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Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 29. Okt 2021, 09:18
von cydorian
Der Breuhahn ist nett und füllt den Keller, aber hat in unserem Klima ein ungünstiges Nachreifeverhalten und hält trotz Ernte Mitte September nur bis Februar. Steht zwar anders in den meisten Büchern, ist trotzdem so (geworden?). Das hier ist eine korrekte Beschreibung: https://www.ogv-offenthal.de/index.php/wissenswertes/aepfel/174-geheimrat-breuhahn
Deshalb versuche ich mich eher an den Sorten des mittleren europäischen Südostens zu orientieren, mit kontinentalerem wärmerem Klima das immer schon längere Trockenphasen hatte, wie schon in einem anderen Thread diskutiert. Die Erfahrungen von dort stimmten mit der Praxis hier immer besser überein. Deshalb auch der Siebenkant. Auch der Batullenapfel ist am Start. Auch er gehört zu der Sortengruppe im Maschanzker-Stil, fast alle erstklassig haltbar und sehr robust.
Ich hoffe auch mal, obwohl noch nicht bewiesen dass das rindenbrandfestere Sorten sind, denn sie wuchsen schon Jahrzehnte oder Jahrhunderte bei hohen Sommertemperaturen. Ich fürchte, das Klima in dem eine Goldparmäne noch gedeiht kommt nicht mehr zurück.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 29. Okt 2021, 23:55
von mime7
cydorian hat geschrieben: ↑29. Okt 2021, 09:18 Ich fürchte, das Klima in dem eine Goldparmäne noch gedeiht kommt nicht mehr zurück.
Das ist vermutlich sehr von der Lage abhängig.
Hier am Alpenrand war das Jahr viel zu nass, das hat nichtmal der Goldparmäne gepasst, aber ich bin sehr optimistisch:
Einige der nächsten Sommer werden wieder wärmer, sonniger und weniger regenreich werden als der letzte. Und dann schmeckt meine Goldparmäne auch wieder besser.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 30. Okt 2021, 11:17
von cydorian
In Gunstlagen geht immer was und der Alpenrand ist unter anderem aufgrund der Niederschläge stark begünstigt, auch wenns dieses Jahr etwas viel war. Geerntet hat man vielerorts am Alpenrand trotzdem nichts, Dank extremem Hagelschlag. Der hat nämlich auch zugenommen. Hagel haben wir fast nie, dafür auch keinen Regen...
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 30. Okt 2021, 17:33
von Waldgärtner
cydorian hat geschrieben: ↑28. Okt 2021, 13:32Waldg hat geschrieben: ↑28. Okt 2021, 12:36Was ist denn aus deiner Sicht der Vorteil gegenüber Brettacher? Oder möchtest du einfach mehr Optionen haben an Sorten, die potenziell mit Hitze/Trockenheit klarkommen?
Er hat festeres Fruchtfleisch, ich hoffe auf noch ein paar Wochen längere Lagerung, Brettacher wird ab März ziemlich weich, spätestens Ende April ist es rum. Der Stil dieses Apfeltyps gefällt mir generell sehr gut, davon ein paar Sorten zu haben schadet nicht. Vor allem, da Brettacher Marssonina Coronaria droht, der ist mittelgradig anfällig.
Es gibt da leider kaum gutschmeckende Lagersorten, die mit Hitze, Trockenheit, schlechten Boden noch was werden. Der Siebenkant ist auf jeden Fall ein heisser Kandidat, daneben hab ich den roten Bellefleur und die Champagner Renette, die hier recht gut wird aber der Baum hat auf diesem Boden grosse Wachstumsprobleme, er bleibt klein. Man muss zusehen, dass überhaupt irgendwas durchkommt. Die meisten alten Obstwiesensorten sterben ab, kommen nicht mehr klar mit den neuen Verhältnissen.
Ok, ergibt Sinn. So ganz kann ich noch nicht einschätzen, wie das Klima auf meiner neuen Wiese ist. Heiß und trocken ja - aber außerhalb vom Weinbaugebiet.
U.a. vom Brettacher pflanze ich dieses Jahr drei Stück, die gab es günstig von einer Hochstamm-Aktion. Einen werde ich wohl komplett mit mehreren Sorten umveredeln. Vlt. besorg ich mir diesen Siebenkant auch mal :)
Goldparmäne, Belnheim und roten Berlepsch habe ich dann doch auch mal mitbestellt. Die schmecken mir einfach zu gut, so dass ich es zumindest testen mag. Die kommen ganz unten an den Hang, wo es durch die drunter stehenden Eichen zumindest im Winterhalbjahr schattig ist. Der Boden ist da deutlich feuchter als 10m weiter oben am Hang. Da kommen dann die Brettacher (und potentiell wohl auch ein Siebenkant) hin :D
Einmal noch OT: Bei einer Bestandsaufnahme in BaWü wurden auch mehrere Abkömmlinge der Champagner-Renette gefunden, die jeweils als Sorte regional verbreitet waren. Bei Interesse kann ich die Broschüre mal raussuchen (gibts für 2€ oder so im Shop des PV).
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 30. Okt 2021, 19:02
von cydorian
Die Schampus Renette war früher sehr häufig, sie brachte Lagerobst und war Marktsorte. Ein Freund hat sie auf der Wiese und am Strassenrand steht sie auch, meine ging leider ein als Jungbaum im Jahr 2018, als es unter sengender Dauersonne von Mai bis November nicht regnete. Brettacher ist auch ein Abkömmling davon. Es gibt noch mehr, ja.
Viele dieser Äpfel im Maschanzker (oder schreibt man das Maschkanzker?) Stil (Königin Olga gehört auch dazu) haben eine gute ökologische Anbaubreite. Das heisst, so viel falsch macht man mit denen nicht, auch dann wenn das Klima sich anders entwickelt. Mit heiss und trocken kommen sie überdurchschnittlich gut klar, aber eben auch mit dem, was "mittlere Höhenlagen" früher klimatisch bedeuteten. Wenns also doch wieder feuchter und kühler werden sollte, gewinnt man auch mit Siebenkant & Co.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 30. Okt 2021, 23:26
von mime7
cydorian hat geschrieben: ↑30. Okt 2021, 11:17... auch wenns dieses Jahr etwas viel war. Geerntet hat man vielerorts am Alpenrand trotzdem nichts, Dank extremem Hagelschlag. Der hat nämlich auch zugenommen.
"etwas" ist gut, über 800 mm von Mai bis August
Hagel ist hier natürlich immer möglich. Normalen Hagel hats hier jedes Jahr, auch mehrfach. Starke Schäden hatte ich zuletzt Mai 2009.
Die Erntemenge ist dieses Jahr hier nicht schlecht, schmeckt halt alles ziemlich unsüss, obwohl Sept und Okt dann noch ganz gut waren...
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 31. Okt 2021, 09:03
von cydorian
Im Allgäu war dieses Jahr wieder mal Obst-Totalschaden durch schweren Hagel, das passiert bei meiner Familie dort mittlerweile alle drei Jahre. Und zwischen Bodensee und schwäbische Alb findest du nur noch Anlagen mit Hagelschutznetz, anders gehts nicht. So hat auch manche Gunstlage ihre Ungunst und dagegen hilft nicht mal Sortenwahl.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 31. Okt 2021, 21:43
von mime7
Als Hobby Obstbauer gehts auch gut ohne Hagelschutz, zum Totalausfall kommts ja doch selten, und als Selbstverbraucher stören mich auch einige Makel am Obst nicht. Und in den Jahren, in denen es nichts gibt, muss ich eben zukaufen.
Wenn man von den Erträgen lebt und nur perfektes Obst überhaupt marktfähig ist, dann brauchts ein Netz.
Mir sind einige Hagelschäden dann und wann lieber als totale Dürre. Den Hagel überleben die Bäume, dann gehts eben im Jahr drauf weiter...
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 31. Okt 2021, 22:20
von cydorian
Ich weiss nicht, von was du redest, wir verkaufen auch kein Obst, machen aber auch nicht die Augen zu wenn wir eine kommerzielle Anlage sehen. Ich spreche von Hagelschlag, der die Tafeltrauben entlaubt und restlos entfruchtet, Äpfel am Baum zu Klump geschlagen, das Steinobst aufgerissen hat dass es fault. Aber Gratulation wenn du das nicht erlebt hast, der Obstgarten meiner Familie in der Region Oberallgäu hatte das in den letzten fünf Jahren zweimal und es passiert auch mittlerweile zwischen Alb und Bodensee viel zu oft. Das Ergebnis waren keineswegs Narbenfrüchte, sondern überhaupt keine Früchte.
Bloss eine Unannehmlichkeit ist das definitiv nicht. Dass die Bäume sowas immer überleben, ist ebenso eine Fehlmeinung. Hagelereignisse dieser Kategorie schädigen die Rinde bis hin zur Entrindung. Das Steinobst infiziert sich danach oft mit Pseudomonas, Gummifluss zeigt sich. Bei uns hats z.B. eine Reneklode nicht überlebt. An Kernobst gibts Feuerbrandneubefall, im Sommer sind die Bedingungen ideal bei Rindenverletzungen und hohen Temperaturen an den Folgetagen. Es hat seinen Grund, wenn für Kommerzielle dringend empfohlen wird, nach Hagel mit Captan oder Signum durch die Anlage zu fahren oder mit Kalksalpeter desinfizieren, sonst sind die Bäume nämlich auch hin. Der Hobbyobstbauer macht das nicht - bei uns erwischte es deshalb einen schönen Cox, der in gutem Innenhof-Kleinklima wuchs. Da ist nichts mit "kauf ich halt mal ein Jahr das Obst", sondern nur mit: Neupflanzung, Spaten raus, pflegen und Jahre warten.
Ein schönes Beispiel übrigens. Cox wächst auf meinen Wiesen nämlich überhaupt nicht, der will von allem etwas, mässig warm, ausgeglichen, gute Wasserversorgung. Der hatte dort im Allgäu seine Gunstlage. Bis zum Hagel.
Wer Obst will, sollte standortgerechte Sorten pfanzen. Nichts anderes mach ich, z.B. vor ein paar Jahren den Siebenkant und vieles Andere. Mein Ziel ist, weiterhin eigenes Obst zu haben. Deshalb bin ich auch hier aktiv und nicht in einem Aldiforum, um über Supermarktäpfel zu reden.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 1. Nov 2021, 06:19
von Aromasüß
cydorian hat geschrieben: ↑29. Okt 2021, 09:18Der Breuhahn ... hat in unserem Klima ein ungünstiges Nachreifeverhalten und hält trotz Ernte Mitte September nur bis Februar. Steht zwar anders in den meisten Büchern ... . Das hier ist eine korrekte Beschreibung: https://www.ogv-offenthal.de/index.php/wissenswertes/aepfel/174-geheimrat-breuhahn
Warum bloß der Breuhahn in Baden-Württemberg nicht gedeihen will?
In manchen Jahren fehlen dort 50
Sonnenscheinstunden - in den entscheidenden Vegetationsmonaten zwischen Blüte und Ernte -
(z. B. dieses Jahr). In anderen Jahren (2019) herrschte aber weitgehender Gleichstand mit dem Nordosten, in dem der Breuhahn gut gedeiht. Auch die
Durchschnittstermperatur liegt in Baden-Württemberg nicht so viel niedriger.
-> Wähle in der Statistik des Wetterdienstes:
das "Produkt" Temperatur (oder Trockenheit oder Niederschlag) - und einen Monat der VegetationsperiodeLiegt es also an dem enormen Unterschied der
Niederschläge? - Aber dass deswegen der Breuhahn in Baden-Württemberg gleich 3 Monate kürzer haltbar sein soll als im Rest des Landes??
Wer also in trockeneren und etwas wärmeren Gebieten - mit leichteren Böden - zuhause ist, probiere es mit dem Breuhahn!(Im Unterschied zum Batullenapfel, der sich hier nicht durchgesetzt hat, bringt der Wärme-liebende Breuhahn aromatisches Tafelobst.) Damit will ich gar nichts gegen den Siebenkant sagen: Den auch ausprobieren!
Der Breuhahn sollte allerdings
nicht vorzeitig ("Mitte September") geerntet werden, wie es der
OGV Offenthal falsch empfiehlt (in seinem unseligen Merkblatt). Da sind "die meisten Bücher" tatsächlich klüger (siehe anhängend): Der Breuhahn ist ein Winterapfel. Wer Erfahrung mit ihm hat, berichtet, dass seine Früchte in Regenjahren (die es vor dem Klimawandel noch gab) ein spürbar schlechteres Aroma ausbilden als in Sonnenjahren. Sie
sollten vor der Ernte solange hängen wie möglich! Etwas Fallobst kann angesichts seiner hohen Fruchtbarkeit in Kauf genommen werden. Wer allerdings seinen Rasen vor dem Fallobst schonen will (Selbstausdünnung bereits im Juni!), pflanze vielleicht besser ein Ziergehölz?
Nachtrag: Der Trockenheits-verträgliche
Batullenapfel muss anscheinend länger lagern, bevor er schmeckt. Das habe ich gerade nachgelesen. Als "
Frühlingsapfel" konnte er sich
hier im Nordosten aber gegen den Ontario nicht durchsetzen.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 1. Nov 2021, 11:13
von cydorian
Aromas hat geschrieben: ↑1. Nov 2021, 06:19Liegt es also an dem enormen Unterschied der Niederschläge? - Aber dass deswegen der Breuhahn in Baden-Württemberg gleich 3 Monate kürzer haltbar sein soll als im Rest des Landes??
Bundesland ist politisch, Apfel ist Klima. Auf den 100-1500m des Landes ist da viel dabei. In Hartmanns Beschreibungen wird zwar zu späterer Ernte (Anfang Oktober) geraten, aber auch dort kommt er auf maximal Februar Lagerdauer. Jede Pflanze benimmt sich in unterschiedlichem Klima anders und der Effekt, dass Warmlagen zu anderen Aroma- und Fruchteigenschaften führen ist bei Äpfeln doch völlig normal. Besonders grosse Lagerunterschiede je nach Klima gibts auch bei Glockenapfel, Ontario, Berner Rosen (der in kühlerem Klima ganz vorzüglich wird und hier mit Mehltau, Fleischbräune nur ein Herbstapfel ist) oder die empfindlichen Sorten der Cox-Ahnenreihe hinauf.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 9. Feb 2022, 15:43
von Maiglöckchen1
Breuhahn hat bei mir an schlechtem Lehmstandort in warmer Lage auf 111 versagt. Alternanz, Mehltau früher Fruchtfall M 9, Haltbarkeit bis A Februar, da können dann die leckeren Früchte auch nichts mehr dran ändern.
Zum Siebenkant MM111 versetzt im Frühjahr 2018 mit drei aufeinanderfolgenden Hitzejahren, 2021 leicht erholt aber irgendwie "vergreist"
alterniert auch, hat etwas Stippe (wegen Jungbaum?) öfter verpilztes Kernhaus, 7. Februar 2 von drei kleinen Früchten verkostet, schmeckt, leicht aromatisch, saftig, bleibt fest, bin zufrieden.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 9. Feb 2022, 15:44
von Maiglöckchen1
Hier aufgeschnitten, Schale leicht fettig, ganz leicht geschrumpft. Natyra links war geschmacklich deutlich besser.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 9. Feb 2022, 18:33
von cydorian
Schrumpfen mit Folienhaubenlagerung vermieden, dann hält sich auch das Aroma besser weil die Atmung vermindert ist. Mein Siebenkant wächst sowohl kräftig als auch schön auf schlechtem Boden, habe mir aber im Pflanzjahr und das Jahr danach noch viel Mühe beim Giessen gemacht, damit er einen guten Start hat. Jetzt hat er Blütenknospen, scheint also auch relativ früh in Floreszenz zu kommen. Laubgesundheit letztes Jahr und vorher war erstklassig. Rindenbrand muss man sehen. Hab ihn erst mal weiss angepinselt.
Natyra habe ich mir auch schon überlegt, scheint eine der ganz wenigen neueren Sorten zu sein die anbauwürdig sein könnte und die auch nicht Golden Delicious - verseucht ist. Hat allerdings Cox im Stammbaum, es stellt sich die Frage nach Rindenbrand. Wie alt ist deiner, auf welcher Unterlage?
Breuhahn - genau so auch in unserem Klima.
Re: Apfel Hochstamm "Siebenkant" wie und wo?
Verfasst: 10. Feb 2022, 00:22
von Maiglöckchen1
Siebenkant kommt schnell in Ertrag, hatte im zweitem Veredlungsjahr auf 111 bereits eine Frucht und guten Wuchs, dann habe ich ihn verpflanzt... Stamm hatte keinen Schutz in den drei Hitzejahren, kein Rindenbrand aber auch kein Wuchs, immer Fruchtbildung aber alle abgefallen vertrocknet. Auf Sämling seit 2019 legt er gut los. Blätter gesund.
Was man von Natyra auf M25 mit ZV nicht unbedingt sagen kann. Irgendwie denen von Pilot ähnelnd. Kein Schorf. Erst 3 Früchte, z.T. "missgebildet mit verwachsenen Einkerbungen"