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Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 29. Sep 2015, 20:18
von cydorian
In Norddeutschland hat man die "gute Graue" manchmal so bezeichnet. Es kann sich aber auch um andere Sorten handeln, die eben gut für manche Verwertungen waren.

Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 29. Sep 2015, 20:32
von obst
In Norddeutschland hat man die "gute Graue" manchmal so bezeichnet.
Das würde ich auch sagen. Die Gute Graue hatte viele Bezeichnungen. Im Buch von Rolff über Sortennamen und Synonyme der Birnen gibt es eine halbe Seite an Beschreibungen über die vielen Namen, u.a. auch Grisbirne, Graubirne, Grauchen (Ostpreußen).

Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 29. Sep 2015, 20:36
von Daniel - reloaded
Danke euch beiden! Ich hab mir jetzt mal die Beschreibung bei Wikipedia zur guten Grauen durchgelesen und vermute, dass ihr recht habt. :D

Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 29. Sep 2015, 20:50
von cydorian
Und das Beste: Die ist leicht zu besorgen, viele Baumschulen haben sie. Klimatisch anspruchslos, die würde sicher auch bei dir wachsen.Der alte Name ist übrigens "Grisbirne", nicht "Grießbirne" - "Gris" von "Grau", in Frankreich "Beurre gris".

Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 29. Sep 2015, 21:04
von Daniel - reloaded
Hab ich inzwischen auch gelesen, war aber bis eben auch fest davon überzeugt, dass der Name vom "gießigen" Fruchtfleisch herrührt, wie es mir als Kind erklärt wurde... :-[

Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 30. Sep 2015, 07:25
von Mediterraneus
Das "griesige" Fruchtfleisch, bzw. die kleinen Steinchen im Fruchtfleisch können auch ein Anzeichen von nicht ausreichender Wärmesumme sein, bzw. nicht idealem Standort.Für manche Sorten ist das aber typisch.Es gibt/gab einfach zuviele Birnensorten, eine Bestimmung dürfte schwierig werden.Als gute Literatur empfehle ich das Buch "Alte und neue Birnensorten, Quitte und Nashi" von Franz Mühl. Das macht Lust auf mehr....

Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 30. Sep 2015, 22:41
von JörgHSK
Ich finde den Birnen- Mühl eher zweitklassig, mal schnell durchblättern ok, aber für weiteres nicht zu gebrauchen. Soweit ich weiß sind da auch einige Abbildungen falsch. Dann eher den Petzold.Eine große Bergamotte, die süß ist das ist die Deutsche Nationalbergamotte, die ist jetzt schon fast durch..Aber was ist eine Bergamotte? Bergamotten sind (apfelförmige) Birnen die eine deutliche Stielgrube haben(bei den echten Bergamotten), die Halbbergamotten sind oben ganz leicht zugespitzt und nicht rund oder abgeflacht. Dann gibt es noch die Einteilung in schmelzend und halbschmelzend...Aber das ganze ist ziemlich schwierig, ich habe hier jetzt schon 5 verschiedene unbekannte Bergamotten gefunden, von denen eine zumindestens deutschlandweit verbreitet ist.

Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 1. Okt 2015, 07:36
von Mediterraneus
Ja, das Buch von Herbert Petzold ist auch gut. Etwas nostalgisch, aber gute Zeichnungen. Wusste nicht, dass man das noch bekommt. In meiner Ausgabe geht es um Birnenanbau in einem Land, das es nicht mehr gibt. Teils sehr interessant zu lesen ;D.

Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 1. Okt 2015, 23:30
von JörgHSK
Herr Petzold hatte seine Vorliebe für Birnen, er hat ja auch das Apfelbuch geschrieben, aber das Birnenbuch ist wesentlich detailgetreuer. Dennoch gibt es Fehler. Die Beschreibung von Amanlis Butterbirne ist falsch, und Winterlonchen scheint es wohl gar nicht mehr zu geben. Ebenso sind natürlich die Birnenkernumrißzeichnungen zu erwähnen die sehr hilfreich sind, und die weiteren Sortenbeschreibungen und Vergleiche im Anhang. Es gibt einen Nachdruck, Apfel und Birnenpetzold in einem, da fehlt der Anhang komplett...

Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 2. Okt 2015, 00:06
von Norna
In unserem Dorf gibt es noch eine Doppelte Bergamotte, wie alte Nachbarn sie nannten - ich habe lange nach dem Namen gesucht, den ich in meiner Literatur nicht fand.Mein Großvater stammte aus Ostpreußen und erzählte von dem Grauchen in ihrem Garten. Die Gute Graue habe ich dann auch hier gepflanzt. Leider steht sie wohl auf einer falschen Unterlage - von dem "eichenstarken Wuchs", den Petzold beschreibt, ist leider nichts zu bemerken.

Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 2. Okt 2015, 08:20
von cydorian
Wenns eine starkwachsende Unterlage ist, kann der Boden schuld sein. Birnen wollen in die Tiefe. Sie entwickeln eine lange Pfahlwurzel. Wenn sie das nicht können, geht es langsam voran.Bei wenig Boden kann es zu dem Paradox kommen, dass sie auf der flacher wurzelnden Quittenunterlage lange stärker wachsen wie auf Kirchensaller.

Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 2. Okt 2015, 08:31
von Norna
Die Gute Graue habe ich vor etwa 28 Jahren als Hochstamm gekauft. Auf welche Unterlage sie veredelt war, ist mir leider nicht bekannt. Hier beginnt in 30-50 cm Tiefe eine meterdicke Tonschicht, mit der sich viele Gehölze schwer tun. Neben der Guten Grauen stehen als Viertelstämme eine Konferenzbirne und eine Gute Luise. Bei unserem Einzug waren sie mindestens schon 20 Jahre alt; neben ihnen ist die Gute Graue immer noch ein kleines Bäumchen.Deine Erklärung scheint mir plausibel. Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Gehölze nicht in die Tonschicht wurzeln und sich nur unzureichend verankern können.Danke auch noch für die Bezugsquelle der Doppelten Bergamotte! Der Baum in unserem Dorf ist wohl bald abgängig, der derzeitige Besitzer kümmert sich nicht darum. Wenn ich noch einmal die Möglichkeit habe, möchte ich diese Sorte gerne pflanzen. Kannst Du etwas über die Eigenschaften dieser Birne sagen? Leider habe ich nirgends Angaben darüber finden können.

Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 2. Okt 2015, 09:15
von cydorian
Als Hochstamm ist sie sicher auf starkwachsender Unterlage veredelt, meistens ist das Kirchensaller - da hast du die Erklärung. Kaufe die nächsten Bäume auf Quitte A (oder C, wenn sie absichtlich klein bleiben sollen). Nachteil ist, dass manche Sorten eine Zwischenveredelung brauchen und Quitte A bildet natürlich auch nicht die grossen, alt werdenden Birnbäume aus. Es gibt aber max. mittelgrosse Bäume mit guten Erträgen.Bezüglich der Baum- und Fruchteigenschaften der doppelten Bergamotte könntest du bei den Bezugsquellen fragen. Keine häufige Birne, ich habe auch keine Erfahrungen damit.

Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 2. Okt 2015, 09:21
von obst
Der Baum in unserem Dorf ist wohl bald abgängig, der derzeitige Besitzer kümmert sich nicht darum. Wenn ich noch einmal die Möglichkeit habe, möchte ich diese Sorte gerne pflanzen.
Warum versuchst Du nicht, Dir jetzt im Winter ein Reis zu schneiden. Irgendeine Spitze findet man meistens noch. Wenn man nicht selbst veredeln will, kann man diese Reiser auch zu einer Baumschule in der Nähe bringen und sie dort veredeln lassen. Am besten ist es aber, man wartet darauf und nimmt sie gleich mit, damit sie nicht verwechselt wird. Ich habe damit schlechte Erfahrung. Jetzt veredel ich selbst. Mit der Veredelungsschere ist es ganz leicht. Unterlagen kann man z.B. bei Ritthaler bestellen. Ich nehme an, dass Ritthaler aber auch Auftragsveredelungen macht.

Re: Birne "doppelte Bergamotte" - Wie heißt sie richtig?

Verfasst: 2. Okt 2015, 10:39
von Norna
Leider wüsste ich zur Zeit nicht, wo ich noch eine Birne hin pflanzen könnte - für eine Lokalsorte, die Hurtjansbirne, bräuchte ich noch dringender einen Platz.Diese alten Sorten sind nur eine Liebhaberei, Obst habe ich eh viel zu viel.Danke, Cydorian, für den sachkundigen Rat!