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Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 1. Apr 2018, 23:16
von Arachne
Tester32 hat geschrieben: ↑1. Apr 2018, 18:47Bei der Süßkirsche gefällt mir nicht, dass auf dem linken Haupttrieb die Leitäste sehr hoch beginnen. Hier wurde mindestens 1 meter wertvolle Länge verschenkt. In Zukunft würde das bedeuten, die Ernte mit der Leiter holen zu müssen und die Pflanze nicht gegen Schädlinge abdecken zu können. Wenn von Anfang an ein größerer Baum geplant war, dann ist das OK, auf jeden Meter kommt es dann nicht mehr an.
Die Höhe der Leitäste halte ich für normal, Halb- oder eher Hochstamm (geschätzt nach der Zaunhöhe). Wenn man von starkwachsender Vogelkirsche als Unterlage ausgeht, wird der Baum demzufolge recht breit ausladend wachsen. Begännen die Leitäste tiefer, könnte man sich im Kronenbereich nicht aufrecht bewegen.
Geschickt im Garten platziert hat man die Chance auf einen schönen Sitzplatz.
Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 2. Apr 2018, 18:35
von Artessa
vielen Dank an euch für eure Einschätzungen und Beurteilungen. Der Baum soll mal erst stehen bleiben (das ist die Entscheidung der Kinder). Aber die Schere wird angesetzt.
Der Baum war mal ein Geschenk zur Taufe meines Enkelkindes. Einerseits ist ihnen bei dem relativ kleinen Grundstück der Baum lästig, oder so ähnlich. Andererseits wollen sie Respekt dem Schenker gegenüber zeigen....tja, unüberlegtes Geschenk in meinen Augen. ....
Gruß
artessa
Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 2. Apr 2018, 19:19
von thuja thujon
Starking007 hat geschrieben: ↑1. Apr 2018, 13:47"...Ansonsten die einjährigen Triebe um ein Drittel einkürzen..."
Oh je, gibt`s das immer noch???
Ja, wegen der Verzweigung, gerade beim Erziehungsschnitt. Kann mir eienr erzählen was er will.
An den Leitästen vom Foto müssen eigentlich 3 von 4 Trieben pro Leitast weggeschnitten werden, das lässt sich vermeiden.
Artessa: den Ast unten weg sägen und auf Stammfäule hoffen ist dann auch keine vielversprechende Lösung. In 3 Jahren hat er 6-7 Meter, dann können ihn die Kinder evtl kaputt klettern?
Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 2. Apr 2018, 19:21
von cydorian
Ist den Besitzern klar, was passieren wird? Ein Kirschbaum auf Sämlingsunterlage kommt auf einen kugelförmigen Kronendurchmesser von über 8 Meter. Versteht man was von Schnitt und hat eine passende Leiter, kann man ihn auf 6m halten. Unterlagen mit weniger Wuchskraft, die auch für einen Hausgarten noch geeignet sind bringen ihn auf 5m (GiSela 5). Techniken aus Plantagen wie z.B. Schrägpflanzungen um Grösse sowie Erntbarkeit zu optimieren sind für Hausgärten auch nicht das Wahre.
Es wäre besser, jetzt zu entscheiden und zu regeln wie es weiter gehen soll, anstatt Jahre abzuwarten, zuzusehen und dann in zwangsläufig auftretende Probleme zu laufen, an deren Ende doch wieder die Kettensäge steht. Wäre nicht zu wünschen für den armen Kirschbaum. Zeichnet mal den zu erwartenden Kronenradius in einen Plan ein und bezieht auch den Nachbarn mit ein.
Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 2. Apr 2018, 19:46
von thuja thujon
Die Frage nach der Kettensäge kommt erfahrungsgemäß erst, wenn die Schuppen nebenan einzubrechen drohen, weil die Wurzeln alles hochgedrückt haben.
Wenn die Kinder entschieden haben, können sie es auch ausbaden, sobald sie halbstark sind. Wichtig ist den Termin nicht zu verpassen. Zum 16. Geburtstag sollte es den Gutschein fürs Minnibaggerfahren geben.
Ich finde solche Süßkirschen in kleinen Gärten eine noch schlimmere Sünde als die Fichten in den 60ern. Die Fichte drückt nix kaputt, die fällt höchstens um, und das nur selten. Große Süßkirschen sorgen so gut wie immer für Ärger.
Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 2. Apr 2018, 19:58
von Artessa
ja, ich verstehe euch total....aber, was die Ma sagt zählt doch nicht. ::)
Nun lesen sie eure Meinung und sind verantwortlich für alles, was draus wird. Mich schauert es immer, wenn ich den Baum sehe.
Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 2. Apr 2018, 20:15
von thuja thujon
:D
Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 2. Apr 2018, 20:18
von cydorian
Kann schon gelingen, hängt von der Umgebung ab. Auf kleinen Grundstücken und auf einer Grenze geht nix, Mittlere können manchmal geeignet sein. Wir haben einen grossen, alten Baum einer herrlichen alten Kirschsorte (Grolls Schwarze) im Hausgarten. Er steht nordöstlich des Gebäudes im Vorgarten, genau in der Mitte der 6m, die Gebäude von Strasse trennen. Leider wurde er vom Vorgänger übel geschnitten, aber das ist ein anderes Thema. Ich begrenze jetzt nur die Höhe und Äste, die an der Fassade scharren. Es ist grenzwertig, aber es geht - der Müllwagen streift immer an den Ästen, die in ca. 3,5m Höhe illegalerweise über die Strasse ragen :-)
Wurzeln stören da nicht. Schatten auch nicht, von Oktober bis April haben wir volle Sonne und im Sommer sind wir froh über Schatten. Der Platz unter dem Baum ist mit einer kleinen Hühnerhaltung genutzt, der Baum schützt sie vor Raubvögeln. Die Hühner fressen nebenbei Frostspannerraupen, die sich vom Baum abseilen um sich einzugraben.
Interessanterweise gibts noch zwei weitere Grundstücke in der Nachbarschaft, wo das ähnlich gelöst ist. Einer hat zwei Kirschbäume - auch im Vorgarten, schneidet sie aber gekonnt etwas kleiner. Und in den Siedlungshäusern von 1935 mit 450qm Grundstück war 1 Kirschbaum, 1 Zwetschge, 1 Birne, 1 Apfel ausdrücklich vorgeschrieben. Die Bäume bekam man von der Gemeinde. Die Kirsche stand im Vorgarten. 90% dieser Siedlungsgebäude hatten auch einen Hühnerstall. Und keiner eine Garage :-) Bebaute Grundstücksfläche: 80qm.
Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 7. Apr 2018, 08:36
von Aromasüß
Warum diese Ängste erfahrener Gärtner vor großen Bäumen auch hier im Forum?
Dass die Kleingärtner Hochstämme verbieten, verstehe ich ja: Funkenflug durch Grillen stellt eine Gefahr dar, die durch Rodung zu vermeiden ist, dann kann der Getränkemarkt unbegrenzt und auch der Baumarkt jährlich neue "Pflanzware" verkaufen. Entsprechend sehen die Klein"gärten" heute aus: verkrüppelter Niederwald bildet Slalompfosten für den Rasenmäher.
Ich bin froh, dass in meinem Garten eine landschaftsprägende Kirsche in mittlerer Größe steht. So hat mein Kind einen Kletterbaum, und um diesen Baum herum ist eine deutlich feuchtere und humushaltigere Klimazone mit Halbschatten entstanden.
Der Nachbar hatte eine große Kirsche - ein wirkliches Wahrzeichen am Sandberg. Mit seinen Enkeln hatte er jedes Jahr frisch gepflückte Kirschen verkauft. Aber der Nachfolger, auch so ein aus dem Baumarkt ausgestatteter "Gartenfreund", begann zur Erntezeit, die Größe des Baums mit der Kettensäge zu "begrenzen" ... Mitten in der Nacht war dann ein Ziehen und Knallen zu hören, der mit Kirschen voll behängte große Baum im besten Alter stürzte um, nur 1 Meter am Gartenhaus vorbei. Jetzt ist da auch Rasen.
Was ich zu den Kirschen mittlerer Größe schon immer mal wissen wollte:
Die Unterlage Gisela 5 eignet sich für gute Böden und fordert in trockener Lage Zusatzbewässerung. Kirschen wachsen sehr gern auch in sandigen und trockeneren Lagen (in denen z. B. Apfel-Edelsorten ihr Leben lang mickern und zicken). Für solche Lagen empfiehlt LWG Bayern (Veitshöchheim) die Unterlage Maxma14. - Hat jemand Erfahrungen mit dieser Unterlage Maxma14? Welche Baumschule hat die überhaupt?
Oder wie macht ihr das in solchen Lagen?
Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 7. Apr 2018, 09:08
von cydorian
Maxma 14 bieten mehrere Baumschulen, z.B. Klemens. In Europa heisst sie eigentlich Maxma Delbard 14. Aber in reinem Sand nimmste besser Maxma 60 und dann hast du doch wieder eine richtig gross werdende Kirsche.
Ich glaube, sehr viele Gärtner würden liebend gerne grosse Hochstämme pflanzen und haben, wenn du ihnen den Zaubertrick verrätst, wie die alle auf die heutigen Minigrundstücke passen und auch die Nachbarn nicht ärgern.
Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 7. Apr 2018, 09:22
von thuja thujon
Der Platz ist Hinderungsgrund Nr. 1
Der halbe Garten für einen Süßkirschenbaum lässt nicht mehr viel anderes Obst zu.
Süßkirsche hat den Sonderfall, dass Eimerweiße Süßkirschen geerntet und gegessen werden wollen. Schnaps brennen lohnt nicht, Süßkirschenmarmelade schmeckt nicht, einfrioeren fürs Eis, da reichen 5kg.
Meist sinds übrigens nicht die Kleingärtner die Hochstämme verbieten, sondern eher die Pachtverträge mit der Stadt. Hier gibts mittlerweile allerdings keine Pflanzordnung mehr. Nur Walnuss etc ist verboten.
Zwetschge und Co stehen noch als große Bäume, manch ein Apfel auch. Allerdings sind die Nutzungszeiten der Gärten durch eine einzige Familie oft nicht lange genug für `Hochstamm pflanzen- schubkarrenweise ernten´.
Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 7. Apr 2018, 11:10
von cydorian
Zwetschgen sind da noch leichter, da von Natur aus wesentlich kleinkroniger, lichter und die kommen auch schnell in guten Ertrag.
Selbst auf der Obstwiese ohne Ärgernachbarn sind gross werdende Kirschbäume je nach Lage so eine Sache. Schlimm wird es oft mit Bäumen gepflanzt ab den 1970er Jahren, ab da hat man leider sehr oft "moderne" Sorten genommen, die wurden von "Experten" und den Baumschulen angepriesen. "Grosse Früchte, viel besser." Ich habe vier solcher Bäume nach mehrjährigen Sanierungsversuchen schweren Herzens umgesägt. Die halbe Krone war Totholz wegen nicht zu stoppendem alljährlichem Moniliabefall, Schäden am Stamm. Kaum mal eine Kirsche geerntet, mal alle geplatzt, mal Vögel, nicht schützbar. Laubschäden, im September bereits komplett kahl. Irgendwann langts.
Absägen oder nichtpflanzen wegen zu grosser Ernte kenne ich eigentlich nicht. Höchstens, wenn halt wieder die Nachbarn mitmischen, weil die ungeernteten faulenden Früchte auf deren Grillstelle regnen. Unser Grossbaum am Haus liefert auch manchmal sehr viel, >100kg. Schafft man es, mit langen Leitern (das ist aus gutem Grund unbeliebt und gefährlich) auch zu ernten, sind die Früchte aber schnell weg, frisch geerntete Kirschen nimmt und isst jeder gern. Ist übrigens zusammen mit Birnen auch unser bevorzugtes Trockenobst, kann man eimerweise zu leckeren und ungekühlt haltbaren Kirschrosinen verarbeiten. Super Zeug. Marktpreis für 1kg getrocknete Bio-Süsskirschen: 24 EUR pro kg.
Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 7. Apr 2018, 19:37
von Aromasüß
thuja hat geschrieben: ↑7. Apr 2018, 09:22Der Platz ist Hinderungsgrund Nr. 1. Der halbe Garten für einen Süßkirschenbaum ...
Meist sinds übrigens nicht die Kleingärtner, die Hochstämme verbieten ...
Warum soll heute kein Hochstamm mehr auf eine 300-400qm Parzelle passen? Die meisten Kleingarten-Parzellen sind vor circa 100 oder 60 Jahren zugeschnitten worden. Damals hatten die Hochstämme kein Problem mit solchen Parzellen - oder?!
In meiner Anlage laufen "Gartenfreunde"-Funktionäre einer Generation 70-90 Jahre herum und missionieren mit ihrem Säulenobst. Den jüngeren "Gartenfachberatern" ist das alles egal; die sagen einfach, dass Hochstämme verboten sind. Es stimmt schon, dass das Hochstammverbot aus den Empfehlungen der Kleingarten-Bezirksverbände mittlerweile wieder verschwunden ist; es war einfach zu peinlich, und die meisten sind ja inzwischen auch gerodet.
Von meinem Kirschbaum in einer mittleren Größe ernten die die Nachbarn mit. Und es bleibt immer noch genug für Vögel und Kompost übrig. Er steht 3 Meter vom Zaun weg, und das passt gut! Nimmt also keineswegs die "halbe" oder "viertel" Fläche ein - aber der Garten sieht nach lecker Obst- und Kletterbaum aus und nicht nach Grillrasenringelpietz.
Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 7. Apr 2018, 20:36
von alun
cydorian hat geschrieben: ↑7. Apr 2018, 11:10Ist übrigens zusammen mit Birnen auch unser bevorzugtes Trockenobst, kann man eimerweise zu leckeren und ungekühlt haltbaren Kirschrosinen verarbeiten.
Und wie machst Du das eimerweise - Entsteiner plus Ofen?
Re: Süßkirsche schneiden
Verfasst: 7. Apr 2018, 20:57
von cydorian
Aromas hat geschrieben: ↑7. Apr 2018, 19:37Warum soll heute kein Hochstamm mehr auf eine 300-400qm Parzelle passen?
[/quote]
Der Threadstarter hatte einen im Hausgarten. Da sitzt meistens in der Mitte der Bürgerpalast und aussenrum gibts einen mehr oder weniger schmalen Streifen bis zur Grenze. Da wird man auf kleinen bis mittleren Grundstücken oft zwangsläufig mit den Nachbarn ins Gehege kommen. Auf 400qm reiner Gartenfläche würde ein Kirschenhochstamm gehen, wenn man allerdings Vielfalt schätzt, geht ist das trotzdem nicht empfehlenswert. Da fehlt dann der Platz für die Vielzahl anderer toller Arten: Mehrere Lageräpfel, Sommerapfel, Herbstapfel, Lagerbirnen, Sommerbirnen, Pfirsich, anderes Steinobst wie Sauerkirsche Zwetschge Reineclaude, Quitte - und Gemüse will man wohl auch noch.
[quote]Und wie machst Du das eimerweise - Entsteiner plus Ofen?
Flotter Entsteiner, muss nicht bei 100% der Kirschen funktionieren. Denn wenn Kerne übersehen werden, fällt das spätestens im getrockneten Zustand leicht auf und man kann sie rauspicken. Getrocknet natürlich nicht im Ofen, sondern in einem Trockner mit Gebläse und guter Temperaturregelung. Da passen zehn Siebe in Backblechgrösse übereinander, legt man die Kirschen einlagig dicht drauf kann man in einem Durchgang ziemlich genau einen Eimer mit rund 12 Litern Inhalt trocknen. Ich dokumentiere das mal genauer wenn ich Zeit habe, denn es ist sehr einfach und trotzdem machts kaum einer.
Trockenobst war früher extrem populär und zeitweise die am meisten gehandelte Ware überhaupt. Getrocknet hat man in jedem Backhaus auf grossen Holzgestellen mit der niedrigen Restwärme nach dem backen.