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Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 19. Dez 2015, 18:51
von Krokosmian
Der Unterschied im Berufsbild zwischen Gärtner und Landwirt ist hinreichend bekannt. Ansonsten rein steuertechnisch besteht keiner, da beide zu den Urproduzenten gehören und einem geringeren MwST-satz unterworfen sind, solange es sich um produzierende Gärtner handelt, was heute auch nicht mehr selbstverständlich ist! Flächenpauschaliert wie Bauern sind wir Gärtner schon längst nicht mehr, das sind lediglich noch eine Handvoll Baumschuler, die rein für Wiederverkäufer produzieren. Viele Gärtner üben nebenbei auch landschaftsgärtnerische Tätigkeiten aus, das sie bis zu einem 30%igem Umsatzanteil d.J. dürfen. Soviel dazu.
Klar, es gibt grundlegende Unterschiede zwischen dem Gärtner und Landwirt, aber eben auch genug Schnittpunkte die beide an der gleichen Front "kämpfen" lassen, das war es was ich eigentlich meinte, aber nicht wirklich schrieb ;). Zukauf, seien es Jungpflanzen, Fertig-oder Rohware gilt m. W. irgendwann auch als Eigenprodukt, wenn es lange genug rumsteht bzw. weiterkultiviert wurde. Und wenn der Anteil der Dienstleistung zu hoch wird, besteht die theoretische (!) Möglichkeit den Betrieb de jure aufzuteilen. Dies ist Dir aber erstens ziemlich sicher bekannt und zweitens nicht das Thema. Interessant fände ich die Frage wer eigentlich heutzutage noch Gärtner ist und wer sich nur noch so schimpft? Derjenige, der einen Pflasterweg ums Haus handwerklich einwandfrei verlegen, aber einen Lavendel nicht vom Rittersporn unterscheiden kann gilt ja ebenso als zur Branche gehörend wie der bekannte Staudenzüchter aus Neusäß. Und dazwischen gibt es eben xtausend Schattierungen, ebenfalls ein Thema das man wahrscheinlich bis zur Erschöpfung ergebnislos erörtern könnte.
Ich empfehle jedem jungen, dynamischen und überaus interessierten Menschen (saublöde Ausdrucksweise!), sich selbständig zu machen. Mit wesentlich weniger Verdienst als in vielen anderen Berufen, mit höherem Einsatz und längeren Arbeitszeiten. Und einer Vision im Kopf. Man kommt über die Runden, aber in anderen Beruf geht es sicher um einiges leichter.
Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen ;) ;) ;), Entschuldigung kann da jedes Mal einfach nicht anders :-[ .Mit dem "Nachwuchs" habe ich auch immer wieder zu tun und meine grob drei Richtungen auszumachen, wie gesagt meine persönliche Einteilung:1. "Thronfolger", Töchter und Söhne von Inhabern die irgendwann den heimischen Betreib übernehmen, meist ziemliche Pragmatiker und ohne allzu große Illusionen. 2. "Irgendwas-Macher", Schulabgänger die eben mal eine Lehre anfangen und im Gartenbau "landen", brechen entweder schnell ab, oder hängen sich rein, meist wenn sie etwas schon etwas älter sind. Weil sie eben die Lehre die sie angefangen haben möglichst gut abschließen wollen. Nicht jeder bleibt aber auf Dauer der Branche erhalten.3. "Idealisten", haben meist entweder "schon immer als Kind der Oma im Garten geholfen", oder schon eine erste Ausbildung hinter sich und "wollen jetzt noch was Anderes machen". Hier gibt es dann auch den einen oder anderen enttäuschten Abgänger, aber eben auch ein gewisses Potential. Diese Gruppe entspricht vielleicht den von Dir beschriebenen jungen Menschen? Ich frage mich aber, ob in der heutigen Zeit noch allzu viel Platz für wirklich viele "junge Gärtner vom alten Schlag" ist :-\. Das Thema Selbstständigkeit spukte mir lange Zeit im Hinterkopf rum, Hierarchien sind irgendwie manchmal ziemlich :P, so rein realistisch ist das Thema für mich aber wahrscheinlich gegessen.

Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 19. Dez 2015, 19:18
von Hero49
Von dem Tag an. als ich mich selbständig gemacht habe als Gärtnerin, bekam ich keinerlei Erkältungskrankheiten mehr, außer ich wurde direkt angesteckt. Als Hobbygärtner geht man ins Haus, wenn es zu regnen anfängt, als Gärtner macht man die Arbeit fertig, wenn es irgendwie geht. Doch hier wird nicht nur von gesundem Beruf, sondern vom Beruf Gärtner allgemein diskutiert.Ich habe mit 45 Jahren mein Hobby zum Beruf gemacht und, obwohl sehr oft schwere Arbeit unter Zeitdruck anfiel, war ich wirklich glücklich mit meiner Arbeit, obwohl ich das Ganze nicht gelernt habe.Allerdings, das darf ich nicht verschweigen, war ich finanziell abgesichert und konnte mir meine Kunden aussuchen. Leider mußte ich meinen Betrieb schließen, als mein Mann schwer erkrankte.

Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 19. Dez 2015, 20:26
von hymenocallis
Ich kenne privat mehrere selbständig und unselbständig arbeitende Gärtner - alle haben inzwischen mindestens 30 Berufsjahre am Buckel und keiner ist schmerzfrei bzw. körperlich so fit/gesund, wie er es sich wünschen würde. Nüchtern betrachtet sind aber um die 50 die wenigsten Mitmenschen in optimaler Verfassung - fast jeder hat mit den Folgen der langjährigen einseitigen beruflichen Belastung und dem nicht wirklich empfehlenswerten Lebensstil in der Freizeit (Fehlernährung, zu wenig körperlicher Ausgleich) zu kämpfen. Wetterabhängigkeit, körperliche Anstrengung und psychischer Streß sind in vielen Berufsgruppen problematisch - in andern gibt es dafür andere Risikofaktoren. Gesund bleibt nur, wer aktiv für Ausgleich sorgt - und das konsequent über Jahrzehnte - leider schaffen das nur Einzelfälle. Die Mär vom 'gesunden Beruf' ist aus meiner Warte schlicht nonsens - man bräuchte einen sehr abwechslungsreichen Beruf, der einen vielseitig körperlich und geistig fordert und dabei nicht überlastet; ich kenne keinen, der das leistet. LGPS: selbstverständlich spielt auch die ererbte Grundkonstitution eine große Rolle. Einer hat genetisches Glück und bleibt bei Belastungen, die andere in die Knie zwingen, gesund - ein anderer geht bei jeder Kleinigkeit zu Boden und hat keine reale Chance, in irgendeinem Beruf gesund zu bleiben.

Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 19. Dez 2015, 20:53
von troll13
Die Romantisierung des Gärtnerberufs erlebe ich auch ab und an und denke mir dann meinen Teil dabei.Vor bald 18 Jahren habe ich mit Ende 30 Hobby zum (angestellten) Broterwerb gemacht und bereue es eigentlich bis heute nicht. Gottlob sind Knochen und Gelenke noch halbwegs intakt, obwohl ich langsam manchmal auch die ersten Zipperlein des Alters spüre und mich wie jeder andere dann und wann eine Erkältung anfällt.Aber in einem Bürojob wäre ich vermutlich heute nicht mehr so fit, wie ich mich bei körperlicher Arbeit im Freien fühle.Aber es gibt sicher auch Unterschiede im Gärtnerberuf. Die Kollegen aus der Baumschule, die vorwiegend in der Produktion und im Versand auf dem Acker arbeiten, haben es sicherlich auch heute noch schwerer als ich, der vorwiegend im Endverkauf tätig ist und dort nur in den verkaufsarmen Monaten dort aushilft. Trotz vieler technischer Hilfsmittel müssen sie ebenso wie die Gala-Bauer auch heute einen Knochenjob bewältigen, den man sicherlich nur selten bis zu einem Renteneintrittsalter von 67 Jahren körperlich unbeschadet durchhalten kann.Die Frage der Selbständigkeit sehe ich nicht so blumig wie Sarastro. Dies mag funktionieren, wenn man einen eingeführten Betrieb erben oder unter finanziell überschaubaren Risiken übernehmen kann oder aber einen Lebenspartner hat, der einem den Rücken offen hält. Ansonsten wird dies wohl unter den heutigen Marktbedingungen eher einem finanziellen Desaster oder mindestens jedoch in extremer Selbstausbeutung enden. Und das ist sicherlich nicht "gesund".

Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 19. Dez 2015, 22:11
von Staudo
Ich bin ausgesprochen gern Gärtner und fühle mich sehr gesund. Natürlich spüre ich mit Mitte 50 die ersten Abnutzungserscheinungen und mancher im Büro arbeitende Alterskamerad hat einen glatteren Teint. Dafür bin ich ausgesprochen zufrieden mit meinem Leben, war das letzte Mal vor Jahren beim Arzt und schluckte seit ebensolanger Zeit keine Medikamente. 8)

Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 20. Dez 2015, 00:39
von sarastro
Stimmt, die Falten nehmen erschreckend zu. ::) Aber wenn das das einzige ist... ;D

Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 20. Dez 2015, 08:29
von Silvia
Ungesund kann der Beruf nicht sein, wenn man sich nicht gerade mit der Schere in die Finger schneidet, auf die Harke tritt oder beim Äste kappen von der Leiter fällt. Meine Mutter ist damit erfolgreich 86 geworden. 8) :DWäre sie vermutlich aber auch so. ;)

Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 20. Dez 2015, 08:31
von Staudo
Sie hätte aber deutlich mehr Zeit gehabt, um sich krankmachende Gedanken über ihre Gesundheit zu machen. ;D

Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 20. Dez 2015, 09:01
von sarastro
Mir erscheint auch wichtig, dass man mit seiner Gesundheit nicht Schindluder treibt, sondern auch in jungen Jahren aufpasst. Allerdings hält die "Jugend von heute" nichts mehr aus und stöhnt schon, wenn einmal 30 Grad im Schatten ins Land ziehen. Den früheren Generationen der Gärtner tat spätestens ab 60 morgens alle Knochen weh, das Kreuz war im Eimer und die Gicht schmerzte. Sie mussten jeden Tag Frühbeetfenster heben, Erde schaufeln, Kisten schleppen. Ins geheizte Treibhaus, dann wieder raus in die Kälte. Ein alter Gärtner erzählte uns, dass aus diesem Grund seine Jacke immer an der Tür hängte. Die Zeiten haben sich zugunsten der Gesundheit deutlich geändert!

Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 20. Dez 2015, 09:06
von troll13
Dass der Gärtnerberuf ein Garant für ein hohes Lebensalter ist, halte ich auch für so ein Märchen.Es gibt sicher etliche Beispiele, wie z.B. Ernst Pagels die sehr alt wurden und dabei immer noch gärtnerisch aktiv waren. Aber ich kenne auch ältere Gärtner mit Parkinson-ähnlichen Krankheiten und Krebsleiden, die dies auch auf den sorglosen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln zurückführten und die ihr Rentnerdasein nicht lange genießen durften. :-\

Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 20. Dez 2015, 09:16
von Silvia
Dass der Gärtnerberuf ein Garant für ein hohes Lebensalter ist, halte ich auch für so ein Märchen.
Ist es sicher auch. Bewegung ist grundsätzlich wichtig, aber schwere körperliche Arbeit mit einseitiger Belastung wohl eher nicht. Es gibt keine Garantie durch irgendwas, gesund sehr alt zu werden.

Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 20. Dez 2015, 09:35
von sarastro
Wobei Staudengärtner und Baumschuler hier anscheinend von der Norm abweichen. Ich kenne etliche Beispiele jenseits der 90, gerade in der heutigen Zeit. Foerster und Pagels sind nur bekannte Beispiele. Wobei es meines Erachtens auch darauf ankommt, wie man 90 und älter wird. Geistig fit im Rollstuhl oder dement, aber körperlich fit. Dazu beitragen kann man sicher, die Gesundheit positiv zu beeinflussen, es liegt aber auch an den Genen. "Wer Visionen hat, der sollte zum Arzt gehen", ein bekannter Spruch meines Lieblingspolitikers. :D Gerade er aber hatte nicht wenige Visionen im Kopf, sonst hätte er nicht einen solchen Weitblick gehabt. Man muss unterscheiden zwischen Visionen und Fantasien. Zukunftsvisionen sind immer verwirklichbar.

Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 20. Dez 2015, 10:12
von Krokosmian
Bei ihm wart ich noch drauf, dass irgendjemand ihn als leuchtendes Beispiel dafür herzieht, dass man nicht trotz sondern wegen des Rauchens über Neunzig werden kann ::).Bin leider zu jung um ihn bewusst als Politiker miterlebt zu haben.

Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 20. Dez 2015, 10:17
von Günther
Und zu "alt" und "Gärtner", ein Beispiel:Beth Chatto.Hatte am Anfang keine Ahnung von Gartenbau, aber ihr Mann hatte und hat die Arbeit gemacht. Sie betrieb das, was man, wenn man's positiv sieht, als "Marketing" bezeichnet.Alles kennt ihren Namen....Und jetzt: Er ist tot, sie zeigt sich ab und zu dekorativ (und gebrechlich), und alle Mitarbeiter machen alle Arbeit.

Re: Gehört der Gärtnerberuf wirklich zu den gesündesten Berufen?

Verfasst: 20. Dez 2015, 10:26
von celli
Also eine, die es geschafft hat. Erfolgreich im "Beruf", steinalt und halbwegs gesund und wohl auch nicht unvermögend. Möge es allen Gärtnern so gehen.