Ich Zitere mal aus dem "Birnensorten - Auswahl und Verwendung"-Thema, wo die Diskussion ab
Hier Richtung Unterlagen / Birnenverfall ging. Hier passt es meiner meinung nach besser hin. Jedenfalls der Teil zum Birnenverfall.
cydorian hat geschrieben: ↑21. Okt 2025, 21:12
[...]
Solange nicht klar ist, welche Unterlagen besser sind bei starker Wuchskraft, würde ich Pyrus calleryana nehmen.
meiby hat geschrieben: ↑23. Okt 2025, 11:15
Die Unterlage wählt man nach dem Boden aus. Krankheitsanfälligkeit (bei Birne insbesondere Feuerbrand und Birnenverfall/pear decline) Baumgröße, Kompatibilität mit Sorte spielen natürlich auch eine große Rolle.
Nach meinem heutigen Kenntnisstand würde ich auch Pyrus calleryana, Farold 87 für kleinere Bäume und wie angeregt für flacheren Boden eine Quittenunterlage nehmen.
Mostbirnensorten bieten sich an, wenn man nicht auf Saft allein setzt, sondern später u.U. Vielleicht auch Birnenwein, Birnenschaumwein oder Birnenbrand herstellen will. Tafelbirnensorten, aus denen man auch Saft, Smoothies würde ich aber nicht ganz ausschließen.
Bezugsquellen für Unterlagen Pyrus calleryana (Stahl), Farold 87 (Lodder) für kleinere Mengen mußt Du einfach nachfragen. Manche Baumschulen verwenden auch Pyrus caucasica oder die Refia-Unterlagen Virutherm.
Edelreiser von Mostsorten wie Bayerische Weinbirne, Gelbmöstler, Karcherbirne, Oberösterreicher Weinbirne, Nägelesbirne, Pastorenbirne, Pleiner Mostbirne, Palmischbirne, Sievenicher Mostbirne, Schweizer Wasserbirne, Champagner Bratbirne hat z.B. der Obstmuttergarten Rheinland
https://www.obstreisergarten.de/cms/
Weitere Edelreiser
https://shop.baumschuleritthaler.de/sh ... 01792.html
Ich muss sagen, dass ich schon sehr verwundert bin, dass nun kommerziell Pyrus Calleryana Sämlinge als Unterlagen angeboten werden. Warum nun? Im Zusammenhang mit Birnenverfall habe ich nicht allzuviele Informationen dazu. Mein Kenntnisstand ist nur, dass Sämlinge der Pyrus Calleryana CV "Bradford" eine hohe Anzahl resistenter Nachkommen haben soll.
Nachkommenschaften mit einer hohen Zahl resistenter Genotyen:
– bestimmte Selektionen von P. communis
– P. calleryana cv. Bradford
– P. betulifolia
Quelle: Präsentation "Bekämpfung des Birnenverfalls mit Hilfe resistenter Unterlagen?" von Dr. Wolfgang Jarausch AlPlanta-IPR, Neustadt/W., Deutschland Dr. Bernd Schneider Prof. Erich Seemüller Julius Kühn-Institut, Dossenheim, Deutschland, leider online wohl nicht mehr verfügbar.
Bezugsquellen für Samen der Sorte Bradford habe ich aber nur in den USA gefunden. Ob die hierher versenden und ob die durch den Zoll gehen (und wenn nicht mit welchen Konsequenzen) weiß ich nicht.
Vor diesem Hintergrund frage ich mich aber von welchem P. Calleryana Cultivar diese Unterlagen abstammen. Ich kenne sonst keine Informationen zu möglichen Resistenzen. Auch zu weiteren Eigenschaften.
Generell würde ich es ja interessant finden, P. Calleryana cv. Bradford Sämlinge als Unterlagen zu ziehen. Aber genausogut könnte man Samen von Williams nehmen... Ich hoffe man versteht, was ich sagen will. Es ist, vor allem ohne genaue Informationen zur Herkunft weiterhin wie Lotto spielen.
Generell muss man mal das Thema Resistenzen bei Birnenverfall beleuchten, denke ich.
- Lt. der oben genannten Quelle ist die Resistenz unter natürlichem Infektionsdruck (im Feld) unterschiedlich zwischen Nordamerkia und Europa. Die Kirchensaller gilt beispielsweise in Nordamerkia als resistent gegen Birnenverfall!
Jarausch in o.g. Präsentation hat geschrieben: in Nord-Amerika (Westwood & Lombard 1982)
–resistent:
• Selektionen von P. betulifolia, P. elaeagrifolia, P. nivalis, P.
pashia, P. syriaca, und P. communis cvs Kirchensaller, Old
Home, Anjou, Bartlett und Winter Nelis
• Selektionen von Quitte-Unterlagen (Cydonia oblonga) A und C
• in Italien (Giunchedi et al. 1995) und Deutschland (Seemüller
et al. 1986)
– resistent:
• Quitte-Unterlagen BA29 und CTS212 (nicht Quitte A und C !!)
• P. communis cvs Bartlett, Conference und Abate Fetel (nicht
cv. Kirchensaller !!)
Pyrus Calleryana ist in USA nicht ausreichend tollerant gegen Birnenverfall! (https://ipm.ucanr.edu/agriculture/pear/ ... #gsc.tab=0)
- Resistenzgene spalten sich in der Nachkommenschaft auf
Jarausch in o.g. Präsentation hat geschrieben:
resistente und anfällige Genotypen wurden in der gleichen
Nachkommenschaft gefunden
– das Resistenz-Merkmal spaltet auf
- Alle Arten haben Nachkommen die anfällig sind
Jarausch in o.g. Präsentation hat geschrieben:anfällige, schwach resistente und resistente Genotypen wurden in
allen Nachkommenschaften gefunden
– das Resistenz-Merkmal kann nicht einem bestimmten Taxa
zugeordnet werden
Jarausch in o.g. Präsentation hat geschrieben:• Sämlinge können nicht als resistente Unterlagen genutzt
werden
• selektierte resistente Genotypen müssen vegetativ
vermehrt werden
Falls es jemanden Interessiert was meine Erfahrungen sind:
Ich habe auf einer Wiese die ich beernte eine Birnenunterlage die durchgetrieben ist und mittlerweile ein fruchtender Baum ist (Stammdurchmesser ca. 20 cm). Die Edelsorte (unbekannt) ist schon lange abgestorben. Der Stamm der Edelsorte (sehr alt, sicher > 150 Jahre, Durchmesser kann ich nicht sagen) lag vor 10 Jahren als ich dort angefangen habe neben der durchtreibenden Unterlage. Die Unterlage ist sehr vital, keinerlei Anzeichen von Birnenverfall oder sonstigen Krankheiten.
Mein Gedanke war: Mit Birnenverfall infiziertes Material auf die geernteten Wurzelschosser zu veredeln. Im Laufe der Jahre dann schauen, wie sie sich entwickeln.
Dazu habe ich Proben der mutmaßlich infizierten Spenderbäume zum LTZ gesendet für die PCR-Analyse auf Pytoplasmenbefall und musste leider merken, dass es enorm schwierig ist, überhaupt einen Befall nachzuweisen. (Schreibten auch die Fachleute). Also mache ich einfach experimentell weiter und lasse die Analyse bleiben.
Interessant: Unter den mutmaßlich infizierten Spendern war eine Schweizer Wasserbirne. Das war die einzige von 3 Bäumen, wo ein positiver Nachweis herauskam. Der Baum ist riesig, sehr alt und vital. Jedes Jahr noch ordentlich zuwachs, trotz Birnenverfall. Nur einzelne Äste zeigen vorzeitig rotgefärbtes Laub.
Wenn jemand neue Informationen, vor allem zu Pyrus Calleryana oder anderen Arten hat, bitte raus damit.