Die Geschichte hat so angefangen:
Wir von der BI wollten eine innerstädtische Brachfläche, die sich über gut 50 Jahre zu einem innerstädtischem Wald entwickelt hatte, entgegen der politischen Meinung als Grünfläche erhalten. Und weil wir auch den Nutzen der trockenen Sedumflur am Südende erkannt hatten, hatte ich einen der damals 5 im Arbeistkreis Heuschrecken RLP organisierten Experten eingeladen. Damals wurde gerade die rote Liste der Heuschrecken überarbeitet, also Input willkommen. So nahm man sich Zeit für diese unbezahlte Arbeit.
Schnell war klar, wenn wir uns hier nicht um Ohrenkneifer und die verwandten Waldschaben kümmern, tut es niemand in Deutschland, weil diese Gruppe nicht die Popularität wie Schmetterlinge oder Wildbienen besitzt. Und weil man etwas richtig tut, wenn man was tut, war schnell klar, das es Zweifel gibt. Also mussten mRNA Analysen her. Um die Arten zu bestimmen, weil sie äußerlich damals nicht zu unterscheiden waren.
Und so nahm die Geschichte ihren Lauf. Ja, da gibt es was neues. Niemanden interessiert es. Aber wir haben getrommelt. Der Hype in der Gesellschaft mit Biologie war ja da. Den haben wir ausgenutzt. Nicht nur die Regionalpresse hat berichtet, auch die dpa.
Das war der Grundstein. Die Presse hat über das Ursprungspaper mit Horst Bohn berichtet, wo die Art das erste mal tatsächlich neu eingeordnet wurde. Das passiert einem Biologen nicht jedes Leben in seiner beruflichen Karriere, und die Frage ist wissenschaftlich auch noch nicht endgültig geklärt.
Was mich aber stolz macht, ist, dass mittlerweile viele Fachautoren oder auch normale Bürger in vielen Teilen Deutschlands nicht mehr nur von `die Kakerlaken muss man totschlagen, wenn sie in die Wohnung rennen´ reden, sondern das wir hier im kleinen Kreis eine Entwicklung angestoßen haben, die nicht nur in einem Wikipedia Eintrag und einigen wissenschaftlichen Arbeiten gefruchtet hat, sondern dass es auch ein bisschen Bewusstsein zu geben scheint, dass man mal etwas genauer hinschauen kann bevor man sich Reflexhaft ekelt und das kein Fehler sein muss.
PS: das Foto der Oothek in der Apfelbaumrinde in meinem Garten vom 18.01.2015 ist das erste was die Frage der Überwinterung von P.t. geklärt hat. Der Wikipedia Eintrag gehört an der Stelle noch überarbeitet. Wir hätten doch die Generationenstudie von 2015 veröffentlichen sollen, da hatte ich wöchentlich ein paar dutzend gesammelt und eingelegt. Hatten damals aber darauf verzichtet, weil wir neben Zeitmangel auch dachten, interessiert eh niemanden. Es war halt nur eine Handvoll beteiligte Leute mit keinerlei Unterstützung von niemandem.
Mein Dank gilt auch Horst Bohn von der zoologischen Staatssammlung München und vor allem seinem Nachfolger, der die Aufgabe als führender Waldschabenexperte im Winter 2017/2018 übernommen hat. Wenn sich alle Schabenentomologen Deutschlands an einen Tisch setzen, braucht es nur 5 Getränke, damit sind alle versorgt. Darüber könnten wir mal als Gesellschaft nachdenken, ob die Biologie dahinter wirklich so viel weniger Wert ist wie die der Wildbienen, Schmetterlinge und Libellen.