zu groß wachsende Gehölze, ....Aus meiner Warte Architekten-Utopie - teuer und nicht funktionell, aber offenbar auch heute noch ein Verkaufsschlager mit Pseudo-Öko-Argumenten. Die Realität ist: Pflanzen auf Gebäuden zerstören mittelfristig die Bausubstanz - wer sehen möchte, wie rasch das geht, sollte mal durch die Milli-Schlucht auf Kreta wandern oder sich andere archäologische Fundorte in Gegenden, in denen die Feuchtigkeit für Baumwuchs ausreicht, ansehen. LG
Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 3. Aug 2015, 19:32
von Biotekt
In Graz gibt es etwas ähnliches seit mehreren Jahrzehnten - siehe:
http://ftp.vc-graz.ac.at/pub/landsaving ... 086.jpgDie Siedlung wurde damals mit einer ähnlichen Medienkampagne beworben - die Wohnungen waren extrem teuer. Eine Freundin von mir ist dort aufgewachsen - die mittelfristigen Probleme sind enorm.Undichte Dächer, eindringendes Wurzelwerk, Bewässerungsaufwand, zu groß wachsende Gehölze, ....Aus meiner Warte Architekten-Utopie - teuer und nicht funktionell, aber offenbar auch heute noch ein Verkaufsschlager mit Pseudo-Öko-Argumenten. Die Realität ist: Pflanzen auf Gebäuden zerstören mittelfristig die Bausubstanz - wer sehen möchte, wie rasch das geht, sollte mal durch die Milli-Schlucht auf Kreta wandern oder sich andere archäologische Fundorte in Gegenden, in denen die Feuchtigkeit für Baumwuchs ausreicht, ansehen.
Das 1985 in Eigenleistung begrünte Dach meiner Garage inklusive der Überbauung der Garage des Nachbarn (Baujahr 1984, Betondecke mit Bitumenanbdichtung - undicht von Anfang an) hat bei insgesamt rund 75 m² Grundfläche gegenüber einer Dachdeckung mit Eternitplatten 1985 etwa 300,- DM Mehrkosten verursacht. Darin sind ist erforderliche Verstärkung des Tragwerks, der Durchwurzelungsschutz, Substrat und Einsaat/Bepflanzung enthalten. Der mittlere jährliche Pflegeaufwand dieser Fläche ist mit etwa 30 min (Ausreißen einiger Kiefern und evtl. anderer Sämlinge) um ein großes Vielfaches geringer, als derjenige unserer (etwa gleich großen) Pflasterflächen rund um's Haus.Die Garage ist vorhin innen 24° C warm gewesen - Außentemperatur davor laut Auto 36° C. Im Winter lagern wir darin Obst und frostempfindliche Pflanzen. Dafür gibt es eine elektrische Frostsicherung mit 2,2 kW Leistungsaufnahme. Sie hält - trotz der Schwachstelle, die zwei nur dünn holzbeplankte Garagentore darstellen - ca. 90 m³ umbauten Raum frostfrei. Seit einigen Jahren haben wir ihr interesseshalber einen Betriebsstundenzähler vorgeschaltet. Die Heizung lief seitdem im Mittel etwa 25 h/Jahr.Fazit: Die Einen können etwas - Andere eben nicht ....
Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 4. Aug 2015, 01:00
von Biotekt
....und zum Thema Fassadenbegrünung:Das angehangene Bild zeigt meine ersten Gehversuche auf diesem Gebiet - Stand 07.15.Bis auf die vor einigen Jahren umgebaute Kletterhilfe an der damals nachträglich wärmegedämmten Giebelwand des Hauses handelt es sich um Kletterhilfen und Bepflanzungen aus dem Jahr 1985 (1. Prototypen).Die - aus heutiger Sicht eher mittelmäßigen und vor allem eher minderwertig befestigten - Kletterhilfen sind seit 30 Jahren wartungsfrei und ihr Bewuchs macht letzten Endes insgesamt weniger Arbeit als die gleiche Fläche halbwegs ansehnlich gehaltener Rasen (wöchentliches Mähen, gelegentliches Wässern, gelegentliche punktuelle Unkrautentfernung).
Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 4. Aug 2015, 06:36
von hymenocallis
Fazit: Die Einen können etwas - Andere eben nicht ....
Fazit: zwischen der extensiven Begrünung eines Daches/der Berankung einer Außenwand und der Anlage eines Gartens samt Gehölzen auf einem Baukörper, wie es im eingangs zitierten Artikel geplant ist, besteht ein erheblicher Unterschied. Ersteres mag mit laufender Wartung und fachmännischer Errichtung auch mittelfristig klappen - zweiteres hat da deutlich schlechtere Chancen. LG
Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 4. Aug 2015, 12:11
von Biotekt
Ersteres mag mit laufender Wartung und fachmännischer Errichtung auch mittelfristig klappen - zweiteres hat da deutlich schlechtere Chancen.
Ich bin erstens der Meinung, dass eine Gesellschaft, die sich u.a. Organverpflanzungen, Weltraumaktivitäten und zunehmend komplexe Vollautomatisation leistet, durchaus auch bezahlbare (bzw. den umständen entsprechend preiswerte) Gärten sonstwo anlegen können müsste und zweitens hätte ich wohl besser darauf hinweisen sollen, dass bei Politikern und Journalisten fachliche Details eher weniger im Focus stehen... Da wird meist eher auf der Basis von "Allgemeinwissen" so über Dinge diskutiert, wie es gerade "in" ist. U.a. ist für das gerade vorgestellte Projekt keine direkte Wandbepflanzung ("vertikale Gärten"; sog. wandgebundene Begrünung) vorgesehen, sondern eine "stockkonventionelle" Fassadenbegrünung mit schwach und langsam wachsenden Kletterpflanzen, die in den künftigen Pflanzgefäßen an ihren künftigen Kletterhilfen vorkultiviert und dann eingebaut werden. Umlaufende Wartungsgänge ermöglichen vollflächig Schnitt- und andere Pflegemaßnahmen, die damit nicht mehr sehr viel aufwändiger sind, als z.B. das Fensterputzen an einem solchen Bauwerk.
Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 4. Nov 2015, 05:36
von thogoer
Vorgestern habe ich zufällig vom Bahngleis in Milano den vertikalen Wald gesehen, sah schon recht dicht, bunt und sympathisch aus.
Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 17. Nov 2015, 22:56
von Biotekt
Eindrucksvolle Bauwerksbegrünungsprojekte rücken näher. Hochhausbegrünungen, die in Deutschland immer noch vorsichtig angedacht und von Skeptikern verrissen werden, entstehen an allen Ecken und Enden der Welt und zunehmend auch in Europas. Jetzt ist auch in der Schweiz eines in der Planung. Die (ersten)
Visualierungen weisen zwar noch auf gewisse Kenntnisdefizite ihrer Macher hin, aber die werden sich im Zuge konkreterer Planungene schon "auswachsen"....
Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 17. Nov 2015, 23:23
von Gartenplaner
Quercus ilex, Cedrus libani, Cedrus atlantica, Picea abies, Ilex aquifolium, Acer opalus in 3x3m-Kisten bis auf 117m Höhe

Warum Bäume, die zu einem guten Teil sehr groß werden, für solch windexponierte und platztechnisch beengte Standorte??
Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 18. Nov 2015, 08:15
von Staudo
gewisse Kenntnisdefizite ihrer Macher hin
;)Ich halte einen gut Teil dieser „vertikalen Begrünungen“ für eine verdammt teure Spielerei, bei der mit dramatischen Pflegefehlern zu rechnen ist. Ihr merkt: Ich gehöre zu den Skeptikern. Wie geht es eigentlich den Bäumen an und auf den Hundertwasserhäusern? Die stehen mittlerweile ja auch schon etliche Jahre.
Re: 52 m vertikales Grün
Verfasst: 18. Nov 2015, 08:58
von APO-Jörg
....und zum Thema Fassadenbegrünung:Das angehangene Bild zeigt meine ersten Gehversuche auf diesem Gebiet - Stand 07.15.
Entschuldige aber ich würde die Fassadenbegrünung für sehr riskat ansehen. Wenn ich das richt sehe ist die Fassade mit einem WDVS vesehen. Dort sind unter Garantie Möglichkeiten vorhanden wo Kletterpflanzen Platz finden. Ebenso im Dachbereich. Wir hatten auch unser Haus so bewachsen lassen (auf Wunsch meiner Frau). Letztendlich sind Ranken durch die Fensteranschlüsse nach innen gewachsen und auch unter der Dachrinne war irgendwann nicht mehr genügend Platz und dann hat eben die Dachrinne nachgegeben.